Wenn wir vom Himmel sprechen, vom Himmel, in dem Gott ist und zu dem Jesus aufgefahren ist, wird es ziemlich kompliziert. Denn der Himmel Gottes – ist unvorstellbar.
Der Epheserbrief spricht nicht vom Himmel, sondern von der Herrlichkeit des Vaters Jesu.
Unsere große Hoffnung ist diese Herrlichkeit. Sie ist das Erbe, das wir als Schwestern und Brüder Jesu empfangen, wenn Gott seine Macht an uns erweist
Er hat sie an Jesus erwiesen, als er ihn auferweckt hat und ihn neben sich gestellt. „Hoch über alle über alle Mächte und Gewalten, über alle Kräfte und Herrschaften dieser und der zukünftigen Welt“ – wie der Epheserbrief sagt.
Christus ist im Himmel, neben Gott – wie Gott – als Gott!
Und das sagen wir – wohlgemerkt – von einem Menschen, der vor den Augen der Zuschauer hingerichtet wurde und starb. Ist das zu groß? Zu mächtig? Zu anspruchsvoll? Zu abgehoben?
Erst am Montag hatte ich wieder einen kleinen Dialog mit einer klugen und soweit ich weiß, gläubigen Frau, die sagte: Wir sollten uns doch klar werden, dass es nur einen Gott gibt für alle Menschen. Dass dieser eine Gott – wie immer wir ihn auch nennen – doch alle Menschen retten möchte. – Ich kann diesem Gedanken nur zustimmen –
Aber was sagen dazu die Buddhisten? Was sagen dazu die Japaner, die in diesen Tagen den Tod so vieler Verwandter und Freunde betrauern und deren Zukunft so ungewiss ist? Was sagen dazu die Muslime, die Atheisten, die weder an einen Gott noch an einen Himmel glauben?
Der schöne Gedanke, dass es nur einen Gott und Vater aller Menschen gibt, ist ein urchristlicher Gedanke. Trotz aller Weherufe und trotz aller Gerichtsandrohungen in den Evangelien hat sich gerade bei uns Christen der Glaube durchgesetzt, dass Gott alle Menschen zu sich führen will – nicht nur die Christen.
Der Glaube an Gottes unbegrenzte Barmherzigkeit unterscheidet uns von anderen Religionen und Überzeugungen.
Dieses unbegrenzte Vertrauen zu Gott, als Vater und Mutter allen Lebens, als Ziel der ganzen Schöpfung, verdanken wir Christus.
Diese universelle Hoffnung drückt der Epheserbrief in den anmaßend klingenden Worten aus: „Gott hat Jesus über alle Mächte und über jeden Namen gestellt!“
Als Christ glaube ich, dass die Muslime durch Christus gerettet sind und selbst die Atheisten – jeder, der das Leben annimmt und für das Leben eintritt, ist durch Christus mit der Quelle des Lebens verbunden, mit Gott!
Diese Freudenbotschaft muss der ganzen Welt bekannt werden:
Nicht, weil die Menschen anderen Glaubens verloren sind, sondern damit sie auch glauben können, dass kein Mensch verloren ist ‑ in den Augen Gottes.
Wir verkünden Christus nicht, weil wir andere Überzeugungen abwerten, sondern weil in ihm die Spaltungen überwunden sind, weil er deutlich macht: es gibt nur Eines, was in dieser Welt zählt: das ist die Liebe zum Leben, zum Lebendigen, zum Mitmenschen – die Sorge um ihn, die Zuwendung.
Deswegen können wir Christen auch andere Glaubensüberzeugungen respektieren und achten. Als Jünger Jesu dürfen wir niemand von unserer Achtung, von unserem Respekt ausschließen.
Da wir aber den gefunden haben, der größer ist als alle, werden wir keiner anderen Macht folgen. Als Christen werden wir für alle Mächte dieser Welt sperrig und eigenwillig bleiben, weil wir allein auf ihn hören, der das Leben für alle will. Es gibt niemand, der über uns herrschen kann, der uns zwingen kann, gegen das Leben und gegen die Quelle des Lebens zu handeln. Keine Macht der Welt.