31. Oktober: 31. Sonntag im Jahreskreis

„Wie könnte etwas erhalten bleiben, das nicht von dir ins Dasein gerufen wäre. Du liebst alles, was ist, denn in allem ist dein unvergänglicher Geist, Herr du Freund des Lebens!“

Das sind wunderbare Gedanken, Schwestern und Brüder, Gedanken, die weit über die Vorstellung von der Schöpfung im Genesis hinausgehen: Gott formt den Menschen aus Lehm vom Ackerboden heißt es da. Aber auch schon: Gott hauchte ihm seinen Lebensodem in die Nase.

Hier aber: „In allem ist dein unvergänglicher Geist!“ –
Gottes unvergänglicher Geist ist in seiner Schöpfung, die wir als so vergänglich erleben: Selbst Gebirge haben einen Ursprung und werden durch die Erosion abgetragen. Nichts scheint auf dieser Welt ewig zu sein.

„In allem ist dein unvergänglicher Geist!“ rühmt das Buch der Weisheit Gott, den Freund des Lebens.

Wie kann ich mir also vorstellen, dass Gott mit der Welt, mit mir verbunden ist: Gottes Geist ist in mir und in der ganzen Schöpfung.
Das ist eine bleibende Verbindung: auch wenn jemand krank ist, ist Gottes Geist in ihm ‑ auch wenn das Leben eines Geschöpfes zu Ende geht.

In vielen Bildern sprechen wir davon, dass der Mensch zurückkehrt zu Gott, dem Ursprung und der Quelle alles Lebendigen: Wir sagen, dass wir zum Vater heimkehren. Die Bibel kennt das Bild von Abrahams Schoß, in dem die Verstorbenen ruhen.
Paulus spricht davon, dass sich das unvergängliche mit Vergänglichkeit bekleidet.

Jedenfalls besteht eine ganz und gar innerliche Verbindung zwischen Gott und jedem von seinen Geschöpfen. In allen ist der lebendige unvergängliche Geist.

Die Vergänglichkeit der Lebewesen und der Dinge ist ein großes Fragezeichen und Geheimnis, da doch Gottes unvergänglicher Geist in ihnen ist, der Geist dessen, der sie ins Dasein rief.

„In allem ist dein unvergänglicher Geist!“ Wenn wir leiden, leidet Gottes Geist in uns. Wenn wir Leiden zufügen, dann wenden wir uns gegen Gottes Geist in einem anderen Geschöpf.

Ein zweites großes Fragezeichen ist, wie Geschöpfe, in denen Gottes Geist ist, anderen Schaden zufügen können und sich gegen das Leben, das von Gott kommt und das in ihnen ist stellen können und mögen.

Mein Wille, mein Ich kann dem Geist Gottes, der in mir ist entgegenstellen und sich gegen ihn wenden. So bin ich also nicht eine programmiertes Wesen, wie ein Automat, der genau seinem Programm folgt. Vielmehr bin ich ein eigenes Subjekt, das selbst entscheidet, das zwischen Möglichkeiten wählt.

Wie immer aber jemand wählt, ob er Gottes Geist folgt, oder sich gegen ihn wendet: Gott liebt alles, was ist, denn in allem ist sein unvergänglicher Geist. Gott ist der Freund des Lebens.

Jesus verwirklicht gegenüber Zachäus, was das Weisheitsbuch als Lebensbetrachtung anstellt. Er erweist sich als Freund des Zachäus, dessen Verwerflichkeit jedem bekannt ist und der keine Freunde hat. Gott ist sein Freund. Jesus macht sich ihm zum Freund. Als die Menschen ihn ausgrenzen und die Sicht versperren, als sie vielleicht hämisch grinsen, als sie den ungeliebten Zöllner Zachäus im Baum sitzen sehen, da setzt Jesus ein Zeichen:

Nicht bei denen kehrt er ein, die sich gegenüber Zachäus für gerecht halten, sondern bei ihm. Denn Gott ist auch sein Freund.

Da Zachäus sieht, wer Jesus ist – sein Freund – da widerfährt auch diesem Haus das Heil. Zachäus nimmt Jesus nicht nur in seinem Haus auf. Er gibt ihm nicht nur Essen und Trinken. Jesus hat sein Herz geöffnet und Zachäus hat Gottes unvergänglichen Geist in sich entdeckt.

Das ändert alles. Schwestern und Brüder!

Gott ist der Freund des Lebens! Gott ist unser Freund und in Jesus wendet er sich uns freundlich zu – er möchte bei uns wohnen! Hören wir auf Gottes Geist in uns. Amen.