24. Juli 2011: 17. Sonntag im Jahreskreis

Von klein auf wurde uns oder wird uns gelehrt, dass wir etwas dafür tun müssen, um in den Himmel zu kommen.

Seit Jahrzehnten hat sich die Tonart geändert: Es wird betont, dass Gott barmherzig ist und uns die Sünden verzeiht – dass wir also keine Angst haben brauchen.

Seit einigen Jahren aber höre ich immer stärker die Frage: Kann es aber sein, dass alle in den Himmel kommen – auch die Bösewichter, die grausamen – solche, die schuld sind an Völkermord, Menschen wie Hitler oder Stalin und andere mehr.

Wo ist die Grenze? Natürlich: letztlich bestimmt Gott
– aber wo sollte sie sein – nach unserem Empfinden von Gerechtigkeit? –
Mord? Totschlag? Missbrauch von Kindern? Besondere Grausamkeit? Verweigerung von Hilfe trotz übermäßigem Reichtum?

Wenn ich mit solchen Gedanken anfange, dann lande ich wieder bei dem Anspruchsdenken – selbst wenn es auf ein Minimum reduziert wird:
Du kommst in den Himmel, wenn du kein allzu großes Unrecht begehst!

Ich frage mich: Ist das Jesu Botschaft vom Vater im Himmel, von Gottes Reich?
Ich finde das ist zu klein gedacht; das ist ein unbedeutender, nichtssagender Satz.
Das gibt mir weder Kraft noch Ansporn für mein Leben – darauf könnte ich genauso gut verzichten.

Die beiden kurzen Gleichnisse vom Schatz im Acker und von der Perle fallen dadurch auf, dass der Finder, der Entdecker alles dafür verkauft.
Nun wäre es meiner Meinung nach eine Sackgasse in der Auslegung, zu sagen: Du musst für das Himmelreich alles verkaufen – Auto und Haus, Grund und Boden.
Es wäre zu kurz gegriffen. Kann ich mir dafür das Himmelreich kaufen? Was soll ich dann tun, wenn ich alles verkauft habe?

Schnell wäre ich wieder in der Überlegung gefangen: Wie viel muss ich tun, spenden, beten, einsetzen, um in den Himmel zu kommen?
Wie viel darf ich gerade noch behalten, damit der Besitz mich nicht am Eintritt in den Himmel hindert.

Ich möchte darauf hinweisen, warum die beiden Männer alles verkauften:
Sie freuten sich über alle Maßen, dass sie den Schatz ihres Lebens gefunden hatten.

Und das ist die Frage, die diese Gleichnisse stellen: Was bedeutet mir das Reich Gottes?
Was bedeutet mir das Reich Gottes im Vergleich zu dem, was ich in meinem Leben sonst gewinnen und erwerben und finden kann?
Ist es mein wertvollster Schatz? Ist es die Entdeckung meines Lebens?
Ist es so wichtig, so toll, so berauschend und begeisternd, dass ich mein Leben insgesamt dem Reich Gottes widme:
Mein Leben für die Familie, mein Engagement in einem Verein,
die Freuden und Schmerzen, die mir das Leben bringt?

Ist das Himmelreich, das kommt und zu dem ich schon gehöre,
der größte Schatz, die wichtigste Entdeckung in meinem Leben?