Markus Lanz unterhielt sich in den vergangenen Tagen mit Prof. Michael Tsokos. H. Tsokos ist Leiter des Rechtsmedizinischen Instituts der Charité in Berlin. Im Laufe des Gesprächs sagte Tsokos: „Ich kann nicht mehr an eine höhere Gewalt glauben, die zulässt, dass Kinder auf so grässliche Weise getötet werden. Ich habe durch meinen Beruf meinen Glauben verloren!“
Ich höre die Enttäuschung eines Menschen, der denkt: Eine höhere Gewalt müsste in der Lage sein, solche Exzesse zu verhindern.
Kann ich, muss ich von Gott erwarten, dass er in seiner höheren Macht Unmenschlichkeiten verhindert?
Johannes dem Täufer mag es mit Jesus von Nazareth ähnlich gegangen sein: Welche großartige Verheißungen machten die Propheten, besonders Jesajas über den Messias! Sie sprechen von ewiger Freude, von der Wiederherstellung Israels und vom Frieden, der vom Zionsberg aus die ganze Welt erfasst, weil alle Völker kommen, um von Gott Weisung zu empfangen.
Jesus erfüllt diese Verheißungen nicht!
Er gibt sich mit den Armen ab, er sammelt eine kleine Schar von Freunden um sich, er muss sich den Angriffen seiner Widersacher entziehen. Johannes sieht seine Erwartungen enttäuscht und zweifelt: Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen anderen warten?
Prof. Tsokos ist ein Beispiel dafür, dass der Zweifel des Johannes nach wie vor den Glauben an Jesus in Frage stellt. Ist Jesus wirklich der, der die Menschen vom Übel befreit: von Gewalt und Krankheit, Von Bosheit und Tod?
Ist Jesus der Messias? Wird es das Paradies, den Himmel jemals geben? Oder ist die Welt so wie sie ist, weil es keinen Gott gibt und wird sie deshalb immer so bleiben?
Hat Gott sich von der Welt abgewandt und ihr seine Huld entzogen? Ist das Leben, das wir kennen nur noch ein Kampf um Leben und ein bisschen Lebensqualität – bis es vorbei ist?
Jesus sagt: Mitten in dieser Welt mit ihren Grauen kannst Du sehen, wie das Grauen überwunden wird: Kranke werden gesund. verlassene und verlorene Menschen fassen neuen Mut.
Gerade sie glauben die frohe Botschaft, dass Gott ihnen nahe ist, dass sie das Reich des Friedens erben, das Reich Gottes!
Und er fügt hinzu: „Selig, wer an mir keinen Anstoß nimmt!“
Schwestern und Brüder, welcher Stimme, welchem Urteil, welcher Lebenshaltung wollen sie folgen und angehören:
Jener, die angesichts des Grauens in der Welt nicht, an die Göttlichkeit der Liebe glauben kann. Sie denkt: Ich bin ein Teil dieser Welt. Ich lebe und versuche, gut zu leben. Dem Grauen versuche ich, aus dem Weg zu gehen. Ich weiß aber, dass der Tod mein letztes Schicksal ist.
Oder wollen Sie auf die Stimme Jesu hören, die sagt:
Das erste und das letzte im Leben ist Gott, der uns aus Liebe das Leben schenkt, der unser Leben in Liebe begleitet und der uns, wenn unser Körper stirbt aus Liebe neues Leben gibt.
Entscheiden sie sich für die Absolutheit des Todes!
Oder entscheiden sie sich für die Absolutheit der Liebe als Quelle und Ziel des Lebens?
Ja, man kann leicht Anstoß nehmen. Gott kommt in diese Welt und wird ein Teil von ihr – von der Geburt, bis zum Tod.
Er nähert sich dieser Welt nicht mit mächtigen Überwesen, die den grausamen Taten der Menschen ein Ende setzen.
Er vollzieht keine Gehirnwäsche durch überirdische Wellen, die alle Menschen zu friedliebenden Menschen verwandeln.
Er lässt sich vielmehr ein auf diese Welt, wird ein Teil von ihr, um in dieser Welt ein Licht anzuzünden. Wir, die das Evangelium glauben, dass Gott uns nahe ist, haben einen Auftrag:
Durch uns soll es hell werden in der Welt. Freude soll aus unseren Gesichtern strahlen, die Freude darüber, dass wir geliebte Gotteskinder sind.