27. Februar 2011: 8. Sonntag im Jahreskreis

„Mach Dir keine Sorgen!“
Erinnern sie sich an eine Situation, in der sie diesen Satz gesprochen oder gehört haben? „Mach dir keine Sorgen!“

Ich finde viele Gründe, die wirklich Anlass zur Sorge sein können – und jeder von ihnen kennt sie aus seinem Leben!

Will Jesus wirklich, dass wir uns keine Sorgen machen um die Menschen in Lybien, in den Magreb Staaten, die sich nacheinander erheben, um Ihre Machthaber abzuschütteln?
Wie wären die Bergarbeiter in Chile im vergangenen Herbst gerettet worden, wenn sich niemand um sie gesorgt hätte.

Ich würde mir für viele Frauen und Männer, die bei uns leben, wünschen, es würde weniger Gründe geben, sich Sorgen zu machen.

Vor diesem „Macht euch keine Sorgen“ stellt das Evangelium den Satz: „Ihr könnt nicht beiden dienen – Gott und dem Mammon!“

Mammon – ist nicht nur das Geld.
Dem Mammon dient, wer sein Leben darauf ausrichtet, Besitz, Macht, Komfort, Ansehen, Genuss, Bequemlichkeit zu steigern.

Dem Mammon dienen, beschreibt ein egozentrisches Lebenskonzept. Wer so lebt, erkennt nicht mehr, dass er Verantwortung für andere trägt. Er betrachtet alles nur aus der Perspektive des eigenen Wollens und Strebens.
Selbst die Rücksichtnahme auf andere ist darauf hingeordnet: Das wird mir Vorteile bringen.

Wer dem Mammon dient, setzt sich selber absolut.

„Ihr könnt nicht beiden dienen: Gott und dem Mammon“ sagt Jesus.

Jesus erinnert damit an das erste der 10 Gebote: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben“ und an die erste Hälfte des Doppelgebotes: Du sollst den Herrn deinen Gott lieben, mit deinem ganzen Herzen und mit all deiner Kraft.

Erinnern wir uns daran, dass am Anfang der Bergpredigt steht:
„Eure Gerechtigkeit muss größer sein als die der Schriftgelehrten und Pharisäer!“ – dann wird diese Aussage sehr konkret.

Sorgt euch darum, vor Gott gerecht zu sein – das ist wichtiger als die Sorge um euch selbst.

Wenn wir Gott anerkennen, als den höchsten, den Ursprung des Lebens, werden wir unsere Verantwortung für das Leben erkennen. Wir bleiben davor bewahrt, uns selbst und unsere selbstbezogenen Wünsche für wichtiger zu halten als andere und ihre Wünsche.

Wir sind zum Leben berufen: in Gemeinschaft mit den Menschen und allem, was auf der Erde lebt.

Wir Menschen haben den Auftrag, für das Leben zu sorgen, nicht nur für das eigenen, sondern für das Leben der Schöpfung.

Eine der stärken des Gottesglaubens ist: Menschen die Gott anerkennen – wer immer auch Gott ist – sind bereit, über sich hinauszuschauen, sind bereit, sich für andere einzusetzen.

Die Aufgabe, dem Leben auf dieser Erde zu dienen, kann uns zu groß erscheinen. Wir wissen, dass alles, was wir tun, auch das Gute, unerwünschte Nebenwirkungen hat. Die Angst mehr zu Schaden als zu helfen, könnte uns lähmen, denn wir können nicht alle Folgen bedenken und alle negativen Folgen ausschließen.

Deshalb bin ich dankbar für den Satz: Sorgt euch nicht um euer Leben. Gott weiß, was ihr alles braucht. Der morgige Tag wird für sich selber sorgen!“

Ich brauche mich also nicht ängstlich in die Passivität zurück­ziehen, nur damit kein Schaden entsteht. Ich darf der Kraft ver­trauen, die Gott in das Leben gegeben hat. Es genügt, wenn ich heute Verantwortung übernehme – so gut es möglich ist.

Auch in der Zukunft wird das Leben seine Kraft entfalten. Gott wird sein schöpferisches Handeln niemals beenden. Er ist treu.