27. März 2011: 03. Fastensonntag

Das Gespräch zwischen Jesus und der Frau aus Samaria ist typisch für das ganze Johannesevangelium. Das Gespräch zwischen Jesus und den Personen geht aneinander vorbei – Jesus spricht von seiner Sendung und von dem, was er für die Menschen bedeutet. Diese Frau meint, es ginge um Wasser.

Dennoch wird das Ziel erreicht: Die Frau und mit ihr die Bewohner des Dorfes bekennen am Schluss: Er ist wirklich der Retter der Welt!

In 4 Wochen – in der Auferstehungsfeier – werden wir gefragt:
Glaubt ihr an Gott? Glaubt ihr an Jesus? Glaubt ihr an den Heiligen Geist?

Die Wochen vor dem Osterfest sind eine Einladung, uns auf die Erneuerung unseres Taufversprechens vorzubereiten:
Uns selbst zu fragen? Ist Jesus für mich der Retter der Welt?

Gerade in diesen Zeiten können wir uns fragen: Rettet Jesu wirklich die Welt? Wie kann dann das in Japan, in Lybien, in Afghanistan, in Israel und Palästina geschehen?

Mit dem gleichen Missverständnis dachte die Frau, Jesus würde ihr ersparen, künftig Wasser vom Brunnen holen zu müssen.

Jesus rettet die Welt, rettet jeden einzelnen Menschen, weil er uns die Augen öffnet für eine viel wichtigere und bedeutendere Erkenntnis: In uns ist das göttliche Leben, das unvergängliche Leben – das bleibt in Ewigkeit.

Das ist das Wasser, das Jesus uns gibt. Und diese Quelle kann nicht versiegen! Das Leben Gottes ist in jedem von ihnen, von uns Schwestern und Brüder! Wir sind Töchter und Söhne Gottes – in Ewigkeit.

Dies hat allergrößte Bedeutung für unser Handeln in dieser Welt:
Denn aus dieser Erkenntnis heraus verstehen wir, dass es wichtiger ist, dass die Erde auch künftigen Generationen zur Heimat werden kann, als unseren Konsum im gewohnten Maß aufrecht zu erhalten.

Da unser Leben ewiges Leben ist, zählt mehr, was wir mit anderen geteilt haben als das, was wir für uns herausgeholt haben.

Was das Johannesevangelium mit den sprudelnden Quellen meint, deren Wasser ewiges Leben schenkt, formuliert in ganz anderer Sprache Paulus: und für uns vielleicht eher verständlich. Er sagt:
„Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen“

Diese Liebe Gottes wirksam in uns und allen, die an Gott glauben, der die Liebe ist – diese Liebe vermag die Welt zu retten – auch vor Ausbeutung, Vergiftung, Gewalt und Zerstörung.

Amen.

20. März 2011: 2. Fastensonntag

Sechs Tage bevor Jesus mit Petrus, Jakobus und Johannes auf den Berg stieg, sagte er zu ihnen: „Amen, ich sage euch: Von denen, die hier stehen, werden einige den Tod nicht erleiden, bis sie den Menschensohn in seiner königlichen Macht kommen sehen.“

Wie zur Bestätigung fügt das Evangelium dann die Geschichte ein, wie Jesus vor den Augen seiner Jünger verwandelt wird.
Damit erklärt das Evangelium seinen christlichen Lesern: Der Menschensohn ist schon gekommen: Er, durch den offenbar wird, ob die Menschen Gutes oder Böses im Sinn haben.

Und obwohl Jesus der geliebte Sohn Gottes ist, der Gott gefällt, obwohl in ihm das Reich Gottes schon Gegenwart ist,
wird er in Jerusalem leiden und sterben.

Nach seiner Auferstehung erkennen die Jünger Jesus an seinen Wundmalen. Der Auferstandene ist derselbe wie der Mensch Jesus von Nazareth.
Aber auch in seiner Menschlichkeit ist er schon der Messias, der kommt und der das Reich Gottes aufrichtet in der Welt.

Es ist derselbe Jesus, der Sünden vergibt und Kranke heilt, der gefangengenommen und getötet wird, der aufersteht und der kommen wird.

So hilft mir Jesus zu glauben, dass unsere Welt – so grausam sie sein kann – Gottes Reich ist und dass die Schrecken dieser Welt nicht das Letzte sind, was Menschen erwartet.

Diese Welt ist Gottes Schöpfung. In Jesus ist Gott ein Teil der Schöpfung geworden. Gott und die Welt gehören zusammen.

Gerade deshalb möchte ich heute in dieser Messfeier ganz bewusst an die Ereignisse in Japan denken: an die Menschen, die unsägliches erleiden – weil ein Erdbeben und ein Tsunami ihre Häuser zerstörte; weil ihre Angehörigen und Freunde von der Gewalt der Flut getötet wurden.

Ihr Leid und ihr Schmerz, ihre Wut und Trauer, ihrem Aufbäumen und dem Überlebenskampf möchte ich Raum geben bei uns.

Die betroffenen Menschen haben das Leben von Gott empfangen – wie jeder von uns. Ihr Glaube möge ihnen Trost und Kraft schenken.

… Stille …

Ich selbst aber möchte nicht fragen: Warum hat Gott nicht das Erdbeben verhindert? Denn ich höre die Erklärung, dass dieses Beben und diese Flut die Folge geologischer Vorgänge sind.
Ich will nicht fragen, warum Gott diese Welt, dieses Weltall im Dasein hält.

Ich will nur versuchen zu vertrauen, dass er, der alles ins Dasein ruft, auch im Schrecken des Todes den Menschen nahe ist.

Ich will versuchen zu vertrauen,
dass es so ist wie bei Jesus selbst:

In seiner Menschlichkeit ist er schon Gottes Sohn – und auch nach seiner Auferstehung ist er der Mensch, dem die Jünger folgten.

Auch im unsäglichen Leid sind wir Menschen für das Leben in und bei Gott bestimmt. Doch auch eingetaucht in seine Herrlichkeit werden wir Menschen sein, deren Leben gefüllt war von Liebe und Hoffnung, Menschen die versucht haben, das Leben anzunehmen und es als Gottes Ebenbild zu gestalten.

9. März 2011: Wortgottesdienst zum Aschermittwoch

Die Ansprache hielt der Pastoralreferent in der Pfarrei Herz Jesu H. Wolfgang Kaiser

Fastenzeit – Abnehmen oder Zunehmen ?

In einer katholischen Pfarrei in Oberösterreich lud der Pfarrer im Pfarrbrief kurz vor der Fastenzeit seine Gemeinde mit folgenden Worten zur Eröffnung der Fastenzeit am 1. Fastensonntag  ein:

„Aus der Sicht eines kirchlichen Insiders stelle ich mehr und mehr fest, dass das Fasten die Christen in unseren Breiten so sehr schwächt, dass sie in dieser Zeit noch nicht einmal mehr in der Lage sind, den Gottesdienst zu besuchen. Um diesem Missstand entgegen zu wirken, laden wir sie nach dem Gottesdienst am 1. Fastensonntag zu einem Mittagessen mit anschließendem Kaffee und Kuchen ein! “

Ein Schelm wer arges dabei, denkt möchte man gern sagen. Falsch hat er ja nichts gemacht. Zählen die Sonntage in der Fastenzeit ja nicht zur vierzigtägigen Buß- und Fastenzeit.

Uneingeweihte dagegen könnten jetzt auf den Gedanken kommen in der katholischen Pfarrei wird die kirchliche Fastenordnung nicht mehr ernstgenommen und es ginge nicht mehr ums Abnehmen, was ja viele mit der Fastenzeit verbinden, sondern ums Zunehmen.

Und genau darum ging es diesem Pfarrer mit seiner Provokation:
Fastenzeit heißt nicht abnehmen sondern zunehmen.

Ein faszinierender Gedanke: In den 40 Tagen auf Ostern hin geht es ums Zunehmen.

Sicherlich haben sie jetzt schon gespürt, dass der eigentliche Sinn der Fastenzeit nicht der Wettbewerb sein kann: Wer verliert die meisten Pfunde, Wer entschlackt am besten. Sicherlich kann das ein schöner Nebeneffekt sein, wenn es darum geht sich in der Fastenzeit einmal Gedanken zu machen über seine Ess- und Trinkgewohnheiten.

Ehrlicher gesagt: Sein Balancegefühl wieder einzuüben dass ja oft gestört wird von dem Zuviel an Lustgewinn.

Denn neben dem Zuviel an Essen und Trinken, gibt es noch andere Schauplätze die uns das Abnehmen erschweren.( Denken sie an das geliebte Auto, dass sie mit Verachtung straft, wenn sie es sinnvollerweise öfters mal stehen lassen würden und dafür zu Fuß gehen würden, Denken sie an ihren Fernseher, der ihnen schwarze strafende Blicke zuwirft, wenn sie ihn auslassen und dafür selber etwas mit ihrer Zeit anfangen).

Sie und ich können sicher in einer ruhigen Minute selber einmal eine Liste erstellen was uns das Abnehmen  so schwer macht.

Also wie gesagt, dass mit dem Abnehmen ist wirklich nicht leicht und ehrlich gesagt nicht nur in der Fastenzeit.

Dann könnten wir doch einmal den anderen Vorschlag betrachten. Fastenzeit heißt zunehmen.

Klingt auf den ersten Blick sympathisch, aber ob es ein sinnvoller Weg für Sie für mich sein kann, dürfen sie am Schluss selber entscheiden.

Im Brief an die Gemeinde von Korinth sagt Paulus: Lasst euch mit Gott versöhnen.
Da steht schwarz auf weiß eben nichts von Abnehmen sondern vom Zunehmen. Unser Leben mit Gott versöhnen zu lassen soll zunehmen. Aber wie geht das?

An erster Stelle steht uns da eine Lebenshaltung im Weg, die modern gesprochen OUT ist. Jesus nennt sie lapidar UMKEHR

Umkehr ist für uns ja im alltäglichen Leben eher mit negativen Gedanken besetzt. Keiner von uns kehrt gern um ob als Autofahrer oder Wanderer.

Wenn ich umkehren muss weil es einfach nicht mehr anders geht ist meistens ein Gefühl der Ohnmacht, der Wut und der Enttäuschung damit verbunden. Denn ich muss mir eingestehen, dass ich buchstäblich auf dem falschen Weg bin. Gründe dafür kann es viele geben. Übersehene Wegmarkierungen oder Hinweisschilder, falsch eingegebene Daten beim Navi oder einfach nur Selbstüberschätzung (Den Weg kenn ich eh, denn bin ich doch schon hundertmal gegangen, die Strecke bin ich doch letztes Jahr schon so gefahren). Umkehren müssen bedeutet dann Zeitverlust, Ärger, Stress.

Aber Umkehren kann auch positive Seiten haben. Jeder Bergwanderer weiß, dass bei bestimmten Wetteranzeichen ein weitergehen Leben und Gesundheit gefährden würden. Kein vernünftiger Mensch würde weitergehen.

Umkehren ist dann keine Schande, sondern Not – Wendig, Ja kann Lebens-Notwendig sein.

Wenn also von Umkehr die Rede ist und ganz besonders wenn Jesus uns zur Umkehr einlädt, dann bedeutet das eben kein Abnehmen von Lebensqualität sondern ein Zunehmen von Lebensperspektiven.

Könnte es nicht sein dass Gott, der mein Leben versöhnt anschaut mich dann spüren lässt: – es stimmt in manchen Bereichen etwas nicht mehr so, irgendwas liegt bei mir  „quer“, raubt mir jegliche Motivation und Lebensfreude.

Könnte es nicht sein dass gerade da Gott mir ein Zunehmen von Lebensperspektive eröffnen will?

Könnte es nicht sein wenn ich in meinem Leben achtsam mit mir, meinen Freunden, meiner Familie, meinen Kollegen umgehe?

Könnte es nicht sein wenn ich in meinem Leben rücksichtsvoll und nachhaltig  mit meiner Umwelt, mit Genussmittel, Medien und Geld umgehe?

Könnte es nicht sein, wenn ich mich von Gott in der Stille, im Beten, im feiern des Gottesdienstes miteinander, berühren lasse?

Könnte es nicht sein, wenn ich versuche solidarisch zu leben, mit Menschen die auf unsere Hilfe angewiesen sind?

Könnte es dann wirklich sein, dass Ihnen, dass mir, das unseren Mitmenschen ein Mehr geschenkt wird, eine Zunehmen von Lebensqualität und Lebensmut?

Das Aschenkreuz, mit dem wir uns heute bezeichnen lassen wird diese Fragen begleiten und uns Mut geben auf Ostern hin einen Antwortversuch zu geben.

Fastenzeit – Nicht Abnehmen  sondern  Zunehmen, denn Gottes versöhnende Liebe nimmt da zu, wo sie bei uns immer wieder abnimmt.

Und so wünsche ich Ihnen und mir für diese Fastenzeit das der folgende Segenszuspruch jeden Tag mehr für Sie für mich zunimmt:

Keinen Tag soll es geben, da du sagen musst,
niemand ist da, der mir die Hände reicht.
Keinen Tag soll es geben, da du sagen musst,
der mit mir Wege geht.

Und der Friede (die Versöhnung) Gottes,
der höher ist als unsre Vernunft,
der halte unsern Verstand wach und unsre Hoffnung groß
und stärke unsre Liebe.

Keinen Tag soll es geben, da du sagen musst,
niemand ist da, der mich mit Kraft erfüllt.
Keinen Tag soll es geben, da du sagen musst,
niemand ist da, der mir die Hoffnung stärkt.
Keinen Tag soll es geben, da du sagen musst,
niemand ist da, der mich mit Geist beseelt.
Keinen Tag soll es geben, da du sagen musst,
niemand ist da, der mir das Leben schenkt.

(Liedtext von Uwe Seidel)

Beginn eines Dialogs?

Sehr geehrter Herr Wolf, sehr geehrte Leser dieser Diskussion,

ich gebe Herrn Wolf völlig recht: bisher kam es zwischen H. Wolf und mir zu keinem Dialog.
Soll ein Dialog in Gang kommen, wäre es – meiner,  Meinung nach – unerlässlich, eine gemeinsame Grundlage herzustellen. Worin könnte diese bestehen?

Ich würde  vorschlagen, dass wir uns gegenseitig versichern, dass wir verbunden sind durch den Glauben an den himmlischen Vater Jesu. Jesus, das fleischgewordene Wort Gottes ist im Heiligen Geist eins mit dem Vater und der Vater mit ihm.

Ferner würde ich vorschlagen, dass wir uns gegenseitig zubilligen, dass der jeweils andere als Christ in der katholischen Kirche leben möchte.

Ich würde außerdem gerne von der gegenseitigen Versicherung ausgehen, dass der jeweils andere als einer erkannt wird, dem es ein ehrliches und ernstes Anliegen ist, dass die kath. Kirche auch in Zukunft ihre Sendung erfüllt, die der Auferstandene ihr gegeben hat.

„Geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss, ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ (Mt 28,19.20)

Ich möchte ansonsten nicht weiter damit fortfahren, Antworten und Gegenantworten hin und her zu senden, die unter die Überschrift gestellt werden: Herr Wolf beweist Herrn Müller, dass er sich der Häresie schuldig gemacht hat, was – in der Sprache meines Dialogpartners gesprochen – eine Todsünde darstellt und deshalb die ewige Verdammnis nach sich zieht, sollte der Verbrecher nicht von seinem Verbrechen, der Häresie, ablassen.

Sodann braucht ein Dialog noch ein Thema, das besprochen werden soll. Mein Vorschlag:

Wie kann die Kirche die Botschaft Jesu wieder so verkünden, dass Jesu Erlösungswerk im Leben der Menschen fruchtbar wird? Wo sind die Ursachen im Leben der Kirche zu suchen, die dazu führten, dass sich in unserer Gesellschaft nur noch eine Minderheit mit dem christlichen, katholischen Glauben identifizieren kann und eine noch kleiner Minderheit bereit ist, am Leben der Kirche teilzunehmen. Was führte zu diesem Vertrauensverlust der Kirche? Wie kann die Kirche versuchen, das Vertrauen und die Glaubwürdigkeit zurück zu gewinnen.

1. Bemerkung: Die im Memorandum angesprochenen Themenfelder scheinen mir dabei durchaus eine Rolle zu spielen. Damit formuliere ich aber keine konkreten Forderungen, sondern äußere nur die Meinung, dass diese Themenfelder eine große Bedeutung für den Vertrauensverlust der Kirche haben.

2. Bemerkung: Der Dialog muss wohl die Option beinhalten, dass die Kirche bereit ist, sich zu verändern. Die Überzeugung, dass in der Kirche schon immer alles in Ordnung war, würde sich der Herausforderung vor der die Kirche steht verweigern.

Ich bin gespannt, ob diese Dialoggrundlage aufgegriffen wird. Selbstverständlich gehe ich davon aus, dass Alternativen zu meinen Vorschlägen, was die Basis des Dialogs und das Thema des Dialogs sein kann, genannt werden können.

Mit freundlichen Grüßen

Martin Müller.

06. März 2011: 9. Sonntag im Jahreskreis

Gefährliche Worte sind das am Ende der Bergpredigt.
Gefährlich, weil sie uns einladen könnten, auf andere mit dem Finger zu zeigen, anstatt an die eigene Brust zu klopfen!

Dabei warnt Jesus nur wenige Sätze vorher:
„Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet“

Wir müssen weniger fragen, wer jene sind, die „Herr, Herr rufen“ aber von ihm abgewiesen werden als Übertreter des Gesetzes.

Wir müssen vielmehr fragen, was das Evangelium meint, wenn es sagt: „Wer den Willen meines Vaters erfüllt!“

Die Grundfrage des Matthäusevangeliums ist:
Wie kann der Mensch in das Himmelreich gelangen?

Dabei steht es in einer starken Auseinandersetzung mit den Lehrern der jüdischen Religion, die das Befolgen des mosaischen Gesetzes und der Tora in den Vordergrund stellen – und jene vielen Gebote und Gesetze, die im Lauf der Zeit daraus entwickelt wurden.

Ich erinnere noch mal an den Satz: „Wenn eure Gerechtigkeit nicht viel größer ist, als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, kommt ihr nicht in das Himmelreich!“

Er ist der Schlüssel, um die Bergpredigt zu verstehen.

Die ganze Bergpredigt beschreibt diese größere Gerechtigkeit – niemand kann übersehen, wie sehr er selbst dahinter zurückbleibt. Den Feind zu lieben – das ist die größere Gerechtigkeit.

In diesem letzten Abschnitt nimmt aber das Matthäusevangelium bereits eine Fehlentwicklung der Urkirche in den Blick:
Es gab Christen, die für sich besondere Fähigkeiten in Anspruch nahmen: Als Propheten zu reden – Dämonen auszutreiben – Wunder zu vollbringen und zwar im Namen Jesu, des Herrn!

Was immer genau gemeint ist – es scheint etwas besonderes gewesen zu sein. Und doch werden diese Christen als Übertreter des Gesetzes bezeichnet und weggeschickt!

Es geht um die größere Gerechtigkeit!
Es geht darum, sich nicht selbst in den Mittelpunkt zu stellen – auch nicht dann, wenn jemand besondere Fähigkeiten hat und besondere Leistungen vollbringt.

Niemand darf sich über andere stellen: wie viel er auch beten, fasten, spenden, lehren und studieren mag, wie sehr er sich auch im Dienst am Nächsten engagiert.

Besonders, wer in der Gemeinschaft der Christen eine besondere Aufgabe, eine besondere Verantwortung und Vollmacht erhält, ist besonders in Gefahr, dass er zwar den Namen Jesu im Munde führt, dass er aber nicht mehr den Willen des Vaters sucht, sondern sich selbst.

Man merkt es spätestens an seinem Verhalten: wenn er wert legt auf besonderen Respekt und eitel wird – wenn er unbarmherzig wird, weil jemand nicht auf ihn hört, wenn er anfängt zu verurteilen –

Das sind deutliche Zeichen dafür, dass der Mensch sich selbst und nicht den Willen Gottes in den Mittelpunkt stellt.

Wenn dann das Leben sich zuspitzt und ich mit Gott gemeinsam mein Leben, mein Wollen und Streben, mein Tun und Lassen beurteile – was bleibt dann noch übrig davon!

Wer aber in seinem Leben nicht auf sich selbst setzt, sondern auf Gott und seine Barmherzigkeit, wer sich um Gottes Reich sorgt und seine Gerechtigkeit, wer wirklich Gott und nicht sich selbst zur Mitte des Lebens macht – der kann bestehen.

Seien wir gütig mit anderen und mit uns selbst – dann dürfen wir auch auf Gottes Güte vertrauen.

Vernissage in der Pfarrkirche Herz Jesu

Einladung zur Vernissage

am Samstag, 12. März 2011 um 19.15 Uhr

Bilder zur Passion… und Ostern in Herz Jesu

Kunst in der Kirche – das ist eine reizvolle Kombination, weil ja auch Kunstwerke den Menschen zu sich selbst führen können – ebenso wie die Religion. Ein Kirchenraum bietet für eine Kunstausstellung immer einen ganz besonderen Rahmen.

So wird in der Herz Jesu Kirche in Regensburg, Kreuzgasse 20, in der Zeit vom Samstag, 12. März bis Pfingstsonntag 13. Juni 2011 ein Bilderzyklus des Ludwigsburger Künstlers Wolfgang Kern installiert.

Es handelt sich nicht nur um eine Kunstinstallation, sondern die Bilder werden die kirchliche Liturgie begleiten und Besucher der Kirche zum Betrachten einladen.

„Bilder zur Passion… und Ostern“ nennt der in Schwenningen geborene Ludwigsburger Grafiker und Künstler diesen Bilderzyklus, der zum ersten Mal in der Stuttgarter Domkirche St. Eberhard gezeigt wurde.

Die Bilder von Wolfgang Kern sind auf Bau-Schaltafeln gearbeitet. Insgesamt zehn beidseitig bemalte, alte Benutzungs- und Gebrauchsspuren aufweisende Tafeln präsentieren für den Zeitraum bis Karfreitag Impressionen zur Passion. Die Bilder erzählen nicht den Leidensweg Christi, sondern wollen den Betrachter mit existentiellen Fragen konfrontieren.
Die zweite Sequenz — die zehn Tafeln werden für den Zeitraum von Ostern bis Christi Himmelfahrt, ebenso einfach wie beziehungsreich, gewendet ‑ zeigt in ihrer malerisch-farblich gelösten Darstellung die Osterfreude über den auferstandenen Christus.

Diese Bildkonzeption greift eine alte Darstellungsform auf: In der mittelalterlichen Kunst und kirchlichen Bildtradition war es üblich, Altäre zu errichten, bei denen die Flügel beidseitig bebildert waren und unterschiedliche Bildaussagen tragen. Mit dieser Bildidee will Wolfgang Kern so die österliche Hinwendung zum Leben und zur Auferstehung vermitteln.

Die Ausstellung kann während der Ausstellungszeit täglich bis 19.00 Uhr besichtigt werden.