17. Juli 2011: 16. Sonntag im Jahreskreis

wäre es nicht wunderbar, wenn man das Böse ausmerzen könnte auf dieser Welt?
Kein Krieg mehr ‑ keine Waffen – keine Lügen – keine Ungerechtig­keit – kein Neid – keine Krankheiten – kein vorzeitiger Tod –
Nur noch gute Menschen – nur noch gesunde – jeder teilt mit dem anderen, was der braucht – gegenseitiges Verständnis –

Zurecht denken Sie vielleicht kritisch: was sollen diese Hirngespinste. Eine solche Welt gibt es nicht. Stimmt: eine solche Welt gibt es nicht.

Aber die Abschaffung des Privateigentums und die Vergesell­schaftung aller Vermögen sollte für Gerechtigkeit sorgen.
Diverse Säuberungsaktionen in den Ländern Lateinamerikas sollten die Straßenkinder, die betteln und stehlen, verschwinden lassen – oder auch Slums: weil sie die Brutstätte von Gewalt und Kriminalität seien.
Nicht zuletzt fragen manche Leute: Wie kann Gott das zulassen? oft dann, wenn Menschen schreckliche Dinge tun.
Gott müsste doch dafür sorgen, dass dies und das nicht geschehen kann.

Die sich eine saubere, reine Welt vorstellen und wünschen, eine Welt ohne Gräueltaten und Naturkatastrophen – haben ein gutes empfinden: sie lieben das Leben und wollen das Beste für den Menschen.
Doch die eine saubere Welt herstellen wollen, die mit aller Macht gegen Unrecht und die Schuldigen vorgehen – vor denen müssen wir uns noch mehr hüten – ob nun in der Kirche oder in der Gesellschaft –ob in der Politik oder in einem Unternehmen:
Oftmals erscheint den Saubermännern jedes Mittel recht, um die zu vertreiben, zu vernichten, die sie als Übeltäter identifizieren wollen. Verfolgung, Gefängnis Tod – Angst und Schrecken verbreiten sie bei Guten und Bösen, denn jeder hat Angst, als Übeltäter entlarvt zu werden – und jeder hat irgendetwas gesagt oder getan, das reicht, um ihn zum Feind der guten und gerechten Gesellschaft zu erklären.

Wir brauchen die Einsicht:  Wo Weizen wächst – da wächst auch Unkraut.
Wer das Unkraut völlig und restlos ausreißt und vernichtet, wird auch keinen Weizen mehr ernten.
Deswegen lässt Gott seine Sonne aufgehen über Guten und Bösen. Wer Leben will und wer will, dass sich das Leben entfalten darf, muss sich damit abfinden, dass es sich nicht nur so entfaltet, wie er es gerne sehen würde.
Vor allem aber: wenn Menschen anfangen zu entscheiden, was richtig und falsch ist, was leben darf und was ausgerissen werden muss – wenn Menschen sich an Gottes Stelle setzen und selbst den Maßstab definieren – dann müssen wir Angst bekommen.

Es ist schwer: aber lassen wir dem Lebendigen Raum; auch dem, was uns nicht gefällt und als Unkraut erscheint.
Setzen wir alles daran, gute Früchte zu bringen – überlassen wir es aber ihm, der Quelle des Lebens, zuletzt zu entscheiden, was und wer in ihm eine ewige Zukunft hat.