13. Februar 2011: 6. Sonntag im Jahreskreis

Auffallend oft spricht das Matthäusevangelium vom Gericht.
Das Himmelreich ist die Zukunft des Menschen. Und es geht darum, dieses Himmelreich zu erreichen.

Wer die Gebote hält und halten lehrt, sagt Jesus, der wird groß sein im Himmelreich. Gott gibt dem Menschen die Aufgabe, gerecht zu sein – das heißt: sich so zu Verhalten, wie es vor Gott recht ist. Wie Gottes Maßstäbe aussehen, das erklärt das Matthäusevangelium in der Bergpredigt Jesu.

Die Frage ist also: wie stehe ich vor Gott da, wenn er heute zu mir kommt, um mit mir mein Tun und Lassen zu beurteilen?
Woran soll ich mich halten, um so zu leben, wie es recht ist?
Ich erlaube mir einen Versuch:
Ich gehe nicht aus vom Gesetz der Juden zur Zeit Jesu. Das war damals der Maßstab der Gerechtigkeit. Ich gehe aus von unseren Vorstellungen was gerecht ist und konfrontiere sie mit der Stimme des Evangeliums:

Im Grundgesetz steht:
die Würde des Menschen ist unantastbar!
Aber: Die Würde eines Menschen wird schon verletzt, wenn ich schlechtes über ihn sage und den Kontakt mit ihm meide!

Darum: Wenn du als gerecht gelten willst, zögere nicht, dich mit deinem Gegner zu versöhnen – sonst ist er der Beweis, dass du ungerecht bist. Und du wirst es sein, bis du ihm gegeben hast, was ihm gebührt.

Im Gesetz steht:
Niemand darf zur gleichen Zeit zweimal verheiratet sein.
Aber: wer darauf aus ist, jemand anderen als seinem Ehepartner nahe zu kommen, der hat schon sein Treueversprechen gebrochen.
Jeder sich nicht mehr um seine Ehe bemüht, und aufhört, in der Ehe Liebe zu zeigen, begeht Ehebruch.

Im Gesetz steht:  Du darfst keinen Meineid schwören!
Aber: wer eine der vielen kleinen Ausreden und Notlügen genannten Unwahrheiten sagt, hat sich bereits von der Wahrheit getrennt.
Und wer auch noch so kleine Vereinbarungen nicht einhält, hat einen anderen Menschen enttäuscht.

Schwestern und Brüder!
Wir würden es uns zu einfach machen, wenn wir uns damit begnügen, nicht zu stehlen, keinen umzubringen oder zu schlagen und nicht fremd zu gehen. Wir können unbescholtene Bürger sein ‑ dennoch kann es sein, dass wir vor Gott nicht gerecht sind oder waren.

Zwei Lehren ziehe ich aus der Bergpredigt des Matthäusevangeliums:

Erstens
bleibe ich hinter dem zurück, was gerecht bedeutet: ich tue nicht das, was gerecht gegenüber dem anderen wäre.

Zweitens aber:
Genau dadurch erkenne ich aber: Das Himmelreich kann ich nicht aus eigener Kraft erreichen. Ich nicht und niemand.

Und doch glaube ich an die Gerechtigkeit, des Himmelreiches,
ich glaube, dass die Werte Nachsicht und Geduld, Versöhnung und Treue, dass die Werte, die Jesus gelebt und verkündet hat,
die Werte des Himmelreiches sind und dass es sich lohnt, sie zur Richtschnur des Lebens zu machen – auch wenn ich immer wieder dagegen verstoßen werde.

Erstens: Weil durch Nachsicht und Geduld, Versöhnung und Treue Frieden und Geborgenheit entsteht. Weil das Leben schöner und lebenswerter wird.

Zweitens: Weil Gott Nachsichtig und geduldig ist, bereit zur Versöhnung und treu zu seiner Schöpfung.
Die Treue Gottes ist es, durch die er uns  Zukunft schenkt.

Ich möchte mich nicht damit zufrieden, die Gesetze meiner Gesellschaft und meines Staates zu achten:
Die Gerechtigkeit des Himmelreiches, sein Friede und seine Geborgenheit will ich in dieser Welt suchen.