22. Mai 2011: 5. Ostersonntag

Wie stehe ich zu dem Satz „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. |:Niemand kommt zum Vater, außer durch mich!“?:|

Das klingt für manche ausschließend. Sie wenden ein: Was ist mit denen, die keine Christen sind?
Schließt Gott sie vom Heil aus?

Sind nur wir Christen die Auserwählten? Haben nur Getaufte Zugang zum Himmel Gottes?

Diese Fragen entstehen auch, weil nach wie vor jener Satz gegenwärtig ist: „Außerhalb der Kirche kein Heil!“

Heute denken wir anders: Wir leben als Christen. Aber wir leben in einer Gesellschaft, in der Toleranz ein großer, hoher Wert ist. Jeder kann glauben, was und wie er will.  Oder so: Jeder darf auf seine Art selig werden.

In unserem heutigen christlichen Bewusstsein herrscht der Gedanke vor: Gottes Liebe ist so universell und allgemein, dass er keinen Menschen, kein Geschöpf vom Leben ausschließt.
Ja, manche denken sogar, kein Mensch könne so große Schuld auf sich laden, dass Gott sie ihm nicht vergeben würde.

Wir denken vielleicht sogar: Wenn Gott wirklich ein gütiger Gott ist, dann darf er doch keinen Menschen vom Leben, vom ewigen Leben ausschließen.

„Niemand kommt zum Vater, außer durch mich!“ Wie können wir diesen Satz verstehen?
Ist er vereinbar mit dem Glauben an Gottes unbegrenzter Liebe und Barmherzigkeit?
Oder ist Gott nach diesem Satz doch wie ein despotischer Herrscher, der auswählt und bevorzugt?

Ich glaube, diese Zuspitzung macht deutlich: Dieser schöne Satz: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater, außer durch mich!“ – ist keine Antwort auf die Frage: „Kommen auch Nicht-Christen in den Himmel?“

Auf welche Frage gibt dieser Satz Antwort? Thomas stellte sie:
„Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie sollen wir dann den Weg kennen?“

Jesus öffnet seinen Jüngern die Augen dafür, was er für sie tut:  Er bereitet den Weg, er ist der Weg zum Leben beim Vater.
Der zweite Satz stellt einen nicht zu überbietenden Anspruch: „Niemand kommt zum Vater, außer durch mich!“ Allein Jesus ist es, der den Vater in der Welt offenbart, der Gott als Vater der Menschen zugänglich macht.

Für mich schließt dieser Satz niemanden aus, sondern er sagt, was Christus auch für alle anderen bedeutet: jedenfalls aus meinem christlichen Glauben heraus: Er ist gekommen, damit alle Menschen gerettet werden – durch ihn.

Als Christ glaube ich so: auch die Nicht-Christen sind durch ihn erlöst, also befreit von Angst und Tod zum Leben im Himmel Gottes. Aber eines finde ich nur bei Jesus und durch Jesus:
Dass ich Gott als liebenden Vater erkenne, der alles mit uns teilt, der Freund der Menschen ist, der keines von seinen Geschöpfen verachtet, …

Diese Erkenntnis ermöglicht mir allein Christus und keiner sonst.
Niemand kommt dazu, Gott als Vater zu denken, außer mit und durch Jesus.

Dafür sei ihm Dank. Durch mein Leben.

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