01. Mai 2011: 2. Ostersonntag

An kaum einer anderen Stelle wird der Karfreitag Jesu so sehr mit seinem Ostern verbunden als hier am Ende des Johannesevan­geliums: Ein Auferstandener ohne Wundmale wäre nicht derselbe, dem die Jünger auf seinem Weg durch Galiläa bis hin nach Jerusalem nachgefolgt sind.

Sogar an den Osterkerzen werden fünf Nägel angedeutet für die fünf Wundmale Jesu – so wichtig ist das für den christlichen Glauben.

In seinem Sterben erwies sich Jesus als Licht der Völker, als der, der alle an sich zieht. Sein ganzes Leben führt hin auf seine Erhöhung am Kreuz.

Doch angesichts seines Kreuzestodes dürfen wir sein Leben nicht übersehen: Denn was Jesus sagte und tat, führte ihn in dieses tragische Ende: wäre er einfach nur hilfsbereit gewesen, dann hätte niemand eine Notwendigkeit gesehen, ihn als Gotteslästerer zu verurteilen.

Auch wenn Jesus sein Leben opferte – für seine Botschaft von Gottes bedingungsloser Liebe, dürfen wir nicht so tun, als ob Gottes Zorn auf die Menschen durch dieses Opfer hätte gestillt werden müssen. Vielmehr ist der Kreuzestod Jesu ein Zeichen für Gottes unendliche Vergebungsbereitschaft und Nachsicht mit dem Menschen: mit mir.

Angesichts des gewaltsamen Todes Jesu stellte sich seinen Jüngern und auch mir die Frage, ob wir, ob ich ihm seine Botschaft auch jetzt noch glaube: Ihr seid Gottes geliebte Kinder. Gott wird euch auferwecken. Er überlässt euch nicht dem Tod.

Mit Thomas, dem Apostel, sage ich: ja: ich glaube, wenn mein ganzes Leben – Freud und Leid – wenn ich als einmalige und unverwechselbare Person, eine Zukunft habe im Himmel.
Ich würde nicht glauben können, , wenn nur ein schicksalloses Etwas auferstehen würde. Das wäre, als ob mein Leben, meine Identität nicht mehr wäre als die Tücher, die Jesu Jünger im Grab gefunden hatten. Dann würde Gott mich nicht so annehmen, wie ich bin.

Ich glaube an die Auferstehung des Menschen hinein in Gottes Herrlichkeit und an das Weiterleben bei und in Gott. Ich glaube daran, dass alles, was ich jetzt lebe und erlebe, alle Liebe und alles Glück, mit mir an genommen und aufgenommen wird von Gott und himmlische Gestalt annimmt. Ich glaube, dass die Wunden, die mir geschlagen wurden und die ich anderen zufügte, ebenso zu mir gehören werden wie alles andere ‑ aber „verklärt“ sein werden, so dass ich himmel-artig sein werde – oder wie das Neue Testament es ausdrückt: so dass ich Gott schauen kann, wie er ist.

Zugleich ist dies ein Glaube wie der Glaube des Thomas: ein Glaube, der Zweifel kennt; ein Glaube, der nicht daran vorbei geht, dass diese jenseitige Hoffnung im diesseits unwahrscheinlich klingt.

Ich wünschte mir, dass wir untereinander so ehrlich sein können wir Thomas als er sagte: Ich glaube nicht, wenn ich nicht ….
Wenn wir einander von unseren Zweifeln erzählen, dann können wir einander auch helfen, die Zweifel zu überwinden.

Doch dieser Glaube vermag mein Leben und das Leben der Welt zu verändern, wie das beschreibt die Apostelgeschichte: Die Glaubenden hielten an der Lehre der Apostel fest,
an der Gemeinschaft und am Brechen des Brotes. Jeder erhielt in dieser Gemeinschaft so viel er nötig hatte.
Und sie waren beim ganzen Volk beliebt.

Daran müssen wir arbeiten.

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