29. Mai 2011: 6. Ostersonntag – LJ A

Haben Sie ein Testament geschrieben?
Haben sie darin ihren Besitz – viel oder wenig – verteilt?
Oder enthält ihr Testament auch eine letzte Botschaft an die, die es lesen werden?

Wer ein Testament verfasst, denkt dabei an das Wesentliche, an das, was ihm wirklich wichtig ist.
Es wäre eine interessante Frage: Was möchte ich über meinen Tod hinaus anderen mitteilen, ihnen sagen und ans Herz legen?

Das Johannesevangelium hat sich eine große Aufgabe gestellt:  Es hat eine lange Abschiedsrede Jesu an seine Jünger zusammengestellt. Einen kurzen Abschnitt daraus haben wir gerade gehört.

Der erste Satz, in diesem Abschnitt beginnt mit einem „Wenn“: „Wenn ihr mich liebt, werdet ihre meine Gebote halten!“
Manche verstehen diesen Satz so: „Wenn du mich wirklich liebst, dann wirst du …“ Dann würde Jesus einen Nachweis der Liebe verlangen, das klänge nach Bedingung und Druck.
Ich verstehe dieses „Wenn“ anders – eher als Begründung:  Weil du mich liebst, wirst du …“

Der Exeget Johannes Beutler drückt es so aus:  Die Liebe der Jünger zu Jesus wird auf ihrer Seite dazu führen, dass sie seine Gebote halten.
Den Jüngern wird also nicht das Messer auf die Brust gesetzt: Ihr sollt mir beweisen, dass ihr mich liebt.

Aber es gibt den  Zusammenhang: Die Liebe zu Jesus führt den Jünger dazu, dass er seine Gebote beachtet.
Die Liebe bewirkt, dass wir den Geliebten achten und dass wir achten, was ihm wichtig und wertvoll ist und dass wir meiden, was ihm zuwider ist oder Kummer bereitet, was ihn ärgert oder verletzt.

Was aber ist es, was Jesus den Jüngern ans Herz legt?
Es ist die Liebe zueinander, die Liebe zu Gott und die Liebe zu jedem Menschen!
Eine Liebe, die für jeden anderen das Gute will: ob Fremd oder vertraut, ob Freund oder Feind.
Diese Liebe wird tätig – und indem sie das Gute für den anderen in den Mittelpunkt stellt, verbindet sie sich auch immer mehr mit dem Wunsch, mit dem Gefühl, den anderen zu lieben.
Die Liebe, die Jesus uns ans Herz legt, beginnt nicht mit dem Gefühl für den anderen – aber sie führt dazu hin.

Die Liebe zum alleinigen Grund und Ziel des Handelns zu machen –  ich weiß, dass ich das nicht schaffe. Meine Liebe hat Grenzen. Weil Jesus das weist, wie schwer dieser Weg und diese Aufgabe sind, verspricht er: „Der Vater wir euch den Geist als Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll.“

Dieser Beistand hilft uns, dass wir auf dem Weg bleiben, den Jesus uns gezeigt hat.
Der Geist Gottes ist bei uns und er ist in uns wirksam:
Wann immer ein Mensch einem anderen etwas Gutes tut oder gut tut – Gottes Geist regt ihn dazu an, gibt ihm dafür die Kraft, das Können und das Wissen.

Es ist eine wunderbare Zusage, die uns gegeben ist: Gottes Geist ist als Beistand bei uns.

Öffnen wir einmal die Augen und das Herz, damit wir besser erkennen, was Gottes Geist in uns und den anderen Gutes bewirkt!

22. Mai 2011: 5. Ostersonntag

Wie stehe ich zu dem Satz „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. |:Niemand kommt zum Vater, außer durch mich!“?:|

Das klingt für manche ausschließend. Sie wenden ein: Was ist mit denen, die keine Christen sind?
Schließt Gott sie vom Heil aus?

Sind nur wir Christen die Auserwählten? Haben nur Getaufte Zugang zum Himmel Gottes?

Diese Fragen entstehen auch, weil nach wie vor jener Satz gegenwärtig ist: „Außerhalb der Kirche kein Heil!“

Heute denken wir anders: Wir leben als Christen. Aber wir leben in einer Gesellschaft, in der Toleranz ein großer, hoher Wert ist. Jeder kann glauben, was und wie er will.  Oder so: Jeder darf auf seine Art selig werden.

In unserem heutigen christlichen Bewusstsein herrscht der Gedanke vor: Gottes Liebe ist so universell und allgemein, dass er keinen Menschen, kein Geschöpf vom Leben ausschließt.
Ja, manche denken sogar, kein Mensch könne so große Schuld auf sich laden, dass Gott sie ihm nicht vergeben würde.

Wir denken vielleicht sogar: Wenn Gott wirklich ein gütiger Gott ist, dann darf er doch keinen Menschen vom Leben, vom ewigen Leben ausschließen.

„Niemand kommt zum Vater, außer durch mich!“ Wie können wir diesen Satz verstehen?
Ist er vereinbar mit dem Glauben an Gottes unbegrenzter Liebe und Barmherzigkeit?
Oder ist Gott nach diesem Satz doch wie ein despotischer Herrscher, der auswählt und bevorzugt?

Ich glaube, diese Zuspitzung macht deutlich: Dieser schöne Satz: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater, außer durch mich!“ – ist keine Antwort auf die Frage: „Kommen auch Nicht-Christen in den Himmel?“

Auf welche Frage gibt dieser Satz Antwort? Thomas stellte sie:
„Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie sollen wir dann den Weg kennen?“

Jesus öffnet seinen Jüngern die Augen dafür, was er für sie tut:  Er bereitet den Weg, er ist der Weg zum Leben beim Vater.
Der zweite Satz stellt einen nicht zu überbietenden Anspruch: „Niemand kommt zum Vater, außer durch mich!“ Allein Jesus ist es, der den Vater in der Welt offenbart, der Gott als Vater der Menschen zugänglich macht.

Für mich schließt dieser Satz niemanden aus, sondern er sagt, was Christus auch für alle anderen bedeutet: jedenfalls aus meinem christlichen Glauben heraus: Er ist gekommen, damit alle Menschen gerettet werden – durch ihn.

Als Christ glaube ich so: auch die Nicht-Christen sind durch ihn erlöst, also befreit von Angst und Tod zum Leben im Himmel Gottes. Aber eines finde ich nur bei Jesus und durch Jesus:
Dass ich Gott als liebenden Vater erkenne, der alles mit uns teilt, der Freund der Menschen ist, der keines von seinen Geschöpfen verachtet, …

Diese Erkenntnis ermöglicht mir allein Christus und keiner sonst.
Niemand kommt dazu, Gott als Vater zu denken, außer mit und durch Jesus.

Dafür sei ihm Dank. Durch mein Leben.

08. Mai 2011: 3. Ostersonntag

Auch in diesem Abschnitt des Johannesevangeliums begegnet uns eine Dynamik, eine Entwicklung, die ganz bezeichnend ist für dieses Evangelium:
Nach einer erfolglosen Nacht auf See begegnen die Jünger Jesus. Aber: „Sie wussten nicht, dass es Jesus war!“
Als aber Jesus nach dem erfolgreichen Fischfang zu ihnen sagt: „Kommt und esst!“ da wussten sie, dass es der Herr war.
Im Johannesevangelium ist das sehr wichtig: dass die Jünger, das Menschen zum Glauben kommen, dass sie Jesus erkennen.

Es ist eine sehr rätselhafte Geschichte: dass die Jünger plötzlich einen so reichen Fang machen; dass Jesus plötzlich ein Kohlenfeuer entfacht hat und dass Brot und Fisch darauf liegt.
Dass von den Fischen im Netz der Jünger keinen keiner gebraucht wird, dass Petrus das Netz alleine an Land zieht.
Es springt einem fast in die Augen: Hier geht es nicht um ein Ereignis, das unbedingt erzählt werden muss;
Hier geht es um eine Glaubensbotschaft, die mittels dieser Geschichte verkündet werden soll.

Die Hauptpersonen sind in dieser Geschichte – noch vor dem Auferstandenen zwei Jünger: Einer ist natürlich Petrus, der so wie immer dargestellt wird: Spontan, tatkräftig, entschlussfreudig, emotional. Er teilt die Hauptrolle mit einem anderen : mit dem Jünger, der ihn – wieder einmal – erst die Augen öffnet. Dieser Jünger erkennt Jesus früher als Petrus und er wird nur genannt: „Der Jünger, den Jesus liebte!

Dieser Jünger wird später als Verfasser des Johannesevangeliums dargestellt. Petrus wird als der gezeigt, der das Netz an Land zieht.

Die ersten Christen lebten in verschiedenen Gemeinschaften, die sich auf verschiedene Apostel stützen. Die einen eher auf Petrus, die anderen mehr auf den Jünger, den Jesus liebte, und der oft als Johannes benannt wird.

Diese Geschichte erkennt an, dass Petrus es ist, der die Kirche zusammenhält – aber sie geht auch davon aus, dass Petrus die Rolle des Lieblingsjüngers anerkennt und dass er ihn braucht.

Die johanneischen Gruppen nehmen in Anspruch, Jesus besser zu kennen, ihn tiefer zu verstehen. Sie sind es, die die stärkste Gruppe zu einem tieferen Verständnis Jesu führen können.
Für uns Christen kann diese Ostergeschichte deshalb heute besonders wichtig werden:

Die Kirche, die sich so sehr auf das universale Petrusamt stützt, unsere römisch-katholische Kirche – tut gut daran, johanneischen Glauben zuzulassen – mehr noch: auf seine Erkenntnis zu hören.

Ich möchte versuchen, aus dieser Sicht die heutige Situation der Christenheit zu betrachten: Die Taufe wird gespendet in vielerlei Kirchen, die sich teilweise stark voneinander unterscheiden.
Aber durch die Taufe, durch den Glauben an Christus, gibt es ein tiefes Band der Gemeinschaft, so dass alle Getauften zusammen sagen können: Wir sind das eine Volk Gottes.

Die Unterschiedlichkeit zwischen evangelisch, orthodox, anglika­nisch sollten wir nicht übertreiben: es ist der Glaube an Christus, der uns zusammenhält. Zusammen sind wir auf dem Meer der Zeit unterwegs. Zusammen werfen wir die Netze aus, damit wir Menschen zu Jesus führen.

Er aber ist es, der zu uns allen sagt: Kommt und esst!
Durch ihn leben wir. Er hat uns allen die Tür zum Leben geöffnet.
Er ist für uns alle, die Speise für das ewige Leben.

Wenn er es ist, der uns einlädt, warum sollten wir dann andere von unserem Tisch fernhalten? Wenn er es ist, der uns einlädt, warum sollten wir dann nicht Gäste sein am Tisch der anderen?

Wir sollten einander darauf hinweisen: Es ist der Herr, der uns zu essen gibt: das Brot der Versöhnung, das Brot des Himmels.

Märchen hinter Fächern und Schleiern

Der Arbeitskreis Mission – Entwicklung – Frieden
lädt ein zu einer
90-Minuten-Reise durch Asien

Mit Fächer und Schleier werden in der asiatischen Kultur ganze Geschichten erzählt, Geheimnisse verhüllt, Liebesbotschaften weitergegeben. Die Geschichten und Märchen, die in den Küchen, Gärten und an den Brunnen erzählt werden, bergen manche Weisheit und Lebensklugheit, manchen Witz, aber auch manches Leid.

Barbara Scheel reiste in viele Länder, um deren Kulturen zu erleben und Erzähler zu treffen. Sie ist weltweit als Puppenspielerin und Erzählerin unterwegs. Sie wird mit den Zuhörern auf eine Reise durch Asien gehen und aus Afghanistan, Japan, Usbekistan, Vietnam, Persien, der Mongolei und anderen faszinierenden Ländern erzählen.
Einige der Märchen wird sie mit einfachen Requisiten und Figuren auf dem Tisch illustrieren. Märchen haben schon viele Generationen von Erwachsenen fasziniert.

Ein Abend, der zum Genießen verführt und zum Träumen wie geschaffen ist.

Zeit: Freitag, 6. Mai 2011 um 19.00 Uhr
Ort: Josefssaal, Kreuzgasse 24, Regensburg

01. Mai 2011: 2. Ostersonntag

An kaum einer anderen Stelle wird der Karfreitag Jesu so sehr mit seinem Ostern verbunden als hier am Ende des Johannesevan­geliums: Ein Auferstandener ohne Wundmale wäre nicht derselbe, dem die Jünger auf seinem Weg durch Galiläa bis hin nach Jerusalem nachgefolgt sind.

Sogar an den Osterkerzen werden fünf Nägel angedeutet für die fünf Wundmale Jesu – so wichtig ist das für den christlichen Glauben.

In seinem Sterben erwies sich Jesus als Licht der Völker, als der, der alle an sich zieht. Sein ganzes Leben führt hin auf seine Erhöhung am Kreuz.

Doch angesichts seines Kreuzestodes dürfen wir sein Leben nicht übersehen: Denn was Jesus sagte und tat, führte ihn in dieses tragische Ende: wäre er einfach nur hilfsbereit gewesen, dann hätte niemand eine Notwendigkeit gesehen, ihn als Gotteslästerer zu verurteilen.

Auch wenn Jesus sein Leben opferte – für seine Botschaft von Gottes bedingungsloser Liebe, dürfen wir nicht so tun, als ob Gottes Zorn auf die Menschen durch dieses Opfer hätte gestillt werden müssen. Vielmehr ist der Kreuzestod Jesu ein Zeichen für Gottes unendliche Vergebungsbereitschaft und Nachsicht mit dem Menschen: mit mir.

Angesichts des gewaltsamen Todes Jesu stellte sich seinen Jüngern und auch mir die Frage, ob wir, ob ich ihm seine Botschaft auch jetzt noch glaube: Ihr seid Gottes geliebte Kinder. Gott wird euch auferwecken. Er überlässt euch nicht dem Tod.

Mit Thomas, dem Apostel, sage ich: ja: ich glaube, wenn mein ganzes Leben – Freud und Leid – wenn ich als einmalige und unverwechselbare Person, eine Zukunft habe im Himmel.
Ich würde nicht glauben können, , wenn nur ein schicksalloses Etwas auferstehen würde. Das wäre, als ob mein Leben, meine Identität nicht mehr wäre als die Tücher, die Jesu Jünger im Grab gefunden hatten. Dann würde Gott mich nicht so annehmen, wie ich bin.

Ich glaube an die Auferstehung des Menschen hinein in Gottes Herrlichkeit und an das Weiterleben bei und in Gott. Ich glaube daran, dass alles, was ich jetzt lebe und erlebe, alle Liebe und alles Glück, mit mir an genommen und aufgenommen wird von Gott und himmlische Gestalt annimmt. Ich glaube, dass die Wunden, die mir geschlagen wurden und die ich anderen zufügte, ebenso zu mir gehören werden wie alles andere ‑ aber „verklärt“ sein werden, so dass ich himmel-artig sein werde – oder wie das Neue Testament es ausdrückt: so dass ich Gott schauen kann, wie er ist.

Zugleich ist dies ein Glaube wie der Glaube des Thomas: ein Glaube, der Zweifel kennt; ein Glaube, der nicht daran vorbei geht, dass diese jenseitige Hoffnung im diesseits unwahrscheinlich klingt.

Ich wünschte mir, dass wir untereinander so ehrlich sein können wir Thomas als er sagte: Ich glaube nicht, wenn ich nicht ….
Wenn wir einander von unseren Zweifeln erzählen, dann können wir einander auch helfen, die Zweifel zu überwinden.

Doch dieser Glaube vermag mein Leben und das Leben der Welt zu verändern, wie das beschreibt die Apostelgeschichte: Die Glaubenden hielten an der Lehre der Apostel fest,
an der Gemeinschaft und am Brechen des Brotes. Jeder erhielt in dieser Gemeinschaft so viel er nötig hatte.
Und sie waren beim ganzen Volk beliebt.

Daran müssen wir arbeiten.