Das sollte meiner Meinung nach das Thema eines Dialogs in der Kirche sein.
Als Vision für die Sendung der Kirche ist nach wie vor hervorragend geeignet, was das Konzil über Kirche gesagt hat: „Die Kirche ist Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott und für die Einheit des ganzen Menschengeschlechtes“ (LG 1). Auch wenn man versuchen sollte, diesen Satz in eine zeitgemäße Sprache umzuformulieren.
Für den Dialog darüber möchte ich eine 1. These vorstellen:
Bei fast jedem Taufgespräch wird mir als Begründung für den Taufwunsch genannt: Die Werte des Christentums sind mir wichtig. Ich frage oft nach, welche Werte das seien: Rücksicht, Kompromissbereitschaft, dass man sich nicht um jeden Preis durchsetzt, Liebe zum Frieden, … – solche Werte werden genannt. Die Menschen haben Werte, die sie mit dem Christentum verbinden. Das Christentum ist für viele eine Chiffre für Menschlichkeit, Humanität, Verantwortungsbewusstsein.
Außerdem wird mir meistens erklärt, dass ein aktives Mittun in der Gemeinde für ein christliches Leben nicht nötig sei. Es ist schwierig, sich mit der Kirche zu identifizieren:
Für die Menschen – auch für die, die ihr Kind zur Taufe bringen steht Kirche für Rückständigkeit (Zölibat), für eine dunkle Geschichte (Kreuzzüge) für Autoritarismus (Papsttum), für Sexualfeindlichkeit (Pille, Homosexualität, etc.). Die Bischöfe werden vielfach als Personen wahrgenommen, die in ihrem Amt Selbstdarstellung betreiben, und denen es vor allem um den Erhalt des Systems und der Institution geht, die aber keinen Millimeter abrücken von ihren „überkommenen und rückständigen“ Traditionen, die die Leute nicht mit dem christlichen Glauben in Verbindung zu bringen vermögen.
1. Der Glaube an Jesus Christus ist Fundament und Motivation für das Handeln der Kirche. Glauben ist eine Beziehung zu Jesus Christus und zum Vater, den er verkündet hat. Wie jede Beziehung kann auch diese sich ändern, sie kann intensiver und schwächer werden. Man kann immer mehr vergessen oder sich mit dem anderen immer vertrauter machen.
Wenn wir Kirche sein wollen, werden wir immer wieder nach Jesus fragen: was seine „Lehre“, was sein Leben, was sein Tod für unser Leben bedeuten.
Als Kirche stehen wir für den Glauben an Jesus Christus. Wir dürfen deshalb diesen Glauben bedenken, aneignen, hinterfragen, anzweifeln, ausdrücken, vorschlagen, verkünden, darlegen, begründen, auslegen,
Als Lernbedarf sehe ich:Getaufte und gefirmte Christen haben Hemmungen, über ihren Glauben zu sprechen, weil sie Angst haben, ihn falsch auszudrücken.
Die Bischöfe und Priester haben das „Lehramt“ so sehr betont, dass sich die Christen als inkompetent erfahren haben. Ihnen wurde die Rolle von passiv Hörenden zugeteilt. So kann keine Identifikation der Getauften mit dem Glauben stattfinden.
Nötig ist folgendes:
Getaufte und Gefirmte hören zusammen mit den „Lehrern des Glaubens“ (Hierarchie – Bischöfe – Theologen) auf das Evangelium. Sie finden eine gemeinsame Sprache für ihren Glauben. Dies ist ein fortwährender Prozess, der dazu führt, dass Christen sagen können: Ich glaube …
Es geht dabei weniger um die korrekte Formulierung als um das wirklich geglaubte.
Ich würde mich freuen, wenn es auf diese 1. These bereits Reaktionen gäbe.
Was immer man über die Einstellung der Leute denkt. Die Bischöfe und die vatikanische Leitung vor allem legen uns Pfarrern nahe, möglichst alle Kinder wie gewünscht zu taufen. Selbst wenn beide Eltern ausgetreten sind sollen wir, nach dem Willen der Kirchenleitung taufen. Und die Bischöfe in Deutschland bes. in Regensburg sind zurzeit alles andere als liberalistisch oder gar progressiv.
Die Hierarchie denkt an die Zukunft: je mehr Kirchenmitglieder, desto mehr Kirchensteuer, desto mehr Macht.
Diese Äußerungen in Taufgesprächen finde ich beachtenswert und bedenklich (ich nehme an dabei handelt es sich wohl konkreter um die Eltern von Neugeborenen).
Christ-sein reduziert auf „Werte + Folklore“? Gemeindegottesdienst überflüssig?
Zumal ja die Wertorientierung allein ja noch kein hinreichender Grund für den Kircheneintritt sein kann (außer man würde bestreiten, dass man auch als Atheist/Muslim/Jude etc. ein guter Mensch sein kann).
Und an welchen Werten orientieren sich diese Leute? Offenbar suchen sie sich ja auch aus der Lehre der Kirche aus, was ihnen am besten gefällt (Pille, Homosexualität…).
Ich denke, dieses Phänomen ist ein Relikt aus früheren Zeiten. Man bringt halt noch die Kinder zur Taufe/Kommunion/Firmung weil sich das halt irgendwie gehört oder die Großeltern es so wollen und reduziert dabei den Glauben der Kirche auf ein vages „Seid nett zueinander“. Teilnahme am Gottesdienst ist ihnen schon zu viel Bindung oder wie ist das zu verstehen?