Sehr geehrte Damen und Herren,
leider ermöglichen Sie keine Diskussion auf ihrem Blog.
So kann ich leider nur auf diesem Weg kund tun, dass eben dies kennzeichnend ist für einen Stil von Kirche, der meint Kirche sein eine Burg und der die Tradition der kirchenrechtlichen Entwicklung höher stellt als die Aufgabe der Kirche, die Botschaft von der Erlösung (Befreiung) durch Jesus Christus den Menschen nahe zu bringen.
1989 sprach man von den Betonköpfen der DDR. Sie waren keinen Argumenten zugänglich, verschanzten sich hinter ihren formelhaften, verklausulierten Redewendungen und ignorierten den Drang des Volks nach Leben und Entfaltung. So verrieten sie selbst ihre von ihnen gepriesenen sozialistischen Ideale.
Das Volk (sozial) identifizierte sich nicht mehr mit dem Staat, der darauf hin zusammengebrochen ist.
Die Blockadehaltung die Sie in der Kirche einnehmen hat den Prozess bereits in der Kirche ausgelöst. Wir alle – Petition und Memorandum zusammen ‑ werden ihn nicht mehr auffangen können.
Es bleibt nur die Chance, die Menschen mit dem Evangelium in der Freiheit zu begrüßen und mit ihnen die Hoffnung Jesu zu teilen.
Die Menschen sehnen sich nach Frieden, nach Menschlichkeit, nach Annahme, nach Freiheit, nach Liebe und Hoffnung – also nach dem, was Jesus gelebt hat aus seinem Vertrauen auf den himmlischen Vater.
Kirche verkünde endlich wieder das Evangelium anstatt die griechische Philosophie und die Tradition mit Sturheit zu verteidigen!
Mit freundlichen Grüßen
Martin Müller, kath. Pfarrer.
Herr Wolf, wenn Sie Interesse haben, lesen sie bitte mein Statement in der Kategorie „Dialog“
Sehr geehrter Pfarrer Müller,
Nun habe ich Zeit gefunden, um auf Ihren letzten Beitrag zu antworten. Mir fallen da einige Dinge auf, die ich doch sehr eigenartig finde. Zunächst finde ich folgende Aussage von Ihnen doch verwirrend:
Pfr. Martin Müller: „Ich werde darauf verzichten, alle meine Aussagen mit ebensolchen Texten zu belegen. Der Grund dafür ist, dass katholischer Glaube und Theologie nicht darin bestehen, Sätze, die zu bestimmten aber ganz unterschiedlichen Zeiten und mit jeweils ganz bestimmten Zielen und Anlässen verfasst wurden, miteinander zu kombinieren.“
Mir scheint, dass diese Aussage von Ihnen nichts weiter ist als ein Versuch, von Ihren falschen Ansichten abzulenken. Ich habe mit keinem Wort behauptet, dass der katholische Glaube so wäre, wie Sie ihn in dem oben zitierten Text beschrieben haben. Es steht aber fest, dass lehramtliche Aussagen schon einen Sinn haben: und zwar, den Glauben in unserer Sprache auszudrücken, sodass ein jeder Christ auch weiß, was rechtens ist und was nicht, wenn es um Glaubensinhalte und um die Sittenlehre geht.
Ich habe einige relevante lehramtliche Aussagen und Dekrete zitiert, weil man es in einer Diskussion ebenso macht: man stellt nicht nur irgendwelche Behauptungen auf, sondern ist aufgefordert auch Argumente für ebendiese aufzubringen. Wer mit Argumentationen nicht klar kommt, sollte wohl nicht Forderungen nach „Dialog“ stellen.
Ein weiterer Gesichtspunkt ist der, dass freilich die Kirche auch historisch arbeitet: wir können z.B. nicht sagen, dass die Dogmen vorangegangener Zeiten auf einmal nicht mehr gelten und nicht mehr zitiert werden könnten, weil sie eben aus einer „vergangenen Zeit“ stammen: diese Wahrheiten sind nicht zeitgebunden. Und das ist auch der Punkt: ich kann aus der Hl. Schrift – das NT rät ja dazu – zitieren, um Ihnen etwas zu verdeutlichen, und ich kann mit den lehramtlichen Dokumenten arbeiten. Darum verstehe ich überhaupt nicht, was Sie eigentlich mit der oben zitierten Aussage bezwecken wollen.
Falls heute einer auftaucht mit arianischen Ansichten, dann kann man ihm den Fehler dieser Häresie anhand der historischen Verurteilung und der Dogmatisierung gegen den Arianismus zeigen. Man wird nicht daher kommen und wie gelähmt nichts tun, bloß weil die Verurteilung aus vorangegangener Zeit stammt.
Und schade finde ich, dass Sie sich über meine Wortwahl und meine Position beschweren, sich aber gleichzeitig weigern, die von Ihnen beanspruchte Katholizität Ihrer Ansichten anhand geltender Lehre zu demonstrieren. So bekomme ich nur eine Antwort nach der anderen, worin ich wieder aufs Neue heterodoxe und auch häretische Ansichten sehe. Denn Sie haben keinen meiner argumentierten Ansprüche widerlegt – zum Teil haben Sie diese sogar noch verstärkt. Wenn Sie also nur Ihre Meinung kundtun wollen, dann werden wir keinen gemeinsamen Nenner für irgendeinen Dialog, zu dem SIE aufgerufen haben, finden, da es mir und allen Gegnern des Memorandums um den katholischen Glauben geht und nicht um die persönlichen Ansichten irgendwelcher Personen.
Pfr. Müller: „Gott ist ewig und unwandelbar. Also, kann ich folgern, ist auch die Wahrheit Gottes ewig und unwandelbar. Diesen Satz halte ich für wichtig für jeden Gottesglauben, da nur dann Gott der sein kann, der seiner Schöpfung Bestand gibt.“
Dann gehe ich davon aus, dass Sie – wie in „Humane Vitae“ von Papst Paul Vl. schon erklärt – fest daran glauben und dies vertreten, dass die Lehre der Kirche über die Homosexualität, welche vom göttlichen Gesetz abhängt, unfehlbar und unveränderbar ist: dass also „homosexuelle Partnerschaften“ nicht gebilligt werden können und das eine Forderung dazu zur offenen Rebellion gegen den Willen Gottes führt. Des Weiteren geht es auch um die Unmöglichkeit des sog. „Frauenpriestertums“: die Kirche hat schon unfehlbar gelehrt, dass sie keine Macht hat, an dem Beschluss Gottes etwas zu verändern. Wenn Sie aber diesen Punkten nicht zustimmen, dann waren Ihre Aussagen nur leere Worte.
Pfr. Müller: Folglich ergibt sich die Notwendigkeit einer Weiterentwicklung der kirchlichen Lehre durch die Zeit. Was ich hier mit meinen eigenen Worten ausdrücke, bezieht sich auf die Erklärung „Mysterium ecclesiae“ (1973), insbesondere den 5. Abschnitt.
Die Heilige Schrift und die Überlieferung der Apostel, müssen also immer wieder mit den geeigneten Mitteln durchforscht werden, damit die unwandelbaren Wahrheiten, die in der unwandelbaren Gottheit gründen, „immer vollständiger und vollkommener zu Tage treten.“ (ebd. Nr. 3)
Da sich die Verstehensmöglichkeiten der Glaubenden ständig wandeln, ist dieser Prozess niemals wirklich abgeschlossen. So wird die Kirche immer im Gespräch sein, wie die unveränderliche Wahrheit Gottes erkannt und ausgedrückt werden kann.“
Ich weiß gar nicht, warum sie ausgerechnet „Mysterium Ecclesiae“ zitieren – besonders, wenn man bedenkt, welche Position Sie vertreten. Es ist klar, dass sich dieselbe Wahrheit auf verschiedene Weisen ausdrücken lässt. Eine kleine Verständnishilfe:
„Ein Mann wurde mit einer Pistole getötet.“ Dieser Satz drückt dieselbe Wahrheit aus, wie folgender Satz: „Ein Typ wurde mit ‚ner Knarre gekillt.“ Obwohl beide Sätze unterschiedlich sind, ist der Sinn doch derselbe.
Ein weiteres Beispiel, um eine richtige Entwicklung zu zeigen – nach katholischem Verständnis:
„Ein Mann wurde getötet“. Dieser Satz ist wahr. Dann untersucht man den Fall genauer und man kommt zu folgendem Ergebnis: „Ein Mann wurde mit einer Pistole getötet.“ Bei einer weiteren Untersuchung desselben Falles erschließt sich sogar noch die Identität des Opfers. Dieses Beispiel zeigt die Entwicklung, die richtig ist. Dabei ist aber festzuhalten, dass der erste und ursprüngliche Sinn NICHT aufgegeben wurde, sondern tiefer verstanden. Wenn Sie aber vom „Frauenpriestertum“ und von „homosexuellen Partnerschaften“ ausgehen wollen, dann gehen Sie von einer kontradiktorischen Entwicklung aus, welche nicht nur den ursprünglichen Sinn aufgibt, sondern diesem auch noch widerspricht: diese Haltung ist NICHT KATHOLISCH. Das habe ich zur Genüge gezeigt. Und „Mysterium Ecclesiae“ stimmt mir in diesem Punkt sogar zu. Das will ich Ihnen aber auch noch zeigen:
„Der Sinn der dogmatischen Formeln selbst aber bleibt in der Kirche immer wahr und in sich stimmig, auch wenn er mehr erhellt und vollständiger wird.“ (Erklärung der Glaubenskongregation „Mysterium ecclesiae“, 5)
Dieses steht nicht im Widerspruch zu den von mit im vorletzten und letzten Beitrag zitierten lehramtlichen Aussagen, sondern sie alle gehören zusammen. Warum also haben Sie auf dieses Schreiben der Glaubenskongregation verwiesen?
Was mir auch noch komisch erscheint, ist die Tatsache, dass Sie sich auf ein Schreiben der Glaubenskongregation berufen, während Sie andere Schreiben derselben – wie z.B. zur Frage bezüglich des sog. „Frauenpriestertums“ – offenbar nicht annehmen wollen. Wo bleibt da die Glaubwürdigkeit? Wollen Sie eine Kirche, worin ein jeder einfach glaubt, was er will und Anderes einfach ignoriert? Wie Sie vielleicht schon wissen, muss ein Katholik den ganzen Glauben annehmen: nicht nur Teile davon. Und wenn Sie an dieser Aussage zweifeln, dann kann ich bei Bedarf die entsprechenden lehramtlichen Aussagen zur Verfügung stellen. Die Lektüre des „Quicumque“ (sog. Athanasisches Glaubensbekenntis) reicht an sich aus.
Pfr. Müller: „Wie leicht zu entnehmen ist, wendet sich dieses Dekret vor allem gegen Alfred Loisy und einige andere, die als „Modernisten“ bezeichnet wurden. Gerade diese Schrift ist damit ein Beispiel dafür, wie die Umstände in einer bestimmten Zeit die Ausdrucksweise lehramtlicher Dokumente prägen können.
Es ist eine Besonderheit des Christentums und der Kirche, dass sie die Geschichtlichkeit, also die Zeitlichkeit des menschlichen Lebens ernst nehmen. Wer menschliche Rede – und selbst die konkreten Formulierungen von Glaubenswahrheiten sind notwendigerweise menschliche Rede – verabsolutiert, missachtet diese zentrale Dimension unseres Glaubens.“
Das habe ich schon weiter oben angesprochen, Herr Pfarrer Müller. Freilich haben Irrtümer einen Ursprung: einen Menschen, der sie zuerst denkt und ausspricht. Die Kirche hat solche Irrlehrer samt ihren Irrlehren verurteilt. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Irrlehre zu späterer Zeit zur neuen „Orthodoxie“ werden könne: der Sinn bleibt. Ich beharre nicht auf die konkrete Formulierung oder auf den Wortlaut, sondern auf den Sinn – ich habe schließlich die lehramtlichen Aussagen in deutscher Sprache wiedergegeben und nicht im ursprünglichen Lateinischen. Der Arianismus bleibt nach wie vor eine Häresie: egal, wer dieser Meinung anhängt. Und wer die Ansichten und falschen Meinungen des Loisy und der anderen Modernisten teilt, der macht sich ebenso schuldig gegen den katholischen Glauben. Das ist eine Tatsache, die sich leicht jedem denkenden Menschen erschließen lässt.
Pfr. Müller: „Das Beharren auf dem Wortlaut von Sätzen ist gerade nicht christlich.“
Wie oben schon erklärt. Nichtsdestotrotz: der Versuch, sich autonom von der Lehre der Kirche zu bewegen, indem man jeglichen Verweis auf die Lehre der Kirche und die Gebote Gottes als ein „Beharren auf dem Wortlaut“ abzutun versucht, ist überhaupt nicht katholisch – christlich schon gar nicht. Oder wollen Sie dasselbe den Kirchenvätern vorwerfen, wenn sie anhand kirchlicher Dokumente und der Heiligen Schrift, die Irrtümer der Häretiker offenbaren und verurteilen? Und wenn man schon nicht mit den lehramtlichen Dokumenten arbeiten kann, womit dann? Mit dem „persönlichen Gefühl“ vielleicht?
Pfr. Müller: „Was denken Sie über die hier verurteilte Aussage?“
Ich denke, dass man sich einfach das Neue Testament durchlesen sollte: da wird man eindeutig sehen, dass die verurteilte Meinung zu Recht verurteilt wurde. Aber wieso schweifen Sie eigentlich recht oft ab? Wollten Sie nicht Dialog haben über die Punkte des Memorandums? Ich bin auf die Punkte des Memorandums eingegangen und auf ihre Konsequenzen. Sie scheinen mir oft zu versuchen, die Diskussion in eine andere Bahn zu lenken. Wenn Sie nicht über das Memorandum sprechen wollen, dann sagen Sie es einfach.
Pfr. Müller: „Sehr geehrter Herr Wolf, ich verwehre mich strikt dagegen, dass Sie mich wegen meiner Äußerungen und wegen meiner Unterstützung für das Memorandum beschuldigen, mich außerhalb der katholischen Kirche zu stellen.“
Sehr geehrter Herr Pfarrer Müller, ich weiß, dass Sie das sagen. Aber ich halte mich an Gott und an die Kirche – nicht an Ihre Meinungen oder Ihre Forderungen, die der kirchlichen Lehre widersprechen. Und Sie haben dies auch schon zugegeben.
Pfr. Müller: „Vielmehr ist es so, dass sie eine Betrachtung der Glaubensaussagen pflegen, die die Geschichtlichkeit der Kirche missachtet. Somit stehen sie dem im Weg, was die von Paul VI. bestätigte Erklärung „Mysterium ecclesiae“ im 5. Artikel so ausdrückt:
„Außerdem geschieht es manchmal, dass eine dogmatische Wahrheit zuerst auf unvollständige, jedoch nicht falsche Weise ausgedrückt wird und hernach, im weiteren Zusammenhang des Glaubens oder der menschlichen Erkenntnis betrachtet, vollständiger und vollkommener verdeutlicht wird.“
Wirklich? Ich sehe meine Betrachtung zur Zeit im völligen Einklang mit der Lehre der Kirche. Ihre finde ich problematisch, denn Sie gehen von einer substantiellen Veränderung von Lehrsätzen aus, welche nicht der Fall sein kann. Ich hingegen halte mich an die Lehre der Entfaltung – nicht einer Veränderung, welche den ursprünglichen Sinn ausschaltet oder gar ihm widerspricht.
Hier etwas vom Hl. Vinzenz von Lérins:
„Die Kirche Christi aber, die eifrige und sorgsame Wächterin der bei ihr niedergelegten Glaubenslehren, ändert an diesen niemals etwas, tut nichts hinweg, fügt nichts hinzu, löst nicht Notwendiges ab, setzt nicht Überflüssiges bei, läßt nicht das Ihrige fahren, eignet sich nicht Fremdes an, sondern ist mit allem Fleiße auf dieses eine bedacht, daß sie das Alte, wozu schon vor Zeiten der Keim gelegt und der Anfang gemacht worden, durch treue und weise Auseinandersetzung genauer bestimme und feiner unterscheide; was schon gehörig ausgedrückt und entwickelt ist, sichere und kräftige; was schon befestigt und festgestellt ist, bewahre. Was hat sie denn auch je anderes durch die Beschlüsse der Konzilien zu erreichen gesucht, als daß dasselbe, was man vorher schlechtweg glaubte, nachher bestimmter geglaubt wurde; dasselbe, was man vorher lässig predigte, nachher eindringlicher gepredigt wurde; dasselbe, was man vorher ganz in Ruhe pflegte, nachher umso sorgfältiger ausgebildet wurde? Das, sage ich, hat die katholische Kirche immer, durch die Neuerungen der Häretiker dazu getrieben, mit ihren Konzilsbeschlüssen erzielt, und sonst nichts anderes, als daß sie darüber, was sie früher von den Vorfahren allein durch Überlieferung erhalten hatte, nachher für die Nachkommen auch eine schriftliche Urkunde ausstellte, indem sie in wenige Worte vieles zusammenfaßte und meistens um des klareren Verständnisses willen einen nicht neuen Glaubenssinn mit einem eigentümlichen neuen Worte bezeichnete.“ (Commonitorium adversus Haereses, 32)
„ Denn die Glaubenshinterlage selbst, das heißt die Glaubenswahrheiten, darf nicht verwechselt werden mit ihrer Aussageweise, auch wenn diese immer den selben Sinn und Inhalt meint (12).“ (II. Vatikanisches Konzil; „Gaudium et Spes“, 62)
Und nun lasse ich auch Ott zu Wort kommen:
„1. Die Dogmenentwicklung im häretischen Sinn:
Die liberale protestantische Dogmengeschichte (A. v. Harnack) und der Modernismus (A. Loisy) nehmen eine substantielle Dogmenentwicklung an, so daß der Inhalt des Dogmas im Laufe der Zeit ein anderer wird.“ (Ludwig Ott, „Grundriss der Dogmatik“, 30)
Sie sehen also, Herr Pfarrer Müller, dass bisher alle meine Aussagen und die von mir zitierten Lehrsätze und lehramtlichen Aussagen sich ergänzend zueinander verhalten, wenn sie nicht gar dasselbe ausdrücken. In den Punkten Homosexualität und „Frauenpriestertum“ nehmen Sie aber die Haltung der Schismatiker und Häretiker ein, weil Sie von einer substantiellen Veränderung ausgehen. Das habe ich auch schon zur Genüge in meinem längsten Beitrag bisher gezeigt. Aber Sie wollten ja nicht auf die einzelnen Punkte eingehen. Schade.
Pfr. Müller: „Wenn die Kirche ihre Geschichtlichkeit nicht ernst nähme, müssten ja heute noch, nach dem Vorbild des hl. Petrus und nach der Weisung des hl. Paulus die Bischöfe verheiratet sein.“
Interessant, wie Sie das jetzt noch einmal aufwerfen. Vielleicht ist Ihnen entgangen, dass Ihre Lesart dieser Bibelstelle zu absurden Folgen führen würde – zumal die Praxis der Kirche eindeutig zeigt, dass Sie dies falsch verstehen. Mir scheint, dass Sie nicht die Bibel nach dem Prinzip „sentire cum ecclesia“ auslegen wollen, sondern eher nach der Art anti-katholischer Evangelikalen.
Nun denn: die Stelle im I Timotheus 3 sagt, dass ein Vorsteher Mann NUR einer Frau sein durfte: keine „wiederverheirateten“ Geschiedenen also: nach der Tradition der Kirche konnte man verheiratet noch geweiht werden – nach der Weihe konnte man jedoch nicht mehr heiraten, sofern man noch nicht verheiratet worden war.
Wenn Sie aber diese Stelle so lesen, dass nur ein verheirateter Mann mit Kindern „Vorsteher“ sein durfte: nun, was wäre dann mit denen, die verwitwet waren? Waren sie auf einmal nicht mehr für das Amt des Vorstehers passend? Was aber wenn ein Mann keine Kinder bekommt? Mir scheint, dass Ihnen die Ironie der Sache nicht auffällt: dass gerade Sie den Tod im Buchstaben hier finden – und das haben Sie ja vorher mir vorgeworfen. So etwas passiert, wenn man versucht einen Widerspruch zwischen der Kirche und der Hl. Schrift zu erstellen – wie es eigentlich das Werk der Häretiker ist.
Pfr. Müller: „Wer diese Praxis und Lehre, die im Neuen Testament enthalten ist, verändert, erklärt nicht die Bibel für unsinnig, sondern bejaht in dieser Frage die historische Entwicklung der Kirche.“
Es wäre äußerst unehrlich, wenn man nun wieder die Zölibatsfrage, die eine disziplinäre Frage ist, anwendet um Schlüsse auf doktrineller Ebene zu erzielen. Das habe ich Ihnen aber auch schon mal geschrieben. Vielleicht lesen Sie einfach mal die älteren Beiträge wieder durch.
Pfr. Müller: „Ihre Wortwahl ist Ihre Entscheidung und fällt auf Sie zurück.“
Sehen Sie es so, wie Sie wollen, Herr Pfarrer Müller. Und Ihre Aussagen, dass meine Position nicht christlich sei oder nicht im Einklang mit dem Glauben der Kirche, finde ich nicht weiterhin problematisch, sofern Sie Ihre Behauptungen vernünftig anhand des katholischen Glaubens und geltenden Kirchenrechts darlegen können. Leider waren Sie aber dazu nicht in der Lage. Wie ich oben auch schon erwähnt habe: keine meiner begründeten Aussagen über Sie haben Sie bisher entkräften können – manches haben Sie sogar noch verstärkt. Sie müssen nichts Anderes tun als sich zum katholischen Glauben zu bekennen: z.B. zu sagen, dass „Frauenpriestertum“ unmöglich ist und dass „homosexuelle Partnerschaften“ nicht gebilligt werden können. Aber Sie wehren sich dagegen – trotz klarer Lehrsätze. Wenn Sie nicht meine Beschreibungen mögen und nicht wollen, dass Katholiken Sie so sehen, dann verhalten Sie sich auch nicht so.
Pfr. Müller: „Sehr geehrter Herr Wolf, eben weil ich Theologie studiert habe und eben diese Theologie nicht darin besteht, Lehrsätze hintereinander zu schachteln und als Instrument zur Verurteilung anderer Meinungen zu missbrauchen, rate ich Ihnen dringend, Ihr Verständnis von katholisch und Christ – Sein selbstkritisch zu überdenken.“
Wie gesagt, Herr Pfarrer Müller: mir geht es um den Glauben. Und mir ist es vollkommen egal, wie viele Diplome und sonstige akademischen Grade ein Mensch hat: wenn er sich gegen den Glauben stellt, dann bin ich gegen seine Position. Sie wollten einen Dialog über den katholischen Glauben: ich zeige Ihnen, was mir insbesondere an Ihren Ansichten nicht passt, weil sie nicht vereinbar mit dem katholischen Glauben sind. Wenn Sie nicht willens oder unfähig sind, Ihre beanspruchte Orthodoxie zu zeigen, dann können Sie mir bei bestem Willen nicht „Missbrauch“ vorwerfen. So wie die Dinge nämlich stehen, haben Sie sich in manchen Dingen klar gegen Kirchenlehre positioniert – dies haben Sie sogar selbst zugegeben.
Vielleicht befolgen Sie selbst Ihren eigenen Ratschlag und überdenken auch selbstkritisch das katholische Christsein.
Pfr. Müller: „Es wäre hilfreich, die lehramtlichen Aussagen des Konzils und der päpstlichen Bibelkommission wie zum Beispiel das Dokument „Sancta mater ecclesia“ über die Auslegung und Erforschung der Heiligen Schrift zu studieren und zu beachten.
Außerdem könnten Sie wahrnehmen, dass auch Verurteilungen die früher ausgesprochen wurden inzwischen zurückgenommen sind (z.B: bezüglich der Ostkirche). Dann ist noch festzuhalten, dass die Erkenntnisse in der Rechtfertigungslehre in der katholischen Kirche und in der evangelisch-lutherischen Kirche sich so entwickelt haben, dass festgestellt werden konnte, dass hier keine trennenden Unterschiede mehr bestehen. Wer hätte das vor 50 Jahren gedacht?
Insbesondere rate ich Ihnen, die Selbstoffenbarung Gottes in Jesus Christus ernster zu nehmen. Sie ist in den Evangelien in menschlicher Sprache festgehalten. Dort lesen wir so wichtige Sätze: „Auch sollt ihr niemanden euren Lehrer nennen!“ Oder auch: „Urteilt nicht, damit ihr nicht verurteilt werdet!“ Nicht zu vergessen: „Mit dem Maß, mit dem ihr messt und zuteilt, wird auch euch zugeteilt werden!“
Ich möchte Sie nicht schockieren, aber mir sind diese Dinge bekannt. Wahrscheinlich bin ich einfach nicht mit Ihrer Lesart einverstanden. Und keines der von Ihnen angeführten Beispiele rechtfertigt Ihre Entfernung von der katholischen Lehre in den schon behandelten Punkten.
Und schön wie Sie die Bibel zitieren. Ich habe noch niemanden zur Hölle verurteilt und das tue ich auch nicht: Gott ist der Richter und sonst niemand. Vor Irrlehren zu warnen und falsche Meinungen zu berichtigen ist aber etwas, was der Christ durchaus – nach Weisung der Hl. Schrift – zu tun hat. Und ich messe mit dem Maß des katholischen Glaubens. Wenn ich selbst irgendeine kirchliche Lehre ablehne, dann würde ich auch unehrlicher- und heuchlerischer Weise behaupten, ich sei im Glauben noch katholisch.
Dieser Teil Ihrer Antwort hat mich doch stark an Evangelikale erinnert – nicht an einen theologisch-ausgebildeten katholischen Priester.
Pfr. Müller: „Herr Wolf, mindestens so wie Sie stehe ich fest und in der Mitte der katholischen Kirche – ihrer Lehre und ihres Glaubens.“
Durch Wiederholung wird eine Lüge nicht zur Wahrheit, Herr Pfarrer Müller. „Frauenpriestertum“ und die Approbation von „homosexuellen Partnerschaften“ stehen im Widerspruch zum katholischen Glauben. Auch die Idee von einer substantiellen Dogmenentwicklung, die den Forderungen des Memorandums zu Grunde liegen. Wären wir beide fest im katholischen Glauben und „in der Mitte der katholischen Kirche“, dann dürften wir uns nicht im Widerspruch in doktrinellen Fragen befinden – aber das ist die Situation. Außer das Nichtwiderspruchsprinzip der Logik gilt nicht für Sie. Dann kann ich da auch nichts mehr sagen.
Pfr. Müller: „Mir geht es um eine Kultur des Gesprächs. Bisher habe ich den Eindruck fanden keine Gespräche statt,…“
Und da stimme ich Ihnen in diesem Fall und in diesem Kontext zu! Ich habe nämlich nicht das Gefühl, dass wir tatsächlich miteinander sprechen. Ich sehe, dass Sie immer wieder die gleichen Punkte nehmen, die ich schon behandelt habe. Sie stellen immer wieder die gleichen Forderungen auf – z.B., dass ich Sie als „katholisch Glaubenden“ annehmen solle, usw… Ich merke daran, dass Sie nicht unbedingt intellektuell ehrlich mit Ihren Gesprächspartnern umgehen.
Und welche Kultur des Gesprächs wollen Sie denn haben? Das Memorandum möchte, dass die Laien sich überall einmischen: mir geben Sie ja das Gefühl, ich habe als Laie einfach noch nicht das – nach Ihrer Ansicht – „richtige“ Verständnis des Glaubens, da ich kein Diplom in Theologie habe. Wie soll dann eine Kirche aussehen, worin sich die Laien überall einmischen und über alles geredet werden soll, wenn es sogar nicht wenige Laien gibt, die nicht mal mehr an die Realpräsenz Christi in der Eucharistie glauben? Und Sie wollen mir allen Ernstes sagen, dass Sie überzeugt sind, dass die Forderungen des Memorandums der Kirche gut tun würden? Wir haben schon schismatische Tendenzen in den deutsch-sprachigen Ländern aufgrund dieses unsäglichen Memorandums. Das soll gut sein?
Pfr. Müller: „Ich wünsche mir, dass die Bischöfe ihre Bischofspalais’ öfter verlassen, dass sie sich auf (Bibel-, Glaubens-) Gespräche einlassen, nicht mit dem Gestus derer, die alles schon immer und besser wissen, sondern mit der Haltung eines Bruders, der die Stimme des Heiligen Geistes hören möchte, die aus den getauften und gefirmten Christen spricht.“
Und ich wünsche mir, dass die Bischöfe das tun, wozu sie da sind: den überlieferten Glauben zu wahren und unverfälscht zu verkünden und zu kultivieren. Und ich hoffe, dass sie auch gegen jene Schafe im Wolfspelz vorgehen werden – zum Wohle der Seelen der Christgläubigen.
Mit freundlichen Grüßen,
Michael Wolf
Sehr geehrter Herr Wolf,
nun hat es lange gedauert, bis ich auf Ihre Einlassungen antworte.
Ich möchte dieses Mal nicht auf einzelne Passagen eingehen, sondern eine Antwort in geschlossener Art und Weise geben.
Außerdem werde ich auch nicht die einzelnen Punkte der Reihe nach durchgehen.
Die einzelnen im Memorandum aufgeführten und zur Diskussion gestellten Punkte könnten allenfalls einzeln und nacheinander diskutiert werden.
Beim Lesen Ihrer beiden letzten Kommentare haben Sie den Gestus des Glaubenswächters übernommen. Als Ankläger und Richter sind Sie zu dem klaren Urteil über mich gekommen, ich würde der Häresie und Heterodoxie anhängen.
Ihre Beweisführung ist ausführlich und detailliert und beruft sich auf diverse vom Lehramt der Kirche vorgelegte Dokumente.
Ich werde darauf verzichten, alle meine Aussagen mit ebensolchen Texten zu belegen. Der Grund dafür ist, dass katholischer Glaube und Theologie nicht darin bestehen, Sätze, die zu bestimmten aber ganz unterschiedlichen Zeiten und mit jeweils ganz bestimmten Zielen und Anlässen verfasst wurden, miteinander zu kombinieren.
In einem werden wir beide – vermute ich – übereinstimmen: Gott ist ewig und unwandelbar. Also, kann ich folgern, ist auch die Wahrheit Gottes ewig und unwandelbar. Diesen Satz halte ich für wichtig für jeden Gottesglauben, da nur dann Gott der sein kann, der seiner Schöpfung Bestand gibt.
Nebenbei: Aus unserer menschlichen Perspektive ergibt sich dennoch eine schwierige Frage: Was bedeutet für den drei-einen Gott die Menschwerdung Christi, sein Leben, sein Tod in der Geschichte und seine leibliche Auferstehung und Himmelfahrt in die Ewigkeit Gottes?
Ebenso wichtig ist mir die Einsicht, dass Gott für uns immer der je Größere ist und bleibt. Wir können IHN mit unserem menschlichen, begrenzten Denken niemals ergründen, da er unbegrenzt ist und all unser Denken übersteigt.
Dadurch ergibt sich, dass sich Gott zwar durch die Geschichte hindurch den Menschen geoffenbart hat und sich offenbart, dass aber trotzdem diese Offenbarung von Menschen aufgenommen wurde, die in ihrem Denken, in ihren Vorstellungen, in ihrer Ausdrucksweise jeweils begrenzt waren und sind.
Folglich ergibt sich die Notwendigkeit einer Weiterentwicklung der kirchlichen Lehre durch die Zeit. Was ich hier mit meinen eigenen Worten ausdrücke, bezieht sich auf die Erklärung „Mysterium ecclesiae“ (1973), insbesondere den 5. Abschnitt.
Die Heilige Schrift und die Überlieferung der Apostel, müssen also immer wieder mit den geeigneten Mitteln durchforscht werden, damit die unwandelbaren Wahrheiten, die in der unwandelbaren Gottheit gründen, „immer vollständiger und vollkommener zu Tage treten.“ (ebd. Nr. 3)
Da sich die Verstehensmöglichkeiten der Glaubenden ständig wandeln, ist dieser Prozess niemals wirklich abgeschlossen. So wird die Kirche immer im Gespräch sein, wie die unveränderliche Wahrheit Gottes erkannt und ausgedrückt werden kann.
Herr Wolf, sie zitieren das Dekret „Lamentabili“, des damaligen hl. Offiziums, das von Pius X. bestätigt wurde. Wie leicht zu entnehmen ist, wendet sich dieses Dekret vor allem gegen Alfred Loisy und einige andere, die als „Modernisten“ bezeichnet wurden. Gerade diese Schrift ist damit ein Beispiel dafür, wie die Umstände in einer bestimmten Zeit die Ausdrucksweise lehramtlicher Dokumente prägen können.
Es ist eine Besonderheit des Christentums und der Kirche, dass sie die Geschichtlichkeit, also die Zeitlichkeit des menschlichen Lebens ernst nehmen. Wer menschliche Rede – und selbst die konkreten Formulierungen von Glaubenswahrheiten sind notwendigerweise menschliche Rede – verabsolutiert, missachtet diese zentrale Dimension unseres Glaubens.
Das Beharren auf dem Wortlaut von Sätzen ist gerade nicht christlich.
Das genannte Dekret verwirft übrigens in Nr. 44 auch diese Aussage:
„Nichts beweist, dass der Ritus des Sakramentes der Firmung von den Aposteln verwendet wurde: die formelle Unterscheidung der beiden Sakramente aber, nämlich der Taufe und der Firmung, bezieht sich nicht auf die Geschichte des Urchristentums.“
Dazu zwei Fragen:
Was denken Sie über die hier verurteilte Aussage?
Sind, nach ihrer Meinung, all jene Liturgie- und Dogmenhistoriker, die eine formelle Unterscheidung von Taufe und Firmung im Urchristentum nicht finden können, heterodoxe Häretiker?
Das Dekret ging in dieser Frage eben von einem Meinungsstand und einem Sprachgebrauch aus, der 2011 anders aussieht als 1907.
Sehr geehrter Herr Wolf, ich verwehre mich strikt dagegen, dass Sie mich wegen meiner Äußerungen und wegen meiner Unterstützung für das Memorandum beschuldigen, mich außerhalb der katholischen Kirche zu stellen.
Vielmehr ist es so, dass sie eine Betrachtung der Glaubensaussagen pflegen, die die Geschichtlichkeit der Kirche missachtet. Somit stehen sie dem im Weg, was die von Paul VI. bestätigte Erklärung „Mysterium ecclesiae“ im 5. Artikel so ausdrückt:
„Außerdem geschieht es manchmal, dass eine dogmatische Wahrheit zuerst auf unvollständige, jedoch nicht falsche Weise ausgedrückt wird und hernach, im weiteren Zusammenhang des Glaubens oder der menschlichen Erkenntnis betrachtet, vollständiger und vollkommener verdeutlicht wird.
Sodann beabsichtigt die Kirche mit ihren neuen Aussagen, das was in der Heiligen Schrift oder in den vorangegangenen Ausführungen der Überlieferung schon irgendwie enthalten ist, zu bestätigen oder zu erhellen, pflegt aber zugleich an die Lösung bestimmter Fragen oder die Beseitigung von Irrtümern zu denken; alle diese Dinge sind zu berücksichtigen, damit diese Aussagen richtig gedeutet werden.“
Wenn die Kirche ihre Geschichtlichkeit nicht ernst nähme, müssten ja heute noch, nach dem Vorbild des hl. Petrus und nach der Weisung des hl. Paulus die Bischöfe verheiratet sein.
Wer diese Praxis und Lehre, die im Neuen Testament enthalten ist, verändert, erklärt nicht die Bibel für unsinnig, sondern bejaht in dieser Frage die historische Entwicklung der Kirche.
Herr Wolf, sie insistieren einerseits beharrlich darauf, mich einen Heuchler zu nennen: Sie versuchen dies damit zu begründen, dass ich ihrer Meinung nach nur vorgebe, als katholischer Priester zur katholischen Kirche zu stehen, in Wirklichkeit aber – Ihrer Meinung nach heterodoxe Ansichten vertrete, die dem katholischen Glauben widersprächen.
Andererseits versichern sie, dass sie weder mich nach andere Unterzeichner des Memorandums „persönlich angreifen wollte(n) oder jetzt möchte(n)“.
Ihre Wortwahl ist Ihre Entscheidung und fällt auf Sie zurück.
Ich kann mich zwar soweit in ihre Lage hineinversetzen, dass ich verstehe, dass Sie aus Ihrer Perspektive mich und „uns“ alle für Heuchler und Häretiker halten müssen. Aber das Problem ist, dass Ihre Perspektive eben nicht die katholische ist.
Sie sollten aber doch ehrlich sein: Wenn Sie mich Heuchler nennen, dann ist dies ein persönlicher Angriff und nichts anderes. „Heuchler“ bezieht sich nicht auf eine von einer Person vertretene Position, sondern auf die Person selber, zielt also auf die persönliche Ebene. Stehen Sie doch zu Ihrem Angriff auf meine Person!
Die Wortwahl passt zu der Ausdrucksweise, die in der Mehrzahl der Kommentare zu meinem offenen Brief an „pro ecclesia“ zu lesen ist.
Sehr geehrter Herr Wolf, eben weil ich Theologie studiert habe und eben diese Theologie nicht darin besteht, Lehrsätze hintereinander zu schachteln und als Instrument zur Verurteilung anderer Meinungen zu missbrauchen, rate ich Ihnen dringend, Ihr Verständnis von katholisch und Christ – Sein selbstkritisch zu überdenken.
Es wäre hilfreich, die lehramtlichen Aussagen des Konzils und der päpstlichen Bibelkommission wie zum Beispiel das Dokument „Sancta mater ecclesia“ über die Auslegung und Erforschung der Heiligen Schrift zu studieren und zu beachten.
Außerdem könnten Sie wahrnehmen, dass auch Verurteilungen die früher ausgesprochen wurden inzwischen zurückgenommen sind (z.B: bezüglich der Ostkirche). Dann ist noch festzuhalten, dass die Erkenntnisse in der Rechtfertigungslehre in der katholischen Kirche und in der evangelisch-lutherischen Kirche sich so entwickelt haben, dass festgestellt werden konnte, dass hier keine trennenden Unterschiede mehr bestehen. Wer hätte das vor 50 Jahren gedacht?
Insbesondere rate ich Ihnen, die Selbstoffenbarung Gottes in Jesus Christus ernster zu nehmen. Sie ist in den Evangelien in menschlicher Sprache festgehalten. Dort lesen wir so wichtige Sätze: „Auch sollt ihr niemanden euren Lehrer nennen!“ Oder auch: „Urteilt nicht, damit ihr nicht verurteilt werdet!“ Nicht zu vergessen: „Mit dem Maß, mit dem ihr messt und zuteilt, wird auch euch zugeteilt werden!“
Herr Wolf, mindestens so wie Sie stehe ich fest und in der Mitte der katholischen Kirche – ihrer Lehre und ihres Glaubens.
Herr Wolf, ich bin berufen und gesandt, das Evangelium von Jesus Christus und den Glauben der Kirche so zu verkünden, dass ihre erlösende (befreiende) Kraft im Leben der Menschen fruchtbar werden kann.
Mein Anliegen ist, dass sich diese, meine katholische Kirche in der ich meine Lebenskraft für die Verkündigung einsetze, erneuert und lebendig bleibt.
Dazu ist es notwendig, dass in der Kirche Bischöfe und Glaubende wieder miteinander über ihren Glauben reden und über das, was der Kirche Not tut.
So wahr es ist, dass den Bischöfen das Lehramt anvertraut ist. Wer aber Lehrer sein will, muss hören können. Er muss dafür sorgen, dass er etwas lehrt, was seinen Schülern hilft. Er muss wissen, wie er sprechen muss, damit seine Schüler ihn verstehen.
Der christliche, katholische Glaube aber ist kein Gegenstand, der wie Mathematik zwar schwer verständlich (für viele) aber völlig unabhängig von den Personen besteht.
Der christliche Glaube ist der Weg, versöhnt durch Jesus Christus mit dem himmlischen Vater zu leben und ihm zu vertrauen. Er ist also vor allem zuerst Beziehung zwischen Gott und Mensch und der Glaubenden untereinander.
Miteinander glauben (=Kirche sein) kann nur gehen, wenn miteinander der Weg gesucht wird, wenn miteinander das Verstehen gesucht wird.
Mir geht es nicht so sehr um die einzelnen Punkte, die dieses Memorandum anspricht, bei aller Sympathie auch dafür.
Mir geht es um eine Kultur des Gesprächs. Bisher habe ich den Eindruck fanden keine Gespräche statt, sondern die einen sitzen hier zusammen und beraten und beschließen, während die anderen dort zusammenstehen und meckern und lamentieren und wieder andere jubeln und applaudieren. Und dann zeigt man auch noch mit dem Finger auf die anderen und sagt, wie unchristlich die sind.
So entstehen Gräben, Entfremdung, Unverständnis in der Kirche und das wirkt nach außen sehr negativ und abstoßend.
Ich wünsche mir, dass die Bischöfe ihre Bischofspalais‘ öfter verlassen, dass sie sich auf (Bibel-, Glaubens-) Gespräche einlassen, nicht mit dem Gestus derer, die alles schon immer und besser wissen, sondern mit der Haltung eines Bruders, der die Stimme des Heiligen Geistes hören möchte, die aus den getauften und gefirmten Christen spricht.
Dann werden wir miteinander den Weg finden, damit durch uns, die Kirche Jesu Christi, sein Werk der Erlösung fortgesetzt wird und die Menschen neue Hoffnung schöpfen.
Mit freundlichen Grüßen, Martin Müller
So, heute Abend halte ich den Vortrag über „Kirche sein in säkularer Welt“ bei der Kolpingfamilie Herz Jesu.
Mal sehen, wann ich heimkomme und ob ich dann noch Lust auf Schreiben habe.
Morgen ist der Tag voll.
Spätestens am Mittwoch möchte ich dann Herrn Wolf antworten.
Sehr geehrter Herr Müller,
Sie haben meinen größten Respekt für Ihren Blog: dafür dass Sie sich engagieren und die Kirche auf dem Weg zu einer offeneren und menschlicheren Kirche unterstützen (ich finde das tun zu wenige Priester), dafür dass Sie alle Kommentare so sachlich beantworten (bei dem hier geschriebenen nicht immer einfach 😉 ).
Vielen Dank!!
Sg.Pfarrer Müller !
Meine kurze Meinung in dieser Sache :
Die Traditionalisten sind zu sehr auf das Jenseits gerichtet, die Modernisten zu sehr auf das Diesseits.
Es gilt die Mitte zu finden.
Gottes Segen
aufgrund technischer Probleme, muss ich meinen letzten Beitrag hier neu abschicken – ich bitte um Entschuldigung:
Sehr geehrter Herr Pfr. Müller,
Ich danke Ihnen für Ihre vorläufige Antwort, die ich vielsagend empfinde. Nun, ich möchte doch auf Ihre Antwort eingehen, da sie mir als eine Art Zusammenfassung Ihrer kommenden Stellungnahme zu meinem letzten Beitrag vorkommt – eben aufgrund folgender Formulierung Ihrerseits:
Pfr. Müller:“ Nur soviel: Im Unterschied zu Ihnen halte ich eine Weiterentwicklung der Kirche und Ihrer Lehre für möglich und notwendig, gerade damit wir – die Kirche – uns und unserem Herrn treu bleiben.“
Ich glaube, dass Sie genau an diesem Punkte unsere Differenz in Sachen des Glaubens sehen. Dass wir in diesem Punkte nicht einer Meinung sind, stimme ich Ihnen voll und ganz zu. Die Frage, die sich nun aber für mich stellt, ist, ob es denn überhaupt möglich ist, diesbezüglich verschiedene Ansichten zu haben oder nicht. Dass wir unterscheiden müssen zwischen disziplinären Dingen und doktrinellen und moralischen Fragen, ist hoffentlich klar. Das Memorandum, das Sie aber unterstützen – sowie einige Ihrer hier geäußerten Ansichten -, enthalten Forderungen, die nicht mit dem katholischen Glauben vereinbar sind. Sie beschreiben nun diese Situation so:
Pfr. Müller: “ Wie zu erwarten erweisen Sie, dass die im Memorandum vorgelegten Punkte derzeit im Widerspruch zur geltenden Katholischen Lehre stehen.“
Ich habe versucht Ihnen mehrmals zu sagen, dass einige der Punkte im Memorandum gegen die unfehlbare Lehre der Kirche und sogar gegen das göttliche Gesetz verstoßen und daher abgelehnt werden müssen, sofern man katholischer Christ sein oder bleiben möchte. Ich habe auch schon spezifiziert, um welche Punkte es sich dabei handelt.
Können Sie also recht haben, wenn Sie implizit sagen, dass sich Glaubensinhalte, welche das Lehramt als unfehlbar darlegt, und das göttliche Gesetz sich mit der Zeit ändern können und gar müssen?
Ich werde nun wieder einige lehramtlichen Dokumente heranziehen:
Zunächst werde ich verurteilte Meinungen der Modernisten im Dekret „Lamentabili“ vom Hl. Papst Pius X. gegen den Modernismus vortragen:
„59. Christus lehrte kein bestimmtes auf alle Zeiten und alle Menschen anwendbares Lehrsystem, sondern leitete vielmehr eine den verschiedenen Zeiten und Orten angepaßte bzw. anzupassende religiöse Bewegung ein.“
„63. Die Kirche erweist sich als unfähig, die Ethik des Evangeliums wirksam zu schützen, weil sie hartnäckig an unveränderlichen Lehren hängt, die mit den heutigen Fortschritten nicht vereinbart werden können.“
Und nun fasst der Hl. Papst Pius X. das Prinzip des Modernismus in einer Enzyklika „Pascendi dominici gregis“ folgendermaßen zusammen:
„Hier ist das allgemeine Prinzip [, den Glauben in modernistischer Weise zu erklären]: in einer Religion, die lebt, gibt es nichts, was nicht veränderlich und deshalb zu verändern wäre. Von da aus machen sie den Schritt zu dem, was in ihren Lehren wohl das Hauptstück ist, nämlich zur Evolution. Demnach müssen das Dogma, die Kirche, der gottesdienstliche Kult, die Bücher, ja sogar der Glaube selbst – wenn wir nicht wollen, daß dies alles abgestorben sei – den Gesetzen der Evolution unterworfen sein.“
Sie, Herr Pfr. Müller, haben geschrieben, dass Sie eine „Weiterentwicklung der Kirche und ihrer Lehre für möglich und notwendig“ halten. Und dabei sagen Sie ja, dass Sie der Kirche helfen wollen – wie es auch das Memorandum ausdrückt. Sie werden hoffentlich nun erkennen, weshalb Sie bei nicht wenigen Katholiken nicht gerade an Glaubwürdigkeit durch Ihre Aussagen gewinnen. Die Inhalte Ihrer Äußerungen erinnern doch stark an verurteilte Irrtümer, die mit dem katholischen Glauben nicht vereinbar sind. Wollen Sie – wie es das Memorandum sagt – auf diese Weise, der Kirche „neue Lebenskraft“ und „Glaubwürdigkeit“ geben? Indem Sie sich formal zwar auf einer netten Weise zur Kirche bekennen, Ihre Lehren aber inhaltlich ablehnen?
Ich habe folgenden Kanon aus dem 1. Vatikanischen Konzil zitiert, der für mich eindeutig die von Ihnen vertretene Position für falsch erklärt – dennoch haben Sie ja in Ihrer Antwort gezeigt, dass Sie weiterhin auf eine Weiterentwicklung entgegen dem damaligen und jetzigen Verständnis der kirchlichen Lehrsätze beharren:
„3. Wer sagt, es könne geschehen, daß den von der Kirche vorgelegten Lehrsätzen einmal entsprechend dem Fortschritt der Wissenschaft ein anderer Sinn zuzuschreiben sei als der, den die Kirche gemeint hat und meint: der sei mit dem Anathem belegt.“ (Dogmatische Konstitution „Dei Filius“, 1. Vatikanisches Konzil)
Diese sind die Lehren der Kirche, an die sich jeder Christgläubige zu halten hat: besonders dann, wenn man auch noch als katholischer Priester Diener der Kirche ist.
Sie kennen doch bestimmt auch die Warnung der Heiligen Schrift bezüglich der Abwendung vom überlieferten Glauben:
„Denn es wird eine Zeit kommen, in der die Menschen die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern sich nach eigenen Wünschen Lehrer zusammensuchen, weil sie nach Ohrenkitzel verlangen. Sie werden ihr Ohr von der Wahrheit abwenden, den Fabeleien aber zuwenden.“ (II Timotheus 4,3-4)
„Pfr. Müller: Zugleich bitte ich Sie, mir und auch den Verfassern des Memorandums zuzutrauen, dass auch wir in der kath. Kirche Christen sein wollen und dass uns diese kath. Kirche ebensosehr am Herzen liegt wie Ihnen. Dass diese Anmahnungen als keiner Feindschaft gegen irgendjemand entspringen, schon gar nicht gegen den Nachfolger des hl. Petrus, sondern eben der Sorge um diese unsere Kirche, in der wir alle versuchen, unseren christlichen Glauben zu leben – über alle Unterschiede im Verständnis von Gehorsam und anderem mehr hinweg. Und deshlab bitte ich Sie, mich und all die anderen nicht weiter als Heuchler zu bezeichnen. Denn dies macht es fast unmöglich sachlich miteinander zu reden.“
Ich kann Ihnen versichern, dass ich Sie oder die anderen Unterzeichner des Memorandums nicht persönlich angreifen wollte oder jetzt möchte – selbst, wenn Sie es so auffassen, dass Sie sich sogar mit dem leidenden Heiland identifizieren. Ich sehe die ganze Situation durchaus sachlich: ich kenne Sie nicht persönlich und beurteile lediglich das Memorandum – so, wie es sich präsentiert – und Ihre Position anhand Ihrer Äußerungen. Ich habe auch meine Wortwahl erklärt anhand einiger Beispiele – und das schon in meinem ersten Beitrag auf Ihrer Webseite.
Was ich aber Ihnen sagen muss, ist, dass ich Ihre Position – so wie die des Memorandums – ganz und gar nicht als eine zulässige katholische Meinung annehmen kann. Dies von mir zu verlangen gleiche einer Forderung dazu, die heilige Religion zu verraten. Sie betonten schon mehrmals – wie auch andere Unterzeichner und Unterstützter des Memorandums -, dass Sie Katholiken sind, die lediglich eine Meinung unter ganz vielen in der Kirche vertreten und dass Sie freilich nichts anderes wollen, als Gott dem Herrn zu dienen. Ich habe Ihnen anhand vieler Dokumente der Kirche schon gezeigt, dass es eine unüberbrückbare Diskrepanz gibt zwischen Ihrer Behauptung, kirchentreu zu sein, und Ihrer offensichtlichen Ablehnung kirchlicher Lehrsätze. Ein echter Dialog passiert nur dann, wenn sich alle Dialogsteilnehmer ehrlich zueinander verhalten – auch zu sich selbst. Wenn man Dinge nicht beim Namen nennen kann, ohne dass jemand gleich alles persönlich nimmt – auch dann, wenn dies gerechtfertigt wäre -, weicht der echte Dialog, der in die Substanz der Meinungsverschiedenheiten geht, einem substanzlosen, rein-diplomatischen Geschwafel.
Ich bin wirklich gespannt, ob Sie Ihre Position mit den Lehrsätzen der Kirche vereinbaren können. Aber Sie haben ja schon selbst zugegeben, dass dies nicht der Fall ist, als Sie sagten, dass die Punkte des von Ihnen unterstützten Memorandum „derzeit im Widerspruch zur geltenden Katholischen Lehre stehen.“
Diese Aussage ist in zweierlei Weise für Sie höchst problematisch:
1) Sie geben zu, dass Sie sich zur Zeit im Widerspruch zur katholischen Lehre befinden.
2) Sie implizieren, dass Ihr Widerspruch zur geltenden katholischen Lehre nur „zeitlich“ sei – so als würden sich die Lehrsätze der Kirche mit der Zeit in kontradiktorischer Weise „weiterentwickeln“ können.
Sie selbst, Herr Pfarrer Müller, haben also schon zugegeben, dass Sie sich in Ihren Werken nicht an die Lehre der Kirche halten, der Sie an sich als katholischer Priester verpflichtet sind. Und im Bewusstsein eines solchen Widerspruches erwarten Sie allen Ernstes von mir, dass Ich Sie nicht als Heuchler sehe?
„Pfr. Müller: Wollen Sie uns wirklich alle am liebsten ausschließen aus Ihrer kath. Kirche, damit Sie in Ihrer Kirche ungestört von andersdenkenden Christ sein können?“
Ich schließe niemanden aus der Kirche aus. Es sind die Menschen, die sich selbst ausschließen, wenn sie sich gegen die durch die Kirche geoffenbarten Wahrheiten auflehnen. Jeder Mensch ist frei, sich entweder Gott zu unterwerfen durch die Liebe (, die durch den Gehorsam ausgedrückt wird) oder sich der Lüge hinzugeben. Eines ist aber gewiss: man kann nicht zwei Herren auf einmal dienen. Heiß oder kalt sollte der Mensch sein – niemals lauwarm.
Lassen Sie Ihr „Ja“ zur Kirche auch wirklich ein „Ja“ sein und Ihr „Nein“ zur Häresie und Heterodoxie auch ein „Nein“. Nicht ein „Ja“ in der Theorie, aber doch ein „Nein“ in der Praxis. So gewinnt die Kirche bestimmt nicht an Glaubwürdigkeit.
Mit freundlichen Grüßen,
Michael Wolf, dessen vollen Namen Sie schon seit seinem ersten Beitrag kennen
Ich werde in der nächsten Woche keine Kommentare einstellen und beantworten. Ich muss mich – neben der normalen Tätigkeit – auf einen Vortrag vorbeiten: „Kirche sein in säkularer Umwelt“ (Montag, 28.02.2011). Einzige Ausnahme ist eine ausführlichere Stellungnahme zum letzten Kommentar von Herrn Michael Wolf.
Ich bin gespannt, welche Kommentare noch abgegeben werden.
Martin Müller, on 19. Februar 2011 at 12:19 said:
Sehr geehrter Herr Henirch von Burg,
danke für Ihren Kommentar, in dem Sie Ihre Einschätzung kundtun.
Auf einzelne Punkte kann ich jetzt nicht eingehen.
Ich möchte nur bemerken:
Ich habe diese Vokabeln „rückständig, unfähig, totalitär, unwillig“ versucht zu vermeiden.
Ich finde sie auch nicht im Memorandum.
Sie hingegen sagen über die Unterstützer und Verfasser des Memorandums: „dass es diesen Menschen eben nicht um eine Erneuerung der katholischen Kirche geht sondern um eine Zerstörung und Gleichschaltung mit dem Zeitgeist, der Beliebigkeit und des Relativismus des Westens.“
Schade.
Freundliche Grüße
Martin Müller
AW HvB:
Sehr geehrter Herr Pfarrer Martin Müller.
Ich behaupte auch nicht, dass sie persönlich solche Worte gebraucht haben oder sie gar im Memorandum stehen. Erstens ist das Memorandum nur die Spitze des Eisberges und sie selbst haben es nur bisher vermieden so zu sprechen. Sie sagen es selbst. Wie sie aber denken, wäre zu hinterfragen.
Tatsache, im täglichen Leben, der Presse und Online ist jedoch, dass genau diese Worte und Anschuldigungen benutzt werden. Sicherlich verstehen sie, dass ich nicht die Fundstellen der letzten Monate hier verlinke oder nochmals raussuche 😉
Und ja, ich sage, dass es aus Sicht eines Laien den Verfassern und den Unterstützern (sofern sie das Memorandum vollumfänglich unterstützen und vorher genau gelesen haben) genau darum geht, da sie damit ganz klar der katholischen Lehre und der Hl. Schrift widersprechen. Mein Vorredner, Herr Michael Wolf hat ja sehr fachkundig dazu geschrieben.
Mich erstaunt und erschüttert ehrlich gesagt die Vehemenz, mit der der Zeitgeist in der kath. Kirche, durch Mitgleider der Kirche, durchgeboxt werden soll. Sie fragen den Herrn Wolf, ob „wir“ Leute wie sie ausschliessen wollen, um in „unserer“ katholischen Kirche ohne Widerwortler agieren zu können!?!
Sie verstoßen offen (so stellt es sich zumindest hier dar) gegen die Lehre der katholischen Kirche und stellen offen die Heilige Schrift in Frage (siehe oben in ihren Kommentaren und Darstellungen) und beschweren sich, dass gläubige Christen, Katholiken sich dagegen wehren und diese Art und Weise ablehnen? Sie sind katholischer Pfarrer!
BITTE seien sie so ehrlich und freundlich und gehen auf die von Herrn Wolf benannten, sie unmittelbar betreffenden, Passagen, Vorschriften und Textstellen des VK, LG und der Hl. Schrift ein. Ich bin unendlich gespannt, wie sie als Diener der kath. Kirche, als ausgebildeter Theologe und theoretisch möglicher Bischof und Papst diese eklatanten Widersprüche begründen können.
Freundliche Grüße
HvB
Wenn Sie mit Ihrem Entsetzen fertig sind, haben Sie vielleciht auch wieder den Geist offen, um wahrzunehmen, was ich schon alles über meine Haltung zur Kirche geschrieben habe.
Diese meine, unsere Kirche ist es, in der ich Jesus und sein Evangelium kennengelernt habe. Zum Glück bei Priestern und Laien und Eltern, die in etwa der Art waren, wie sie Rudi in seinem Kommentar beschreibt.
Und diese Kirche liebe ich und in ihr lebe ich. Ich erlebe diese Kirche, wenn ich mit den Christen in der Pfarrgemeinde zusammen bin, in Glaubensgesprächen und Gottesdiensten, beim Fasching und bei Besinnungstagen: eine freundliche Kirche, offen, die versucht, den Glauben im Heute zu leben. Eine keineswegs perfekte Kirche mit vielen Schwächen, die unsere eigenen Schwächen sind.
Schimpfen hilft verschafft immerhin Entlastung. So hoffe ich, es geht Ihnen nun wieder besser.
Sollten Sie Inhaltliches beizutragen haben. Herzlich gern.
Schmähungen bitte ich nicht weiter hier einzutragen.
Offener Brief an Pfarrer Müller!
Was Sie für eine Sicht von Kirche haben, entsetzt mich! Anscheinend existieren für Sie kaum Werte in der katholischen Kirche. Ich frage mich, warum Sie in einer solchen Unterdrückungsorganisation Priester geworden sind. Das ist ja bei Ihrer Beschreibung von Kirche ja fast Masochismus. Ich empfehle Ihnen: Wechseln Sie zu den Altkatholiken oder den Protestanten- da ist all das vermeintlich verwirklicht, was Sie erträumen. Und viel Spaß danach bei der Landung- Sie werden Sich wundern, was Sie erwartet.
Sehr geehrter Herr Wolf,
ich danke Ihnen für Ihre ausführliche Stellungnahme, in der sie ausführlich Belege anführen für Ihre Einschätzung des Memorandums.
Wie zu erwarten erweisen Sie, dass die im Memorandum vorgelegten Punkte derzeit im Widerspruch zur geltenden Katholischen Lehre stehen.
Ich bin überrascht, welche ins Einzelne gehende Sachkenntnis Sie nun beweisen. Ich hätte dies nach Ihren ersten Kommentaren nicht vermutet.
Im Moment kann ich aus Zeitgründen nicht im Detail antworten.
Nur soviel: Im Unterschied zu Ihnen halte ich eine Weiterentwicklung der Kirche und Ihrer Lehre für möglich und notwendig, gerade damit wir – die Kirche – uns und unserem Herrn treu bleiben.
Dass sie dies am Ende doch wieder als Heuchelei abtun, empfinde ich als sehr schmerzlich. Könnten wir nicht von diesen Abwertungen ablassen?
Man muss doch den anderen nicht als Feind, als schlecht, als Heuchler, etc. hinstellen.
Ich glaube Ihnen, dass Sie ein überzeugter Katholik sind und sein wollen. Ich glaube Ihnen, dass es Ihnen um ein authentisches Leben als Christ geht.
Ich kann auch nichts schlechtes dabei finden, dass sie von der Kirche sicheren Halt und ein festes Fundament erhoffen und es dort suchen – das gibt es tatsächlich in der kath. Kirche.
Zugleich bitte ich Sie, mir und auch den Verfassern des Memorandums zuzutrauen, dass auch wir in der kath. Kirche Christen sein wollen und dass uns diese kath. Kirche ebensosehr am Herzen liegt wie Ihnen. Dass diese Anmahnungen als keiner Feindschaft gegen irgendjemand entspringen, schon gar nicht gegen den Nachfolger des hl. Petrus, sondern eben der Sorge um diese unsere Kirche, in der wir alle versuchen, unseren christlichen Glauben zu leben – über alle Unterschiede im Verständnis von Gehorsam und anderem mehr hinweg. Und deshlab bitte ich Sie, mich und all die anderen nicht weiter als Heuchler zu bezeichnen. Denn dies macht es fast unmöglich sachlich miteinander zu reden.
Wollen Sie uns wirklich alle am liebsten ausschließen aus Ihrer kath. Kirche, damit Sie in Ihrer Kirche ungestört von andersdenkenden Christ sein können?
Mit freundlichen Grüßen
Martin Müller, der sich freut, nun Ihren ganzen Namen zu kennen.
Liebe Diskussionsteilnehmer.
Ich bin theologisch völlig ungebildet und kann mit vielen Zitaten aus der Diskussion wenig anfangen. Als Kind war ich Ministrant u. Chorsänger aber damit erschöpfen sich meine aktiven Beiträge in der katholischen Kirche auch schon. Es gab eine Person in meinem Leben, die, wie ich glaube, mich in meinem Innersten zu einem doch recht religiösem Menschen gemacht hat, obwohl auch mir einige Dinge in der römisch katholischen Kirche nicht gefallen. Es war ein kleiner, etwas beleibter Geistlicher, der, wie ich später erfuhr während des „Dritten Reiches“ als KZ-Geistlicher tätig war. Er war Religionslehrer an unserer kleinen Dorfschule, hat uns das Beten gelehrt und stand IMMER und JEDERZEIT mit SEHR viel Güte und Verständnis für alle seine „Schäflein“ zur Verfügung. Ein Priester zum „Anfassen“ sozusagen. Alle, die je mit ihm zu tun hatten erinnern sich noch heute mit liebevoller Dankbarkeit an unseren Herrn „Expositus“. Jedem Einzelnen von uns hat er irgendwann irgendwie beigestanden.
Und er ist der Grund warum ich als völliger Laie einfach nicht umhin konnte in Ihr Expertenforum einzubrechen um Ihnen allen etwas zu sagen:
Es ist gut, daß Ihr diskutiert. Es ist gut, daß manche von Ihnen etwas ändern wollen und andere darauf verweisen, daß nicht immer nur Änderungen der Weisheit letzer Schluß sind.
Aber BITTE behandelt euch gegenseitig mit ein wenig mehr Respekt. Dann werdet Ihr (HOFFENTLICH) auch etwas Positives für die Kirche erreichen. Die Kirche besteht doch nicht nur aus dem Vatikan, den Bischöfen, Kardinälen und sonstigen Würdenträgern und Theologieexperten. Bitte vergeßt bei all Eurer hochintelektuellen Diskussion UNS nicht, die einfachen Menschen, die Halt und Trost im Glauben und der Kirche suchen.
„Jedem Manne Recht getan, ist eine Kunst die niemand kann…“
Bei manchen Beiträgen drängt sich mir der Eindruck auf, daß ein gewisser Drang zur Selbstdarstellung besteht und die eigentliche Sache ein wenig ins Hintertreffen gerät.
Unser „Herr Expositus“ sagte immer: „Gott ist die Liebe und die Hoffnung! Liebe ist Demut und Respekt! Hoffnung hilft uns zu überleben“.
In diesem Sinne: Möge Euch unser aller Gott mit Weisheit, Demut und Respekt segnen, damit wir alle die Hoffnung nicht verlieren.
Sehr geehrter Herr Heinrich von Burg,
danke für Ihren Kommentar, in dem Sie Ihre Einschätzung kundtun.
Auf einzelne Punkte kann ich jetzt nicht eingehen.
Ich möchte nur bemerken:
Ich habe diese Vokabeln „rückständig, unfähig, totalitär, unwillig“ versucht zu vermeiden.
Ich finde sie auch nicht im Memorandum.
Sie hingegen sagen über die Unterstützer und Verfasser des Memorandums: „dass es diesen Menschen eben nicht um eine Erneuerung der katholischen Kirche geht sondern um eine Zerstörung und Gleichschaltung mit dem Zeitgeist, der Beliebigkeit und des Relativismus des Westens.“
Schade.
Freundliche Grüße
Martin Müller
Grüß Gott P. Müller 😉
Ist es nicht tatsächlich so, dass die Vertreter des Memomrandum, und auch sie, hier lediglich um weltliche, menschliche Befindlichkeiten streiten und diese auf Teufel komm raus in der katholischen Kirche eingeführt haben wollen, weil, wie sie selber oben schreiben, die Zeit es so vorlebt? Sie fragen, ob die biblischen Zeilen Bestand hätten bei der Frage der gleichgeschlechtlichen Partnerschaft. Sie stellen also die Schrift dort in Frage, wo es für menschliche Beliebigkeit passend ist, verlangen aber die Beachtung der Schrift als Katholik. Hmm.
Weiterhin setzen sie menschliches Fehlverhalten von Kirchenführern (Bischöfe, Priester), welches ich ebenso verurteile!, gleich mit angeblichen Vorgaben aus Rom. Gerade sie als Teil der Kirche, durch Ausübung eines Amtes, sollten doch wissen, wie groß die Diskrepanzen zwischen den Schreiben aus Rom und der Umsetzung in Deutschland sind. Zum Beispiel ist die allseits übliche Praxis der Handkommunion eben nicht von Rom vorgschrieben worden, sie ist lediglich eine erlaubte AUSNAHME von der beizubehaltenen Praxis der Mundkommunion. Lediglich die deutsche und, soweit ich informiert bin, französische BK haben in Rom interveniert und die Handkommunion als Standard eingeführt!
Aber da laut aktuellen Erkenntnissen sowieso mehr als die Hälfte der deutschen Katholiken nicht an die Wandlung glaubt, ist der ehrfurchtsvolle Empfang der Kommunion in den Mund nicht notwendig. Es handelt sich für diese Menschen nur um ein Symbol.
Für mich als Laie stellt sich nun aber auch eine grundsätzliche Frage. Ich sehe es auch nicht als arrogant an dies in den Raum zu stellen und zu sagen, „werdet evangelisch“, weil es sich aus Laiensicht eben nicht anders darstellt!
Erklären sie mir den Unterschied zwischen der protestantischen Kirche und der katholischen Kirche, NACH der Umsetzung ihrer und der Forderungen der Kritiker und sogenannten Erneuerer. Es ist keiner mehr vorhanden, ausser die Person des Papstes. Warum also ist es anmassend, diesen Menschen eben genau den Wechsel in die doch schon vorhandene Kirche nahezulegen? Wir jedoch wollen katholisch sein und bleiben. Im Ursinn des Wortes und treu zum Papst.
Jetzt kommen wir an den Punkt, wo ich als Laie und politisch interessierter Mensch sage, dass es diesen Menschen eben nicht um eine Erneuerung der katholischen Kirche geht sondern um eine Zerstörung und Gleichschaltung mit dem Zeitgeist, der Beliebigkeit und des Relativismus des Westens. Die unsägliche Arroganz der „aufgeklärten“ Menschen verlangt und fordert eine absolute Bejahung und Anerkennung ihrer eigenen Ansichten und Lebensweisen. Diese Menschen predigen Toleranz alles und jedem gegenüber, solange es nicht katholisch heisst oder sich so verhält. Eben auch Menschen in der Kirche und aus der Kirche.
Ich versuche mir gerade vorzustellen, wie ein Schäfer überlebt, der zwei homosexuelle liierte Böcke und hundert die Pille nehmende Schafe sein Eigen nennt und, sollte doch mal ein fremder Bock einem Schaf seiner Herde ein Junges einpflanzen können, dieses abgetrieben wird, weil es lt. Genanalyse kein rein weißes Fell hat oder das Schaf gerade auf Selbstfindungstrip ist oder auf der Karriereleiter die nächste Stufe ansteht …
Wie gesagt, ich stimme ihnen zu, wenn es um die Anprangerung und Bereinigung menschlichen Fehlverhaltens geht. Ich versuche keinen ersten Stein zu werfen, werde aber gegen das Bösen kämpfen soweit mir erlaubt und möglich.
Wir Menschen innerhalb und ausserhalb der Kirche relativieren die Botschaft Jesu Christi wie es uns gerade in dieser Zeit beliebt. Wir glauben, wir sind oder haben den Schlüssel zum „wahren“ Glauben und sehen mal wieder unseren riesigen Balken im Auge nicht. Es wird wissentlich verschwiegen, was vom Papst kam oder kommt, solange es nicht ins Konzept des Kampfes gegen Rom passt oder in die aktuelle Beliebigkeit und Befindlichkeit der deutschen Nationalkirche. Wir lehen ab, was uns persönlich nicht passt, behaupten dabei aber, im Sinne der Schrift und der Menschen zu handeln. Wenn sich aber Menschen dagegen wehren, von solchen selbsternannten Erneuerern oder Verbesserern vereinnahmt zu werden, ist es vorbei mit Toleranz und Akzeptanz durch die eben noch freundlichen Relativierer. Man wird als rückständig, unfähig, totalitär, unwillig usw. usf. beschimpft und ausgegegrenzt. Hochinteressante Verhaltensweisen. Dialog findet bei diesen Menschen leider auch nur dann statt, wenn man ihnen nicht widerspricht oder/ und man ihre persönlichen Interessen oder Beliebigkeiten nicht anspricht oder in Frage stellt 😦
Ich versuche, mich an die Schrift zu halten und höre auf die Worte der Kirchenoberen und Pfarrer, orientiere mich aber nicht an ihren Taten, wenn sie Wasser predigen aber Wein trinken!
Viele Grüße aus Süddeutschland
HvB
Sehr geehrter Pfarrer Müller,
Ich danke Ihnen zunächst für die ausführliche und gut strukturierte Antwort. Ich werde nun auch versuchen, Ihre Punkte einzeln zu behandeln.
„Müller: Inwiefern ist die Kirche wie sie jetzt nach dem Pontikiat Johannes Pauls II. und während dem Bendedikts XVI. dasteht verwässert??“
Ich schrieb, dass man den Glauben vor weiterer Verwässerung schützen müsse. Mit keinem Wort habe ich angedeutet, dass Papst Johannes Paul II. oder Papst Benedikt XVI. dafür verantwortlich wären. Gemeint sind diejenigen Theologen – Kleriker und Laien -, die nicht mehr die authentische Lehre der Kirche verkünden.
„Müller: Das will auch niemand – genau das Gegenteil: Die geoofenbarten Wahrheiten, sollen zum Vorschein kommen. Übrigens: Es ist nicht die Aufgabe der Kirche, Wahrheiten zu offenbaren. Die Kirche erkennt und lehrt die von Gott geoffenbarten Wahrheiten. Ein kleiner aber wichtiger UNterschied in der Ausdrucksweise.“
Ich habe mit keiner Aussage behauptet, dass die geoffenbarten Wahrheiten von der Kirche stammen, sondern dass die durch die Kirche von Gott geoffenbart werden. Das wäre z.B. der Fall bei einer feierlichen Ausrufung eines Dogmas. Das unfehlbare Magisterium ist so gesehen das ordentliche Werkzeug Gottes, um Wahrheiten der Welt zu verkünden.
„Müller: Der christliche Glaube ist kein Glaube an die Heilsnotwendigkeit der Kirche, sondern an die Erlösung von Tod und Sünde durch Leben, TOd und Auferstehung Jesus Christi. Wenn Sie das Credo in lateinischer Sprache zur Kenntnis nehmen: Wir glauben in Deum pater omnipotens, in Jesum Christum, Dominum nostrum, in Spiritum Sanctum. Aber dann: sanctam ecclesiam catholicam.
Die Kirche ist in keiner Weise Gegenstand des Glaubens wie die drei göttlichen Personen. Als katholischer Christ möchte ich den Glauben an den drei-einen Gott in den Mittelpunkt gestellt wissen. Die Kirche ist Wekzeug Gottes in dieser Welt. Sie ist nicht das Ziel des Glaubens!“
Auch in diesem Punkte muss ich Ihnen widersprechen, Herr Pfarrer. Zunächst: wenn Sie mir schon vom Glaubenssymbol in lateinischer Sprache erzählen wollen, dann würde ich doch um die richtige Deklination bitte: wir glauben also in Deum patrem omnipotentem (casus accusativus). Nun argumentieren Sie aber falsch: ich habe nicht behauptet, dass die Kirche Ziel des Glaubens sei oder Gott selbst aus dem Mittelpunkt christlichen Lebens verdrängen sollte. Ihre Darstellung ist aber insofern falsch, als dass Sie den Eindruck erwecken wollen, dass man als Christ nicht an die Notwendigkeit der Kirche für das Heil zu glauben hätte. Ich würde diese Haltung verstehen, wenn Sie amerikanischer Evangelikaler wären, aber nicht als katholischer Priester. Des Weiteren sind wir Mitglieder der Kirche nicht einfach so, sondern weil dies der Wille des Herrn ist. Gibt es also Glauben ohne Gehorsam gegenüber dem Herrn?
Um Ihre Erinnerung aufzufrischen, möchte ich nun einige offizielle Dokumente der Kirche zitieren:
Folgende Auszüge sind dem Katechismus der katholischen Kirche entnommen:
845: Um alle seine Kinder, die die Sünde voneinander getrennt und in die Irre geführt hat, von neuem zu vereinen, wollte der Vater die ganze Menschheit in der Kirche seines Sohnes berufen. Die Kirche ist der Ort, an dem die Menschheit ihre Einheit und ihr Heil wiederfinden soll. Sie ist die „versöhnte Welt“ (hl. Augustinus, serm. 96, 7, 9). Sie ist das Schiff, „das das sicher auf hoher See fährt, mit den Segeln am Mastbaum des Kreuzes, die sich blähen im Sturmwind des Heiligen Geistes“ (hl. Ambrosius, virg. 18, 119). Nach einem anderen bei den Kirchenvätern beliebten Bild wird sie durch die Arche Noachs dargestellt, die allein aus der Sintflut rettet.
„Außerhalb der Kirche kein Heil“ (extra Ecclesiam nulla salus)
846: Wie ist diese von den Kirchenvätern oft wiederholte Aussage zu verstehen? Positiv formuliert, besagt sie, daß alles Heil durch die Kirche, die sein Leib ist, von Christus dem Haupt kommt:
„Gestützt auf die Heilige Schrift und die Überlieferung lehrt [das Konzil], daß diese pilgernde Kirche zum Heile notwendig sei. Der eine Christus nämlich ist Mittler und Weg zum Heil, der in einem Leib, der die Kirche ist, und gegenwärtig wird; indem er aber selbst mit ausdrücklichen Worten die Notwendigkeit des Glaubens und der Taufe betont hat, hat er zugleich die Notwendigkeit der Kirche, in die die Menschen durch die Taufe wie durch eine Tür eintreten, bekräftigt. Darum können jene Menschen nicht gerettet werden, die sehr wohl wissen, dass die katholische Kirche von Gott durch Jesus Christus als eine notwendige gegründet wurde, jedoch nicht in sie eintreten oder in ihr ausharren wollten“ (Lumen Gentium 14, Dogmatische Konstitution des 2. Vatikanischen Konzils).
847: Diese Feststellung bezieht sich nicht auch solche, die ohne ihre Schuld Christus und seine Kirche nicht kennen:
„Wer nämlich das Evangelium Christi und seine Kirche ohne Schuld nicht kennt, Gott jedoch aufrichtigen Herzens sucht und seinen durch den Anruf des Gewissens erkannten Willen unter dem Einfluß der Gnade in den Taten zu erfüllen versucht, kann das ewige Heil erlangen“ (Lumen Gentium 16).
Papst Pius IX hat dasselbe schon vor dem Konzil gelehrt: in Singulari Quidem und Quanto Conficiamus Moerore.
Und um nochmal zu zeigen, dass die Notwendigkeit der Kirche für das Heil von allen zu glauben ist, werde ich nochmal die gleichbleibende Lehre (ergo unfehlbar) der Kirche zitieren:
„Es gibt aber eine allgemeine Kirche der Gläubigen, außerhalb derer keiner gerettet wird…“ (4. Konzil im Lateran, Papst Innozenz III.)
„Die eine und einzige Kirche [hat] also einen Leib, ein Haupt, nicht zwei Häupter wie eine Mißgeburt, nämlich Christus und den Stellvertreter Christi, Petrus, und den Nachfolger des Petrus; denn der Herr sagt zu Petrus selbst: „Weide meine Schafe“ [Joh 21,17]. „Meine“, sagt er, und zwar allgemein, nicht einzeln diese oder jene: daraus ersieht man, daß ihm alle anvertraut wurden. Wenn also Griechen oder andere sagen, sie seien Petrus und seinen Nachfolgern nicht anvertraut worden, dann müssen sie gestehen, daß sie nicht zu den Schafen Christi gehören; denn der Herr sagt bei Johannes: „es gibt eine Herde, einen und nur einen Hirten“ [Joh 10,16]. (Bulle „Unam Sanctam“, Papst Bonifatius VIII.)
„Wir erklären, sagen und definieren nun aber, daß es für jedes menschliche Geschöpf unbedingt notwendig zum Heil ist, dem Römischen Bischof unterworfen zu sein.“ (Bulle „Unam Sanctam“)
„Sie glaubt fest, bekennt und verkündet, daß „niemand, der sich außerhalb der katholischen Kirche befindet, nicht nur [keine] Heiden“, sondern auch keine Juden oder Häretiker und Schismatiker, des ewigen Lebens teilhaft werden können, sondern daß sie in das ewige Feuer wandern werden, „das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist.“ (Konzil von Florenz, Bulle „Cantate Domino)
Ich will mal hoffen, Herr Pfarrer, dass die lehramtlichen texte ausreichen, um dem Irrtum zu begegnen, dass man als Christgläubiger nicht an die Heilsnotwendigkeit der Kirche zu glauben hätte.
„Müller: Doch: Ob es ihnen gefällt oder nicht: Theologieprofessoren die einen Lehrstuhl für kath. Theologie innehaben vertreten das ordentliche Lehramt in der Kirche. Das ist nun mal so.“
Nein. Das Lizenziat ist – wie Sie selbst wissen sollten – an einige Bedingungen geknüpft: so z.B. dass die Lehrenden, die authentische Lehre der Kirche lehren und nicht ihre eigenen Meinungen, die gegen den Glauben der Kirche stehen. Oder wollen Sie behaupten, dass Widersprüche doch allesamt vom Lehramt kommen? Die meisten Ketzer waren auch eines Katholiken: d.h. nicht, dass ihre Irrtümer deshalb von der Kirche kämen oder gar von ihr gebilligt worden wären.
„Müller: Einer der Kommentare auf meinen Brief betonte, dass es verbindliche, wenn auch nicht unfehlbare Lehre ist. Er hat recht.“
Und da muss ich Ihnen wiederum widersprechen. Nicht irgendein Kommentar auf Ihrer Seite entscheidet über authentische Doktrin, sondern das Lehramt. Und das Lehramt hat schon klar zu diesem Thema gesprochen. „Frauenpriestertum“ ist nicht nur nicht erlaubt, es ist unmöglich – und diese Lehre ist unfehlbar.
Apostolisches Schreiben „Ordinatio Sacerdotalis“, 22. Mai 1994: „ 4. Obwohl die Lehre über die nur Männern vorzubehaltende Priesterweihe von der beständigen und allgemeinen Überlieferung der Kirche bewahrt und vom Lehramt in jüngeren Dokumenten beharrlich gelehrt wird, hält man sie in unseren Zeiten dennoch für diskutierbar, oder man schreibt auch der Lehrmeinung der Kirche, Frauen nicht zu dieser Weihe zuzulassen, eine rein disziplinäre Rolle zu. Damit also jeder Zweifel bezüglich der Angelegenheit von großer Bedeutung, die die göttliche Verfassung der Kirche selbst betrifft, beseitigt wird, erklären wir kraft unseres Amtes, die Brüder zu stärken [vgl. Lk 22,32], daß die Kirche in keiner Weise die Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und daß diese Lehrmeinung von allen Gläubigen der Kirche definitiv festzuhalten ist….“ (Heinrich Denzinger, Enchiridion Symbolorum, 1415)
Antwort der Glaubenskongregation, 11. Dez. 1995: Frage: Ist die Lehre, die im Apostolischen Schreiben „Ordinatio Sacerdotalis“ als definitiv festzuhaltende vorgetragen wird, nach der die Kirche in keiner Weise die Möglichkeit hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, so zu verstehen, daß sie zur Hinterlassenschaft des Glaubens [ad fidei depositum] gehört?
Antwort: Ja. Diese Lehre erfordert nämlich definitive Zustimmung, da sie, im geschriebenen Wort Gottes begründet und in der Tradition der Kirche von Anfang an beständig bewahrt und angewandt, vom ordentlichen und universalen Lehramt unfehlbar vorgelegt wurde.° Deswegen hat der Papst unter den gegenwärtigen Umständen, indem er sein Amt, die Brüder zu bestärken, ausübte [vgl. Lk 22,32], ebendiese Lehre durch eine förmliche Erklärung vorgetragen, wobei er ausdrücklich aussagt, daß sie immer, daß sie überall und daß sie von allen festzuhalten ist, da sie zur Hinterlassenschaft des Glaubens gehört.“ (Heinrich Denzinger, Enchiridion Symborolum, 1429)
° II Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution Lumen Gentium, 25
Sie und alle anderen können es also hier lesen: es ist nicht nur definitiv einzuhalten, es ist auch unfehlbare Lehre des ordentlichen Lehramtes. Dass das ordentliche Lehramt unfehlbare Lehren verkündet, können Sie ja in der Dogmatischen Konstitution „Lumen Gentium“ 25 nachlesen. Als Priester hätte ich eigentlich erwartet, dass Sie so etwas wissen. Und Unwissenheit kann ich Ihnen bei bestem Willen nicht vorwerfen: Sie haben schließlich Theologie studiert. Wie kommt es nun, dass die öffentlich eine falsche Meinung vertreten?
„Müller: Traditionelle Lehre ja – bisher eben. Bibliche Lehre. Wo ist der Beleg? Hält er stand?“
Dann gehen Sie also davon aus, dass unfehlbare Lehren (ich verweise auf LG 25) des ordentlichen Lehramtes einfach mal so verändert werden können? Ich möchte auch klarstellen, dass ich – wenn ich von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften spreche – solche Verbindungen meine, die nicht ohne sexuelle Intimität geführt werden. Dass homosexuelle Akte (im sexuellen Sinne – falls Sie da noch nachfragen wollen) biblisch und traditionell verurteilt werden, ist jedem ehrlichen Christen klar. Nun möchte ich dann doch noch Einiges zitieren:
„Wenn jemand daher einerseits Gottes Gabe genießt und anderseits – wenn auch nur teilweise – Sinn und Ziel dieser Gabe ausschließt, handelt er somit im Widerspruch zur Natur des Mannes und der Frau und deren inniger Verbundenheit; er stellt sich damit gegen Gottes Plan und heiligen Willen.“ („Humanae Vitae“, Papst Paul VI.)
Dann Einiges aus dem Katechismus:
2357: Homosexuell sind Beziehungen von Männern oder Frauen, die sich in geschlechtlicher Hinsicht ausschließlich odervorwiegend zu Menschen gleichen Geschlechtes hingezogen fühlen. Homosexualität tritt in verschiedenen Zeiten undKulturen in sehr wechselhaften Formen auf. Ihre psychische Entstehung ist noch weitgehend ungeklärt. Gestützt auf dieHeilige Schrift, die sie als schlimme Abirrung bezeichnet [Vgl. Gen 19, 1-29; Röm 1,24-27; 1 Kor 6,10; 1 Tim 1,10.], hat die kirchliche Überlieferung stets erklärt, „daß die homosexuellen Handlungen in sich nicht in Ordnung sind“ (CDF, Erkl. „Persona humana“ 8). Sie verstoßen gegen das natürliche Gesetz, denn die Weitergabe des Lebens bleibt beimGeschlechtsakt ausgeschlossen. Sie entspringen nicht einer wahren affektiven und geschlechtlichen Ergänzungsbedürftigkeit. Sie sind in keinem Fall zu billigen.
2358: Eine nicht geringe Anzahl von Männern und Frauen sind homosexuell veranlagt. Sie haben diese Veranlagung nicht selbst gewählt; für die meisten von ihnen stellt sie eine Prüfung dar. Ihnen ist mit Achtung, Mitleid und Takt zu begegnen. Man hüte sich, sie in irgend einer Weise ungerecht zurückzusetzen. Auch diese Menschen sind berufen, in ihrem Leben denWillen Gottes zu erfüllen und, wenn sie Christen sind, die Schwierigkeiten, die ihnen aus ihrer Veranlagung erwachsenkönnen, mit dem Kreuzesopfer des Herrn zu vereinen.
2359: Homosexuelle Menschen sind zur Keuschheit gerufen. Durch die Tugenden der Selbstbeherrschung, die zur innerenFreiheit erziehen, können und sollen sie sich – vielleicht auch mit Hilfe einer selbstlosen Freundschaft -‚ durch das Gebetund die sakramentale Gnade Schritt um Schritt, aber entschieden der christlichen Vollkommenheit annähern.
Ehe ich aus der Hl. Schrift zitiere, möchte ich doch darauf hoffen, dass Sie nicht mit den Argumenten amerikanischer Protestanten daher kommen. Wenn Sie sich als Katholik hinstellen, dann gebrauchen Sie bitte auch solche Argumente, die in der Kirche Gültigkeit haben.
„Du darfst mit einem Mann keinen geschlechtlichen Umgang haben wie mit einer Frau; es wäre ein Gräuel.“ (Levitikus 18,22)
„Wenn ein Mann mit einem anderen Mann wie mit einer Frau schläft, haben beide Schändliches begangen. Sie sollen mit dem Tod bestraft werden; es lastet Blutschuld auf ihnen.“ (Levitikus 20,13)
Dann hätten wir 1 Korinther 6,9-11 und 1 Timotheus 1,9-10 im Neuen Testament und freilich den Römerbrief, in dem Paulus über die natürliche Ordnung spricht:
„Ihre Frauen vertauschten den natürlichen Geschlechtsverkehr mit dem widernatürlichen. Ebenso gaben auch die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau auf und entbrannten in Begierde zueinander; Männer trieben mit Männern Unzucht und empfingen so den gebührenden Lohn für ihre Verirrung“. (Römer 1,26-17)
Diese Passagen sprechen deutliche Worte: nirgends in der Hl. Schrift werden homosexuelle Praktiken gebilligt: sie werden vielmehr in verschiedenen Kontexten verurteilt. Und die Kirche hat genau dasselbe durch die Jahrtausende gelehrt: geoffenbarte Wahrheit. Welcher Offenbarung entnehmen Sie Ihre Meinung, dass diese traditionelle Lehre aufgegeben werden könnte?
„Müller: Moment, langsam. Wer die Unfehlbarkeit des Dogmas ablehnt wurde mit dem Anathem belegt – wenn sie schon wollen! Die krichliche Disziplin lässt es elbstverständlich nicht zu, dass Bischöfe ohne Zustimmung des Papstes wieder Bischöfe weihen (vgl. Piusbrunderschaft) und dass Bischöfe zurzeit Frauen zu Priesterinnen weihen. Aber: Selbstverständlich dürfen Themen zur Diskussion gestellt werden, um eine Änderung zu erreichen. Z.B. die Möglichkeit der Handkommunion, die Liturgie in der Landessprache, der Altar (Symbol für Jesus Christus) als Mitte der Versammlung. Alle diese Forderungen verstießen zu dem Zeitpunkt als sie erhoben wurden gegen die damalige katholische Lehre. Dann aber entschied die Kirche (Bischöfe, Papst) in dieser Weise. Wen dem anders wäre, gäbe es jetzt in der Kirche nicht 7 Sakramente sondern (bin über die Zahl nicht ganz sicher) 12 – so war es irgendwann vor dem tridentischen Konzil.“
1) Eigentlich wird derjenige mit dem Anathem belegt, der mit dem Inhalt des Dogmas nicht einverstanden ist. So möchte ich doch das 1. Vatikanum diesbezüglich zitieren:
„Wir lehren demnach und erklären, daß die Römische Kirche auf Anordnung des Herrn den Vorrang der ordentlichen Vollmachtüber alle anderen innehat, und daß diese Jurisdiktionsvollmacht des Römischen Bischofs, die wahrhaft bischöflich ist, unmittelbar ist: ihr gegenüber sind die Hirten und Gläubigen jeglichen Ritus und Ranges – sowohl einzeln für sich als auch alle zugleich – zu hierarchischer Unterordnung und wahrem Gehorsam verpflichtet, nicht nur in Angelegenheiten, die den Glauben und die Sitten, sondern auch in solchen, die die Disziplin und Leitung der auf dem ganzen Erdkreis verbreiteten Kirche betreffen, so daß durch Wahrung der Einheit sowohl der Gemeinschaft als auch desselben Glaubensbekenntnisses mit dem Römischen Bischof die Kirche Christi eine Herde unter einem obersten Hirten sei [vgl. Joh 10,16].“ (Dogmatische Konstitution „Pastor aeternus“, 1. Vatikanisches Konzil)
Und nun zu dem Teil mit dem Anathem:
„Wer deshalb sagt, der Römische Bischof besitze lediglich das Amt der Aufsicht bzw. Leitung, nicht aber die volle und höchste Jurisdiktionsvollmacht über die gesamte Kirche, nicht nur in Angelegenheiten, die den Glauben und die Sitten, sondern auch in solchen, die die Disziplin und Leitung der auf dem ganzen Erdkreis verbreiteten Kirche betreffen; oder er habe nur einen größeren Anteil, nicht aber die ganze Fülle dieser höchsten Vollmacht; oder diese seine Vollmacht sei nicht ordentlich und unmittelbar sowohl über alle und die einzelnen Kirchen als auch über alle und die einzelnen Hirten und Gläubigen: der sei mit dem Anathem belegt.
2) Die kirchliche Disziplin sowie der Glaube lassen nicht die „Weihe“ von Frauen zu, Herr Pfarrer. Ein kurzer Blick in den Katechismus mit Verweis auf den Codex Iuris Canonici wird die Sache eindeutig klären:
KKK 1577: „Die heilige Weihe empfängt gültig nur ein getaufter Mann [vir]“ (CIC, can. 1024). Jesus, der Herr, hat Männer [viri] gewählt, um das Kollegium der zwölf Apostel zu bilden, und die Apostel taten das gleiche, als sie Mitarbeiter wählten, die ihnen in ihrer Aufgabe nachfolgen sollten. Das Bischofskollegium, mit dem die Priester im Priestertum vereint sind, vergegenwärtigt das Kollegium der Zwölf bis zur Wiederkehr Christi. Die Kirche weiß sich durch diese Wahl, die der Herr selbst getroffen hat, gebunden. Darum ist es nicht möglich, Frauen zu weihen.
Es ist nicht nur Frage der Erlaubtheit, sondern der Gültigkeit. Analog dazu, könnte ich sagen, dass Sie auch nicht mit Erdöl jemanden taufen können oder mit einer Schweinshaxe Eucharistie feiern können – egal, welcher irrende Bischof ihnen sagt, diese Dinge wären möglich.
Die Priesterweihen der FSSPX sind bekanntlich illizit. Obwohl diese gültig sind, sind sie jedoch nicht erlaubt und die betreffenden Personen begehen also mit ihrem Akt des Ungehorsams eine Sünde.
3) „Alle diese Forderungen verstießen zu dem Zeitpunkt als sie erhoben wurden gegen die damalige katholische Lehre.“
Die von ihnen angeführten Beispiele waren Beispiele der Disziplin, die die Kirche tatsächlich verändern kann. Es ist ein non sequitur, dieses Prinzip von der disziplinären Ebene nun auf die doktrinelle oder moralische anzuwenden.
„Müller: Wollen Sie wirklich die Entscheidungen des Vatikans kritisieren? Was sie aufzählen ist vom Bischof von Rom so entschieden. Aber es ist ihr Recht vorzuschlagen, dass diese Praxis zurückgenommen werden soll. Aber jetzt entspricht sie den kirchlichen Normen. Hoffentlich bleibt es so.“
Jedem Christgläubigen ist es erlaubt die „Prudentia“ einer disziplinären Entscheidung zu hinterfragen. Der Punkt ist aber, dass ich mich dadurch nicht im Ungehorsam befinde: die Kirche erlaubt mir die Kommunion auf die eine oder die andere Art zu empfangen, wobei die Kirche immer noch lehrt und bekräftigt, dass die Norm für den römischen Ritus die kniende Mundkommunion ist, die kein Kleriker unterbinden darf, während die Handkommunion lediglich eine „tolerierte“ Form (Indult) ist, die tatsächlich wieder untersagt werden kann – und hoffentlich wird.
„Müller: Die Bischöfe sind untereinander sehr verschieden. Es gab schon vor 40 Jahren die Forderung von Theologen, dass die Bischöfe mehr EIgneständigkeit haben sollten und eben nicht als Vollstrecker der Entscheidungen Roms fungieren sollten – natürlich und selbstverständlich nur in den Dingen, die eine Ortskirche für sich allein entscheiden kann. Außerdem wird schon seit dieser Zeit von Theologen, die damals noch ganz andere Namen hatte (Rahner, Metz, Vorgrimmler etc.), gefordert, dass die Bischöfe bei gesamtkirchlichen Entscheidungen stärkere Mitwirkungsmöglichkeiten haben sollten. Der römische Zentralismus erscheint schon seit 40 Jahren vielen als überzogen.“
Diese Dinge haben nicht einzelne Bischöfe, Priester oder Theologen zu entscheiden, sondern die Kirche, an deren Spitze der Papst steht, dessen Jurisdiktionsvollmacht – wie oben schon beschrieben – sich auf alle Christgläubigen erstreckt und diese zum Gehorsam dem Heiligen Vater gegenüber verpflichtet. Oder wollen Sie sagen, dass sich ein dogmatisches Konzil eventuell vertan hat oder längst überholt ist?
„Müller: Michael, ihre Auffassung von Gehorsam, von Anspruch an die Verantwortlichen in der Kirche können Sie so belassen. Aber Sie gehen fehl, wenn Sie diese als verbindlich für andere ansehen. Gehorsam fordert manchmal Widerspruch. Selbst eine Enzyklika kann eine Lehre beinhalten, die einmal überholt sein kann. Jeder Verantwortliche in der Kirche tut gut daran, bei seinen Entscheidungen auf Mitarbeiter zu hören und auf jene, die von seinen Entscheidungen betroffen sind. Es ist durchaus Aufgabe aller in der Kirche, die Probleme der Zeit zu erkennen, zu analysieren und soweit möglich selbständig darauf zu reagieren oder den Verantwortlichen Vorschläge zu machen. Nirgend steht, dass man Entscheidungen der Verantwortlichen nicht kritisieren dürfte (Sie tun das ja auch.). Das Anathem wird zum Glück heute selten verhängt. Aber Disziplinierungen gibt es meiner Meinung nach mehr als nötig.
Die Kirche, die sie sich wünschen, wie sie sie beschreiben, wäre tatsächlich fürchterlich und ganz anders als sie ist – und zwar nach geltender katholischer Ordnung und Lehre.“
Ich gehe also fehl, wenn ich davon ausgehe, dass der Gehorsam gegenüber dem Römischen Bischof sich auf alle Mitglieder der Kirche erstreckt? Lesen Sie bitte nochmal Pastor aeternus, Herr Pfarrer. Ich kritisiere Dinge, die kritisierbar sind: ich kritisiere aber keine Glaubensinhalte. Das ist ein großer Unterschied, Herr Pfarrer.
Ich hätte aber noch etwas zum Thema „Entwicklung“, wie sie im Modernismus bekannt ist:
„3. Wer sagt, es könne geschehen, daß den von der Kirche vorgelegten Lehrsätzen einmal entsprechend dem Fortschritt der Wissenschaft ein anderer Sinn zuzuschreiben sei als der, den die Kirche gemeint hat und meint: der sei mit dem Anathem belegt.“ (Dogmatische Konstitution „Dei Filius“, 1. Vatikanisches Konzil)
Und Sie sprachen ja noch davon, dass etwas „Tradition“ sein kann aber nur „bisher“ und sich dann wiederum mit dem Zeitgeist verändern können. Diese Haltung scheint mir doch unvereinbar mit dem katholischen Glauben zu sein.
„Müller: Ja genau. Die Wurzel der Probleme. Die gilt es zu finden. Die vom Memorandum vorgeschlagenen Themen sind nicht alle an der Wurzel, aber sie treffen wie bei einer Zahnbehandlung offenbar doch irgendwie den Nerv – das zeigen ja die Reaktionen. Es gibt nicht eine Ursache, sondern viele. Einige liegen außerhalb der Kirche – manche liegen innerhalb der Kirche. Soweit Kirche sich so darstellt, wie Sie das wünschen, ist das meiner Meinung nach eine der größten und bedeutendsten Ursachen in der Kirche.“
Der Nerv, den die Punkte des Memorandums getroffen haben, ist derselbe Nerv, den die Arianer beim Hl. Athanasius getroffen haben: es ist der Sinn für die Wahrheit, der sich gegen heranschleichende Irrtümer auflehnt.
Herr Pfarrer Müller, ich möchte auch noch darauf aufmerksam machen, dass Sie sich bisher auf keine lehramtlichen Dokumente berufen haben. Ihre ganze Position scheint eine Sache der persönlichen – vom katholischen Glauben abgekoppelten – Haltung zu sein. Ich wiederhole es gerne nochmal: ein jeder hat die Freiheit auch falschen Meinungen nachzufolgen. Problematisch wird es nur dann, wenn man diese Meinungen, die offensichtlich nicht mit dem katholischen Glauben vereinbar und Ausdruck mangelnder Glaubenskonsequenz und auch der Heuchelei sind, für „katholisch-christlich“ darstellt.
Mit freundlichen Grüßen,
Michael Wolf
Stefan Neudorfer:
Wenn ich kritisch einen Pfarrer hinterfrage, dann spricht er von Beschimpfung und Demütigung.
Müller:
Sie haben mich schlicht beschuldigt, die Teile der Bibel abzulehnen, ohne auch nur den Versuch zu machen, mir dies zu beweisen. Da ich als Christ eben mit der Bibel lebe ist dies für mich eine Beleidigung. Wenn mir ein Mitchrist den Glauben abspricht, wenn mir als Pfarrer die theolog. Qualifikation abgesprochen wird, empfinde ich dies als Demütigung. Was ist denn sonst eine Demütigung als einen anderen verächtlich zu machen? Es geht ja hier nicht nur darum, ob einer rechnen kann. Es geht um sehr persönliches. Wer anderen auf die Füße tritt, muss wenigstens erlauben, dass der „Auweh“ sagt.
Stefan Neudorfer:
Sie stehen hinter dem Memorandum und gelinde gesagt bin ich überrascht das ein Theologe diesen Text liest und ihn für Unterstützenswert erachtet. Ich bin richtiggehend entsetzt. …
Beispiele:
Das Memorandum fängt mit den Missbrauchsfällen an, und redet in diesem Zusammenhang groß davon dass tief greifende Reformen notwendig sind. Ein interessierter Leser könnte nun erwarten einige theologische Antworten zu dem Thema, aber weit gefehlt. Nach der Einleitung kommt das Wort Missbrauch nicht mehr vor. Das Thema wird nur mal wieder missbraucht um populistisch Aufmerksamkeit zu erregen. Ist dieser Stil eines katholischen Theologen würdig?
Müller,
Herr Neudorfer, ich bin überrascht, dass sie dem Gedankengang des Memorandums gar nicht folgen können. Es erklärt, dass die nachfolgenden Punkte mit dem Thema Missbrauch nicht unmittelbar zusammenhängen. Es spricht ausdrücklich davon, dass die Ereignisse des vergangenen Jahres Anlass für einen Aufbruch sein müssen, der über das Missbrauchsthema hinausgeht.
Stefan Neudorfer:
Zur „Gemeinde:“ Ihnen als Pfarrer müsste es bei dem Absatz doch auffallen das es ein ziemlicher Unsinn ist was da steht. In den meisten katholischen Pfarreien wird die seelsorgerische Arbeit nur zum geringeren Teil von Pfarrern und zum größten Teil von Diakonen, Gemeindeassistenten und Laien übernommen. Diakone sollen sogar verheiratet sein, es muss sogar die Familie zu seinem Diakonenamt zustimmen (wissen das deutsche Theologen nicht?). Gemeindeassistenten sind Männer oder Frauen und meistens verheiratet, Laien sowieso. Für welchen Teil der Seelsorge brauchen wir dann noch verheiratete Pfarrer oder weibliche Pfarrer? Jetzt mal ungeachtet dessen das die Bibel deutlich Nein zu weiblichen Pfarrern sagt.
Und was mir neu ist, ist der Anspruch dass ein kirchliches Amt dem Leben der Gemeinde dienen soll. Ich dachte immer wir Christen beten Jesus an, hat sich da etwas geändert? Oder gilt das nicht für Sie?
Sie sollten das eigentlich besser Wissen und mit guten Gewissen können Sie das doch nicht unterschreiben, oder?
Müller:
Herr Neudorfer, gerade mir als Pfarrer fällt auf, dass hier ein wichtiger Punkt angesprochen wird. In meinem Bistum arbeiten alle von ihnen genannten in der Seeelsorge. Ob die Pfarrer zum geringeren Teil die Seelsorge tragen?
Das kommt darauf an, wie groß die Zahl der Seelsorger/Innen in einer Gemeinde ist.
Dass Burnout ein Problem ist können ihnen die Personalreferenten der Bistümer bestätigen.
Es erscheint mir ein ziemlich absurder Gedanke, dass der Zustand des verheiratet seins notwendig sei für die Seelsorge. Von dieser paulinischen Aufforderung an Bischöfe hat sich die Kirche schon lange absentiert. Das will auch niemand zurück haben. Ich lese im Memorandum: „Die Kirche braucht auch verheiratete Priester“ Das ist eben keine Ausschließlichkeit (Haben Sie das aus gewollter Boshaftigkeit hinein-gelesen?)
Ich scheu mich zu denken, sie meinten es ernst wenn sie fragen, ob das kirchliche Amt dem Leben der Gemeinde dienen soll. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie das ernst meinen. Der Nachfolger der hl. Petrus nennt sich „Diener der Diener Gottes“.
Stefan Neudorfer:
Zur „Gewissensfreiheit:“ Mir ist kein Pfarrer bekannt der sich unter das Bett der Schlafzimmer legt um zu prüfen das wir Katholiken auch alles richtig machen. Kennen Sie einen? Machen Sie so etwas?
Also ich meine der Respekt vor der individuellen Entscheidung ist da. Jeder kann mit jeden tun was er/sie will und die katholische Sexualmoral hat eine ganz andere Aufgabe als es dort dargestellt wird. Es geht nicht um Bevormundung sondern es ist ein Aufruf Verantwortung für sich zu übernehmen. Sie sollten das eigentlich wissen und mit guten Gewissen können Sie das doch nicht unterschreiben, oder?
Dass die katholische Kirche beim Aufruf Verantwortung zu übernehmen nicht jede Lebensform als geeignet erachtet liegt auf der Hand. Aber es ist mir neu das irgendjemand Homosexuelle Christen ausschließt. Sie sollten mal den Katechismus der katholischen Kirche lesen, dort wird genau zum Gegenteil von dem aufgerufen was in dem Absatz behauptet wird. Sie sollten das eigentlich auch wissen und mit guten Gewissen können Sie das doch nicht unterschreiben, oder?
Müller:
Hat Ihr Zynismus auch noch Grenzen? Sie werden doch sicher wissen, dass es eben darum geht, dass z.B. wiederverheirateten Geschiedenen von der Kirche die Kommunion verweigert wird. Eine härtere Strafe gibt es für einen gläubigen Katholiken kaum.
Stefan Neudorfer:
Zum „Gottesdienst“: Ich sage zu meiner Tochter (5) Jahre immer, das Gott 168 Stunden in der Woche für uns da ist und wir deshalb ruhig eine Stunde pro Woche für eine Anbetung Gottes „opfern“ können und meine Tochter findet es einleuchtend jeden Sonntag in den Gottesdienst zu gehen. Die Theologen des Memorandums offensichtlich nicht, denn zum Gottesdienst fällt ihnen nicht auf das es um Gott gehen sollte und um nichts anderes. Ob jetzt Gläubige aktiv mitmachen oder kulturelle Vielfalt leben oder sonstige Showeinlagen aufgeführt werden es ist den katholischen Theologen auch wichtig kirchliche Botschaften auszusenden, aber Gott offensichtlich nicht. Wie sind Ihre Gottesdienste? Ist Gott wichtig im Gottesdienst? Gibt es nicht auch Jesus?
Müller:
Sie setzen ihren Stil getreulich fort, indem sie mit einer bunten Mischung aus Zynismus und Unterstellung die Gegenmeinung verunmöglichen wollen. Wer spricht von Showeinlagen, was soll das sein?
Wenn Sie ein wenig intensiver am kirchlichen Leben Anteil nehmen, haben Sie vielleicht von der Debatte um die Neufassung der liturgischen Bücher gehört, die von den römischen Behörden zurzeit strikt reglementiert werden – auch wenn dabei Satz-Konstruktionen und Wörter zur Verwendung kommen, die für die Menschen in den Gottesdiensten unverständlich bleiben. Das erneuerte Begräbnisrituale für den deutschsprachigen Raum wurde quasi zurückgezogen, weil es nicht verwendbar war.
Stefan Neudorfer:
… um mal auf ein paar Punkte einzugehen. Bitte verzeihen Sie meine jeweilige Frage an Sie ob sie das wirklich so meinen. Denn Sie finden das Memorandum gut, also ist das was da steh offensichtlich Ihre Meinung, oder? Dann nehmen Sie es mir bitte nicht übel wenn ich Sie frage welchen Teil der katholischen Theologie ich anders verstehe als Sie.
Müller:
Tja, das ist eine gute Frage. Aber offensichtlich versuchen auch sie katholische Theologie zu verstehen und sie sprechen es mir nicht einmal ab, dass ich es auch versuche. Danke. Vermutlich ziemlich viele Teile der Theologie: Anthropologie, Liturgie, Moraltheologie bzw. christl. Ethik, Kirchenrecht, eventuell auch Dogmatik.
Aber das finde ich keine Katastrophe. Schon immer wurde in der kath. Theologie eifrig „gestritten“, wie der Glaube am besten und richtig ausgedrückt werden kann. Problematisch finde ich nur, wenn zueinander gesagt wird: Weil du anders denkst, seist du fern von mir.
Stefan Neudorfer:
Was das Memorandum total verschweigt ist sind zum Beispiel die geistlichen Bewegungen. Die gibt es offensichtlich nicht in der Welt der katholischen Theologen … warum wissen wir beide.
Müller:
Ich weiß es nicht, was sie wissen. Wollen Sie es mir mitteilen?
Lieber Herr Neudorfer,
dass Sie schreiben, wie Ihnen der Schnabel gewachsen ist, merke ich. Ob es ehrlich und authentisch oder zynisch, ironisch und sarkastisch ist? Es hört sich für mich in vielen Zeilen zynisch bis sarkastisch an. Können Sie auch anders? Können sie auch auf Augenhöhe mit einem anders denkenden diskutieren?
Seien nun Sie mir nicht böse!
Es grüßt Sie freundlich.
Martin Müller
Sehr geehrter Herr Röder, ich gebe zu, es sind 2,0597% der ca. 3350 Katholiken gewesen, die in der Pfarrei wohnen in der ich Pfarrer bin.
Was soll denn das? Gibt es irgendeine Berechtigung, den ca 90% der Katholiken, die nicht in die Sonntagsmesse in der Pfarrei gehen abzusprechen, dass sie Katholiken sind. Ich hatte mich deutlich ausgedrückt. Was wollen Sie eigentlich sagen?
Ironie kann man pflegen, wenn man davon ausgehen kann, dass einem der andere richtig versteht. Das setzt Bekanntheit und Vertrauen voraus. So weit sind wir aber noch nicht bei diesem Erstkontakt. Oderist das nur die Masche: Erstmal sag ich dem anderen, dass er blöde ist.
Sehr geehrter Herr Michael
ich versuche auf Ihre Gedanken einzugehen, indem ich IHren Zeilen kopiere und meine Antwort mit meinem Namen kennzeichne. Ihr Kommentar beginnt so:
„Nun habe ich Ihre Antwort an mich fertiggelesen. Die Fälle von „Doppelmoral“ oder – vielleicht besser gesagt – Heuchelei, die Sie angesprochen haben sind in der Tat schlecht. Ich gehe davon aus, dass alle kirchentreuen Katholiken dies auch so sehen. Es geht zumindest mir nicht darum, die Situation der Doppelmoral und der mangelnden Konsequenz aufrechtzuerhalten, sondern darum, den Glauben vor weiterer Verwässerung zu wahren.“
Müller: Inwiefern ist die Kirche wie sie jetzt nach dem Pontifikat Johannes Pauls II. und während dem Bendedikts XVI. dasteht verwässert??
„Die Lösung für die von Ihnen angeführten Probleme liegt nicht darin, die durch die Kirche geoffenbarten Wahrheiten zu verdunkeln oder gar zu verändern, “
Müller: Das will auch niemand – genau das Gegenteil: Die geoofenbarten Wahrheiten, sollen zum Vorschein kommen. Übrigens: Es ist nicht die Aufgabe der Kirche, Wahrheiten zu offenbaren. Die Kirche erkennt und lehrt die von Gott geoffenbarten Wahrheiten. Ein kleiner aber wichtiger UNterschied in der Ausdrucksweise.
„sondern darin, dass man damit anfängt, den Glauben wirklich zu leben: nur gelebter Glaube überzeugt.“
Müller: absolut einer Meinnung
„Dass es eine Kirchenaustrittswelle gibt, ist wohl allen bekannt. Die Skandale alleine darf man dafür nicht verantwortlich machen. Schließlich ist die Sündenlosigkeit des Klerus und aller Kirchenmitglieder (ausgenommen Maria) nicht Teil unseres Glaubens. Ich würde mich eher dafür interessieren, warum die Menschen – wenn sie denn wirklich noch an die Notwendigkeit der Kirche für das Heil glauben – doch noch austreten? Oder glauben sie vielleicht doch nicht mehr an die Notwendigkeit der Kirche? Wenn Letzteres der Fall sein sollte, dann treten die Menschen aus, weil der Glaube, der sie erkennen lassen müsste, dass die Kirche ihre Heimat ist, vielleicht gar nicht präsent ist? Wenn dieser Glaube aber nicht mehr vorhanden ist, so ist das nicht die Folge der Skandale, sondern etwas schon vorher da Gewesenes: die Skandale des letzten Jahres haben schlicht den latenten Glaubensverfall zu Tage kommen lassen. Da würde ich aber doch eher danach fragen, wie das denn passieren konnte? Was hat man den Gläubigen beigebracht? Wie bringt man ihnen den Glauben bei? Usw.“
Müller: Der christliche Glaube ist kein Glaube an die Heilsnotwendigkeit der Kirche, sondern an die Erlösung von Tod und Sünde durch Leben, TOd und Auferstehung Jesus Christi. Wenn Sie das Credo in lateinischer Sprache zur Kenntnis nehmen: Wir glauben in Deum pater omnipotens, in Jesum Christum, Dominum nostrum, in Spiritum Sanctum. Aber dann: sanctam ecclesiam catholicam.
Die Kirche ist in keiner Weise Gegenstand des Glaubens wie die drei göttlichen Personen. Als katholischer Christ möchte ich den Glauben an den drei-einen Gott in den Mittelpunkt gestellt wissen. Die Kirche ist Wekzeug Gottes in dieser Welt. Sie ist nicht das Ziel des Glaubens!
„“Einige Professoren, die das ordentliche Lehrmat der Kirche vertreten, haben sich zu Wort gemeldet und jene Punkte öffentlich zur Diskussion angemahnt“
Ich muss Ihnen in diesem Punkte widersprechen: die Unterzeichner des Memorandums vertreten das ordentliche Lehramt der Kirche in keinster Weise.“
Müller: Doch: Ob es ihnen gefällt oder nicht: Theologieprofessoren die einen Lehrstuhl für kath. Theologie innehaben vertreten das ordentliche Lehramt in der Kirche. Das ist nun mal so.
„Diese Tatsache wird klar, wenn man sich die Punkte des Memorandums anschaut. Die Memorandum-Unterzeichner fordern eine Diskussion über Themen, die längst behandelt worden sind.
Es ist unfehlbare Lehre des ordentlichen Lehramtes, dass es keine „Frauenpriester“ oder „Bischöfinnen“ geben kann und wird.“
Müller: Einer der Kommentare auf meinen Brief betonte, dass es verbindliche, wenn auch nicht unfehlbare Lehre ist. Er hat recht.
„Ferner ist es biblische und traditionelle Lehre der Kirche, dass gleichgeschlechtliche Partnerschaften sündhaft sind.“
Müller: Traditionelle Lehre ja – bisher eben. Bibliche Lehre. Wo ist der Beleg? Hält er stand?
„Wer den Dialog fordert, muss auch seinen Gegenüber ernst nehmen. Wer aber in der katholischen Kirche einen Dialog einfordert über Themen, die längst von der Kirche – eigentlich von Gott (Offenbarung) – geklärt worden sind , nimmt die katholische Kirche nicht ernst. In gewisser Hinsicht hört man überhaupt nicht auf das, was die Kirche sagt. Und ich weise nochmal darauf hin, dass alle Gläubigen der Kirchenobrigkeit, die in Gemeinschaft mit dem Nachfolger Petri stehen, zum Gehorsam verpflichtet sind. In erster Linie – was die irdische Kirchenhierarchie angeht – sind wir in Sachen des Glaubens, der Moral und der Disziplin dem Papst zum Gehorsam verpflichtet: das besagt das 1. Vatikanische Konzil und belegt die wissentliche und willentliche Ablehnung dessen mit dem Anathem. Der Papst hat längst über die im Memorandum angesprochenen Punkte autoritativ gesprochen. Warum erdreistet man sich also noch so ein Memorandum mit solchen Forderungen? Wie soll ein Dialog stattfinden, wenn Sie und die anderen Unterzeichner des Memorandums selbst nicht auf die Stimme der Kirche hören wollen? Wollen Sie wirklich einen Dialog oder wollen Sie nur Ihre Ideen durchboxen?“
Müller: Moment, langsam. Wer die Unfehlbarkeit des Dogmas ablehnt wurde mit dem Anathem belegt – wenn sie schon wollen! Die krichliche Disziplin lässt es elbstverständlich nicht zu, dass Bischöfe ohne Zustimmung des Papstes wieder Bischöfe weihen (vgl. Piusbrunderschaft) und dass Bischöfe zurzeit Frauen zu Priesterinnen weihen. Aber: Selbstverständlich dürfen Themen zur Diskussion gestellt werden, um eine Änderung zu erreichen. Z.B. die Möglichkeit der Handkommunion, die Liturgie in der Landessprache, der Altar (Symbol für Jesus Christus) als Mitte der Versammlung. Alle diese Forderungen verstießen zu dem Zeitpunkt als sie erhoben wurden gegen die damalige katholische Lehre. Dann aber entschied die Kirche (Bischöfe, Papst) in dieser Weise. Wen dem anders wäre, gäbe es jetzt in der Kirche nicht 7 Sakramente sondern (bin über die Zahl nicht ganz sicher) 12 – so war es irgendwann vor dem tridentischen Konzil.
„Auch Ihre Darstellung der Situation mit den Bischöfen scheint mir eigenartig. Mir kommt vor, Sie wollen die Bischöfe als elitäre und machtvolle Handlanger Roms darstellen, die gegen den Widerstand der Laien alle vermeintlich „diktatorischen“ Beschlüsse Roms aufs Genaueste in den deutschen Bistümern implementieren. Dem kann ich überhaupt nicht zustimmen. Wenn man schon die Realität in Betracht zieht, so wird man sagen können, dass viel Unterlassung passiert ist und noch immer passiert. Nicht wenige Hilferufe und Beschwerden von orthodoxen Katholiken wurden einfach ignoriert – wahrscheinlich nicht von den Bischöfen selbst, aber doch von den zuständigen Sachbearbeitern in den Bistümern. Da gäbe es so viele Beispiele: ich nehme mal die Ausartung der Praxis der Handkommunion und des Einsatzes von „außerordentlichen Ministern der Hl. Kommunion“ als Beispielfälle, die deutlich zeigen, wie der Gehorsam gegenüber Rom viel zu wünschen übrig lässt in deutschen Landen.“
Müller: Wollen Sie wirklich die Entscheidungen des Vatikans kritisieren? Was sie aufzählen ist vom Bischof von Rom so entschieden. Aber es ist ihr Recht vorzuschlagen, dass diese Praxis zurückgenommen werden soll. Aber jetzt entspricht sie den kirchlichen Normen. Hoffentlich bleibt es so.
Müller: Die Bischöfe sind untereinander sehr verschieden. Es gab schon vor 40 Jahren die Forderung von Theologen, dass die Bischöfe mehr EIgneständigkeit haben sollten und eben nicht als Vollstrecker der Entscheidungen Roms fungieren sollten – natürlich und selbstverständlich nur in den Dingen, die eine Ortskirche für sich allein entscheiden kann. Außerdem wird schon seit dieser Zeit von Theologen, die damals noch ganz andere Namen hatte (Rahner, Metz, Vorgrimmler etc.), gefordert, dass die Bischöfe bei gesamtkirchlichen Entscheidungen stärkere Mitwirkungsmöglichkeiten haben sollten. Der römische Zentralismus erscheint schon seit 40 Jahren vielen als überzogen.
„Und nochmal: es geht nicht darum, dass man „nicht mehr denkt“ – wie Sie es in folgender Weise formuliert haben: „ Die einen sagen was richtig ist und die anderen brauchen nicht mehr nachzudenken?“
Es geht um den Glauben. Oder wollen Sie behaupten, dass nur Nicht-Denkende wirklich katholisch sein können und sich an das Lehramt halten können? Sollte man sich also nicht mehr im Gehorsam seinen Vorstehern unterordnen wie es die Hl. Schrift lehrt? Sollte man stattdessen die eigene Meinung und das eigene Gutdünken zur letzten Autorität des Glaubens erklären? Nun, jeder Mensch hat die Freiheit zu dieser Entscheidung. Aber solch ein individualistisches Bild vom Glauben ist eben nicht mehr katholisch. Wir glauben an gewisse Wahrheiten: diese akzeptiert man oder lehnt sie ab. Letztere sind eben dann nicht katholisch. Mir fehlt auch in Ihren Ausführungen der Punkt über das Vertrauen gegenüber dem Lehramt, was den Glauben und die Morallehre angeht. Es kommt mir fast so vor, als wollten Sie ausdrücken, dass ein jeder doch für sich seinen Glauben so zusammenflicken soll, wie er es für richtig hält. Dies ist aber nicht die Botschaft Christi. Und wo bleibt dann noch der Gehorsam in Sachen der Disziplin? Wenn mir etwas nicht passt, dann soll ich also nun versuchen, es mit Druck von unten den Oberen aufzuzwingen?
Und wenn es Ihnen bloß um die Sündhaftigkeit der Kirchenleiter geht und um Ihre Schwächen – nun die Sündhaftigkeit der Verkünder der Wahrheit kann die Wahrheit selbst nicht zerstören: Wahrheit wäre immer noch Wahrheit und bindend, selbst wenn sie von dem schlimmsten Sünder verkündet würde. Daher sprach der Heiland: „Auf dem Stuhl des Mose sitzen die Schriftgelehrten und die Pharisäer. Darum tut und befolgt alles, was sie euch sagen; nach ihren Werken aber richtet euch nicht; denn sie reden zwar, handeln aber nicht danach“ [Matt. 23,2-3]. Wie sollen wir uns also gegenüber dem verhalten, der auf dem Stuhl Petri sitzt und vom Heiland selbst den Auftrag bekam, die Kirche in Seinem Namen zu verwalten? Er ist der Stellvertreter des Guten Hirten, dem wir alle nach Christi Willen zu folgen haben.“
Müller: Michael, ihre Auffassung von Gehorsam, von Anspruch an die Verantwortlichen in der Kirche können Sie so belassen. Aber Sie gehen fehl, wenn Sie diese als verbindlich für andere ansehen. Gehorsam fordert manchmal Widerspruch. Selbst eine Enzyklika kann eine Lehre beinhalten, die einmal überholt sein kann. Jeder Verantwortliche in der Kirche tut gut daran, bei seinen Entscheidungen auf Mitarbeiter zu hören und auf jene, die von seinen Entscheidungen betroffen sind. Es ist durchaus Aufgabe aller in der Kirche, die Probleme der Zeit zu erkennen, zu analysieren und soweit möglich selbständig darauf zu reagieren oder den Verantwortlichen Vorschläge zu machen. Nirgend steht, dass man Entscheidungen der Verantwortlichen nicht kritisieren dürfte (Sie tun das ja auch.). Das Anathem wird zum Glück heute selten verhängt. Aber Disziplinierungen gibt es meiner Meinung nach mehr als nötig.
Die Kirche, die sie sich wünschen, wie sie sie beschreiben, wäre tatsächlich fürchterlich und ganz anders als sie ist – und zwar nach geltender katholischer Ordnung und Lehre.
„Die ganze Situation geht also so tief, dass die im Memorandum behandelten Punkte nicht Ursachen, sondern lediglich Symptome der Krise sind, in der sich die Kirche momentan befindet. Dass jene Punkte auch der Kirche nicht gut tun würden, zeigt sich an der Situation des Protestantismus in Europa. Wer einen echten Dialog möchte, müsste erst damit aufhören, die Aufmerksamkeit der Kirche und der Welt auf Dinge zu lenken, die bezüglich der echten Probleme unserer Zeit irrelevant sind. Probleme löst man, indem man sie an der Wurzel anpackt und nicht dadurch, dass man sich ewig mit ihren Symptomen beschäftigt und diese verstärkt.“
Müller: Ja genau. Die Wurzel der Probleme. Die gilt es zu finden. Die vom Memorandum vorgeschlagenen Themen sind nicht alle an der Wurzel, aber sie treffen wie bei einer Zahnbehandlung offenbar doch irgendwie den Nerv – das zeigen ja die Reaktionen. Es gibt nicht eine Ursache, sondern viele. Einige liegen außerhalb der Kirche – manche liegen innerhalb der Kirche. Soweit Kirche sich so darstellt, wie Sie das wünschen, ist das meiner Meinung nach eine der größten und bedeutendsten Ursachen in der Kirche.
mit freundlich Grüßen,
Martin Müller
Haben sie wirklich 3281 Gottesdienstbesucher jede Woche in ihrer Kirche? Waren die „69“ – tolle Zahl – mehr als 10 Mal im Jahr in der Kirche? Einen Sachverhalt – so lernen wir von den Medien – kann so und so dargestellt werden…
Wenn ich einem Muslim aufzeige das er den Koran ablehnt, dann erlebe ich zwei Möglichkeiten:
Er entschuldigt sich bei mir und gelobt Besserung oder er belegt mir das ich unrecht habe. Beides habe ich schon erlebt, beides bezeugt eine große Glaubenstiefe, eine große Liebe zur heiligen Schrift. Etwas was man bei uns Christen nur selten finden kann und das obwohl die Bibel nun wirklich viel mehr Gründe gibt sie zu achten als vergleichsweise der Koran.
Wenn ich kritisch einen Pfarrer hinterfrage, dann spricht er von Beschimpfung und Demütigung. Was kann ein Muslim was manch ein katholischer Pfarrer nicht kann.
Wobei ich viele katholische Theologen jetzt in Schutz nehmen muss, meine ehrliche Art wird eigentlich bislang immer positiv gesehen, weil es ein Einsteig in eine gute Diskussion ist.
Meine Worte haben noch einen ganz anderen Hintergrund haben. Sie stehen hinter dem Memorandum und gelinde gesagt bin ich überrascht das ein Theologe diesen Text liest und ihn für Unterstützenswert erachtet. Ich bin richtiggehend entsetzt. Ich bin als Christ Katholik geworden weil ich die Tiefgründigkeit des Glaubens bewundere. Dazu müssen Sie wissen, das ich eigentlich durch und durch evangelisch bin und gerade deshalb bin ich katholisch geworden. Große katholische Philosophen und Theologen haben mich überzeugt was der richtige Weg ist und nun lese ich ein Memorandum von führenden deutschen Theologen und ich wundere mich wo ich gelandet bin.
Beispiele:
Das Memorandum fängt mit den Missbrauchsfällen an, und redet in diesem Zusammenhang groß davon das tief greifende Reformen notwendig sind. Ein interessierter Leser könnte nun erwarten einige theologische Antworten zu dem Thema, aber weit gefehlt. Nach der Einleitung kommt das Wort Missbrauch nicht mehr vor. Das Thema wird nur mal wieder missbraucht um populistisch Aufmerksamkeit zu erregen. Ist dieser Stil eines katholischen Theologen würdig?
Es geht im Text mit einem ähnlichen Niveau weiter. Ich gehe in der nur kurz auf ein paar Punkte ein.
Zur „Gemeinde:“ Ihnen als Pfarrer müsste es bei dem Absatz doch auffallen das es ein ziemlicher Unsinn ist was da steht. In den meisten katholischen Pfarreien wird die seelsorgerische Arbeit nur zum geringeren Teil von Pfarrern und zum größten Teil von Diakonen, Gemeindeassistenten und Laien übernommen. Diakone sollen sogar verheiratet sein, es muss sogar die Familie zu seinem Diakonenamt zustimmen (wissen das deutsche Theologen nicht?). Gemeindeassistenten sind Männer oder Frauen und meistens verheiratet, Laien sowieso. Für welchen Teil der Seelsorge brauchen wir dann noch verheiratete Pfarrer oder weibliche Pfarrer? Jetzt mal ungeachtet dessen das die Bibel deutlich Nein zu weiblichen Pfarrern sagt.
Und was mir neu ist, ist der Anspruch das ein kirchliches Amt dem Leben der Gemeinde dienen soll. Ich dachte immer wir Christen beten Jesus an, hat sich da etwas geändert? Oder gilt das nicht für Sie?
Sie sollten das eigentlich besser Wissen und mit guten Gewissen können Sie das doch nicht unterschreiben, oder?
Zur „Gewissensfreiheit:“ Mir ist kein Pfarrer bekannt der sich unter das Bett der Schlafzimmer legt um zu prüfen das wir Katholiken auch alles richtig machen. Kennen Sie einen? Machen Sie so etwas?
Also ich meine der Respekt vor der individuellen Entscheidung ist da. Jeder kann mit jeden tun was er/sie will und die katholische Sexualmoral hat eine ganz andere Aufgabe als es dort dargestellt wird. Es geht nicht um Bevormundung sondern es ist ein Aufruf Verantwortung für sich zu übernehmen. Sie sollten das eigentlich wissen und mit guten Gewissen können Sie das doch nicht unterschreiben, oder?
Das die katholische Kirche beim Aufruf Verantwortung zu übernehmen nicht jede Lebensform als geeignet erachtet liegt auf der Hand. Aber es ist mir neu das irgendjemand Homosexuelle Christen ausschließt. Sie sollten mal den Katechismus der katholischen Kirche lesen, dort wird genau zum Gegenteil von dem aufgerufen was in dem Absatz behauptet wird. Sie sollten das eigentlich auch wissen und mit guten Gewissen können Sie das doch nicht unterschreiben, oder?
Zum „Gottesdienst“: Ich sage zu meiner Tochter (5) Jahre immer, das Gott 168 Stunden in der Woche für uns da ist und wir deshalb ruhig eine Stunde pro Woche für eine Anbetung Gottes „opfern“ können und meine Tochter findet es einleuchtend jeden Sonntag in den Gottesdienst zu gehen. Die Theologen des Memorandums offensichtlich nicht, denn zum Gottesdienst fällt ihnen nicht auf das es um Gott gehen sollte und um nichts anderes. Ob jetzt Gläubige aktiv mitmachen oder kulturelle Vielfalt leben oder sonstige Showeinlagen aufgeführt werden es ist den katholischen Theologen auch wichtig kirchliche Botschaften auszusenden, aber Gott offensichtlich nicht. Wie sind Ihre Gottesdienste? Ist Gott wichtig im Gottesdienst? Gibt es nicht auch Jesus?
… um mal auf ein paar Punkte einzugehen. Bitte verzeihen Sie meine jeweilige Frage an Sie ob sie das wirklich so meinen. Denn Sie finden das Memorandum gut, also ist das was da steh offensichtlich Ihre Meinung, oder? Dann nehmen Sie es mir bitte nicht übel wenn ich Sie frage welchen Teil der katholischen Theologie ich anders verstehe als Sie.
Was das Memorandum total verschweigt ist sind zum Beispiel die geistlichen Bewegungen. Die gibt es offensichtlich nicht in der Welt der katholischen Theologen … warum wissen wir beide.
Lieber Herr Pfarrer Müller, ich bin leider ehrlich und schreibe wie mir der Schnabel gewachsen ist. Bitte seien sie versichert, das ich sie nicht beleidigen will.
Sehr geehrter Pfarrer Müller,
Nun habe ich Ihre Antwort an mich fertiggelesen. Die Fälle von „Doppelmoral“ oder – vielleicht besser gesagt – Heuchelei, die Sie angesprochen haben sind in der Tat schlecht. Ich gehe davon aus, dass alle kirchentreuen Katholiken dies auch so sehen. Es geht zumindest mir nicht darum, die Situation der Doppelmoral und der mangelnden Konsequenz aufrechtzuerhalten, sondern darum, den Glauben vor weiterer Verwässerung zu wahren. Die Lösung für die von Ihnen angeführten Probleme liegt nicht darin, die durch die Kirche geoffenbarten Wahrheiten zu verdunkeln oder gar zu verändern, sondern darin, dass man damit anfängt, den Glauben wirklich zu leben: nur gelebter Glaube überzeugt.
Dass es eine Kirchenaustrittswelle gibt, ist wohl allen bekannt. Die Skandale alleine darf man dafür nicht verantwortlich machen. Schließlich ist die Sündenlosigkeit des Klerus und aller Kirchenmitglieder (ausgenommen Maria) nicht Teil unseres Glaubens. Ich würde mich eher dafür interessieren, warum die Menschen – wenn sie denn wirklich noch an die Notwendigkeit der Kirche für das Heil glauben – doch noch austreten? Oder glauben sie vielleicht doch nicht mehr an die Notwendigkeit der Kirche? Wenn Letzteres der Fall sein sollte, dann treten die Menschen aus, weil der Glaube, der sie erkennen lassen müsste, dass die Kirche ihre Heimat ist, vielleicht gar nicht präsent ist? Wenn dieser Glaube aber nicht mehr vorhanden ist, so ist das nicht die Folge der Skandale, sondern etwas schon vorher da Gewesenes: die Skandale des letzten Jahres haben schlicht den latenten Glaubensverfall zu Tage kommen lassen. Da würde ich aber doch eher danach fragen, wie das denn passieren konnte? Was hat man den Gläubigen beigebracht? Wie bringt man ihnen den Glauben bei? Usw.
„ Einige Professoren, die das ordentliche Lehrmat der Kirche vertreten, haben sich zu Wort gemeldet und jene Punkte öffentlich zur Diskussion angemahnt“
Ich muss Ihnen in diesem Punkte widersprechen: die Unterzeichner des Memorandums vertreten das ordentliche Lehramt der Kirche in keinster Weise. Diese Tatsache wird klar, wenn man sich die Punkte des Memorandums anschaut. Die Memorandum-Unterzeichner fordern eine Diskussion über Themen, die längst behandelt worden sind. Es ist unfehlbare Lehre des ordentlichen Lehramtes, dass es keine „Frauenpriester“ oder „Bischöfinnen“ geben kann und wird. Ferner ist es biblische und traditionelle Lehre der Kirche, dass gleichgeschlechtliche Partnerschaften sündhaft sind. Wer den Dialog fordert, muss auch seinen Gegenüber ernst nehmen. Wer aber in der katholischen Kirche einen Dialog einfordert über Themen, die längst von der Kirche – eigentlich von Gott (Offenbarung) – geklärt worden sind , nimmt die katholische Kirche nicht ernst. In gewisser Hinsicht hört man überhaupt nicht auf das, was die Kirche sagt. Und ich weise nochmal darauf hin, dass alle Gläubigen der Kirchenobrigkeit, die in Gemeinschaft mit dem Nachfolger Petri stehen, zum Gehorsam verpflichtet sind. In erster Linie – was die irdische Kirchenhierarchie angeht – sind wir in Sachen des Glaubens, der Moral und der Disziplin dem Papst zum Gehorsam verpflichtet: das besagt das 1. Vatikanische Konzil und belegt die wissentliche und willentliche Ablehnung dessen mit dem Anathem. Der Papst hat längst über die im Memorandum angesprochenen Punkte autoritativ gesprochen. Warum erdreistet man sich also noch so ein Memorandum mit solchen Forderungen? Wie soll ein Dialog stattfinden, wenn Sie und die anderen Unterzeichner des Memorandums selbst nicht auf die Stimme der Kirche hören wollen? Wollen Sie wirklich einen Dialog oder wollen Sie nur Ihre Ideen durchboxen?
Auch Ihre Darstellung der Situation mit den Bischöfen scheint mir eigenartig. Mir kommt vor, Sie wollen die Bischöfe als elitäre und machtvolle Handlanger Roms darstellen, die gegen den Widerstand der Laien alle vermeintlich „diktatorischen“ Beschlüsse Roms aufs Genaueste in den deutschen Bistümern implementieren. Dem kann ich überhaupt nicht zustimmen. Wenn man schon die Realität in Betracht zieht, so wird man sagen können, dass viel Unterlassung passiert ist und noch immer passiert. Nicht wenige Hilferufe und Beschwerden von orthodoxen Katholiken wurden einfach ignoriert – wahrscheinlich nicht von den Bischöfen selbst, aber doch von den zuständigen Sachbearbeitern in den Bistümern. Da gäbe es so viele Beispiele: ich nehme mal die Ausartung der Praxis der Handkommunion und des Einsatzes von „außerordentlichen Ministern der Hl. Kommunion“ als Beispielfälle, die deutlich zeigen, wie der Gehorsam gegenüber Rom viel zu wünschen übrig lässt in deutschen Landen.
Und nochmal: es geht nicht darum, dass man „nicht mehr denkt“ – wie Sie es in folgender Weise formuliert haben: „ Die einen sagen was richtig ist und die anderen brauchen nicht mehr nachzudenken?“
Es geht um den Glauben. Oder wollen Sie behaupten, dass nur Nicht-Denkende wirklich katholisch sein können und sich an das Lehramt halten können? Sollte man sich also nicht mehr im Gehorsam seinen Vorstehern unterordnen wie es die Hl. Schrift lehrt? Sollte man stattdessen die eigene Meinung und das eigene Gutdünken zur letzten Autorität des Glaubens erklären? Nun, jeder Mensch hat die Freiheit zu dieser Entscheidung. Aber solch ein individualistisches Bild vom Glauben ist eben nicht mehr katholisch. Wir glauben an gewisse Wahrheiten: diese akzeptiert man oder lehnt sie ab. Letztere sind eben dann nicht katholisch. Mir fehlt auch in Ihren Ausführungen der Punkt über das Vertrauen gegenüber dem Lehramt, was den Glauben und die Morallehre angeht. Es kommt mir fast so vor, als wollten Sie ausdrücken, dass ein jeder doch für sich seinen Glauben so zusammenflicken soll, wie er es für richtig hält. Dies ist aber nicht die Botschaft Christi. Und wo bleibt dann noch der Gehorsam in Sachen der Disziplin? Wenn mir etwas nicht passt, dann soll ich also nun versuchen, es mit Druck von unten den Oberen aufzuzwingen?
Und wenn es Ihnen bloß um die Sündhaftigkeit der Kirchenleiter geht und um Ihre Schwächen – nun die Sündhaftigkeit der Verkünder der Wahrheit kann die Wahrheit selbst nicht zerstören: Wahrheit wäre immer noch Wahrheit und bindend, selbst wenn sie von dem schlimmsten Sünder verkündet würde. Daher sprach der Heiland: „Auf dem Stuhl des Mose sitzen die Schriftgelehrten und die Pharisäer. Darum tut und befolgt alles, was sie euch sagen; nach ihren Werken aber richtet euch nicht; denn sie reden zwar, handeln aber nicht danach“ [Matt. 23,2-3]. Wie sollen wir uns also gegenüber dem verhalten, der auf dem Stuhl Petri sitzt und vom Heiland selbst den Auftrag bekam, die Kirche in Seinem Namen zu verwalten? Er ist der Stellvertreter des Guten Hirten, dem wir alle nach Christi Willen zu folgen haben.
Die ganze Situation geht also so tief, dass die im Memorandum behandelten Punkte nicht Ursachen, sondern lediglich Symptome der Krise sind, in der sich die Kirche momentan befindet. Dass jene Punkte auch der Kirche nicht gut tun würden, zeigt sich an der Situation des Protestantismus in Europa. Wer einen echten Dialog möchte, müsste erst damit aufhören, die Aufmerksamkeit der Kirche und der Welt auf Dinge zu lenken, die bezüglich der echten Probleme unserer Zeit irrelevant sind. Probleme löst man, indem man sie an der Wurzel anpackt und nicht dadurch, dass man sich ewig mit ihren Symptomen beschäftigt und diese verstärkt.
mit freundlich Grüßen,
Michael
Das Interview ist wirklich gut. Was nicht heißt, dass ich 100% die gleichen Meinungen habe. Aber es ist sehr gut. Und es spricht vieles an.
Vor allem finde ich mich darin wieder, dass die Bischöfe zu dem von ihnen angekündigten Dialog offenbar noch in keiner Weise eingeladen haben.
Aber es sind viele gute Sätze in dem Interview. Danke für den Hinweis
„Ihr Satz: „Wer gehen will kann gehen“ hört sich auf dem Hintergrund der ganzen Ereignisse auf meiner Seite an wie: Geht doch, wenn ihr Wiederverheiratete Geschiedene zur Kommuniongehen lassen wollt.“
Das habe ich weder gesagt noch gemeint. Ich wollte lediglich auf den Unterschied zwischen DDR und Kirche hinweisen. Totschlagargumente wie „Dann geh doch rüber“ habe ich als Jugendlicher (in meiner wilden Zeit) oft genug gehört. Deshalb werde ich sie auf keinen Fall anwenden. Ich bin zwar der Meinung, jeder soll seinem Herzen und seinem Gewissen folgen und sich der Religionsgemeinschaft, die für ihn „stimmig“ ist. Aber mir tut es weh, wenn ich die Kirchenaustrittszahlen sehe. Ich würde niemals jemandem um die Ohren hauen: Wenn du für den Kommunionempfang der Wiederverheirateten oder für die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaft bist, dann werde doch evangelisch oder altkatholisch. Nach dem Motto: wenn’s dir hier nicht passt, dann geh doch! Das wäre arrogant.
Ich habe im übrigen nicht die Petition unterschrieben (wenngleich ich mit ihr sympathisiere). Auch bin ich keineswegs der Meinung, alles solle so bleiben wie es ist. Bei kirchensite.de hat der Bochumer Neutestamentler Thomas Söding heute ein hervorragendes Interview zum Memorandum gegeben. Dem kann ich mich anschließen. Ich denke nicht, dass wir mehr Synoden, mehr Mitbestimmung und mehr Gremien brauchen. Auch nicht eine Demokratisierung. Den allermeisten in diesem Lande geht das am A…. vorbei. Wir müssen unsere Sprachlosigkeit in Glaubensfragen überwinden, die Gottesfrage neu stellen, Zeugnis geben von unserer Hoffnung. Ja, die Gesellschaft ist uns in vielem voraus, wie das Memorandum schreibt. Aber sie ist auch in vielem auf dem Holzweg; ich denke an die Fragen des Lebensschutzes. Kein Wort darüber im Memorandum, nur einseitige Anpassung an die Plausibilitäten der Gesellschaft.
Ulrich, danke für Ihre Meldung. Ein berühmtes oft gebrauchtes Wort ist das „Liberalisierung“. Ich halte nichts von Liberalisierung. Das Gebot der Feindesliebe kann man nicht liberalisieren auch nicht das der Gottes- und Nächstenliebe. Die Aufforderung dem Bruder 7 mal 70 mal zu vergeben.
Jesus lehrt, ganz aus dem Vertrauen zu leben in den, den er „abba“ nennt – seine Jünger sollen dies genauso tun wie er selbst.
Das alles lässt sich nicht liberalisieren.
Warum aber die Kirchgängerraten zurückgehen?
Dafür gibt es viele, sehr viele Gründe: außerhalb wie innerhalb der Kirche.
Ein Grund und zugleich ein Phänomen, ist zum Beispiel, dass die Kirche auch schon vor 2009 in der Rangfolge vertrauenswürdiger Organisationen ganz weit hinten rangiert. Warum hat die Kirche Vertrauen verloren?
Welche Änderungen in der Kirche der letzten Jahrzehnte meinen sie mit Liberalisierung? Darüber will ich nicht rätseln. Vielleicht erklären sie es und auch wie das ihrer Meinung nach zu dem von uns gemeinsam beklagten Erscheinungen geführt hat.
Das Phänomen bei den Priesteramtskandidaten beobachte ich auch. Meine Deutung fällt allerdings etwas anders aus als die Ihre:
Ich vermute: Konservative junge Leute sind oft Personen die einen klaren Rahmen suchen, der ihnen Halt verspricht, wo sie sich sicher fühlen,
Das lässt sich vielleicht weniger in Bistümern finden, die etwas mehr Gedanken und Bewegungsfreiheit und Spielraum lassen – selbstverständlich im Rahmen der gesamtkirchlichen Regelungen.
Junge Leute aber, die selbstbewusst und kritisch sind und Wert darauf legen, zu gestalten, die neues gestalten wollen, die Freiheitsräume suchen, werden sich selbst in einer oben beschriebenen Diözese weniger melden – weil die Kirche insgesamt nicht das Bild vermittelt, dass man so in ihr arbeiten könnte.
Außerdem gibt es ja tatsächlich nur sehr wenige junge Leute, die katholisch, bewusst gläubig, kirchlich, männlich und zölibatswillig sind und auch noch ein Abiturzeugnis in der Tasche haben.
Ich freue mich auch über ihren sachlichen Diskussionsbeitrag. Da kann man sich gegenseitig schon besser verständlich machen.
Ebenfalls freundliche Grüße
Martin Müller
Johannes, ich habe vorhin einem Sven geantwortet und dabei die ersten Sätze der Petition zitiert. Wenn eine Petition schon damit beginnt, andere zu verurteilen und zu beschimpfen, dann ist das ja immerhin schon mal ein Anfang. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass das Memorandum Anlass dazu liefert.
Ihr Satz: „Wer gehen will kann gehen“ hört sich auf dem Hintergrund der ganzen Ereignisse auf meiner Seite an wie: Geht doch, wenn ihr Wiederverheiratete Geschiedene zur Kommuniongehen lassen wollt.
Außerdem finde ich in dieser Petition insgesamt den Ton: Wer so etwas sagt und denkt und fordert wie das memoradum ist ein Irrgläubiger, ein Heuchler und ein Spalter. Irrgläubige werden in der kath. Kirche schlimmstenfalls ausgeschlossen im politischen Deutsch hieße das „ausgebürgert“. – Man hat mir ja gesagt: Das Wort von Häretikern braucht nicht beachtet zu werden.
Aber um es zu präzisieren: Natürlich weiß ich, dass die Befürworter der Petition nicht DDR Vertreter sind und dass die Kirche etwas anderes als die DDR ist. Ich weiß, dass die Kirche keinen Todesstreifen hat – wäre ja rein geographisch bei einer katholischen = weltumspannenden Kirche nicht möglich.
Aber tatsächlich passiert zurzeit bei den Katholiken so etwas wie bei den Bürgern der DDR vor 21 Jahren. Sie wollen nicht mehr mitmachen. Sie veweigern nicht nur das Mittun. Sie gehen tatsächlich. So wie sie das sagen. Es steht ja jedem frei zu gehen.
Eine Ursache dafür ist meiner Meinung nach (ich wiederhole mich), dass die Leitungskultur in der Kirche für Menschen in der BRD des 21. Jahrhhunderts indiskutabel ist. Wo so arge Intransparenz herrscht, wo so geringe Mitsprache und Mitwirkungsmöglichkeit eingeräumt werden, wo rein von oben herab bestimmt wird, was als richtig zu denken und zu tun ist, – da machen die Menschen nicht mehr mit. Und ich verstehe das auch: Wo Kritik vorwiegend als feindseliger Akt begriffen wird, wo Forderungen nach Änderung als Häresie im Keim erstickt werden, da ist kaum noch Identifikation möglich.
Es bleiben dann nur noch Menschen, die sich entweder völlig mit allen Gegebenheiten identifizieren und alles konservieren wollen wie es ist oder die wie ein Restaurator einen früheren Zustand wiederherstellen wollen oder jene, die sagen:
„Den Glauben an Jesus finde ich (trotz alledem) in der Kirche, dem Volk Gottes. In dieser Kirche wird der Glaube gelebt und verkündet. Um meines Glaubens willen bleibe ich in dieser Kirche, auch wenn mich vieles an dem real existierenden Bedingungen in der Kirche stört und sogar dem Evangelium entgegengesetzt erscheint (ich spiele hier z.B. auf das ausgeklügelte System von Ehrentiteln an oder auf das Gehabe, Kleriker seien etwas besseres als andere Christen).“
Ich leide darunter, dass so viele Menschen aus der Kirche ausziehen. Nicht weil es ein Schaden für die Kirche ist, sondern weil diese Menschen sich zugleich von dem entfernen, den die Kirche verkündet: von Jesus Christus und sich damit von der Botschaft des Lebens und der Hoffnung abwenden.
Dieser Jesus Christus wurde gekreuzigt, weil er Sündern vergeben hat – eine Gotteslästerung aus damaliger Sicht, weil er die herrschende Klasse der Juden kritisierte und ihre Schwäche deutlich machte, weil man Angst hatte vor einem Aufstand gegen die Römer, den er verursachen könnte, weil man ihn verleumdete und missverstehen wollte, …
Niemand warf ihm vor, er sei zu streng, oder er habe zu wenig Erbarmen mit den Menschen oder seine Lehre sei weltfremd und verzopft oder er habe sich zu wenig an den Zeitgeist angepasst.
Ganz kurz: Mir geht es weniger darum, die Betonköpfe auszumachen, als darum dass die Ursachen für diesen Massenexodus aus der Kirche geändert werden.
Verzeihen Sie bitte, wenn Sie meine kursiv gedruckte Anmerkung in ihrem Kommentar als Eingriff in ihre schriftliche Selbstbestimmung erlebt haben. Ich dachte durch Zeilenabstand und kursive Schrift sei mein Kommentar hinreichend unterschieden und als solcher erkennbar.
Ich finde es in Ordnung, herzlich und engagiert zu diskutieren, ob es vom Evangelium her möglich ist, homosexuellen gläubigen Katholiken die Kommunion zu geben – nur um eines der Themen anzusprechen. Aber man solte nicht sagen: Wer das für möglich hält, täusche, führe in die Irre, sei ein Heuchler, wolle sich nur dem Zeitgeist anpassen etc..
Reden wir doch darüber und schauen wir, was wir in der Heiligen Schrift darüber finden. Was bedeutet Unzucht, welche Rolle spielt der historische Kontext bei Paulus, was sagen die Evangelien, die Gottes Selbstoffenbarung in Jesus Christus überliefern, welche Gründe stehen hinter der bisherigen Tradition? Welche sind auch heute noch bedeutend? Welche neuen Kenntnisse stellen diese Tradition in Frage?
Natürlich müssen Leute, die eine Änderung wünschen mit Gründen in die Vorlage gehen. Das ist klar. Aber sie dürfen, wenn sie das tun, nicht gleich Verurteilung und Sanktionen fürchten müssen. Die Verfasser des Memorandums nun gehören zu jenen, die seit langem nicht müde werden, ihre Wünsche und Forderungen zu begründen. Ist es nicht legitim, sich immer wieder für seine Anliegen einzusetzen – auch in der Kirche?
Mit freundlichen Grüßen, Martin Müller.
Hochwürdiger Herr Müller,
in den letzten Jahrzehnten hat die Kirche ausprobiert, was geschieht, wenn man eine Modernisierung versucht. Der jetzige Stand ist desaströs. Glaubenswissen ist kaum mehr vorhanden, die Kirchgängerraten gehen immer weiter zurück, in besonders liberalen Gemeinden gibt es seltenst Berufungen – wenn es sie überhaupt noch gibt.
Die aktuelle Generation der Priesteramtskandidaten ist fast durch die Bank sehr konservativ eingestellt, in den liberalsten Bistümern gibt es keine PAKs mehr, die gehen in Orden oder Nachbarbistümer (z.B. im Fall von Aachen).
Wie kann da eine weitere Liberalisierung das Problem beheben?
Mit freundlichen Grüßen
Herr Pfarrer Müller, Sie kennen doch das Sprichwort „Wie man in den Wald ruft, so schallt es heraus“. Lesen Sie Ihren Blogeintrag doch mal mit etwas Abstand und Ruhe durch. Meinen Sie nicht, dass Sie mit „Blockadehaltung“ und „Betonköpfen“ eine Stimmung erzeugen, die in den Kommentaren wie ein Echo zurückschallt? Sie benutzen das Wort „Schimpftirade“ – meinen Sie damit auch Ihren eigenen Beitrag?
Den Kommentar von Michael habe ich mit Grausen gelesen. Einen solchen Umgangston kann ich nicht ernst nehmen. Aber nicht alle Kommentare, die Ihnen Contra gegeben haben, waren derart niveaulos. Ich hoffe, Sie können wahrnehmen, dass auch Sie mit Ihrer Art zu schreiben an der Gereiztheit der Diskussion hier Ihren Anteil haben.
Verstehen Sie wirklich nicht, was ich meine? Es ging mir nicht um einen noch reizuschaltenden kommentar, sondern um einen, den Sie bereits veröffentlicht haben. Und zwar um diesen hier:
„Hören Sie doch endlich mit den DDR-Vergleichen auf! Die DDR hat ihre Bürger eingesperrt, hat Grenzzäune und Mauern errichtet. Die katholische Kirche macht das nicht. Wer gehen will, kann gehen.“
Wenn Sie diesen Kommentar Ihrerseits kommentieren, ist das natürlich Ihr gutes Recht (mal ganz abgesehen davon, dass wir hier auf Ihrer Webseite sind und Sie hier Hausrecht haben). Aber sie haben den Kommentar nicht freigeschaltet und dann kommentiert, sondern mit einem (oben kursiv gesetzten) Anhang versehen:
„Sehn Sie – genau das meine ich!
Die Grenzzäune im Kopf. Das Einsperren der Gedanken. UNd weh, es denkt jemand etwas anderes – schon wird er vermaledeit“
Ehrlich gesagt verstehe ich nicht, was Sie meinen. Ich hatte nur darauf hingewiesen, dass die Kirche nichtr die DDR ist. Warum halten Sie mir dann ein „Einsperren der Gedanken“ vor? Was soll das?
Lieber Herr Sven?
vom Vornamen her kann ich mich leider nicht mehr an Sie erinnern. Ich freue mich, dass Sie eine angenehme Erinnerung an den Erstkommunionunterricht haben.
Ich stimme Ihnen gerne zu, dass auf beiden Seiten der Meinungsgrenze katholische Christen stehen, die die Botschaft des Lebens bezeugen wollen.
Die Petition beginnt aber nun mal damit, die Verfasser und Unterstützer des Memorandums zu verdächtigen. Welche Vokabeln werden verwendet:
„Diese Forderungen an die Bischöfe fügen der Kirche großen Schaden zu. Gläubige werden verunsichert, getäuscht und in die Irre geführt. Diesem unredlichen Verhalten von Theologen und Politikern treten wir entgegen, indem wir uns deutlich und vernehmbar an die Seite unserer Bischöfe stellen und unsere Einheit mit dem Heiligen Vater, Papst Benedikt XVI., bekunden.“
Wenn man andere erstmal so beurteilt, dann wird kein Dialog eröffnet.
Mit solchen Formulierungen werden Fronten aufgebaut. Einige Unterstützer der Petition haben mir gegenüber ja eine Kostprobe des aggressiven Tons gegeben.
Die Katholiken, die die Positionen der Petition unterstützen brauchen nicht so erschrecken. Es ist bekannt, dass die so eingestellten Katholiken wesentlich öfter, engagierter, und zahlreicher ihre Anliegen im Vatikan brieflich zur Geltung bringen als solche, die eher den katholischen Stil des Memorandums unterstützen.
Die Presse stürzt sich natürlich mit Vorliebe auf Katholiken, die sich kritisch äußern, die Änderungen fordern. Für die Medien ist das reizvoller.
Andererseits werden im Fernsehen besonders gerne Bischöfe eingeladen, die möglichst traditionelle Meinungen vertreten – die Bischöfe Krenn und Mixa waren zu ihrer Zeit Lieblingsgäste der Talkshows.
Die Beteiligung an Gottesdiensten geht seit Jahrzehnten stark zurück – genau wie sie sagen.
Aber die Zahl der Austritte ist ebenfalls sehr bedenklich hoch. In meiner Pfarrei (3.350) Katholiken waren es im vergangenen Jahr 69 Katholiken, die ausgetreten sind (2%).
Die im letzten Jahr zutage getretenen Affären und vor allem auch die kirchliche Reaktion darauf hat das Vertrauen in die Kirche stark erschüttert.
Aus vielen Gesprächen weiß ich, dass vor allem der Stil, in dem viele Bischöfe und Kirchenleute auftreten die Menschen abstößt.
Dieser Anspruch, sich nicht hinterfragen zu lassen – von nichts und niemandem – das stößt die Leute ab.
Der soziologische Vorgang, der sich da abzeichnet erinnert mich leider tatsächlich an die Entwicklung in der ehemaligen DDR.
Kritiker verurteilen. Formelhafte, immer gleiche Reden, die nicht auf die Anliegen der Menschen eingehen; Ignorieren der berechtigten Wünsche und Anliegen – so haben sich die Menschen endgültig vom real existierenden Sozialismus der DDR abgewandt und waren auch nicht mehr bereit, Das „so tun als ob Spiel“ mitzumachen.
Der Führungsstil in der Kirche ist stark defizitär. ich habe den Eindruck, dass Bischof Zollitsch bei seinen Mitbischöfen nur wenige gleichgesinnte findet, die auch einen offenen Dialog zulassen möchten. Die Mehrzahl besteht einfach auf dem, was jetzt ist.
Ich weiß, wovon ich rede: ich lebe in dieser Kirche, meiner Kirche und erlebe diese Kirche hautnah. Ich bin ein Teil von ihr.
Das bringt mich auf einen anderen Vergleich wie den mit 1989: Niemand kann auf Dauer anhaltende Schmerzen in seinem Körper ignorieren ohne seine Geunsdheit zu gefährden und eventuell irreperablen Schaden zu erleiden. Es hilft nicht zu sagen: Früher, vor 5 Jahren konnte ich doch auch und da war ich gesund. Der Körper braucht eine Therapie.
Danke für Ihre wertschätzenden und nachdenklichen Worte.
Herzlich grüßt Sie Ihr früherer Pfarrer
Martin Müller.
Lieber Hw. Herr Pfarrer Müller!
Ich komme aus Ergoldsbach, Ihrer früheren Pfarrstelle. Vor ca. 15 Jahren hatte ich bei Ihnen Erstkommunion und Sie haben mich als Kind im Religionsunterricht in unserem Glauben unterrichtet. Dafür bin ich Ihnen dankbar und daher weiß ich, dass Sie mit Sicherheit kein Häretiker sondern als katholischer Priester gute Seelsorge betreiben.
Heute will auch ich mich für unsere Kirche einbringen im Dialog. Daher habe ich die Petition „Pro Ecclesia“ unterzeichnet. Dass Sie ihre Verfasser bzw. Unterstützer mit dem DDR-Unrechtsregime in Verbindung bringen, ist für mich kaum nachzuvollziehen. Dass es auf der Internetseite (leider) eine Kommentarfunktion fehlt, ist keine hinreichende Erklärung dafür.
Die Petition soll die zu Wort kommen lassen, die in den großen Zeitungen und Medienkanälen eher weniger Gehör finden. Keineswegs verstehe ich die Petition als Blockade des Dialogs, sondern als einen Teil davon.
Ich interpretiere die Krise der Kirche weniger als eine Amts- oder Vertrauenskrise. Sie geht viel tiefer und hat ihre Ursache in der Verdunstung des Glaubens in Deutschland: Die (trotz Liturgiereform und mancherorts sehr eigenwilliger Gottesdienstgestaltung!) stetig sinkenden Gottesdienstbesucherzahlen sind ja noch weitaus gravierender als die vergleichsweise geringe Zahl an Kirchenaustritten. Das Problem ist offenbar weniger die Institution Kirche an sich als vielmehr der Bedarf nach Gottesdiensten, Sakramenten und Seelsorge.
Es sollte für alle Seiten selbstverständlich sein, sich in einem fairen Dialog zu begegnen. Weder sind Sie, Pfarrer Müller, unkatholisch noch sind wir, die Unterstützer der Petition, traditionalistische „Betonköpfe“.
Herzliche Grüße aus Ihrer früheren Pfarrei!
Sven
Lieber Herr Esser,
tja, gibt es auch Argumente? Oder gibt es nur Bewertung, Beschuldigung, Verurteilung als Häretiker. Genügt die Verurteilung oder müssen auch Beweise genannt werden?
Sie haben recht, sich von einer Debatte zu verabschieden, die eben nur eine Schimpftirade ist.
„Ich lehne die Bibel ab? Wie Wo Warum Wodurch??“
Man vergleiche doch nur die Überlegung über homosexuelle Partnerschaften und die Forderung nach einer zunehmenden Liberalisierung der Liturgie mit der biblischen Lehre.
Für doof halte ich Sie nicht, Herr Pfarrer. Ich halte Sie lediglich nicht für einen, der vom Denken her katholisch noch ist.
Ihre weiteren Punkte werde ich beantworten, sobald ich wieder dazu Zeit habe.
Einen angenehmen Tag noch.
Lieber Herr Pfarrer Müller, ich habe ihren Sammelkommentar, den mit den sieben Punkten, gelesen. Sie sind ein Märtyrer.
Ich denke, damit sind dann die Standpunkte ausgetauscht. Sie dürfen gerne noch ein »Hab ich’s ja gleich gesagt! Alle kommunikationsunfähig!« hinterherrufen.
Ich wünsche Ihnen noch alles Gute und verabschiede mich aus dieser fruchtlosen Debatte.
(Hey, haben Sie schon das Ockenfels-Interview gelesen? Super! Voll der Spirit!)
Ich finde die Kommentare alle auf meinem Blog und deswegen antworte ich auch hier. Außerdem handelt es sich um eine facebook Gruppe. Sie wollen mich wohl dazu verführen, dabei ein „gefällt mir“ zu drücken. Das tue ich aber nicht. Es wäre schön, wenn Ihre Gruppe sich öffnen würde. Dann könnte man dort hinschreiben, ohne ein gefällt mir (in meinem Fall wäre es heuchelnd) drücken zu müssen.
Ich setze mich hier diesen Schimpftiraden aus, die meistens jeglicher Sachlichkeit entbehren. Wenn ich darüber Zeit habe, werde ich vielleicht mal auch pro ekklesia Seiten kommentieren.
Die mir entgegengebrachte Aggressivität erinnert mich nicht an Jesus sondern an die schreiende Volksmenge: Kreuzige ihn!
Bin ich froh, dass wir nicht vor 250 Jahren leben. Denn die selbsternannten Glaubens- und Kirchenverteidiger würden sich doch glatt inquisitorisch betätigen und mich auf den Scheiterhaufen zerren.
Ich weiß nicht, wie lange ich mir das noch antun lasse.
Bin ich immer noch gespannt, ob die Leute von Pro ecclesia irgendwie in der Lage sind, auf die Sorge und die Bedenken und die genannten Beobachtungen einzugehen
Diese Sätze betreffen nicht allein den Kommentar, auf den ich soeben antworte, sondern vieles von dem in den letzten Tagen geschriebene.
Sie erklären mich einfach für schelcht ausgebildet und für inkompetent und das war’s?
Ist das der Geist der Kirche, die sie verteidigen wollen?
Ich lebe in einer anderen, die Ehrlichkeit und Fairness kennt.
Ich lehne die Bibel ab? Wie Wo Warum Wodurch??
Das ist doch nur Beschimpfung und Demütigung. Aber das erlebe ich hier am laufenden Band.
So mancher Kommentar fordert Demut ein und versucht mich zu demütigen.
Naja. So sind die Leute halt.
Ich finde keinen weiteren KOmmentar, den ich freischalten könnte
Herzlichen Dank, Herr Esser, dass Sie an die Dialoginitiative erinnern und daran, wie der DBK-Vorsitzende, der zugleich mein Ortsbischof ist, die Initiative eigentlich gedacht hat.
Sehr geehrter Herr Pfarrer Müller,
warum schalten Sie nicht einfach meinen Kommentar frei, anstatt ihn mit der Freischaltung zugleich zu kommentieren? Sie bürsten das, was ich mit der Aufforderung, auf DDR-Vergleiche zu verzichten, sagen wollte, gegen den Strich; sie drehen mir das Wort im Mund herum. Und das nennen Sie Dialog? Gehen Sie doch einfach etwas souveräner mit abweichenden Meinungen um!
Sehr geehrter Herr Müller,
ich weiß nicht, wo sie aufgewachsen sind. Wenn Sie wie ich ihre Kindheit oder Jugend in der DDR verbracht haben sollten, dann finde ich den Vergleich schon recht heftig. Ich habe mich gerade nach einer atheistischen Erziehung in der DDR für die Freiheit des Glaubens entschieden. Diese Freiheit besteht jedoch nicht darin, fundamentale Grundzüge unserer Kirche in Frage zu stellen. Das Memorandum ist ein weiterer Versuch, die Kirche in das Gefängnis der Beliebigkeit zu führen. Mangelnde Freiheit kann in der Tat auch darin bestehen, dass überhaupt keine Orientierungpunkte und keine Richtung vorhanden ist. Die ehrliche Absicht möchte ich jedoch niemandem absprechen. Wie mein Ethiklehrer schon sagte: Das Gegenteil von gut ist gut gemeint.
Das Problem von Pfarrer Müller mit der griechischen Philosohie ist leicht erkärt: Er hat ein Problem mit den Kirchenlehrern und erst recht mit Thomas von Aquin.
Ist auch klar, das Memorandum ruft auf sich de Zeitgeist zu beugen und steht für Beliebigkeit. Thomas von Aquin steht für Logik im Glauben, das ist das Gegenteil.
Das Pfarrer Müller mit einer Ablehnung der Philosophie auch Teile der Bibel ablehnt … finde ich bedenklich. Aber anbetracht der schlechten Ausbildung von Theologen in Deutschland auch wiederum verständlich.
Herr Pfarrer Müller, merkwürdigerweise vermisse ich Ihre Antworten auf den Facebook-Seiten der Pro ekklesia…
Mir scheint das Sie von Ihren Vorschlägen selber nicht viel halten.
Und zur Blockadehaltung: Die Blockade liegt doch eher darin das die Damen und Herren vom Memorandum immer mit den gleichen Forderungen kommen und sich weigern dazuzulernen. Das was sie fordern war vor 20 Jahren schon veraltert und wo man mit reinem kuschel-christentum landet sieht man bei den evangelischen Christen. Deren Anbiederung an den Zeitgeist beschert denen eine gute Presse, aber auch doppelt so große Mitgliederflucht als bei uns Katholiken. Eine Anbiederung an den Zeitgeist ist unglaubwürdig und das viele zum Islam oder Buddhismus konvertieren weil die christlichen Kirche keine Substanz haben, ist das Ergebnis davon.
Was verstehen sie unter Leitung? Die einen sagen was richtig ist und die anderen brauchen nicht mehr nachzudenken?
In der letzten Weltversammlung des Episkopates unter Leitung von Papst Paul VI von 1962 – 1965 wurde gesagt: Die Bischöfe sollen gerne die Anliegen der Gläubigen hören. Leitung wurde dialogisch verstanden. Ich fürchte sie verwechseln das hierarchische Leitungsamt mit dem, was es in der Kirche noch nie gab: mit Diktatur einer kleinen Elite von Mächtigen.
Außerdem ist das Memorandum kein theologischer Traktat sondern eben ein Einfordern von Dialog über Themen, die endlich nciht mehr einfach vom Tisch gewischt werden dürfen. Es geht darum, diese Fragen gemeinsam zu bedenken, Argumente abzuwägen und dann Entscheidungen zu treffen. Ich denke, auch wenn die Bischöfe entscheiden müssen, die Theologen könnten ihnen – egal von welcher Seite – ganz gute Entscheidungshilfen bieten.
Sie haben wohl die Reihenfolge nicht ganz hingekriegt. Einige Professoren, die das ordentliche Lehrmat der Kirche vertreten, haben sich zu Wort gemeldet und jene Punkte öffentlich zur Diskussion angemahnt, vor allem aber, dass nach der Erschütterung des Jahres 2010 nicht einfach zum Normalbetrieb zurückgekehrt werden kann, als sei nichts geschehen.
Anders als viele Traditionsverteidiger denken, scheinen mir diese Professor/Inn/en sehr wohl nicht im elfenbeinernen Turm zu sitzen. Vielmehr bekommen sie die Entwicklung noch mit und nehmen war, was sich nicht nur vage ankündigt: ein massenhafter Exodus aus der Kirche.
Hauptpunkt der Forderung ist meiner Meinung nach: Die fast völlige Abkoppelung der Bischöfe von den Katholiken in den Gemeinden, das Auftreten der Bischöfe als Alleinentscheider, die sich von niemanden in der Kirche tewas anhören müssen und auf niemanden hören müssen; die Denkverbote im Bereich der Theologie in allen Disziplinen, die durch allerlei Strafmaßnahmen durchgesetzt werden, dieses Verbreiten von Angst – all das muss sich ändern.
Die einzelnen Punkte, die in dem Memorandeum aufgezählt werden – sei es d’rum. Manche sind wichtiger, manche weniger.
Wo aber zu viele Vorschriften und Verbote, zu viele Maßregelungen das Leben bestimmen wollen entsteht genau das, worunter die Kirche leidet und was ihr vorgeworfen wird: Doppelbödigkeit: z.B. aus dem Dienst geschiedene Priester, die in einer anderen Diözese doch Religionunterricht erteilen dürfen, geschiedene Religionslehrer, die offiziell solo leben und eine neue Partnerschaft nicht staatlich anerkennen lassen dürfen, um nicht gekündigt zu werden (selbst wenn man inoffiziell davon weiß); wiederverheiratete Geschiedene, denen geraten wird, in einer fremden Stadt zu kommunizieren;
All das ist Realität und zeugt nur davon, dass unsere katholische Kirche ein Problem hat: Sie kann ihre eigenen Grundsätze nicht durchhalten, versucht aber genau dies zu verbergen und verteidigt diese Grundsätze nach außen hin mit umso größerer Vehemenz.
Was ist nach dieser Wortmeldung der Professoren passiert?
Irgendwelche katholische, sicher so wie sie engagierte Christen haben sich die Anliegen zu eigen gemacht und das begonnen, was die Verfasser des Memorandums nicht taten: Sie boten die Möglichkeit durch digitale Unterschrift das Memorandum zu unterstützen. Das Echo ist ziemlich beeindruckend. Dies zeigt jedenfalls, dass die Professor/Inn/en nicht in einem elfenbeinernen Turm sitzen, sondern formulieren, was viele Katholiken denken und wünschen und wollen.
Vor allem geht es mir aber um eines: Wo Änderungswünsche unterdrückt werden und Diskussion nicht zugelassen wird, wird Identikation untergraben und die Leute wenden sich ab. In meiner Pfarrei mit 3300 Katholiken traten 2010 3mal mehr Menschen aus der Kirche aus als in den Jahren vorher.
Die Gottesdienstbesucher gehen drastisch zurück. Das gleiche erzählen Kollegen aus Nachbarpfarreien, die inhaltlich eher sie unterstützen würden.
Die Kirche braucht eine neue Kultur des Miteinanders. Es gibt dafür sehr viele Vokalbeln aus dem profanen Bereich, die abgedroschen klingen.
ich sage so: Wenn man nicht bemerken kann, dass irgenwo ein Dialog geführt wird und wenn man nicht erfährt, was in einem Dialog besprochen wird, dann muss man davon ausgehen, dass kein Dialog geführt wird.
Bedauern sie eigentlich, nicht im 17. Jahrhundert zu leben. Da konnte man die Leute die einem nicht passten einfach als Häretiker beschimpfen. Und dann geschah mit ihnen das, was man ihnen wünschte.
Hören sie doch damit auf, statt Argumente zu geben die Irrgläubigkeit festzustellen. Das sind Versuche der Einschüchterung und Unterdrückung.
Verweigern sie sich doch nicht der Wahrnehmung der Realität in unserer Kirche: so wie wir es jetzt machen ziehen die Leute in Massen nicht nur in der Praxis sndern auch in den Herzen aus der Kirche aus. Das liegt nicht an der Botschaft Jesu. Sondern daran, dass das Gebaren unserer Kirche der Botschaft Jesu nicht gerecht wird.
Ich sehe mit Freude, daß der Dialog bereits begonnen hat. Heute nachmittag habe ich meinen ersten Text geschrieben, und in der Zwischenzeit hat sich ja einiges getan …
Die Frage nach der Bestellung von Viri Probati ist für mich das geringste Problem bei dem Memorandum. Eigentlich könnte ich ja mit allem irgendwie leben – im Rheinland läßt man jedem seine Meinung – und dann haben halt ein paar Theologen und Theologinnen an den Universitäten eine vom kirchlichen Lehramt und vom Evangelium abweichende Meinung.
Ich stelle mir unter einem Memorandum dieses vor: Ein Memorandum ist eine Notiz, eine Eingabe, ein Hinweis, etwa so: »Darüber, liebe Bischöfe, die ihr zu Gebet und Gespräch, zum gemeinsamen Hören auf Gottes Stimme eingeladen habt, wollen wir in dem anstehenden Dialogprozeß reden.«
Statt dessen machen die Memorandler aber die GANZ große mediale Welle. In der Schweiz, so habe ich gesehen, wurden vom »aufbruch« sogar protestantische Publikationsorgane aufgefordert, sich an der Kampagne gegen katholische Bischöfe zu beteiligen. Bei allem Respekt, DAS muß man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.
Und das ist der erste Punkt, um den es mir geht: Die Hermeneutik des Mißtrauens. Das ganze Manifest ist eine einzige Mißtrauenserklärung gegenüber der Bischofskonferenz. Das Manifest spaltet, indem es ausdrücklich Menschen, die ihre Rechnung mit der Kirche offen haben, wie es so schön blumig in dem Begriff »Religion privatisieren« ausgedrückt wird, in einen regelrechten Putsch gegen die vermeintlich Kirchenmächtigen hineinruft.
Auf Webseiten, die sich als reformnah auswiesen, wurde das »Memorandum« sogar ausdrücklich mit den Protesten auf dem Tahrir-Platz verglichen. Armer Erzbischof Zollitsch, der noch in einem Interview Anfang Februar geglaubt hat, der Dialog könne zu einem »gemeinsamen Hören auf die Stimme Gottes« werden und der die Vorstellung von einem Verhandliungstisch, an den man sich setze, zurückgewiesen hat. Er ist dem Druck der Straße in die Falle gegangen! Würden Sie ihn auch als Betonkopf bezeichnen, dem man mit Facebook-Barrikaden und virtuellen Straßenprotesten zeigen muß, wo es lang geht?
Dann der Ort der Erstveröffentlichung: Die Süddeutsche Zeitung, nicht bekannt für allzu große Kirchennähe, scheint mir nicht der Ort zu sein, eine Denkschrift an die Bischöfe zu hinterlegen. Auch hier scheint mir eher der ungute Duft der Rebellion zu wehen. Für mich ist die Veröffentlichung in der Süddeutschen sogar der Schlüssel zum Ganzen. Wie Michael es schon in anderen Worten zum Ausdruck brachte: Theologen rufen den Druck und den Geist der Welt hinein, um gegen ihre Vorsteher Dampf zu machen. Ist das jesuanisch? Verträgt sich das mit der Matthäischen Gemeinderegel? Ich melde Zweifel an.
Das sind so ein paar erste Gedanken. Tatsächlich kommt der Inhalt für mich erst nach diesem Grundsätzlichen. Erst wenn geklärt wird, ob das Memorandum WIRKLICH nur Denkschrift und Positionsbestimmung – und nicht, was zu befürchten steht, ein von falschem Pathos triefender Aufruf zum Putsch ist, kann man klären, auf welche Weise über die Inhalte zu befinden ist.
Mit freundlichen Grüßen
Peter Esser
Hören Sie doch endlich mit den DDR-Vergleichen auf! Die DDR hat ihre Bürger eingesperrt, hat Grenzzäune und Mauern errichtet. Die katholische Kirche macht das nicht. Wer gehen will, kann gehen.
Sehn Sie – genau das meine ich!
Die Grenzzäune im Kopf. Das Einsperren der Gedanken. UNd weh, es denkt jemand etwas anderes – schon wird er vermaledeit
Nein, es geht nicht nur um den Zölibat, aber das ist eben auch einer der angesprochenen Punkte. Doch okay, nehmen wir „Frauen im kirchlichen Amt“ und gleichgeschlechtliche Partnerschaften.
Sich in Kommentaren zu Wort melden und weltkirchliche Entscheidungen treffen – das sind doch wohl zwei Paar Stiefel. Ihnen ist doch bekannt, dass die katholische Kirche eine „Bischofskirche“ ist, also von den Bischöfen als Nachfolger der Apostel geleitet wird. Aber nehmen wir nur mal an, es gäbe eine repräsentative Befragung der Laien welt weit – und auf den weltkirchlichen Kontext wollen Sie doch hoffentlich nicht verzichten? Was meinen Sie, wie eine weltweite katholische Abstimmung über homosexuelle Partnerschaften und über das Frauenpriestertum ausfällt? Über das Frauenpriestertum hat Johannes Paul II. doch eine klare und verbindliche (wenngleich nicht formal unfehlbare) Entscheidung festgelegt. Oder geht es nur um den diakonat der Frau? Aber was ist dann mit der Einheit des Weiheamtes? Diese Fragen hätten die Theologieprofessoren wenigstens behandeln müssen. So erwecken sie nur den völlig irreführenden Eindruck, es würde sich in den genannten Punkte was bewegen. Das führt nur zu noch mehr Frust. Und bei dem Frust ist der schwarze Peter schon verteilt, das sind nämlich „die Bischöfe da oben“ oder „Rom“. Ganz tol!
Sehr geehrter Herr Pfarrer Müller,
als Mitunterzeichner und Initiator freut es mich, daß Sie an einem Dialog interessiert sind. Ich hoffe, daß Sie Ihre Sorge, die Unterzeichner seien nicht dialogbereit, gerne wieder zurücknehmen.
Das Problem bei Facebook-Gruppen ist, daß Sie mit dem Eintrag in eine bestimmte Gruppe auch gleichzeitig ein Votum für diese Gruppe abgeben müssen, ein sogenanntes »Like«. Ich mag nun aber das Memorandum nicht – auch wenn ich einige der unterzeichnenden Hochschullehrer persönlich sehr mag und schätze.
Das gleiche Problem werden Sie haben, wenn sie auf die Gruppe bei Facebook klicken, aus der heraus die Petition entstanden ist. Ihre Anregung, eine Linkliste mit Möglichkeiten zum Austausch anzubieten, werde ich gerne weitergeben.
Da einige aus unserem Team bereits seit sechs Jahren ein in der kirchlichen Mitte positioniertes Internetforum betreiben, wäre auch das eine Möglichkeit, mit uns ins Gespräch zu kommen. Bitte nutzen Sie die Möglichkeit, sich per Mail an uns zu wenden, wenn Sie das möchten.
Ich muß nur einschränkend sagen, daß wir zur Zeit sehr wenig Aufmerksamkeit auf Diskussionen verwenden können. Zur Zeit zählen und ordnen wir Stimmen, lesen Mails, beantworten Fragen und »pflegen« unsere Datenbank. Niemand von uns hat vor einer Woche damit gerechnet, einen großen Teil der Tages-Arbeitszeit darauf verwenden zu müssen. Ich denke, ich muß nicht mehr dazu sagen.
Dann möchte ich doch noch eine kleine Kritik loswerden. Durch reinen Zufall habe ich erfahren, daß sich in einem Winkel des Internet jemand über unsere mangelnde Dialogbereitschaft … hmm … aufregt (sag ich mal). Ich fühle mich ein wenig an die klassische Geschichte mit dem Hammer erinnert. (Wazlawick, Anleitung zum Unglücklichsein.) Soweit ich weiß, haben Sie unserer Gruppe nie ein Gesprächsangebot oder eine Gesprächsanfrage unterbreitet.
Es schmerzt mich, wenn Ihr Posting einen Vergleich mit den »Betonköpfen aus der DDR« nahelegt. Ich bin es eigentlich nicht gewohnt, von einem Priester so angesprochen zu werden. Jeder von den Initiatoren ist meines Wissens in seiner Gemeinde tätig, jeder liebt seine Kirche und ihren Herrn. Ich meine, wir sollten einen Dialog nicht mit derart ehrenrührigen Vergleichen beginnen. Auch wenn es vermutlich einen Dissens in theologischen Fragen gibt, sollten doch Anschuldigungen nicht so weit gehen, daß wir das Tischtuch schon zerschnitten haben, ehe der von der Frühjahrsvollversammlung der Bischofskonferenz einzuleitende Dialogprozeß in Gang gekommen ist.
Gerne laden wir Sie ein – wenn sich der Arbeitsaufwand erst einmal gelegt hat – mit uns ins Gespräch zu kommen. Noch einmal richte ich an Sie die Bitte: Haben Sie Geduld, wenn es mit der Antwort nicht sofort klappt. Wir sind alle sehr gefordert in diesen Tagen.
Wir bitten Sie um Ihr Gebet für uns bei der Heiligen Messe
und versichern Sie unseres Wohlwollens und Gebets
Ihr Peter Esser (Für »Petition Pro Ecclesia«)
P.S.: Herzlichen Dank auch an Herrn Bordat für seinen Kommentar.
Hw. Hr. Pfarrer Müller,
wenn polemisch, dann bitte auch ehrlich.
Herr Bordat schrieb eindeutig: „Ich habe auch nicht die Lösung für alle Herausforderungen, denen sich die Kirche in Deutschland stellen muss.“
Ihm dann zu unterstellen, er nähme von sich in Anspruch, ein Allheilmittel aller gegenwärtigen Probleme zu haben – ja, es selbst zu sein – ist zumindest mieser Diskussionsstil.
Oremus pro invicem!
Mit freundlichen Grüßen,
f.m.
„Das war doch ihr Spielchen, oder?“
Gewiss nicht. Es ist das Memorandum, welches sich so zeigt, als würde es die Meinung der Masse vertreten.
Und darauf sagte ich ja: man muss nur die Anzahl der Unterzeichner sich anschauen und welchen Bevölkerungsschichten sie angehören.
Und um da auch ihre Gegenaussage zu entkräften, verwies ich auf die Orthodoxie/Heterodoxie der jeweiligen Unterzeichner. Die Meinung eines Häretikers ist irrelevant für die Kirche.
Ich glaube, das können Sie verstehen.
Nein
Sie kritisieren meinen Stil? Da täuschen Sie sich. Sie kritisieren meine Widersprüchlichkeit, die sie meinen Ausmachen zu können.
Außerdem: Das heutige Weltbild ist nicht per se atheistisch, aber die Änderungen im Verständnis der Schöpfung haben durchaus Auswirkung auf die Vorstellung von Welt und Leben. Kopernikus hat nicht die letze Entdeckung geliefert. Das fordert das Denken schon heruas – jedenfalls sollte es das.
Das war doch ihr Spielchen, oder?
Ich hoffe es, dass es meiner katholischen Kirche nicht so ergeht wie einst der DDR.
Ich hoffe es. Aber ich fürchte, dass wir in wenigen Jahren bereits vor der Situation stehen, dass niemand mehr da ist, für den die vielen schönen alten und neuen Kirchen zu erhalten sind. Dass es mehr Priester gibt, als Messen an einem Sonntag gewünscht werden. Dass Pfarreien zusammengehenm, damit wenigstens in einer Sonntagsmesse eine halbwegs ansehnliche Gemeinde zusammenfindet.
Und warum das so ist? Jedenfalls nicht wegen der Aufhebung des Zölibats – der besteht ja.
Auch nicht wegen des Ausschlusses von Frauen vom Weiheamt – das ist ja Realität.
Auch nicht wegen der mangelnden Macht der Bischöfe – die haben sie ja.
Auch nicht wegen der Beliebigkeit – die gibt es ja nicht und will auch niemand.
Aber ich hoffe, meine Befürchtung tritt nicht ein. denn es wäre ein großer Schaden, wenn die vielen Menschen aus dem Evangelium Christi nicht mehr Hoffnung schöpfen würden und Orientierung für ein Leben, wie Gott es für den Menschen will.
Ich fürchte, die Menschenwürde, die Freiheit, der Frieden, die Gerechtigkeit in der Gesellschaft würden noch mehr missachtet als heute.
Sie schreiben im offenen Brief, dass die Kirche nicht die griechische Philosophie verteidigen soll, aber in ihrem Profil schreiben sie, dass sie „interessiert, wie das heutige (naturwissenschaftliche und philosophische) Weltbild mit der christlichen Theologie verbunden werden kann.“
Also die heutige Philosophie statt der griechischen? Welche heutige? Kant, Hegel, Schoppenhauer, Nietzsche, also die Philosphie die zu „sie wissen schon wem“ geführt hat? Das ist ganz schlechter Stil.
Das Spielchen kann ich auch treiben, Pfr. Müller.
Was ist mit den vielen Bekannten der Unterzeichner der Petition?
Und Quantität allein macht nicht die Wahrheit aus: Wahrheit wird so ermittelt: sie ist unabhängig von der allgemeinen Meinung des Volkes.
Wenn Sie wirklich herausfinden wollen, was die Kirche denkt, dann können Sie ja die Unterzeichner mit einigen Dogmen konfrontieren und schauen, ob diese Personen tatsächlich noch katholisch sind vom Glauben her oder nicht. Ich kenne einige Unterzeichner des Memorandums persönlich und die meisten anderen Befürworter des Memorandums, die ich kenne, haben keine Probleme damit Dogmen der Kirche explizit abzulehnen.
Es geht um den Glauben, nicht um die Meinung der Heterodoxen.
Sehr geehrter Pfr. Müller,
Ich wusste schon, dass Sie meine Wortwahl als negative auffassen würden. Ich möchte mich aber dafür nicht entschuldigen, da ich aus gutem Grunde diese Worte gewählt habe.
Vielleicht können Sie sich auch mal vor Augen stellen, welche Unverschämtheit das Memorandum eigentlich darstellt: allein schon das Prinzip, was dadurch klar würde: als würde die Kirche so funktionieren, dass sich einfach irgendwelche weltfremden Theologen hinstellen und Forderungen aufstellen teils über Themen, über die das Magisterium schon das letzte Wort gesprochen hat. Wo ist denn da Ihre Aufregung, Pfr. Müller?
Es ist diese Heuchelei, die mich auch sehr aufregt – das gebe ich ehrlich zu. Wenn einer sich wie ein Modernist aufführt, dann solle er nicht das beleidigte Würstchen spielen, indem er sich darüber mockiert, als Modernist bezeichnet worden zu sein. Ich habe auch meine Aussagen mit Beispielen untermauert.
Ihre Antwort nun zeigt mir, dass Sie wohl etwas verzweifelt versuchen zu argumentieren. Sie wissen sehr wohl, dass die Auslegung der Hl. Schrift in letzter Konsequenz Sache der Kirche ist – nicht einzelner Theologen oder Priester – wie Sie einer sind. Ich erinnere auch an das 1. Vatikanum, dass alle Gläubigen nicht nur in Sachen des Glaubens und der Moral, sondern auch der Disziplin an das Lehramt bindet: wo bleibt da Ihr Respekt gegenüber diesem dogmatischen Konzil? Wo bleibt der Respekt gegenüber dem Lehramt?
Wir sprechen hier nicht von der Art und Weise, wie das Evangelium verkündet wird. Das Memorandum greift direkt Glaubensinhalte an – nicht deren Verkündigungsweise.
Aus diesem Grunde, Herr Pfarrer, kann ich das Memorandum nicht ernst nehmen – und auch Ihre eigene Darstellung der Situation.
Wollen Sie das Evangelium verkünden? Nun, das können und sollen Sie ja gerade als Priester machen. Aber es gibt kein Evangelium gegen das Lehramt. Das wäre nichts anderes als Lüge.
Sehr geehrter Herr Pfarrer!
Auch ich habe die Petition „Pro ecclesia“ (dort scheint man statt der griechischen die lateinische Schreibweise zu bevorzugen) unterzeichnet und stehe dazu.
Auf die polemische Ansage „Ach, wir sind so gut, wir sind die Retter der Kirche, ohne uns ist sie verloren“ setze ich hier und vorsätzlich noch polemisch eins drauf: „Die Kirche ist zur Heiligung der Sünder gegründet, ich bin ein Sünder; kein Weltklassesünder, aber einer von denen, die in einem Alltagsleben kleine und große, leichte und Todsünden mit einiger Regelmäßigkeit begeht; ohne meinesgleichen wäre die Kirche überflüssig und wären Sie, sehr geehrter Herr Pfarrer, arbeitslos“. Polemisch genug?
Was nun den Vergleich der Kirche zur DDR unseligen Angedenkens angeht: Sehr geehrter Herr Pfarrer, ich schlage vor, Sie gehen zu Bett, überschlafen die Sache nochmal und melden sich danach mit einem klaren Kopf wieder zu Wort.
In Christo Ihr
Pompous Ass
Und die Unterstützer des Memorandums?
6000 Theologen? So viele gibt es in Deutschland, Österreich und der Schweiz zusammen nicht.
Was ist mit den vielen persönlichen Kontakten bei Seelsorgsgesprächen, die ihre Not mir der Kirche formulieren?
Brauchen wir von diesen Leuten nur die Kirchensteuer, oder sollten wir vielleicht auch hören, was sie als Sehnsucht bezüglich desVolkes Gottes im Herzen tragen?
Oder möchte Kirche nur eine Gruppe von Verteidigern der Tradition sein, die hofft, dass in der Tradition auch noch das Evangelium vorkommt.
Merken Sie eigentlich, wie abwertend, beleidigend Ihre Vokabeln sind?
Heuchler, Schwachsinnige, die Beschuldigung, der Kirche schaden zu wollen, Modernist,
man muss schon vieles über sich ergehen lassen, wenn man ihren Kommentar liest.
Diese Art der Diffamierung verdiente eigentlich von der Veröffentlichung ausgenommen zu werden.
Es gibt so vieles, was sich die verschiedenen Gruppen herauspicken.
Wie steht es eigentlich mit der Stelle, wo Jesus sagt:
„Nennt niemanden euren Vater, denn nur eeiner ist euer Vater, der im Himmel!“ Oder: „Wer von euch der größte sein will, soll euer Diener sein.“
Wie steht es mit Paulus, der von den Bischöfen verlangt hat, dass sie gute Ehemänner und Väter seien?
Wie steht es mit Petrus, der die Ehe mit seiner Frau offensichtlich auch nach Ostern fortgesetzt hat?
Wie steht es mit dem Sünder Zachäus, mit dem Jesus Tischgemeinschaft pflegte?
Es gibt so viele Stellen, mit denen man alles mögliche untermauern kann.
Die Kirche muss nicht gerettet werden. Die Kirche hat von Jesus Christus den Auftrag, das Evangelium zu verkünden, dass Gott den Sündern vergibt und ihnen den Zugang zum Himmelreich (schließt natürlich Lebenspraxis mit ein) öffnet.
Die Kirche ist auch nicht im Vatikan, sondern auf der ganzen Erde (katholisch). Das Problem ist der Umgangsstil in der Kirche, insbesondere dass Kritik und Änderungswünsche als Angriff auf die Autorität der Bischöfe betrachtet werden.
Das Problem ist, dass bestehende Ordnungen trotz ihrer geschichtlichen Bedingtheit absoluter gesetzt werden als das Evangelium.
Das Problem ist, dass die Menschen sich von der Kirche abwenden, die ihnen keine Identifikationsmöglichkeit mehr bietet und damit auch von der Gemeinschaft des Glaubens – obwohl sie diesen gar nicht ablehnen möchten.
Das Problem ist, dass die konkrete Gestalt der Kirche und ihr Gebaren für die die Menschen zum Anlass wird, das Evangelium selbst nicht mehr zu hören.
Es geht ganz und gar nicht um Anpassung.
Aber auch der Nachfolger des hl. Petrus gebraucht heute ein Flugzeug, weil die Fortbewegungsmittel des hl. Petrus nichts mit der Botschaft die ausgerichtet wird zu tun hat.
Es geht darum in dieser Welt das Evangelium zu verkünden und für diese Welt.
Mit Verlaub, Pfr. Müller:
Schauen Sie sich doch die Anzahl der Unterstützer der Petition an. Es sind Kleriker und Laien: Professoren, Studenten, Ärzte, Anwälte, Hausfrauen, Schüler.
Auf der anderen Seite hat man nur eine kleine Gruppe von Theologen.
Mein längerer Text wartet übrigens noch auf die Freischaltung. Sie wollten ja eine Diskussion.
mit freundlichen Grüßen,
Michael Wolf
Natürlich ist es bekannt, dass es Bischofssynoden gab.
Erstens gibt es mehr Fragen zu besprechen als Zölibat. Zweitens gibt es mehrere Möglichkeiten für synodale Mitwirkung alsnur die Bischofsebene. Christen sind getauft und gefirmt. Haben als den Heiligen Geist empfangen. Sie sind also keine Unwissenden, sondern der Geist kann durch sie und aus ihnen sprechen. Deshalb melden sie sich ja zu Wort in Ihrem Kommentar. Aber mit dem gleichen Impetus auch andere Christen, die etwas anderes in ihrem gläubigen Herzen hören.
Sehr geehrter Herr Müller,
das Memorandum fordert mehr synodale Beteiligung. Es verschweigt, dass sich nach 1970 zwei Bischofssynoden für den Zölibat ausgesprochen haben. Einmal 1971 (mit Ablehnung der viri probati) und zuletzt 2005. In der Petition heißt es:“Diese Forderungen an die Bischöfe fügen der Kirche großen Schaden zu. Gläubige werden verunsichert, getäuscht und in die Irre geführt.“ Das ist krass ausgedrückt. Aber stimmt es nicht, dass Gläubige verunsichert und in die Irre geführt werden, wenn man Synoden fordert, aber dann verschweigt, dass Synoden bereits entschieden haben? Werden etwa nur die Synoden akzeptiert, die im eigenen Sinne entscheiden?
Sehr geehrter Pfr. Müller,
Auch ich habe überzeugt die Petition unterschrieben und bin der festen Meinung, dass das Memorandum nicht nur keinen Lösungsweg darstellt, sondern sogar Teil des Problems ist. Zunächst muss man sich doch als Christgläubiger über die intellektuell bankrotte Darstellung der Situation der Kirche in Deutschland und deren Auswertung aufregen – hinzu kommt die so eindeutig heuchlerische Haltung der Unterzeichner des Memorandums. Um zu zeigen, dass ich hier nicht nur polemisieren möchte, werde ich freilich einige Beispiele für meine Aussagen anführen:
Das Memorandum spricht von der Notwendigkeit, der Kirche „neue Lebenskraft“ und „Glaubwürdigkeit“ zu verleihen. Dieser Aussage können wir alle zustimmen. Wo die Geister sich scheiden, wäre dort anzutreffen, wo das Memorandum seine Lösungswege zeigt, die das wahre Problem vollkommen verkennen: das Problem ist nicht ein Problem des Zölibats oder des Festhaltens an der christlichen Lehre, sondern eine Krise des Glaubens. Das zeigt sich auch noch deutlich für mich in der Art und Weise, wie die Memorandum-Unterzeichner, die Kirche „retten“ wollen: sie wollen sich mehr vom überlieferten Glauben entfernen und sich mehr liberalisieren.
Soll die Kirche dadurch an Glaubwürdigkeit gewinnen, dass sie sich mehr vom überlieferten Glauben entfernt, wie er in der Hl. Schrift und in der Tradition der Kirche zu finden ist? Dass man keinen Doktortitel braucht, um die Schwachsinnigkeit dieses Weges zu erkennen, ist – so meine ich – wohl jedem einleuchtend. Damit wäre gezielt z.B. der Punkt über das „Frauenpriestertum“ und die geforderte Änderung bezüglich der Lehre über „gleichgeschlechtliche Partnerschaften“ gemeint. Und Sie als katholischer Priester, der auch – wie die anderen Memorandum-Unterzeichner – von der „Freiheit“ des Evangeliums sprechen, scheinen sich wohl nur oberflächlich auf die Heilige Schrift beziehen zu wollen, denn Sie ignorieren und sogar lehnen gewisse andere geltende schriftliche Lehren ab.
Des Weiteren möchte ich noch auf den Zölibat zu sprechen kommen. Das Memorandum zeichnet ein Bild, welches den Zölibat in Verbindung bringt mit den Skandalen über sexuelle Missbräuche in der Kirche. Dieses Bild ist so populistisch-polemisch, dass ich sagen muss, dass die Herren und Frauen Professoren wirklich unehrlich waren und weiterhin sind. Als wäre der Zölibat dafür verantwortlich! Man müsste nur bedenken, dass der Großteil des Klerus seiner Berufung treu geblieben ist und dass das Problem nur bei einem kleinen Teil zu finden ist – ohne freilich das Problem kleinreden zu wollen. Ferner muss man auch sagen, dass die meisten Übergriffe sexueller Art auf Kinder und Jugendliche im Kontext der Familie stattfinden. Wer auch noch den Blick auf andere Länder zu richten vermag und nicht meint, dass Deutschland die ganze Welt wäre, wird erkennen, dass es bei den Protestanten und Juden in den Vereinigten Staaten, bei denen es den klerikalen Zölibat überhaupt nicht gibt, nicht gerade besser ist. Sollte man deshalb eine Forderung stellen, die Ehe oder das Familienleben abzuschaffen? Auf genau diesem heruntergekommenen Niveau bewegen sich die wohlstudierten Intellektuellen des Memorandums. Und übrigens: einen, der auf kleine Kinder und Jugendliche steht, wird man auch nicht durch eine Ehe mit gleichaltrigen Erwachsenen befrieden können: das zeigt schon die Statistik.
Was machen also die Memorandum-Unterzeichner? Nun, sie tragen überhaupt nicht zur Wiederbelebung des Glaubens – in positiven Sinne – bei, sondern versuchen den Dialog auf eine Schiene zu lenken, die sowas von irrelevant ist, dass man sich wundern muss, ob die Unterzeichner einem gewissen Realitätsverlust verfallen sind.
Etwas Symptomatisches in Deutschland lässt sich auch sehen: der ewige Wille zur Diskussion. Es werden sogar Dinge zur Diskussion aufgeworfen, wo man an sich nicht zu diskutieren braucht. Die Kirche Christi kann nicht etwas predigen, was gegen die ihr anvertrauten Wahrheiten geht: darum können die Memorandum-Unterzeichner so lange reden, wie sie wollen, es wird niemals „Frauenpriester“ geben und die Kirche wird auch niemals die Sünde der Sodomie (so wie die „namenlose Sünde“ traditionell seit dem Hl. Petrus Damianus benannt wurde) gut heißen. Wenn sie das täte, dann kann man dessen gewiss sein, dass sie sich wahrlich nicht mehr in der Nachfolge Christi befindet.
Ihre Forderungen, Pfr. Müller, sind für mich nichts weiter als die Forderung nach mehr Verweltlichung in der Kirche. Es sind Menschen wie Sie, die der Kirche wahrlich von innen schaden, weil Sie versuchen, die Kirche vom Weg Christi abzubringen. Der Heiland war kein „Guru“, der nur „Nettes“ sagen konnte: Er war nämlich keiner der nach der Meinung des Volkes lebte, sondern Er lebte vor allem Demut und Gehorsam vor: zwei Begriffe, die ich überhaupt nicht mehr bei den Unterzeichnern des Memorandums verwirklicht sehe. Falls Sie auch noch meinen, dass Sie „Christi-Nachfolger“ sind, wenn Sie sich in offener Rebellion gegen die Kirche befinden, dann würde ich Sie gerne auf das Neue Testament verweisen – genauer auf den Judasbrief, der vor dem Aufstand des Korach im Buche Numeri warnt: eine Warnung gegen die Rebellion gegen die von Gott eingesetzte Hierarchie, welche auch im Neuen Bunde geltend bleibt.
Ich glaube, ich übertreibe nicht, wenn ich Sie und alle Memorandum-Unterzeichner als Modernisten bezeichne. Sie behaupten einerseits, der Kirche helfen zu wollen, andererseits tun Sie genau das Gegenteil in Wirklichkeit. Sie wollen nicht, dass die Welt sich dem Herrn anpasst, sondern das genau Umgekehrte. Wenn Sie aber so etwas wollen, dann sind sollten Sie sich mehr Gedanken darüber machen, was es denn nun heißt „Christ“ zu sein. Eines ist es sicherlich nicht: die Anpassung an die Welt, an den Zeitgeist.
Ich bete für Sie und Ihre rebellischen Mitstreiter, dass Sie den Weg zurück zum wahren Glauben finden und dass Sie tatsächlich versuchen, Menschen für diesen Glauben zu gewinnen – zu ihrem Heil. Das ist wahre Liebe: den Nächsten zur Wahrheit zu führen – und nicht die Wahrheit zu verdunkeln, um den Menschen zu gefallen!
Es ist niemand gezwungen, sich nach der Wahrheit auszurichten. Wer lieber Menschen und der Welt gefallen möchte, hat die Freiheit dazu: doch sollen sie doch bitte die Kirche Christi nicht versuchen von innen heraus mit solch dämlichen Themen und Forderungen zu lähmen. Gerade deswegen gibt es diese „Selbstbeschäftigung“: man sucht immer nach Problemen innerhalb der Kirche. Die Petitions-Unterzeichner würden doch lieber in die Welt hinausgehen und Menschen wirklich zu Christus durch Seine Kirche führen. Auch hier zeigt sich nochmal die Heuchelei des Memorandums.
Zum Schluss möchte ich noch einen Vers zitieren, auf den mich ein 18jähriger Freund gebracht hat, der kürzlich durch die Gregorianische Messe (die die Memorandum-Kohorten ja nicht ausstehen können) zurück zum Glauben gefunden hat:
„Passt euch nicht dieser Welt an, sondern gestaltet euch um, indem ihr euer Denken erneuert, damit ihr beurteilen könnt, was der Wille Gottes, was gut, ihm wohlgefällig und vollkommen ist.“ (Römer 12,2)
mit freundlichen Grüßen,
Michael Wolf
Sehr geehrte Herr Pfarrer Müller,
Danke, dass Sie trotz Ihrer „Menge Vorbereitungen“ Zeit für eine Antwort fanden. Das freut mich sehr.
Da meine Diskussion Ihrer Ausführungen (vgl. http://jobo72.wordpress.com/2011/02/16/zur-diskussion-um-die-petition/) auch innerhalb der Blogozese aufgenommen wurde , steht einem Dialog nichts mehr im Weg. ich begrüße das sehr und werde mich im Rahmen meiner Möglichkeiten gerne daran beteiligen.
Für den Moment nur ganz kurz:
„Die Möglichkeit zur Diskussion wird auf dem Blog des memorandums tatsächlich nicht gegeben und begründet.“
Wie lautet die Begründung? Ich kann auf der Seite des Memorandums keine Begründung finden. Es gibt schlicht keine Kommentierungsmöglichkeit. Ende.
Es wird erklärt, dass Unterschirftsliste nicht möglich ist. Sie haben recht.
„Dafür gibt es die facebook Seite. Hier können die Leute uneingeschränkt diskutieren.“
Das ist jetzt aber nicht Ihr Ernst, oder? Bei allem Respekt, Herr Pfarrer: Man macht eine Facebook-Gruppe auf und schon ist man „dialogbereit“? Im übrigen gibt es wohl nichts, zu dem es keine Facebook-Gruppe gibt. Dann mache ich morgen eine Facebook-Gruppe „Freies Nordkorea“ auf und alles ist gut?!
Zwar sind facebook Diskussionen tatsächlich fraglich. Auch bei der sehr aktiven Rückmekdung mit einiger Verzögerung auf meine Einlassungen sind wir in Gefahr, einander Vorurteile an den Kopf zu knallen – eher wie Ideologen als wie suchende Christen.
Dennoch: Facebook bietet die Möglichkeit des Kommentars. Ein offener Blog hat ein ähnlich hohes Risiko der Niveaulosigkeit.
„Zu Ihren Ausführungen, die sehr umfänglich sind und sich nicht auf einen Punkt konzentrieren“
Mangelnde Einseitigkeit ist so etwas wie eine Berufskrankheit. Ich bitte da insoweit um Entschuldigung. Ansonsten ist es wahr, dass ich mich nicht auf einen Punkt konzentrieren will, wie auch die weitergehenden Ausführungen in meinem Blog deutlich zeigen, vgl. etwa:
Seien sie für Ihre Vielseitigkeit gelobt. Aber mein offener Brief war und sollte keine Auseinandersetzung mit den Inhalten der Petition sein, sondern beschäftigte sich mit der meiner Meinung nach durchaus typischen Eigenart, dass Thesen, die natürlich die bestehende Situation beschreiben und verteidigen und insofern immer im Recht sind, dekretiert werden, aber ein Dialog nicht zugelassen wird. Gleichzeitig werden alle, die Änderungen fordern oder zur Diskussion stellen als irrgläubig, Verführer, Täuscher, Verwässerer, schwachsinnig (vgl. ein anderer Beitrag) hingestellt.
Dabei wird darauf verwiesen, dass die Änderungswünsche zum Bestehenden im Widerspruch stehen und damit zu verurteilen sind. Aber das ist nun mal die Eigenart von Änderungswünschen, dass sie das Bestehende verändern wollen und damit im Augenblick aus Sicht des Bestehenden im Unrecht sind.
Zum Glück gab es dennoch immer wieder Veränderungen. Sonst wäre Kirche schon lange tot. Denn die beständige und kontinuierliche Wandlung ist der Garant der Beständigkeit in einem lebendigen Leib, der die Kirche ist.
„Nur ein (polemischer) Hinweis: Ach wir sind so gut, wir sind die Retter der Kirche, ohne uns ist sie verloren.“
Es ist eine Anspielung auf die Selbstbeweihräucherung für das vielfältige Verteidigungsengagement, das sie in ihrem Kommentar aufgezählt haben mit dem Unterton „Wir tun das, die anderen nicht!“
Deshalb ist es eine Polemik dagegen und keine Projektion.
Das ist keine Polemik. Das ist eine Projektion.
Herzliche Grüße und Gottes Segen,
Ihr
Josef Bordat
PS.: Gibt es einen bestimmten Grund dafür, dass Sie einen meiner Kommentare nicht freigeschaltet haben?
Ja: Darüber, welche Seiten mit meinem Blog verlinkt sind, möchte ich doch selbst entscheiden.
„Ach wir sind so gut, wir sind die Retter der Kirche, ohne uns ist sie verloren.“
Selbsterkenntnis ist immer gut!
Ich danke Ihnen für diese ungeschminkte Einsicht in Ihre Geisteshaltung.
Sehr geehrter Herr Bordat,
danke für Ihre Rückmeldung.
Da ich eine Menge Vorbereitungen zu machen habe, möchte ich nur in aller Kürze auf einen Punkt antworten:
Die Möglichkeit zur Diskussion wird auf dem Blog des memorandums tatsächlich nicht gegeben und begründet.
Dafür gibt es die facebook Seite. Hier können die Leute uneingeschränkt diskutieren.
Auf Ihrer Seite ist Kommentar nicht eingeräumt.
So viel zur Dialogbereitschaft.
Mit freundlichen Grüßen
Martin Müller.
P.S.: Zu Ihren Ausführungen, die sehr umfänglich sind und sich nicht auf einen Punkt konzentrieren, wie ich das absichtlich versuchte,
habe ich sehr viel einzuwenden. Nur ein (polemischer) Hinweis: Ach wir sind so gut, wir sind die Retter der Kirche, ohne uns ist sie verloren.
Kirche braucht gelebten Glauben!
Fangen wir damit an – Sie und ich und jeder einzelne Christ!
Sehr geehrter Herr Pfarrer Müller,
gestatten Sie mir als Unterzeichner der Petition einige Anmerkungen. Ich spreche dabei nur für mich, nicht für den Initiator bzw. die Organisator/inn/en der Seite. Auch, wenn ich meine, annehmen zu dürfen, dass sie sich zumindest in einigen Punkten mit meiner Darstellung anfreunden könnten.
Gut zwei Drittel Ihres Briefes behandelt den Vorwurf der Diskursverweigerung, Blockadehaltung, Abschottung, DDR-Mentalität etc. gegen die Petitions-Unterzeichner. Die Begründung dafür erschöpft sich in der Feststellung, dass auf der Petitionsseite keine Diskussionsmöglichkeit gegeben ist. Nun, auf der Memorandumsseite ist ebenfalls keine Diskussionsmöglichkeit gegeben.
Was darf ich daraus schließen? Dass die Damen und Herren Theolog/inn/en rechthaberische, intolerante Despoten sind, die in ihrer grenzenlosen Arroganz vom fäuligen Kommentargestank primitiv Glaubender verschont bleiben wollen? Dass sie am Ende gar keinen Diskussionsbedarf sehen, da sie in ihrer unendlichen Weisheit den Willen Gottes als platonische Idee unmittelbar schauen?
Wäre das eine angemessene Schlussfolgerung?
Vielleicht stimmen Sie mir zu, wenn ich behaupte, dass es auch andere Gründe für die Sperrung der Kommentarfunktion bzw. das Nichtzulassen eines Gedankenaustausches geben könnte. Etwa den, dass man keine Lust und Zeit hat, sich mit Trollen und Spamern rumzuschlagen. Zumal, wenn man so eine Seite privat initiiert und ehrenamtlich verwaltet, wie das bei der Petition der Fall ist (ob beim Memorandum kann ich nicht beurteilen, ich unterstelle aber zugunsten der betreffenden Damen und Herren, dass sie die Aktion ausschließlich in ihrer Freizeit und ausschließlich mit privaten Ressourcen bestreiten).
Also: Nicht jeder, der keinen Schlachthof betreibt, ist Vegetarier.
Zum Inhaltlichen. Sie plädieren für mehr Offenheit und Freiheit. Dazu ist einerseits die Frage zu stellen: Wofür soll sich die Kirche öffnen? Für die Sünder oder die Sünde? Für alle oder für alles? Wer für alles offen ist, kann wohl nicht ganz dicht sein. Andererseits gehört es zu den bekannten Paradoxien der Freiheit, dass sich mit der Zunahme an Optionen weder emotional noch faktisch mehr Freiheit einstellt. Offenheit führt zu mehr Optionen, aber nicht zu mehr Freiheit. Und schon gar nicht zu einem gelungenen, glücklichen Leben. Das gilt individuell, aber auch institutionell. Das auszuführen, schaffe ich jetzt zeitlich nicht. Auf Nachfrage gebe ich gerne eine Erläuterung.
Oft ist die Rede davon, dass die Kirche auf die Menschen zugehen muss. Selten hört man, dass auch die Menschen auf die Kirche zugehen müssen.
Ich stimme Ihnen zu, dass das Evangelium im Zentrum stehen muss, weil es Jesus ist, dem wir folgen, weil es Sein Weg ist, den wir weisen sollen. Dann aber bitte das ganze Evangelium, auch die Stellen, die vom Menschen eine Entscheidung verlangen, auch die Stelle, wo Jesus die Händler aus dem Tempel wirft und deutlich macht: So nicht!
Zudem: Wer spricht denn von der dringenden Notwendigkeit der Neuevangelisierung? Die Petitions-Unterzeichner oder die Memorandums-Unterzeichner? Und wer betreibt Neuevangelisierung, wer macht sich die Hände schmutzig in zähen Diskussionen mit Kirchen„kritikern“ und „erleuchteten“ Atheisten? Wer verteidigt dabei den christlichen Glauben gegen dämliche Stereotype und die Priester gegen freche Pauschalurteile? Wer schreibt Leserbriefe und korrigiert die einseitige Sicht der Medien (und damit der Gesellschaft) auf die Kirche? Das machen vornehmlich die, die auch die Petition unterstützen! Gerade aus dieser Ecke kommt der Ruf nach Mission, gerade unter denen sind viele, die sich – aus Liebe zu Ihm und als Liebe zu Seiner Kirche – als Blogger oder in sozialen Netzwerken im besten Sinne missionarisch betätigen, indem sie aufrichtig, engagiert und überzeugend von ihrem Glauben sprechen. Für die Memorandums-Unterzeichner scheint dagegen das Thema Mission mit Einrichtung eines „Arbeitskreis Mission“ erledigt.
Offensichtlich scheinen Sie zu glauben, die Kirche könne den Menschen ihre Hoffnung stärken und ihnen Frieden geben und damit letztlich das Heil bedeuten, indem sie mit den Menschen menschlich umgeht. Menschlichkeit ist aber nur eine Seite des christlichen Glaubens, die es so oder so ähnlich auch in jedem gut geführten Sportverein zu erleben gibt. Die Kirche muss darüber hinaus (und ich denke: zuerst und vor allem) die Transzendenzsehnsucht der Menschen stillen.
Besonders aufmerksam muss die Kirche dort sein, wo das Bedürfnisse nach Annahme und Wärme und Befriedigung in Selbstinszenierung und die Lust am Spektakel umschlägt. Die Heilige Messe ist keine Show, mit der man die Zeit bis zum Sonntagsbrunch überbrückt. Gerade dies veranlasst die Petitions-Unterzeichner dazu, liturgische Experimente, die auf Effekte ausgerichtet sind, sehr kritisch zu betrachten.
Zu all dem gehört auch, dass man einen Wahrheitsanspruch dort aufrecht erhält, wo er angemessen ist. Beliebigkeit überzeugt nämlich Niemanden. In dem Zusammenhang: Jesus hatte nicht „die Hoffnung“, der Weg, die Wahrheit und das Leben zu sein, sondern die Gewissheit. Er hat auch nicht gesagt, jeder komme „irgendwie so“ zum Vater, Hauptsache, er/sie/es „bringt sich ein“, sondern er hat gesagt: Keiner kommt zum Vater. Außer durch mich. Damit wäre das schon mal klar. Ich meine, bevor im nächsten Memorandum die Begriffe „Heil“, „Erlösung“ und „Reich Gottes“ neu gefasst werden.
Lieber Herr Pfarrer Müller, Sie werden merken, dass an einigen Stellen der Polemiker in mir die Tastatur übernommen hat. Ich möchte Sie und die Memorandums-Freunde nicht kränken. Ich habe auch nicht die Lösung für alle Herausforderungen, denen sich die Kirche in Deutschland stellen muss. Ich denke aber, dass das Memorandum den falschen Weg weist. Es ist der breite, bequeme Weg durch das offene Tor. Die Kirche aber sollte nicht müde werden, nach dem schmalen Pfad und der engen Pforte zu suchen.
Parallel zu dieser Veröffentlichung in Ihrer Kommentar-Box werde ich meine Antwort auch in meinem Blog veröffentlichen. Dort finden Sie auch weitere Stellungnahmen zum Memorandum.
Herzliche Grüße und Gottes Segen,
Ihr
Josef Bordat
Pingback: Kirche braucht Veränderung (II) | quasi Perlach