23. Jaunuar 2011: 3. Sonntag im Jahreskreis

Fast jeden Tag erhalte ich Werbeprospekte mit Angeboten zu Sonderpreisen, Lebensmittel, Kleidung, Elektronik  ‑ schlichtweg: alles, was man im täglichen Leben brauchen könnte.

Und noch mehr: Politiker, Gewerkschaften, Wohlfahrts­verbände – alle möglichen melden sich zu Wort und wollen mich für ihren Standpunkt gewinnen; mir wenigstens erklären, dass ihre Meinung die richtige und die der Konkurrenz die schlechtere ist.

Manche schmeicheln und sagen: wir tun mehr für dich als andere. Deine Interessen sind bei uns am besten aufgehoben. Andere wollen mich bewegen, mein Denken, mein Verhalten zu ändern.

Mit den Worten des Matthäusevangeliums gesprochen: Sie alle treten an mich heran mit dem Ruf: „Komm her, folge mir nach!“

Der Ruf Jesu hat eine ganz andere Qualität, als all diese Stimmen, die um meine Zustimmung, meinen Kauf, meinen Beitritt werben. Das merkt man sofort. Was ist der Unterschied?

Warum sollte ich Jesus folgen und was erwartet mich dann?
Was bringt es mir und was kostet es mich?

Dürfen wir so fragen? Das Matthäusevangelium sagt von Simon und Andreas: „Sofort ließen Sie ihre Netze liegen und folgten ihm!“

Spekulieren wir nicht, ob sie Jesus schon kannten, ob Jesus sie schon öfter als Zuhörer gesehen hatte, ob sie Suchende waren, was Jesus in seiner Menschenkenntnis gemerkt hat.

Dem Evangelium geht es darum: In Jesus ruft Gott selbst die Jünger! Da gibt es kein Zögern. Alles andere bleibt dahinter zurück!

Wir sind in einer ganz anderen Situation: Wir sind Christen, katholisch, von Grund auf. Unser ganzes Leben ist davon geprägt und gelenkt. Wir leben in und mit dem Glauben – da brauchen wir nichts zurücklassen?

Es kann sein, dass wir einen christlichen Lebensweg gehen – schon lange, sehr lange vielleicht. Es kann sein, dass wir deshalb nicht alles zurücklassen brauchen, um Jesus zu folgen. Aber: Auch für uns gilt:

Wenn unser Gewissen sich meldet und wir erkennen: das ist die richtige Entscheidung, das andere ist die falsche Entscheidung; das widerspricht dem Glauben an Jesus, so muss t du handeln, dann gibt es auch für uns kein Überlegen.

Das Evangelium macht mir klar: Jesus will nicht etwas von mir, er will keinen Handel mit mir, er will mich und zwar ganz.

Das gilt meiner Meinung nach nicht nur für Ordensleute oder für Priester: Er will mich ganz: das gilt für jeden, der bekennt: Ich glaube an Jesus Christus.
Es gibt keine einzige Handlung, keinen einzigen Gedanken und keine Gewohnheit, die wir aus der Nachfolge Jesu ausklammern könnten. Was immer wir auch tun: Es geschehe in der Nachfolge Jesu!

Was kostet es mich, wenn ich dem Ruf Jesu folge, wenn ich an ihn glaube? Es kostet mich ein lebenslanges und umfassendes Engagement. Ich selbst stehe auf dem Spiel.

Was bringt es mir aber, wenn ich Jesus folge? Was bietet Jesus, was bietet Gott mir dafür an?

Das Matthäusevangelium spricht vom Anfang bis zum Schluss davon: es spricht vom Himmel Reich, von der Herrschaft, vom Reich Gottes. Jesus lädt mich ein, Gemeinschaft mit Gott zu haben, mit dem Schöpfer, mit dem Heiligen, mit dem Lebendigen: Sein Leben, sein Geist, seine Freude, seine Fülle.

Es gibt unzählige Ideen, Hoffnungen, die ich mit dem Reich Gottes in Verbindung bringe. Es ist der Inbegriff des Lebens und des Selbstseins.

Jesus verspricht mir nicht etwas, er schlägt mir keinen Handel vor, keinen Tausch: Was Jesus mir anbietet, ist er selbst, ist Gott, ist das Leben, ist alles.

Schon lange sind wir auf dem Weg mit Jesus und in seiner Nachfolge. Manchmal mit großem Elan, manchmal müde und manchmal zweifelnd, manchmal voller Erfüllung und Freude.

Heute aber macht uns das Evangelium bewusst: Es ist der Weg mit und zu Gott, der Quelle des Lebens: Gott lässt sich finden – in meinem Leben und er will mich, ganz. Das Himmelreich Gott ist mir nahe!

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