06. März 2011: 9. Sonntag im Jahreskreis

Gefährliche Worte sind das am Ende der Bergpredigt.
Gefährlich, weil sie uns einladen könnten, auf andere mit dem Finger zu zeigen, anstatt an die eigene Brust zu klopfen!

Dabei warnt Jesus nur wenige Sätze vorher:
„Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet“

Wir müssen weniger fragen, wer jene sind, die „Herr, Herr rufen“ aber von ihm abgewiesen werden als Übertreter des Gesetzes.

Wir müssen vielmehr fragen, was das Evangelium meint, wenn es sagt: „Wer den Willen meines Vaters erfüllt!“

Die Grundfrage des Matthäusevangeliums ist:
Wie kann der Mensch in das Himmelreich gelangen?

Dabei steht es in einer starken Auseinandersetzung mit den Lehrern der jüdischen Religion, die das Befolgen des mosaischen Gesetzes und der Tora in den Vordergrund stellen – und jene vielen Gebote und Gesetze, die im Lauf der Zeit daraus entwickelt wurden.

Ich erinnere noch mal an den Satz: „Wenn eure Gerechtigkeit nicht viel größer ist, als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, kommt ihr nicht in das Himmelreich!“

Er ist der Schlüssel, um die Bergpredigt zu verstehen.

Die ganze Bergpredigt beschreibt diese größere Gerechtigkeit – niemand kann übersehen, wie sehr er selbst dahinter zurückbleibt. Den Feind zu lieben – das ist die größere Gerechtigkeit.

In diesem letzten Abschnitt nimmt aber das Matthäusevangelium bereits eine Fehlentwicklung der Urkirche in den Blick:
Es gab Christen, die für sich besondere Fähigkeiten in Anspruch nahmen: Als Propheten zu reden – Dämonen auszutreiben – Wunder zu vollbringen und zwar im Namen Jesu, des Herrn!

Was immer genau gemeint ist – es scheint etwas besonderes gewesen zu sein. Und doch werden diese Christen als Übertreter des Gesetzes bezeichnet und weggeschickt!

Es geht um die größere Gerechtigkeit!
Es geht darum, sich nicht selbst in den Mittelpunkt zu stellen – auch nicht dann, wenn jemand besondere Fähigkeiten hat und besondere Leistungen vollbringt.

Niemand darf sich über andere stellen: wie viel er auch beten, fasten, spenden, lehren und studieren mag, wie sehr er sich auch im Dienst am Nächsten engagiert.

Besonders, wer in der Gemeinschaft der Christen eine besondere Aufgabe, eine besondere Verantwortung und Vollmacht erhält, ist besonders in Gefahr, dass er zwar den Namen Jesu im Munde führt, dass er aber nicht mehr den Willen des Vaters sucht, sondern sich selbst.

Man merkt es spätestens an seinem Verhalten: wenn er wert legt auf besonderen Respekt und eitel wird – wenn er unbarmherzig wird, weil jemand nicht auf ihn hört, wenn er anfängt zu verurteilen –

Das sind deutliche Zeichen dafür, dass der Mensch sich selbst und nicht den Willen Gottes in den Mittelpunkt stellt.

Wenn dann das Leben sich zuspitzt und ich mit Gott gemeinsam mein Leben, mein Wollen und Streben, mein Tun und Lassen beurteile – was bleibt dann noch übrig davon!

Wer aber in seinem Leben nicht auf sich selbst setzt, sondern auf Gott und seine Barmherzigkeit, wer sich um Gottes Reich sorgt und seine Gerechtigkeit, wer wirklich Gott und nicht sich selbst zur Mitte des Lebens macht – der kann bestehen.

Seien wir gütig mit anderen und mit uns selbst – dann dürfen wir auch auf Gottes Güte vertrauen.

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