Die Leinenbinden und das Schweißtuch auf seinem Kopf blieben im Grab zurück! Er aber war weg.
Das Grab stand offen als die Frauen kamen. Das Evangelium des Johannes – im Unterschied zu den anderen – gibt keine Erklärung dafür, warum das Grab offen war.
Maria von Magdala erfasst nicht, was geschehen ist. „Man hat den Herrn aus dem Grab weggenommen!“ – klagt sie. Trauer ist schlimm: aber den Leichnam des Betrauerten nicht zu haben, macht es noch schlimmer.
Es dauert – wie im Evangelium des Johannes üblich – einige Zeit, bis sich die Dinge klären und aufhellen. Es gibt Verwicklungen, Missverständnisse oder in dem Fall Unverständnis.
Petrus geht zuerst in das Grab. Es folgt eine Beschreibung über die Tücher und Binden – dann erst geht der andere Jünger ins Grab. Als er sieht, glaubt er!
Darum geht es im Johannesevangelium: dass die Menschen Glauben.
Glauben – an Jesus, den guten Hirten, das Brot des Lebens, die Tür zum ewigen Leben.
An ihn, der von sich sagte: Ich und der Vater sind eins!
Am Karfreitag hat Jesus sein Werk vollbracht. Er vollendete sein Werk, als Mensch zu leben und den Willen seines Vaters zu tun. Nun aber beginnt das göttliche Werk: er schafft aus dem Tod neues Leben. Nun verherrlicht der Vater seinen Sohn und erweckt ihn zu neuem Leben.
Glauben – an Ostern glauben – bedeutet: diese Welt, so zwiespältig sie ist – gefüllt mit Tod und Leben, mit Glück und Leid, mit Hass und Liebe – diese Welt ist nicht „Gott–los“.
Sie ist nicht Gott, aber sie hat ihren Ursprung in Gott.
sie ist nicht Gott, aber sie hat ihr Ziel in Gott.
sie ist nicht Gott, aber sie lebt aus Gottes Kraft.
Wäre sie „Gott los“ würde sie untergehen ins niemals da gewesene.
Gottes Kraft wirkt in dieser Welt – sehr oft durch Menschen, die in Gottes Kraft Gutes tun: von der Liebe der Eltern zu ihrem Kind bis hin zum Einsatz bei der Bahnhofsmission.
Doch Gottes Kraft wirkt auch ohne menschliche Einwilligung: überall, wo Leben aufbricht und entsteht.
Diese Kraft Gottes hat Jesus zum Leben auferweckt – zum Leben in Gottes Herrlichkeit, von der diese Welt uns manchmal eine Ahnung gibt.
Gott hat die Welt durch Jesus zu sich zurückgeholt, wie ein guter Hirt sein Schaf.
Er ist die offene Tür zwischen der irdischen Welt und Gottes Herrlichkeit.
Er lädt uns ein, dass wir ihm folgen; ja er trägt uns auf seinen Schultern; durch die Tür ins ewige Leben.
Ich glaube an Ostern – ich glaube an das Leben, das von Gott kommt. Amen.

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