26. Juni 2011: 13. Sonntag im Jahreskreis

Wie kann eine Buddhistin in Regensburg leben? Entweder, sie gibt ihren Glauben auf – jedenfalls nach außen hin –
oder sie steht ganz bewusst dazu: Dann aber wird sie mehr oder weniger oft mit Gebräuchen und Sitten in Konflikt geraten, die für uns selbstverständlich sind.
Sie wird immer wieder einmal vor die Wahl gestellt werden:  Passe ich mich an – vermeide ich ignorante Bemerkungen, Fragen – oder stehe ich zu meinen Überzeugungen.

Ebenso geht es Christen in fernöstlichen Ländern, ebenso erging es Christen in den kommunistischen Ländern Osteuropas bis 1989: Ein bekennender Christ hatte Schwierigkeiten: in der Schule, bei der Berufswahl, ein Studium war gänzlich ausgeschlossen.
Manchmal ergaben sich wegen der religiösen Überzeugung auch Konflikte in der Familie: zwischen Eltern und Kindern, zwischen Partnern, unter Geschwistern.

Solche schwierigen Situationen steht hinter den Sätzen des Mt-Evangeliums: „Wer Eltern oder Kinder mehr liebt als mich, kann nicht mein Jünger zu sein! Wer nicht bereit ist, für den Glauben, für die Liebe, Schmerzen und Nachteile hinzunehmen, kann nicht mein Jünger sein.“

Hinter diesen Sätzen stehen existentielle Konflikt­situationen:  Manche Christen standen vor der Wahl, den Glauben zu verleugnen oder zu sterben.  Kann eine Frau, ein Mann das Martyrium wählen
– ungeachtet der Kinder, die zu versorgen sind?

Kann ich meinen Glauben verleugnen und gegen meine Überzeu­gung handeln – wegen dem, was mir angedroht wird?
Was ist schlimmer: seine Unversehrtheit zu verlieren oder sein Gesicht, seine Selbstachtung?

Zum Glück stehen wir heute nicht vor solchen Entscheidungen! Jedenfalls nicht so, dass es um Leben und Tod geht dabei.

Aber Situationen der Entscheidung gibt es auch in unserem Leben.
Situationen in den wir uns  für den einfacheren Weg entscheiden oder für die Wahrheit.
für das Zuhören oder dagegen; für das Bekenntnis oder für das Schweigen; …

Nehmen wir solche Entscheidungssituationen war?
Benützen wir das Instrument des Gewissens – der bewussten Entscheidung – oder folgen wir einfach unseren Gewohnheiten und Reflexen?
Bedenken wir, was wir reden oder tun?  Ob es der Nachfolge Jesu entspricht?

Es gibt sicher Beispiele, in denen wir selbstbezogen handeln, ohne Rücksicht darauf, was es für den Mitmenschen bedeutet.

Wenn ich darauf achte, wie barmherzig Jesus mit seinen Jüngern war, vertraue ich ihm und seinem Verständnis.
Aber darum möchte ich mich bemühen, dass ich merke, was eine Situation der Entscheidung ist.

Die Entscheidung für Jesus Christus, für sein Vertrauen zum himmlischen Vater,
für seine Achtung vor dem Menschen, für seine Ehrlichkeit und Glaubwürdigkeit,
die Entscheidung für die Gemeinschaft mit den Glaubenden,
erfordert ganz gewiss eigenständiges Denken.

Man braucht Mut, sich zu unterscheiden;
man wird beobachtet, ob man lebt, was man zu glauben behauptet,
man muss auch den eigenen Glauben immer wieder befragen und vor sich und den Mitmenschen begründen und erklären.

ChristSein ist in unserer Zeit keine Lebensweise für Mitläufer.  Notwendig ist eine bewusste Entscheidung für den Glauben und die Bereitschaft, sich zu unterscheiden und Unterschiede aus- und durchzuhalten.

23. Juni: Fronleichnam

Fragen sie sich doch bitte: Wovon lebe ich? Was gibt mir Kraft?
Essen und Trinken! Ohne Flüssigkeit, ohne Wasser überlebt der Mensch nur wenige Tage. Ohne Nahrung verlieren wir die Kraft, gehen wir langsam aber sicher zugrunde.

Und wenn sie genügend zu essen und zu trinken haben?
Reicht es ihnen dann? Möchte sie nicht auch noch ein gemütliches Zuhause? Wärme?

Was gibt ihnen Kraft? Wovon leben sie?

Wir leben von der Begegnung mit Menschen?
Wir leben von der Anerkennung, die uns gegeben wird?
Wir leben von der Zuwendung, die wir erfahren.

Es gibt uns Kraft, wenn wir merken, dass jemand uns mag.
Es gibt uns Kraft, wenn wir merken, dass unser Tun und Mühen etwas bewirkt.
Wir können unglaubliche Kräfte frei setzen, wenn wir ein großes Ziel haben, für das wir uns einsetzen und das uns wichtig ist.

Wahrscheinlich haben Sie schon die gedankliche Brücke zur Eucharistiefeier erkannt:
In der Eucharistie begegnet uns der Auferstandene Christus;
er wendet sich uns zu und erkennt uns als Kinder Gottes, als seine geliebten Schwestern und Brüder;
er setzt sich für uns ein, so dass er sein ganzes Leben für uns lebt und auch noch für uns sein Leben gibt.
Er beruft uns einem großen Ziel zu folgen:
das Reich Gottes soll gegenwärtig sein in unserem Tun.

Wir empfangen das gebrochene Brot. Dabei empfangen wir Gemeinschaft mit Jesus, und werden Gemeinschaft untereinander. Wir werden zu dem, den wir empfangen – Christus.

Wenn wir mit dem geweihten, konsekrierten Brot durch unsere Straßen ziehen, wird eines deutlich:
Wo wir Christen hinkommen, kommt Christus.
Wo wir handeln, handelt der, an den wir glauben: Christus.
Durch uns und in uns ist Christus gegenwärtig – er, den wir im gebrochenen Brot empfangen.

Schwestern und Brüder, es kann nicht ohne Wirkung bleiben, wenn wir Kommunion, Gemeinschaft haben mit Christus, wenn wir Gott loben und preisen.
Da durch uns und in uns Christus gegenwärtig wird in dieser Welt, leitet uns ein Gedanke:

Was würde Jesus an meiner Stelle tun? Was würde er an meiner Stelle sagen?
Wie kann Christus durch mich gegenwärtig werden, so dass mein Nächster erhält, wovon er leben kann:
Zuwendung, Anerkennung und die Einladung, am Reich Gottes mitzubauen.