16. Januar 2011: 2. Sonntag im Jahreskreis

In jeder Messfeier zitieren wir beim Brechen des Brotes Johannes und beten: Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt.

Das Johannesevangelium und die Offenbarung des Johannes sprechen von Jesus als dem Lamm Gottes. Hier, mit dem Mund Johannes des Täufers. Später, als Jesus gekreuzigt wird, geschieht dies nach dem Johannesev. zu der Stunde, als die Lämmer für das Paschamahl geschlachtet werden. Die Offenbarung des Johannes verwendet das geschlachtete Lamm als Symbol für Jesus, der gekreuzigt wurde.

Warum das Lamm? Das Evangelium spielt damit auf das Pascha­lamm an, das die Juden schlachteten, um an den Aufbruch aus Ägypten zu erinnern. Am Vorabend schlachteten die Israeliten ein einjähriges, fehlerfreies Lamm. Das Blut des Lammes, an den Türpfosten wurde zum Zeichen dafür, dass sie zum Volk Gottes gehören, das seinen Weg in die Freiheit beginnt.

Das Johannesevangelium bringt Jesus mit dem Lamm in Verbin­dung, weil es eine Antwort sucht: eine Antwort auf die Frage, was der Kreuzestod Jesu zu bedeuten hat. Warum musste der Sohn Gottes, der erfüllt war von Gottes Geist, warum musste er den Tod am Kreuz erleiden?

Zunächst, weil er den Zorn der führenden Israeliten auf sich zog. Weil er ihnen Angst machte, Weil sie meinten, dass er ihre Autorität untergräbt und damit die Ordnung und die Religion für die sie stehen.

Jesus starb diesen Tod, weil er die Vergebung der Sünden verkündete und den Sündern im Namen Gottes die Sünden vergab.
Er starb, weil er verkündete, dass das Reich Gottes unter den Menschen ist, also nicht von den Priestern und Schriftgelehrten verwaltet wird.

Sein Tod hat also eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Tod des Paschalammes, dam Symbol des Aufbruchs aus der Sklaverei in die Freiheit.

Jesus steht für die Freiheit – für die Freiheit der Kinder Gottes, die nicht der Vermittlung durch die Priester bedurfte.

Er steht für die Freiheit von der Sünde: denn Jesus erklärte die Sünder zu Kindern Gottes, die er mit Gott versöhnt.

Sein Blut wurde vergossen und damit wurde er, Jesus, zum Zeichen des Neuen Bundes. Eines Bundes zwischen Gott und Mensch, der unauflösbar ist, zu dem Gott bedingungslos steht.
Die Menschen könnten Lämmer ohne Zahl töten – dadurch werden die Sünden der Menschen nicht weniger.

Jesus ab er befreit die Menschen von der Last der Sünde, weil er verkündet: Gott liebt den Menschen – ohne Einschränkung und ohne Bedingung. Gott liebt den Menschen, weil sein Geist in ihm ist, seine Lebenskraft, seine Kraft zu lieben.

Nicht das Opfer eines Lammes befreit die Menschen, sondern Jesus Christus. Deshalb ist Jesus das Lamm Gottes: er, den die Menschen ihrer Ordnung, ihrer Macht, ihrer Angst geopfert haben.

Schwestern und Brüder,
Jesus soll nicht umsonst, nicht vergeblich sein Blut vergossen haben: glauben wir ihm und seiner Botschaft. Glauben wir ihm so, als ob Gott selbst gesprochen hätte.

Wenn wir ihm glauben, dann ist sein Geist in uns.
Es ist der Geist Gottes. Es ist die Liebe zum Leben, zum Friede, zur Versöhnung.

Es ist der Geist der uns frei macht, frei von allem, was unsere Liebe einschränkt und hindert – ob von außen oder von innen.

Jesus tauft uns mit dem Heiligen Geist – oder mit einem anderen Satz aus dem Johannesevangelium gesprochen: Allen, die an ihn glauben, gibt er die Macht Kinder Gottes zu sein. Amen.

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