Sechs Tage bevor Jesus mit Petrus, Jakobus und Johannes auf den Berg stieg, sagte er zu ihnen: „Amen, ich sage euch: Von denen, die hier stehen, werden einige den Tod nicht erleiden, bis sie den Menschensohn in seiner königlichen Macht kommen sehen.“
Wie zur Bestätigung fügt das Evangelium dann die Geschichte ein, wie Jesus vor den Augen seiner Jünger verwandelt wird.
Damit erklärt das Evangelium seinen christlichen Lesern: Der Menschensohn ist schon gekommen: Er, durch den offenbar wird, ob die Menschen Gutes oder Böses im Sinn haben.
Und obwohl Jesus der geliebte Sohn Gottes ist, der Gott gefällt, obwohl in ihm das Reich Gottes schon Gegenwart ist,
wird er in Jerusalem leiden und sterben.
Nach seiner Auferstehung erkennen die Jünger Jesus an seinen Wundmalen. Der Auferstandene ist derselbe wie der Mensch Jesus von Nazareth.
Aber auch in seiner Menschlichkeit ist er schon der Messias, der kommt und der das Reich Gottes aufrichtet in der Welt.
Es ist derselbe Jesus, der Sünden vergibt und Kranke heilt, der gefangengenommen und getötet wird, der aufersteht und der kommen wird.
So hilft mir Jesus zu glauben, dass unsere Welt – so grausam sie sein kann – Gottes Reich ist und dass die Schrecken dieser Welt nicht das Letzte sind, was Menschen erwartet.
Diese Welt ist Gottes Schöpfung. In Jesus ist Gott ein Teil der Schöpfung geworden. Gott und die Welt gehören zusammen.
Gerade deshalb möchte ich heute in dieser Messfeier ganz bewusst an die Ereignisse in Japan denken: an die Menschen, die unsägliches erleiden – weil ein Erdbeben und ein Tsunami ihre Häuser zerstörte; weil ihre Angehörigen und Freunde von der Gewalt der Flut getötet wurden.
Ihr Leid und ihr Schmerz, ihre Wut und Trauer, ihrem Aufbäumen und dem Überlebenskampf möchte ich Raum geben bei uns.
Die betroffenen Menschen haben das Leben von Gott empfangen – wie jeder von uns. Ihr Glaube möge ihnen Trost und Kraft schenken.
… Stille …
Ich selbst aber möchte nicht fragen: Warum hat Gott nicht das Erdbeben verhindert? Denn ich höre die Erklärung, dass dieses Beben und diese Flut die Folge geologischer Vorgänge sind.
Ich will nicht fragen, warum Gott diese Welt, dieses Weltall im Dasein hält.
Ich will nur versuchen zu vertrauen, dass er, der alles ins Dasein ruft, auch im Schrecken des Todes den Menschen nahe ist.
Ich will versuchen zu vertrauen,
dass es so ist wie bei Jesus selbst:
In seiner Menschlichkeit ist er schon Gottes Sohn – und auch nach seiner Auferstehung ist er der Mensch, dem die Jünger folgten.
Auch im unsäglichen Leid sind wir Menschen für das Leben in und bei Gott bestimmt. Doch auch eingetaucht in seine Herrlichkeit werden wir Menschen sein, deren Leben gefüllt war von Liebe und Hoffnung, Menschen die versucht haben, das Leben anzunehmen und es als Gottes Ebenbild zu gestalten.