Was Prof. Dr. Klaus Müller in Münster sagte …

ist hier zu lesen:  Rede von Professor Müller

Lieber Sven,
ich habe ein bisschen recherchiert. Die ganze Rede habe ich noch nicht gelesen, nur die einschlägigen Stellen am Anfang. Jeder Vergleich greift nur einen bestimmtenVergleichspunkt heraus. Selbstverständlich hat die kath. Kirche keine Gefängnisse, betreibt keine Folter, ist nicht atheistisch usw.
Aber: was diese atheistischen Staaten erfahren mussten ist: Es gab eine Fassade von Staatsräson, die „Führer“ verschlossen die Augen vor der Realität. Das Volk identifizierte sich schon lange nicht mehr mit dem System.
Es wurde nur äußerlich der Eindruck aufrecht erhalten.

Dass insofern der Zustand der kath. Kirche und ihrer Mitglieder ähnlich sein könnte, formulieren sie selbst. Sie wird kleiner werden. Das größte Problem sind nicht die Fragen von Zölibat, … – wiewohl auch diese Fragen nicht einfach abgetan werden dürfen – wie sie es schon seit 40 Jahren getan werden (seit Benedikt XVI. ein junger Professor war). Das größere Problem ist, dass das Sprechen von der frohen Botschaft Jesu auf bestimmte Formulierungen festgelegt wird.

Versuche, den christlichen Glauben ins Heute zu übersetzen werden innerkirchlich als Glaubensabfall und als Aushöhlung des Glaubens bewertet, die entsprechenden Theologen mit Lehrverfahren belegt. Die Sprache der kirchenamtlichen Theologie erreicht die Katholiken nicht mehr. Sie können damit nichts mehr anfangen. Sie gehen nicht mehr zur Sonntagsmesse. Und sie gehen auch nicht mehr an Weihnachten in die Kirche.
Sie wenden sich sogar – wie sie richtig bemerken – vom Gottesglauben ab.

Ich fürchte, dass dies auch daran liegt, dass die hohen Vertreter der Kirche nur die immer gleichen Formeln wiederholen. Die Kirche macht nicht den Eindruck, als ob es etwas zu entdecken und zu finden gäbe. Es herrscht der Ton des „Das ist die Wahrheit! Glaube oder geh!“

Die Kirche ist aber gesandt, den Menschen die frohe Botschaft zu verkünden, das Versöhnungswerk Christi fortzuführen, damit die Menschen zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes gelangen, ..
Sie darf nicht selbst zum Hindernis für den Gottesglauben werden.

Es geht darum, den Menschen den Zugang zu Gott zu eröffnen, der die Liebe ist, das Geheimnis der Schöpfung, dessen Geist in allem Lebendigen ist, so dass die Erkenntnis Gottes und die Liebe zu Gott zur Grundlage wird für wahre Mitmenschlichkeit und für den verantwortungsvollen hegenden Umgang mit der Schöpfung, die uns anvertraut ist. Die Kirche, so wird das 2. vat. Konzil oft zitiert, soll Zeichen der innigsten Vereinigung der Menschheitsfamilie mit Gott sein.

Damit sie diese Aufgabe wirklich erfüllt, muss sie gesprächsbereit und offen sein und das tun, was Jesus getan hat: den Menschen zusagen, dass Gottes Geist in ihnen ist, dass Gott ihr Vater ist und dass das Reich Gottes ihnen offen steht – diese Botschaft hat die Menschen verändert – besonders die Zöllner und Sünder.

Heute aber treten die mächtigsten Vertreter der Kirche auf wie der letzte heilige Rest, der bis auf den letzten Blutstropfen die heilige Kirche und ihre Gesetze und Traditionen verteidigt und der damit beschäftigt ist, alle, die auch nur einen Stein neu tünchen wollen, als Quertreiber, Nestbeschmutzer und Verräter aus ihren Reihen zu vertreiben. Dabei gibt es eine Gruppe, die immer einflussreicher wird, und erklärt:
Es muss ein Zustand wiederhergestellt werden, der an einem bestimmten Punkt der Vergangenheit herrschte: nämlich in der Zeit nach dem 1. vatikanischen Konzil.

Ja, ich glaube, dass Gott in der Kirche wirkt. Aber ob Gottes Geist nur aus den Vertretern der Hierarchie spricht? Ob er nicht vielleicht doch auch in den Herzen der gläubigen Theologen spricht?