24. April 2011: Ostersonntag

Die Leinenbinden und das Schweißtuch auf seinem Kopf blieben im Grab zurück! Er aber war weg.

Das Grab stand offen als die Frauen kamen. Das Evange­lium des Johannes – im Unterschied zu den anderen – gibt keine Erklärung dafür, warum das Grab offen war.

Maria von Magdala erfasst nicht, was geschehen ist. „Man hat den Herrn aus dem Grab weggenommen!“ – klagt sie. Trauer ist schlimm: aber den Leichnam des Betrauerten nicht zu haben, macht es noch schlimmer.

Es dauert – wie im Evangelium des Johannes üblich – einige Zeit, bis sich die Dinge klären und aufhellen. Es gibt Verwicklungen, Missverständnisse oder in dem Fall Unverständnis.

Petrus geht zuerst in das Grab. Es folgt eine Beschreibung über die Tücher und Binden – dann erst geht der andere Jünger ins Grab. Als er sieht, glaubt er!
Darum geht es im Johannesevangelium: dass die Menschen Glauben.

Glauben – an Jesus, den guten Hirten, das Brot des Lebens, die Tür zum ewigen Leben.
An ihn, der von sich sagte: Ich und der Vater sind eins!

Am Karfreitag hat Jesus sein Werk vollbracht. Er vollendete sein Werk, als Mensch zu leben und den Willen seines Vaters zu tun. Nun aber beginnt das göttliche Werk: er schafft aus dem Tod neues Leben. Nun verherrlicht der Vater seinen Sohn und erweckt ihn zu neuem Leben.

Glauben – an Ostern glauben – bedeutet: diese Welt, so zwiespältig sie ist – gefüllt mit Tod und Leben, mit Glück und Leid, mit Hass und Liebe –  diese Welt ist nicht „Gott–los“.

Sie ist nicht Gott, aber sie hat ihren Ursprung in Gott.
sie ist nicht Gott, aber sie hat ihr Ziel in Gott.
sie ist nicht Gott, aber sie lebt aus Gottes Kraft.

Wäre sie „Gott los“ würde sie untergehen ins niemals da gewesene.

Gottes Kraft wirkt in dieser Welt – sehr oft durch Menschen, die in Gottes Kraft Gutes tun: von der Liebe der Eltern zu ihrem Kind bis hin zum Einsatz bei der Bahnhofsmission.

Doch Gottes Kraft wirkt auch ohne menschliche Einwilligung: überall, wo Leben aufbricht und entsteht.
Diese Kraft Gottes hat Jesus zum Leben auferweckt – zum Leben in Gottes Herrlichkeit, von der diese Welt uns manchmal eine Ahnung gibt.

Gott hat die Welt durch Jesus zu sich zurückgeholt, wie ein guter Hirt sein Schaf.
Er ist die offene Tür zwischen der irdischen Welt und Gottes Herrlichkeit.

Er lädt uns ein, dass wir ihm folgen; ja er trägt uns auf seinen Schultern; durch die Tür ins ewige Leben.

Ich glaube an Ostern – ich glaube an das Leben, das von Gott kommt. Amen.

23. April 2011: Predigt in der Auferstehungsfeier

Das Dunkel verlangt nach dem Licht! Die Kälte verlangt nach der Wärme!
Deshalb musste der Mensch versuchen, etwas zu finden und zu erfinden.

Da wir Unfrieden erleben: Streit und Krieg, Ungerechtigkeit und Gewalt, sehnen wir uns nach Frieden!
Da wir die Bosheit kennen, wünschen wir uns ein Leben ohne sie.
Da wir Schmerzen, Krankheit und Tod kennen, wünschen wir uns ein Leben, ohne diese Qual.

Aber: dass ich mir das wünsche, beweist noch lange nicht, dass es das gibt. Ist der Wunsch nach ungetrübten Glück, nach Frieden und Ewigkeit, der Vater des Gedankens an die Auferstehung?

Feuer machen kann man lernen.
Aber Auferstehung, dauernder, ungestörter Frieden, ewiges Leben – das liegt nicht im Bereich der menschlichen Möglichkeiten.

Was erwarte ich für die Zukunft der Erde– für meine Zukunft?
Dass der Einsatz für Friede, für Freiheit, für Heil immer seinen Karfreitag erlebt?

Die Evangelien bringen etwas neues ins Spiel:
Sie enthalten keine philosophischen Erwägungen – sondern erzäh­len von dem, was Menschen erlebt haben. Das Matthäusevange­lium erzählt von zwei Marias, die nach dem Grab sehen wollten.
Dann werden genannt: ein Erdbeben, ein Blitz, ein Engel und vor Angst zitternde Grabwächter.
Damit signalisiert das Evangelium: Jetzt kommt eine göttliche Botschaft: und die lautet:

Jesus ist nicht hier! Er ist auferstanden, wie er gesagt hat.

Wenn ich mir versuche vorzustellen, dass Jesus auf unerklärliche Weise aus dem Grab verschwunden war, erschrecke ich – umso mehr, wenn ich mich in die Lage der Frauen versetze. Unwillkürlich denke ich: Das kann nicht sein. Das gibt es nicht!

Das gibt es auch nicht – jedenfalls nicht in unserer Welt und Zeit. Was da beschrieben wird, ist jenseits unserer Welt.

Was die Menschen erlebten, was zu sehen und zu hören war, kann ich nicht mehr aufhellen: Ich kann die Frauen nicht mehr befragen: Was habt ihr gesehen, gehört, wohin seid ihr gegangen, wart ihr betrunken?

Was immer auch geschehen sein mag: Jedenfalls gingen die Jünger nach Galiläa! Dort begegnete ihnen Jesus und sagte: „Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden! Lehrt die Menschen alles zu befolgen, was ich euch geboten habe.“

Das taten die Jünger. Sie tauften und lehrten bis auf den heutigen Tag.
Eine ungeheure Wirkung – eines Geschehens, dass im dunklen Grab geschah – ohne Zeugen.
Doch diese Wirkung lässt mich aus neue fragen: Was steht dahinter? Woher kommt diese Kraft?

Ich glaube daran: sie kommt von Jesus aus Nazaret, dem gekreuzigten und in die Herrlichkeit des Himmels auferstandenen. Die Kraft kommt von ihm, der sich Maria von Magdala und der anderen Maria gezeigt hat und den Jüngern in Galiläa.
Es ist die Kraft Gottes, die in ihm war, durch die er nicht im Tod bleiben konnte. Es ist die Kraft Gottes, in jedem Geschöpf, durch die kein Geschöpf im Tod bleiben kann.

Gottes Kraft bricht den Tod auf! Weder Tod noch Leben, weder Glück noch Unglück, weder Gutes noch Böses können uns vom Leben trennen, das Gott selber in uns ist.

22. April 2011: Karfreitag

Die früheste Darstellung des gekreuzigten Christus ist eine Karikatur: die Spottzeichnung aus dem 3. Jahrhundert, zeigt einen Esel, der am Kreuz hängt. Darunter steht: »Alexamenos betet seinen Gott an«.

Christen selbst hingegen stellten Jesus erst ab dem 4. Jahrhundert als Gekreuzigten dar: und auch da nicht als zu Tode gemarterten, sondern als König am Kreuz, der auf dem Haupt nicht eine Dornenkrone, sondern einen goldenen Reif trägt.

Es ist nicht leicht, an einen Gekreuzigten als Erlöser zu glauben! Die Christen taten sich selbst schwer damit, das Leiden und Sterben Jesu am Kreuz zu verstehen und zu deuten.

Heute ist es genauso schwer wie zu allen Zeiten.
Deshalb wiederholen sich die Spottzeichnungen: zum Beispiel 2009 in Marburg: ein Ferkel am Kreuz mit der Beschriftung: Jesus, du Opfer.
Deshalb wird das Kreuz als Darstellung der Gewalt verstanden und mit dieser Begründung manchmal aus Klassenzimmern verbannt. Kinder könnten darüber erschrecken – vielleicht, weil sie ganz natürlich reagieren.

Dennoch: Wer das Leiden und Sterben Jesu am Kreuz ausblendet, verschließt die Augen davor, wie Jesus die Erlösung vollbrachte.

Eine unter den vielen Möglichkeiten, Jesu Kreuzestod zu deuten, eröffnet sein Ausruf: „Es ist vollbracht!“ – die letzten Worte Jesu Im Johannesevangelium.

Als er am Kreuz sein Leben aushauchte hat Jesus seine Sendung vollbracht,. Erinnern wir uns, was das Johannesevangelium über die Sendung Jesu sagt:
„Ich bin das Licht der Welt! Ich bin das Brot des Lebens! Ich bin der gute Hirt! Ich bin der Weinstock! Ich bin die Tür! Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben! Ich bin die Auferstehung und das Leben!“

Diese Ich-bin Worte beschreiben, wer Jesus ist und wozu er in die Welt gekommen ist. Am Kreuz ruft er aus: „Es ist vollbracht!“

Jetzt, da scheinbar sein Lebenslicht erlischt, wird er zum Licht, das alle erleuchtet.
Jetzt ist er das Brot, das ewiges Leben schenkt.
Jetzt ist er der gute Hirt, der sein Leben für die Schafe gibt.
Jetzt ist er der Weinstock, mit dem verbunden wir reiche Frucht bringen.
Jetzt ist er die Tür zum ewigen Leben.
Jetzt ist er der Weg, der zum Leben führt.
Jetzt ist er für alle, die glauben, zur Auferstehung, zum Leben geworden.

Um diese Sendung zu erfüllen, um sein Werk zu vollbringen, ging er diesen Weg.

Was hat ihn dazu bewegt? Ich bin überzeugt, eine doppelte Liebe hat ihn diesen Weg gehen lassen:

Die Liebe zum Gott Israels, zu seinem himmlischen Vater.
Er wollte dieser Liebe immer und rückhaltlos vertrauen und deshalb selbst aus Liebe handeln.
Und: Jesus hat die Menschen auf diesen Weg der Liebe eingeladen.
Wenn nämlich die Menschen an die Liebe Gottes glauben, der Vergebung und ewiges Leben schenkt, sie also vom Bösen befreit, dann werden sie bereit, selbst aus Liebe zu handeln.

So sehr er seinen Vater im Himmel liebte, so sehr liebte er auch die Menschen. Die Liebe zum Vater und die Liebe zum Menschen sind für ihn ein und dasselbe. Darin wusste er sich ganz eins mit dem Vater.

Hätte er den Kelch nicht getrunken, wäre er seinem Vater, den Menschen und seiner Liebe untreu geworden. Er ging diesen Weg aus Liebe und ‑ wenn sie wollen ‑ auch aus Gehorsam. Und das ist genauso wichtig: er ging den Weg in Freiheit. Er gab sich selbst hin für die Menschen. In ihm – so haben wir Christen erkannt ‑ hat Gott sich selbst hingegeben für uns, damit wir fähig werden, uns füreinander hinzugeben, weil die Liebe das Leben ist. Oder umgekehrt?

21. April 2011: Gründonnerstag

Hat Gott sich geändert in der Zeit zwischen dem Auszug aus Ägypten und dem Leben Jesu in der Welt!

Damals noch tötete der Engel Gottes jede Erstgeburt der Ägypter bei Mensch und Vieh!
Damals musste das Blut des Lammes an die Türpfosten gestrichen werden – als Schutzzeichen, um von dem Unheil verschont zu bleiben.
Dies alles, um die Israeliten aus der Sklaverei zu befreien.

Jesus aber wäscht seinen Jüngern die Füße.
Jesus sagt, dass er sein Leben hingibt und sein Blut vergießt – für seine Jünger.

Das ist eine gewaltige Änderung in der Beziehung Gottes zu den Menschen und es ist eine gewaltige Änderung für das Leben der Glaubenden:
Israel bemühte sich an Jahwe zu glauben. Er sollte der Gott seines auserwählten Volkes sein. Er sollte es verteidigen gegen seine Feinde und er würde es für seine Bundestreue belohnen – aber auch für seine Sünden bestrafen.

Das neue Volk Gottes aber, das Jesus Christus um sich versammelt, vereint Menschen aus allen Himmelsrichtungen und allen Erdteilen. Das neue Volk Gottes hat von seinem Herrn ein Beispiel erhalten:
Es soll sich darin üben, einander die Füße zu waschen.
Es soll sich darin üben, den Menschen ihre Sünden zu vergeben.
Es soll die Menschen erlösen, befreien.

Befreien von den Lasten, die den kleinen und schwachen auferlegt werden;
Befreien von den Ängsten, das Leben ganz verfehlt zu haben.
Befreien von den Wunden, die so manche Brüche im Leben geschlagen haben.

Das Volk Gottes ist berufen, auf diese Weise, das Reich Gottes auf der Erde zu erbauen – auf die Weise Jesu.
Er, der Meister und Herr hat seinen Jüngern die Füße gewaschen.
Er war nicht in der Welt, um zu herrschen, sondern um zu dienen.
Er war nicht in der Welt, um zu richten, sondern um zu retten,
Er war nicht in der Welt, um Angst und Schrecken zu verbreiten, sondern um die Freude seiner Jünger vollkommen zu machen.
Er ist nicht gekommen, um den Tod zu bringen, sondern das Leben.

Das ist unser Programm, wenn wir Jünger Jesu sind: Dem Mitmenschen dienen! Den Nächsten und den Fernsten.
Oft fällt es uns leichter, den Fernsten zu dienen.
Oft kämpfen wir gerade in der Familie um unser Recht, um unsere Ansprüche, um unser Ansehen, um Anerkennung – statt dem anderen sein Recht zu geben, dem anderen die Anerkennung zu schenken und für seine Vorzüge zu loben.

Jesus hat uns ein Zeichen gegeben, damit wir nicht vergessen, was er für uns getan hat.
Es erinnert uns daran, dass er uns die Füße wäscht, dass er gekommen ist, um uns zu dienen.

Dieses Zeichen ist das Brechen des Brotes und das Trinken aus dem einen Kelch.
Dieses Zeichen erinnert uns daran, dass Jesus unseren Tod mit uns und für uns teilt und dass er sein Leben, seine Liebe, seiner Auferstehung mit uns teilt.

Wenn wir dieses Zeichen vollziehen,
dann wird Jesu Leben zum Leben für uns.
dann wir Jesu Hingabe zur Hingabe für uns.

Wir dürfen miteinander das gebrochene Brot essen und aus dem Kelch trinken und dabei kommt Jesus uns ganz nahe, er wird eins mit uns und wir werden eins mit ihm. Seine Liebe ist in uns und wir dürfen sie annehmen und uns von ihr verwandeln lassen – zu Menschen, die füreinander da sind, die einander die Füße waschen.

17. April 2011: Palmsonntag

In der Leidensgeschichte gibt es einen Moment, der es wert ist, dass wir innehalten: die Kajaphas-Frage. “Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, sag uns: Bist du der Messias, der Sohn Gottes?”

Dieser Moment ist der Moment der Entscheidung.
Bis dahin gab es noch ein Zurück.
Bis dahin hätte Jesus widerrufen können und wäre vielleicht noch glimpflich davon gekommen, wenn er geantwortet hätte:
„Nein, ich bin nicht der Messias! Ich bin nicht Gottes Sohn. Manchmal glaubte ich, es zu sein, aber ich habe mich geirrt. Es war ein Wahn, ein Rausch, eine Euphorie.“

Kajaphas würde vielleicht geantwortet haben: „Sag allen Leuten, was du mir gesagt hast. Hol sie auf den Boden der Tatsachen zurück. Wir werden dich auspeitschen lassen und dann frei lassen.“

Doch in diesem Augenblick entscheidet sich Jesus ein letztes Mal – für das Kreuz – und damit für die Menschen, deren Kraft und Hoffnung er ist.

Es ist der Moment, den wir als seine Entscheidung auch für uns annehmen können. Es ist der Moment, ohne den niemand verstehen kann, was das Credo sagt: “Er wurde für uns gekreuzigt.”

Für die Kranken, die durch ihn gesund wurden
Für uns, damit wir glauben können, dass Gottes Liebe zu uns größer ist als unsere Sünde und bis in unseren Tod reicht.

Nach einer Idee von Guido Fuchs

Wie kann die Kirche ihre Sendung in dieser Zeit erfüllen?

Das sollte meiner Meinung nach das Thema eines Dialogs in der Kirche sein.
Als Vision für die Sendung der Kirche ist nach wie vor hervorragend geeignet, was das Konzil über Kirche gesagt hat: „Die Kirche ist Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott und für die Einheit des ganzen Menschengeschlechtes“ (LG 1). Auch wenn man versuchen sollte, diesen Satz in eine zeitgemäße Sprache umzuformulieren.

Für den Dialog darüber möchte ich eine 1. These vorstellen:

Bei fast jedem Taufgespräch wird mir als Begründung für den Taufwunsch genannt: Die Werte des Christentums sind mir wichtig. Ich frage oft nach, welche Werte das seien: Rücksicht, Kompromissbereitschaft, dass man sich nicht um jeden Preis durchsetzt, Liebe zum Frieden, … – solche Werte werden genannt. Die Menschen haben Werte, die sie mit dem Christentum verbinden. Das Christentum ist für viele eine Chiffre für Menschlichkeit, Humanität, Verantwortungsbewusstsein.

Außerdem wird mir meistens erklärt, dass ein aktives Mittun in der Gemeinde für ein christliches Leben nicht nötig sei. Es ist schwierig, sich mit der Kirche zu identifizieren:

Für die Menschen – auch für die, die ihr Kind zur Taufe bringen steht  Kirche für Rückständigkeit (Zölibat), für eine dunkle Geschichte (Kreuzzüge) für Autoritarismus (Papsttum), für Sexualfeindlichkeit (Pille, Homosexualität, etc.). Die Bischöfe werden vielfach als Personen wahrgenommen, die in ihrem Amt Selbstdarstellung betreiben, und denen es vor allem um den Erhalt des Systems und der Institution geht, die aber keinen Millimeter abrücken von ihren „überkommenen und rückständigen“ Traditionen, die die Leute nicht mit dem christlichen Glauben in Verbindung zu bringen vermögen.

1. Der Glaube an Jesus Christus ist Fundament und Motivation für das Handeln der Kirche. Glauben ist eine Beziehung zu Jesus Christus und zum Vater, den er verkündet hat. Wie jede Beziehung kann auch diese sich ändern, sie kann intensiver und schwächer werden. Man kann immer mehr vergessen oder sich mit dem anderen immer vertrauter machen.
Wenn wir Kirche sein wollen, werden wir immer wieder nach Jesus fragen: was seine „Lehre“, was sein Leben, was sein Tod für unser Leben bedeuten.
Als Kirche stehen wir für den Glauben an Jesus Christus. Wir dürfen deshalb diesen Glauben bedenken, aneignen, hinterfragen, anzweifeln, ausdrücken, vorschlagen, verkünden, darlegen, begründen, auslegen,

Als Lernbedarf sehe ich:Getaufte und gefirmte Christen haben Hemmungen, über ihren Glauben zu sprechen, weil sie Angst haben, ihn falsch auszudrücken.
Die Bischöfe und Priester haben das „Lehramt“ so sehr betont, dass sich die Christen als inkompetent erfahren haben. Ihnen wurde die Rolle von passiv Hörenden zugeteilt. So kann keine Identifikation der Getauften mit dem Glauben stattfinden.

Nötig ist folgendes:
Getaufte und Gefirmte hören zusammen mit den „Lehrern des Glaubens“ (Hierarchie – Bischöfe – Theologen)  auf das Evangelium. Sie finden eine gemeinsame Sprache für ihren Glauben. Dies ist ein fortwährender Prozess, der dazu führt, dass Christen sagen können: Ich glaube …
Es geht dabei weniger um die korrekte Formulierung als um das wirklich geglaubte.

Ich würde mich freuen, wenn es auf diese 1. These bereits Reaktionen gäbe.

Was Prof. Dr. Klaus Müller in Münster sagte …

ist hier zu lesen:  Rede von Professor Müller

Lieber Sven,
ich habe ein bisschen recherchiert. Die ganze Rede habe ich noch nicht gelesen, nur die einschlägigen Stellen am Anfang. Jeder Vergleich greift nur einen bestimmtenVergleichspunkt heraus. Selbstverständlich hat die kath. Kirche keine Gefängnisse, betreibt keine Folter, ist nicht atheistisch usw.
Aber: was diese atheistischen Staaten erfahren mussten ist: Es gab eine Fassade von Staatsräson, die „Führer“ verschlossen die Augen vor der Realität. Das Volk identifizierte sich schon lange nicht mehr mit dem System.
Es wurde nur äußerlich der Eindruck aufrecht erhalten.

Dass insofern der Zustand der kath. Kirche und ihrer Mitglieder ähnlich sein könnte, formulieren sie selbst. Sie wird kleiner werden. Das größte Problem sind nicht die Fragen von Zölibat, … – wiewohl auch diese Fragen nicht einfach abgetan werden dürfen – wie sie es schon seit 40 Jahren getan werden (seit Benedikt XVI. ein junger Professor war). Das größere Problem ist, dass das Sprechen von der frohen Botschaft Jesu auf bestimmte Formulierungen festgelegt wird.

Versuche, den christlichen Glauben ins Heute zu übersetzen werden innerkirchlich als Glaubensabfall und als Aushöhlung des Glaubens bewertet, die entsprechenden Theologen mit Lehrverfahren belegt. Die Sprache der kirchenamtlichen Theologie erreicht die Katholiken nicht mehr. Sie können damit nichts mehr anfangen. Sie gehen nicht mehr zur Sonntagsmesse. Und sie gehen auch nicht mehr an Weihnachten in die Kirche.
Sie wenden sich sogar – wie sie richtig bemerken – vom Gottesglauben ab.

Ich fürchte, dass dies auch daran liegt, dass die hohen Vertreter der Kirche nur die immer gleichen Formeln wiederholen. Die Kirche macht nicht den Eindruck, als ob es etwas zu entdecken und zu finden gäbe. Es herrscht der Ton des „Das ist die Wahrheit! Glaube oder geh!“

Die Kirche ist aber gesandt, den Menschen die frohe Botschaft zu verkünden, das Versöhnungswerk Christi fortzuführen, damit die Menschen zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes gelangen, ..
Sie darf nicht selbst zum Hindernis für den Gottesglauben werden.

Es geht darum, den Menschen den Zugang zu Gott zu eröffnen, der die Liebe ist, das Geheimnis der Schöpfung, dessen Geist in allem Lebendigen ist, so dass die Erkenntnis Gottes und die Liebe zu Gott zur Grundlage wird für wahre Mitmenschlichkeit und für den verantwortungsvollen hegenden Umgang mit der Schöpfung, die uns anvertraut ist. Die Kirche, so wird das 2. vat. Konzil oft zitiert, soll Zeichen der innigsten Vereinigung der Menschheitsfamilie mit Gott sein.

Damit sie diese Aufgabe wirklich erfüllt, muss sie gesprächsbereit und offen sein und das tun, was Jesus getan hat: den Menschen zusagen, dass Gottes Geist in ihnen ist, dass Gott ihr Vater ist und dass das Reich Gottes ihnen offen steht – diese Botschaft hat die Menschen verändert – besonders die Zöllner und Sünder.

Heute aber treten die mächtigsten Vertreter der Kirche auf wie der letzte heilige Rest, der bis auf den letzten Blutstropfen die heilige Kirche und ihre Gesetze und Traditionen verteidigt und der damit beschäftigt ist, alle, die auch nur einen Stein neu tünchen wollen, als Quertreiber, Nestbeschmutzer und Verräter aus ihren Reihen zu vertreiben. Dabei gibt es eine Gruppe, die immer einflussreicher wird, und erklärt:
Es muss ein Zustand wiederhergestellt werden, der an einem bestimmten Punkt der Vergangenheit herrschte: nämlich in der Zeit nach dem 1. vatikanischen Konzil.

Ja, ich glaube, dass Gott in der Kirche wirkt. Aber ob Gottes Geist nur aus den Vertretern der Hierarchie spricht? Ob er nicht vielleicht doch auch in den Herzen der gläubigen Theologen spricht?

3. APril 2011: 4. Fastensonntag im Lesejahr A

Jesus sagt:  „Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt!“

Die Nächte sind genauso dunkel und die Sonne ist genauso hell geblieben. Inwiefern ist die Welt durch Jesus heller geworden?
Wieder einmal könnte ein Prediger erklären: Jesus hat die Vergebung der Sünden verkündet, die Befreiung vom ewigen Tod gebracht – in seiner Auferstehung das ewige Leben für jeden, der zu ihm kommt.

Doch gehen wir einen Schritt weiter: Werden wir etwas persönlicher: Welches Licht ist mir in meinem Leben durch Jesus aufgegangen? Was hat er mir zu sehen ermöglicht?

Genau genommen bin ich immer noch am lernen:

Ich lerne meine Mitmenschen in seinem Licht zu sehen.
Nicht zu fragen: Was hat er falsch gemacht?
Sondern zu fragen:  Wie kann an ihm das Wirken Gottes offenbar werden?

Wie kann dieser Mensch Hoffnung und Leben gewinnen,
Freude und Zuversicht, Gemeinschaft und Geborgenheit.

Und dies ist ein ganz anderer Gedanke als zu fragen:
Welches Gebot wurde übertreten?  Wie schwer wiegt die Sünde? Darf er noch zur Kommunion gehen.

Bei der Taufe wird die Taufkerze angezündet.
In der Osternacht wird die Kerze am Osterfeuer entzündet und dreimal wird gesungen:
Lumen Christi – Christus das Licht.
Wir antworten: Deo gratias! Dank sei Gott.

Dank sei Gott, dass wir die Welt als Welt Gottes sehen.
Dank sei Gott, dass Jesus uns die Augen für den Mitmenschen öffnet, der Gottes Kind ist – wie wir selbst.
Dank sei Gott, der uns beruft das Leben anderer Menschen hell zu machen – durch unser Verständnis, durch unsere Nähe und Hilfe!
Dank sei Gott, dass er durch uns Leben wirken will.