Beginn eines Dialogs?

Sehr geehrter Herr Wolf, sehr geehrte Leser dieser Diskussion,

ich gebe Herrn Wolf völlig recht: bisher kam es zwischen H. Wolf und mir zu keinem Dialog.
Soll ein Dialog in Gang kommen, wäre es – meiner,  Meinung nach – unerlässlich, eine gemeinsame Grundlage herzustellen. Worin könnte diese bestehen?

Ich würde  vorschlagen, dass wir uns gegenseitig versichern, dass wir verbunden sind durch den Glauben an den himmlischen Vater Jesu. Jesus, das fleischgewordene Wort Gottes ist im Heiligen Geist eins mit dem Vater und der Vater mit ihm.

Ferner würde ich vorschlagen, dass wir uns gegenseitig zubilligen, dass der jeweils andere als Christ in der katholischen Kirche leben möchte.

Ich würde außerdem gerne von der gegenseitigen Versicherung ausgehen, dass der jeweils andere als einer erkannt wird, dem es ein ehrliches und ernstes Anliegen ist, dass die kath. Kirche auch in Zukunft ihre Sendung erfüllt, die der Auferstandene ihr gegeben hat.

„Geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss, ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ (Mt 28,19.20)

Ich möchte ansonsten nicht weiter damit fortfahren, Antworten und Gegenantworten hin und her zu senden, die unter die Überschrift gestellt werden: Herr Wolf beweist Herrn Müller, dass er sich der Häresie schuldig gemacht hat, was – in der Sprache meines Dialogpartners gesprochen – eine Todsünde darstellt und deshalb die ewige Verdammnis nach sich zieht, sollte der Verbrecher nicht von seinem Verbrechen, der Häresie, ablassen.

Sodann braucht ein Dialog noch ein Thema, das besprochen werden soll. Mein Vorschlag:

Wie kann die Kirche die Botschaft Jesu wieder so verkünden, dass Jesu Erlösungswerk im Leben der Menschen fruchtbar wird? Wo sind die Ursachen im Leben der Kirche zu suchen, die dazu führten, dass sich in unserer Gesellschaft nur noch eine Minderheit mit dem christlichen, katholischen Glauben identifizieren kann und eine noch kleiner Minderheit bereit ist, am Leben der Kirche teilzunehmen. Was führte zu diesem Vertrauensverlust der Kirche? Wie kann die Kirche versuchen, das Vertrauen und die Glaubwürdigkeit zurück zu gewinnen.

1. Bemerkung: Die im Memorandum angesprochenen Themenfelder scheinen mir dabei durchaus eine Rolle zu spielen. Damit formuliere ich aber keine konkreten Forderungen, sondern äußere nur die Meinung, dass diese Themenfelder eine große Bedeutung für den Vertrauensverlust der Kirche haben.

2. Bemerkung: Der Dialog muss wohl die Option beinhalten, dass die Kirche bereit ist, sich zu verändern. Die Überzeugung, dass in der Kirche schon immer alles in Ordnung war, würde sich der Herausforderung vor der die Kirche steht verweigern.

Ich bin gespannt, ob diese Dialoggrundlage aufgegriffen wird. Selbstverständlich gehe ich davon aus, dass Alternativen zu meinen Vorschlägen, was die Basis des Dialogs und das Thema des Dialogs sein kann, genannt werden können.

Mit freundlichen Grüßen

Martin Müller.

4 Gedanken zu “Beginn eines Dialogs?

  1. Avatar von Sven Sven

    PS:
    Die Kirche wird kleiner werden, keine Frage. Das ist nun mal einer pluralistischen Gesellschaft geschuldet. Ein geschlossenes „Kirchenvolk“, dem 70-80% der Wohnbevölkerung einer Region angehören, wird es nicht mehr geben.

    Aber vielleicht wird die Kirche ja dadurch auch authentischer. Umfragen zufolge sollen ja ca. 2/3 der „offiziellen“ Katholiken (!) gar nicht mehr an einen personalen Gott glauben.

    Wobei ich doch zuversichtlich bin, dass auch künftig genug ausharren (oder Neue hinzukommenn werden?), die nicht gleich auf der kreuz.net-Ebene liegen.

    Jesus war auch nicht einfach nur ein liberalistischer Rabbi, der mit den Traditionen und Glaubensvorstellungen der Juden brach, und so wollte er auch nicht so verstanden werden („Glaubt ihr, ich sei gekommen, das Gesetz aufzuheben? …“). Vgl. dazu die Bücher von Papst Benedikt.

    Wobei ich in vielen Punkten dem Memorandisten beipflichten muss: Viele Strukturen in der Kirche sind überkommen und verknöchert. Z.B. habe ich da den Eindruck, dass es in der Kirche viel zu viele FunktionärsträgerInnen gibt, die sich ihren Glauben zum Job gemacht haben und sich dafür auszahlen lassen, ohne den Glauben tatsächlich zu leben. Sie machen die Kirche unglaubwürdig und heulen mit allen Wölfen, um in der Öffentlichkeit gut anzukommen.

  2. Avatar von Sven Sven

    Lieber Hw. Herr Pfarrer Müller!

    Im katholischen Nachrichtenportal kath.net habe ich heute einen aktuellen Artikel über die Semestereröffnungsansprache des Dekans der Theologischen Fakultät Münster, Klaus Müller, gelesen. An seiner Uni war das „Theologen-Memorandum“ ja maßgeblich ausgearbeitet worden.

    Dekan Müller nahm das Memorandum gegen den Vorwurf der Unkirchlichkeit in Schutz. Dabei gebrauchte er als drastischen historischen Vergleich die untergehenden Unrechtsdiktaturen des Ostblocks. Da musste ich an Ihren Blogeintrag vom 10. Februar denken, worin auch Sie die Kirchenkrise mit dem Zusammenbruch des DDR-Unrechtsregimes in einen Zusammenhang stellten.

    Zunächst einmal sind – auch bei aller (möglicherweise berechtigten) Kritik an angeblichen „Machtstrukturen“ innerhalb der Kirche – solche Vergleiche kaum hilfreich. Das SED-Regime war eine gottlose Unrechtsdiktatur, die Menschen hinter einer Mauer einsperrte, Andersdenkende folterte und durch den staatlichen Überwachungsapparat bespitzeln ließ.

    Aber vor allem hatte die DDR mit dem „real existierenden Sozialismus“ eine materialistische, atheistische Staatdoktrin, die das Wirken Gottes in der Welt kategorisch negierte und stattdessen ganz auf menschlichen Machbarkeiten vertraute.

    Worauf vertraut dagegen die Kirche? An einer Stelle äußern Sie, Herr Pfarrer, ihre Besorgnis, die Kirche könne der DDR im Zusammenbruch nachfolgen. Das Memorandum schließt mit den Worten: „Warum habt ihr solche Angst? Ist euer Glaube so klein?“ (Mk 4,40).

    Hat Jesus nicht der Kirche – seiner Kirche – seinen Beistand versprochen? Hat Er ihr nicht zugesagt, selbst die Pforten des Hades könnten sie nicht überwältigen (Mt 16, 18)? Baut denn nicht die Kirche auf einem ganz anderen Fundament als die atheistischen Regime: auf Jesus selbst (1 Kor 3, 11)?

    Wenn Sie das allerdings bestreiten wollten – wovon ich natürlich nicht ausgehe – dann hätten freilich die Leute Recht, die Ihnen Unkirchlichkeit vorhalten. Wenn Sie es aber nicht bestreiten: „Wovor haben Sie dann Angst?“

    Freilich ist es Unsinn, zu behaupten, der offene Dialog schade der Kirche. Zuweilen können sich ja Gegenstimmen sogar sehr nützlich auswirken: Wo etwa Glaubensinhalte nur noch unreflektiert als gegeben hingenommen werden braucht es oftmals eine kritischere Hinterfragung, um erst dadurch eine noch vertieftere Glaubensperspektive gewinnen zu können.

    Allerdings ist der „Dialogprozess“ keine neue Erfindung der Memorandisten oder der DBK, sondern zieht sich nunmehr zäh schon über 4 Jahrzehnte hin. Dabei kreist er weitgehende um die ewig gleichen Themen. Und bei manchen beschleicht mich der Eindruck, sie würden damit auch immer weiter so machen, bis endlich irgendwann einmal die jeweils gewünschten Ergebnisse herauskommen. Gleichzeitig wird aber das Dialoganbebot des Papsts an die Piusbrüdern heftig angefeindet. Wie ist das aber nun zu beurteilen: Dialog ja, aber bitte nur mit den gewünschten Ergebnissen und mit den richtigen Leuten?

    Im Übrigen glaube ich, dass weder Dialogprozess noch Strukturreformen noch irgendwelche Reformen zur kurzfristigen Popularitätssteigerung helfen werden. Das glaubt nur, wer sich – wie die Sozialisten – ganz auf die menschliche Machbarkeit verlassen muss, weil er das Wirken Gottes in der Welt ausschließt.

    „Wozu Gebete um Priesterberufungen? Schafft doch endlich den Zölibat ab!“ So konnte man leider vor einigen Wochen lesen. Es gibt leider zu viele (auch geweihte Personen), die die Aufgabe der Kirche in der Glaubensverwaltung durch bezahlte Berufsfunktionäre sehen. Aber (wie das Memorandum richtig konstatiert) darf Kirche schließlich kein Selbstzweck sein!

    Wäre die Kirche dagegen nur Menschenwerk, wäre sie in den vielen und viel schlimmeren früheren Krisen schon längst untergegangen. Ich vertraue darauf und bete dafür, dass Gott seiner Kirche auch weiterhin die Treue hält. Gott wird die Kirche auch aus dieser Krise führen, auf Seine eigene und für alle vielleicht ganz unerwartete Weise.

    „Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde geschaffen hat.
    Er, der mich behütet, schläft nicht.
    Nein, der Hüter Israels schläft und schlummert nicht.
    Er steht mir zur Seite!“ (aus Ps 121)

    Liebe Grüße aus Ihrer früheren Pfarrei Ergoldsbach,
    Ihr
    Sven

  3. Sehr geehrter Herr Wolf,
    ich kann nicht verstehen, warum sie so zornig und misstrauisch reagieren.
    Ich sprach doch von einem Dialog mit mir. Ich bin kein Vertreter des Memorandums und habe dafür kein Mandat. Da müssten Sie mit den Verfassern Kontakt aufnehmen.
    Ich habe gesagt, was mich beschäftigt:
    „Wie kann die Kirche die Botschaft Jesu wieder so verkünden, dass Jesu Erlösungswerk im Leben der Menschen fruchtbar wird? Wo sind die Ursachen im Leben der Kirche zu suchen, die dazu führten, dass sich in unserer Gesellschaft nur noch eine Minderheit mit dem christlichen, katholischen Glauben identifizieren kann und eine noch kleiner Minderheit bereit ist, am Leben der Kirche teilzunehmen. Was führte zu diesem Vertrauensverlust der Kirche? Wie kann die Kirche versuchen, das Vertrauen und die Glaubwürdigkeit zurück zu gewinnen.“
    Ich habe ausdrücklich versichert, dass ich zwar die Themen des Memorandums für bedeutend halte, aber damit keine konkreten Vorschläge oder Forderungen verbinde.
    Ich habe auch keinerlei Stellungnahme zu den Punkten des Memorandums bei einem Dialogpartner vorausgesetzt oder unterstellt. Ganz im Gegenteil.
    Wenn Sie mich als katholischen Priester nicht als Gesprächspartner akzeptieren können, ohne dass ich Ihnen etwas das Sie mir vorschreiben, versichere, fehlt vor allem eines, was für einen Dialog unerlässlich ist: das Vertrauen.
    Ich kann die Sache so stehen lassen, da Sie mir ja deutlich machen, dass Sie sich keinen Dialog mit mir vorstellen können.
    Ich finde es sehr schade, wenn es katholischen Christen mit ihrem verschiedenen Verständnis vom Leben der Kirche nicht gelingt, gemeinsam nachzudenken, wie Kirche ihren AUftrag erfüllen kann und wie jeder dazu beitragen kann.
    Ich bin nach wie vor zu einem Dialog bereit, wenn Sie mein offen es Angebot annehmen können.
    Ich wünsche Ihnen alles Gute
    Martin Müller

  4. Avatar von Michael Michael

    Sehr geehrter Herr Pfarrer Müller,

    Wie ich sehe, geht es nun um die „gemeinsame Grundlage“ für einen Dialog. Nun, ich gehöre zu denjenigen Katholiken, die bestimmte Punkte des Memorandums überhaupt nicht diskutieren wollen und können, da sich das Lehramt längst darüber eindeutig ausgesprochen hat: über längst geklärte Sachverhalte muss man nicht immer wieder diskutieren. Solch ein Verhalten führt zu genau der Unglaubwürdigkeit und Selbstbezogenheit, die das Memorandum aber komischerweise woanders sieht als bei sich selbst, und ist Ausdruck einer groben Missachtung der Autorität des Lehramtes der Kirche.
    Mir scheint auch, dass Sie da etwas zu voreilig vorgegangen sind in Ihrem Vorschlag, Herr Pfarrer Müller. Sie wollen, dass die Gegner des Memorandums dessen Unterzeichner und Befürworter als Menschen akzeptieren, die auf dem Grund des katholischen Glaubens stehen. Sie wollen also, dass die Gegner des Memorandums, welche davon ausgehen, dass das Memorandum an sich Punkte enthält, die nicht mit dem katholischen Glauben vereinbar sind, vor irgendeiner Diskussion, sich die Position des Memorandums zu eigen machen. So funktioniert eine Diskussion nicht; man erwartet nicht vom Diskussionspartner, dass er die These des Anderen sofort annimmt ohne irgendwelche Argumente oder ohne eine eigene Gegenthese entwickelt und diese anhand von Argumenten belegt zu haben.
    Wenn Sie also nicht akzeptieren können, dass Sie von Katholiken nicht fordern können und dürfen, dass sie die Irrtümer des Memorandums – sowie andere Irrtümer, die sich im Verlaufe der Auseinandersetzung auf Ihrer Webseite gezeigt haben – einfach hinnehmen als seien sie legitime Ansichten, die mit dem katholischen Glauben vereinbar wären, dann sollten Sie sich vielleicht ernsthaft darüber Gedanken machen, ob Sie tatsächlich einen „Dialog“ über den katholischen Glauben halten wollen oder nicht.
    Ich bin zumindest jemand, der gegen die Punkte des Memorandums ist – und ich finde sie eher schädlich für die Kirche. Warum ich so denke, habe ich zur Genüge demonstriert. Sie hingegen, Herr Pfarrer Müller, stellen einfach immer wieder Behauptungen auf: in 2facher Weise: (1) dass das Memorandum in allen Punkten mit dem katholischen Glauben vereinbar sei und dass wir deshalb Sie und die anderen Unterzeichner und Befürworter des Memorandums nicht als „heterodox“ oder „häretisch“ bezeichnen sollen, (2) und dass die angesprochenen Punkte des Memorandums tatsächlich relevant seien für die Glaubwürdigkeit und die göttliche Mission der Kirche. Sie haben bisher diese beiden Punkte nicht belegen können. Stattdessen erheben Sie einfach immer aufs Neue den Anspruch, dass diese beiden Behauptungen auch der Wahrheit entsprechen.
    Offensichtlich sind die Gegner des Memorandums anderer Meinung. Wir, die Gegner des Memorandums, halten uns an die Lehrsätze der Kirche und wir erwarten dasselbe von allen Christen, die behaupten, sie seien vom Glauben her katholisch. Ehe Sie also einen Dialog einfordern könne, müssen Sie zunächst Ihre eigene Position vernünftig und anhand der Lehrsätze der Kirche darlegen können. Falls Sie dazu nicht bereit oder fähig sind, dann gibt es keinen innerkirchlichen Dialog über diese Themen: denn dann wäre klar, dass das Memorandum in seiner Gänze nicht mit dem Glauben der Kirche vereinbar ist. Da würde man eher von „Ökumene“ sprechen als von einer innerkirchlichen Auseinandersetzung.
    Kurz gesagt: die gemeinsame Grundlage kann nur der katholische Glaube sein. Wenn Sie sich in Ihren Behauptungen aber im Widerspruch zu den Lehrsätzen der Kirche befinden, dann haben Sie sich außerhalb der für die Diskussion geltende Grundlage bewegt und disqualifizieren somit selbst Ihre eigenen Behauptungen. Wer behauptet katholisch zu sein, muss sich auch an die Lehrsätze der Kirche halten: nur so kann es einen Dialog zwischen Katholiken geben. Wer sich nicht an die Lehrsätze der Kirche halten kann und/oder möchte, der ist nicht katholisch.

    mit freundlichen Grüßen,
    Michael Wolf

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