Auf Wahlversprechen fallen wir Wähler kaum noch herein.
Wir wissen ja, dass vor Wahlen allen alles versprochen wird und dass nach den Wahlen viele dieser Versprechen nicht gehalten werden (können).
Jesus verspricht auch so einiges: Himmelreich, Trost, Land, Sättigung, Erbarmen, Gottesschau und Gotteskindschaft. Das sind Versprechen, die das Jenseits betreffen, das was kommen wird.
Die das erlangen, werden selig gepriesen und zwar: die Armen, die Trauernden, die Gewaltlosen, die Hungernden und Dürstenden, die Barmherzigen, die reinen Herzens sind, die Frieden stiften und die Verfolgten.
Welche Botschaft haben diese Seligpreisungen Jesu?
Manche hören es so:
Ihr müsst arm sein vor Gott, ihr müsst Frieden stiften, ihr müsst barmherzig sein, …
dann werdet ihr selig werden, dann wird Gott euch das Versprochene im Jenseits geben!
Ich kann mich dem nicht anschließen: Ich glaube nicht, dass Jesus diese Seligpreisungen als Verhaltensregeln gelehrt hat, die ich unbedingt einhalten muss, damit ich selig werden kann.
Jesus hat eben oft genug erklärt, dass man sich den Himmel nicht verdienen kann; dass Gott dem Sünder vergibt; dass es nicht um die Einhaltung von Geboten geht, wenn man Gott finden will.
Welche Botschaft haben die Seligpreisungen dann?
Manche hören es so, als ob Jesus gesagt hätte:
Ihr Armen, ihr Hungrigen, ihr Gewaltopfer, ihr Wehrlosen nehmt euer Schicksal geduldig an. Wenn es euch auch in der Welt schlecht geht – dafür wird Gott euch im Jenseits entschädigen.
Ich kann mich dem ebenfalls nicht anschließen: denn Jesus hat Kranke geheilt und Hungernden zu Essen gegeben. Jesus hat gelehrt, dass auch am Sabbat geheilt werden darf.
Jesus hat nicht dazu ermuntert, Elend, Not und Unrecht einfach zu ertragen in der Aussicht auf die Entschädigung im Jenseits.
Welche Botschaft haben diese Seligpreisungen Jesu?
Tatsächlich wird immer eine Zustandbeschreibung verbunden mit einem Versprechen, dass das Jenseits betrifft. Aber es kommt sehr darauf an, richtig zu verstehen, was diese Seligpreisungen im Einzelnen bedeuten:
Die Armen, sind die, die alles von Gott erwarten, die ihre Kräfte einsetzen für Gottes Reich, und zugleich daran denken, dass Gott die Fülle ist und schenkt.
Die Trauernden, sind jene, die sich nicht zufrieden geben mit dem traurigen Zustand der Welt.
Die keine Gewalt anwenden, die nach Gerechtigkeit hungern, die Barmherzigen: damit werden Menschen beschrieben, die den Bund achten, den Gott mit den Menschen geschlossen hat.
Die Seligpreisungen beschreiben Menschen, die so handeln, wie es im kommenden Himmelreich sein wird. Sie werden selig gepriesen, weil das Himmelreich für sie schon Gegenwart ist. Ihnen gehört das Himmelreich, weil es schon jetzt ihr Leben ist.
Der Unterschied ist vielleicht nicht leicht zu erkennen:
Aber die Botschaft ist nicht: Du musst jetzt etwas tun, damit du dann.
Sondern: So wird es sein, so könnt ihr es auch jetzt machen, dann ist jetzt schon das Himmelreich unter euch.
Nicht die Besitzenden, Mächtigen, Eroberer sind selig – ihr Gut verweht im Wind –
Selig sind die Menschen, die solidarisch ins mit anderen, die das Leben des anderen achten. Denn sie leben als Gottes Kinder. Dies wird bleiben und niemand kann es ihnen nehmen.
Jesus erlässt keine neuen Gebote und Verbote. Jesus kündigt nicht Lohn und Strafe an: Jesus sagt: Das Himmelreich ist euer, Gott ist jetzt bei euch, seinen Friede könnt ihr und dürft ihr jetzt empfangen.



