30. Oktober 2011: 31. Sonntag im Jahreskreis

Was sind Sonntagsreden?
Hehre Ideale beschworen und begründet, die im Alltag nicht gehalten werden. Diese Sonntagsreden kennen wir und fürchten wir.

Nicht die Worte sind entscheidend, sondern das Tun.

Dies gilt genauso für uns Christen. Jesus hat uns das Gebot der Gottes- und der Nächstenliebe gegeben und eifrig bringen wir diese Gebote in Erinnerung.
Und nicht nur das: anspruchsvolle Gebote gibt es in der Kirche für die Sexualität des Menschen, für die Treue in der Ehe,
Fastengebote, und vieles mehr.

Hohe und höchste moralische Ansprüche werden in der Kirche an die Menschen gestellt – umso schlimmer, wenn offenbar wird, dass offizielle Vertreter der Kirche – Priester, Ordensleute – in gröbster Weise gegen diese Ansprüche und Gebote verstoßen haben.

Die Glaubwürdigkeit ist schnell verloren.

Für uns Christen – und zwar für alle – geht es darum, dass wir tatsächlich leben, wie es dem Glauben an Jesus entspricht und dass wir keine größeren Ansprüche stellen, als wir selbst halten können.

Die Sonntagsreden werden meistens von Menschen gehalten, die im Licht der Öffentlichkeit stehen – Prominente, Honoratioren – nennen wir sie.

Wie sehr können sie die Menschen in den Bann ziehen und zu ungewöhnlichem Engagement motivieren, wenn sie eine natürliche Autorität haben. Diese Autorität entsteht nicht nur einen Titel oder ein Amt – sondern wenn Leben und Reden im Einklang stehen.
Wenn sie nicht sagen, was man von ihnen erwartet oder was ihnen angemessen erscheint, sondern das, was sie wirklich denken und mit ihrem Leben ausfüllen.
Diese Menschen haben es nicht nötig, dass sie besonderen Respekt erwarten. Sie beanspruchen keine roten Teppiche – weil es ihnen nicht darum geht, im Mittelpunkt zu stehen.

Den Anschein waren, strenge Verhaltensregeln und Personenkult wie bei Stars und Machthabern – das passt nicht zum Lebensstil Jesu.

Christen sind – das ist die Vorstellung des Matthäusevangeliums – eine Gemeinschaft von Schwestern und Brüder!

Es widerspricht geradezu dem Kern des christlichen Glaubens, wenn Christen danach streben, von anderen als Lehrer, als Vater, als Großer bezeichnet und geachtet zu werden.

Christen sind nicht Menschen, die Gehorsam einfordern, sondern Menschen, die alles für andere tun.
Christen sind nicht Menschen, die bedient werden wollen, sondern Menschen, die anderen gerne einen Dienst erweisen.

Liebe Schwestern und Brüder,
diese Anrede soll mehr als eine Floskel sein – egal wer sie in den Mund nimmt. Sie drückt aus, dass der Redner seine Zuhörer als Schwestern und Brüder betrachtet – und weiß, dass viele darunter sind, die mehr zu sagen haben und hätten als er selbst.

Gerne würde ich auch Ihnen zuhören und ihren Gedanken und mich davon ermuntern lassen.

Zutiefst bin ich davon überzeugt: Keiner steht Gott näher, weil er einen bestimmten Dienst ausübt, keiner ist mehr wert und würdiger als ein anderer – sondern wir alle sind Schwestern und Brüder im Glauben an den himmlischen Vater, der durch Christus unseren Bruder zu uns gesprochen hat.

26. Oktober 2011: Ansprache beim Requiem für Christian Braun in Herz Jesu

Folge mir nach! Christian Braun hat diesen Ruf Jesu auf sich bezogen – er wollte Jesus nachfolgen. Dafür gibt es verschiedene Möglich­keiten. Auf welchem Weg sollte Christian Braun dem Ruf Jesu folgen? Immer deutlicher merkte er: Jesus möchte, dass ich wie die Apostel in seinem Auftrag die frohe Botschaft verkünde, dass die Menschen Gottes geliebte Kinder sind und dass Gott sie nie im Stich lässt.

Das ist schnell gesagt – aber Christian Braun musste auch einige Hürden überwinden, um diesen Weg gehen zu können:

Seine Eltern wollten das nicht gleich. Er sollte ja wie sein Vater Holzhauer werden und eine Familie gründen. Aber der Weg von Christian war anders. Er wollte seine Begeisterung für Jesus mit den Menschen teilen.

Es gab noch ein Problem: Er wurde nach der Schulzeit zum Kriegsdienst verpflichtet – auch das hat er hinter sich gebracht. Er ist wieder gut nach Hause gekommen.

Jetzt konnte er endlich Theologie studieren.
Am 29. Juni 1954 war es soweit. Er wurde zum Priester geweiht: Dabei legte ihm der Bischof die Hände auf und dann salbte er seine Hände mit Chrisam – damit es segnende Hände sind, Hände, durch die in den Sakramenten Gottes Liebe sichtbar und spürbar wird.

Für seinen Dienst als Priester Jesu Christi hat sich Christian Braun einen Wahlspruch genommen: den Wahlspruch des heiligen Johannes Bosco:
Fröhlich sein, Gutes Tun und die Spatzen pfeifen lassen.

Und wieder: das ist leicht und schnell gesagt.

Aber Christian Braun, hat es nicht nur gesagt – er hat es getan: er hat nicht nur von Gottes Liebe geredet: er hat viel Liebe geschenkt: als Kaplan war er Präses der Kolpingsfamilie und hat die Männer begeistert – weil er offen war für sie und weil er ihr Leben verstand. Dadurch gab er ihnen Kraft und Mut.

Und er war fröhlich mit ihnen, er hat sie zum Lachen gebracht und mit manchem Vortrag und Gespräch zum Nachdenken – beides ist wichtig.

Gutes Tun – das war ihm selbstverständlich: Er hat viel für die Mission gespendet. Pater Thamm hat mir aus Simbabwe nochmal geschrieben, wie sehr Christian Braun ihn und seine Arbeit unterstützt hat. Es gäbe noch viele Beispiele und Namen von Menschen, denen Christian Braun geholfen und Gutes getan hat (St. Leonhard – Kirche)

Da muss ich nochmal von den Händen reden, die der Bischof gesalbt hat, damit es segnende Hände sind: Der Christian Braun hat so gerne die Kinder und die alten Menschen gestreichelt – die eben, die dankbar sind für eine kleine liebevolle und achtsame Geste.

Er war einfach glücklich, wenn er gut sein konnte. Der dankbare Blick eines alten Menschen machte ihn genauso froh wie die strahlenden Augen eines Kindes, weil er‑ der Herr Direktor – es gesehen und angesprochen und sogar gestreichelt hat.

Weil Christian Braun die Menschen gemocht hat, mochten sie ihn auch. Das war seine Freude.

Unglücklich machte ihn das Gefühl, man bräuchte ihn nicht. Dann dachte er, dass es an ihm liegt, dass er etwas falsch gemacht hat. Das machte ihn traurig –aber nur, wenn er alleine war. Dann ging er wieder auf die Menschen zu und erzählte eine lustige Geschichte und lachte mit den Leuten.

Ich möchte noch auf den dritten Teil seines Wahlspruchs zu sprechen kommen: „Und die Spatzen pfeifen lassen“ – Das kann man ganz verschieden auslegen: Spatzen pfeifen ja ganz lustig vor sich hin – da soll man sie nicht stören. „Die Spatzen pfeifen lassen“ das heißt aber auch: nicht alles was gesagt wird, ist gleich wichtig. Der Christian Braun hat sein ganzes Leben für die Kirche gelebt – aber er hat auch gewusst: Manches wird verlangt und angeordnet, was nicht hilfreich ist – und deshalb auch nicht wichtig – er ließ die Spatzen pfeifen, er ließ sich davon nicht beirren.

Für ihn war wichtig, dass es den Menschen gut geht, gerade den Jugendlichen und den Kindern in St. Leonhard.

Dafür hat er sich eingesetzt – praktisch jeden Tag.

Jesus Christus hat Christian Braun gerufen: „Folge mir nach!“ Christian Braun folgte diesem Ruf: Er verkündete geschickt und gekonnt wie wenig andere die frohe Botschaft: Gott liebt euch – als seine Kinder!

Jetzt, da er verstorben ist, stelle ich mir vor, dass der liebe Gott ihn nun über den Backen streichelt, ihn auf den Arm nimmt und zu ihm sagt: Schön dass du da bist, Christian.

27. Oktober 2011: Requiem für Christian Braun in Eslarn

So viele sind heute von nah und fern zusammen gekommen – wegen dem Christian Braun. Es kann nicht anders sein, denn der Christian Braun reiste ja durch das Land und sprach mit den Menschen und zu den Menschen.

Er wurde einfach nicht müde – so ähnlich wie es Paulus von sich sagte:
Bereits stark geschwächt vom Krebs feierte er noch vor 2 Wochen am
9. Oktober mit den Senioren im Altenheim die hl. Messe.
Er wurde noch in der Buchhandlung gesehen – vielleicht suchte er Anregungen für die Besinnungstage, die er am 16. November im Exerzitienhaus Johannistal mitgestalten wollte.
Sein Thema: „Der Mensch ist des Menschen beste Medizin!“

Es war ihm eine Freude und zugleich eine Aufgabe den Glauben, die frohe Botschaft zu verkünden, dass Gott da ist und dass er die Welt zusammenhält. Und wie der hl. Paulus tat er alles um der Menschen willen. Wenn er die Menschen zum Lachen brachte, dann, weil er wusste: Lachen ist eine Medizin.
Wenn er ihnen aufmunternde Worte sagte, nachdenkliche Worte und schöne Sätze weitergab – dann, damit die Menschen neue Kraft schöpften – eine andere Kraft, als die Medizin geben kann. Eine Kraft, die auch den Schmerzen und der Traurigkeit standhalten kann.

Christian Braun wusste, dass die Menschen Kraft brauchen – eine innere Kraft – um ihr Leben zu meistern. Manchmal zeigte er auf ein Kind und erzählte mir leise in kurzen Worten seine dramatische, nicht selten auch tragische Lebensgeschichte. Es berührte ihn tief im Herzen, wenn er erfuhr, welch schweres Schicksal ein Kind, eine Frau, ein Mann meistern muss.

Wie kann geholfen werden? Was können und müssen wir tun?
Diese Frage trieb ihn an. Und so bewahrheitete sich durch ihn –
„Der Mensch ist des Menschen beste Medizin.“

In den letzten Jahren erlebte er es in seiner Familie und am eigenen Leib: Jahrelang war sein Bruder krank – und immer wieder erzählte er, wie seine Schwägerin alle Kräfte zusammennahm, um ihn zu  pflegen, obwohl sie doch selber gesundheitlich schwer angeschlagen war.

Beide verstarben inzwischen – es fiel ihm nicht leicht, das zu ver­kraf­ten. Sie haben ihm viel bedeutet.

Gerade da bestätigte sich, wie wichtig es ist, dass wir uns gegenseitig unterstützen –so erlebte er es und dafür wollte er werben: „Der Mensch ist des Menschen beste Medizin.

In den letzten Jahren hatte er selbst seelisch und gesundheitlich zu kämpfen: Operationen – Chemotherapie und Bestrahlungen machte er mit – die Mallersdorfer Schwestern, mit denen er solange verbunden war, wurden abgezogen – aber er durfte auch erleben, wofür er warb:
Denn alte und neue Freunde schauten auf ihn und ließen ihn nicht allein. Sie unterstützen ihn wo es nötig war und flochten ein Netz, in dem er geborgen war und sich immer noch bewegen konnte Er erfuhr: Der Mensch ist des Menschen beste Medizin!

An Jesus Christus glauben hieß für ihn also zuerst einmal glauben, dass der Mensch für den anderen da sein soll.
Christian Braun setzte sich deshalb für die Menschen ein – für die Kinder, die von den Eltern nicht genügend unterstützt werden, für die alten Leute, die nicht mehr zuhause leben können, für die Menschen in den armen Ländern,

Woher nahm er die Kraft dafür?

An Jesus Christus glauben hieß für ihn, an den gütigen Gott glauben:
Er schenkt das Leben, er bewahrt das Leben, er gibt die Kraft zum Leben und wenn es zu Ende geht, dann empfängt er uns und nimmt uns auf, so dass wir bei ihm ein neues Leben haben.

So wie Paulus es sagte: Wenn unser irdischer Leib zerfällt, dann gibt Gott uns eine neue Wohnung und wir dürfen ihn schauen, wie er ist.

Christian Braun hat sein Leben so verstanden: er ging ganz und gar in seiner Berufung auf; alle Kraft bot er für die Menschen auf und wurde – das darf man sagen – wie ein Weizenkorn, das im Boden alles einsetzt und verbraucht – so dass es Frucht bringt.
Er hing wohl am Leben: aber nicht, weil er es genießen und Schätze sammeln wollte, sondern weil er für andere da sein wollte.
Er konnte sich kaum vorstellen, dass ihm dazu einmal die Kraft fehlen könnte, dass dies zu Ende geht.

Schwestern und Brüder! In zwei Wochen wollte Christian Braun darüber sprechen: Der Mensch ist des Menschen beste Medizin!
Diesen Vortrag müssen wir nicht hören – er hat es uns vorgelebt. Nehmen wir es mit und versuchen wir es: Geben wir anderen Kraft und Mut, schenken wir ihnen ein Lachen oder einen freundlichen Blick.

Und versuchen wir den Unfrieden immer wieder zu überwinden, den Stolz, den Ärger, den Neid, damit wir erleben können:

Der Mensch ist des Menschen beste Medizin.

PID Fluch oder Segen?

Vortrag mit Podiumsdiskussion

Ein kontroverser Abend über die Möglichkeiten und Risiken der Präimplantationsdiagnostik.

 

 

 

 

Frau PD Dr. Ute Hehr, eine der führenden Humangenetikerinnen in Deutschland,
Herr Prof. Dr. Schlögel, Moraltheologe an der Universität Regensburg und
Herr Joachim Unterländer, MdL,

werden ihre Meinungen und Standpunkte vertreten.

Was ist die P.I.D. überhaupt? In welchen Fällen kann sie Anwendung finden?
Werden jetzt Kinder nach Wunsch zusammengestellt? Darf man eingreifen?
Fragen über Fragen, die an diesem Abend unter reger Beteiligung des Publikums geklärt werden sollen.

Preis: Eintritt frei

Zeit: Dienstag, 15. November um 19.30 Uhr

Ort: Pfarrsaal von Herz Jesu, Kreuzgasse 24

Veranstalter: PGR Herz Jesu

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Direktor Christian Braun verstarb

CHRISTIAN BRAUN ist am Samstag verstorben.

Er hat so viel getan. Mut machen, den Glauben schmackhaft machen und stärken – jungen und Alten – das war sein Leben.

Am Dienstag um 17.00 Uhr wird für ihn der Sterberosenkranz gebetet.

Am Mittwoch um 16.30 Uhr feiern wir in der Herz Jesu Kirche ein Requiem für ihn.

Am Donnerstag um 15.00 Uhr ist die Beerdigung in Eslarn – seine Heimatpfarrei zu der er immer Kontakt gehalten hat.

23. Oktober 2011: 30. Sonntag im Jahreskreis

Tatsächlich finden sich die beiden Liebesgebote bereits in den 5 Büchern Mose – und zwar im Deuteronomium und im Buch Leviticus.
Allerdings eben nicht in dieser Zusammenfügung.

Du sollst Gott lieben! Und du sollst den Nächsten, deinen Mitmenschen lieben!

Ich lade sie zu einigen Gedanken über das Gebot der Liebe zu Gott ein:
Zunächst stelle ich mir eine ungewöhnliche Frage: Wie kann es heißen, dass wir Gott lieben sollen?  Braucht Gott unsere Liebe?

Gott, so denken wir doch, ist doch der eine, der wahre, der gute, Gott ist vollkommen und ewig. Das alles fassen wir zusammen, wenn wir Gott allmächtig nennen:
Gott braucht unsere Liebe nicht, um Gott zu sein!
Die Liebe zu Gott kann nur aus unserer menschlichen Sicht ein Gebot sein –
denn, welches Verhältnis zu Gott, der uns das Leben gibt, sollten wir sonst erstreben?
Gleichgültigkeit, Zurückweisung, Ablehnung, Hass?

Die Antwort versteht sich von selbst!

Doch bevor wir versuchen können, Gott zu lieben, darüber sind wir uns bewusst, liebt er uns schon immer – seit Ewigkeit her sozusagen.
Denn jeder von uns lebt, weil er Gottes Geist in sich trägt, Gottes Kraft ist das Leben in uns.

Doch wie können wir Gott lieben?
Damit wir uns nicht zu schnell auf kirchliche Gebote festlegen, hören wir einmal ganz bewusst und ganz genau hin:

„Mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken.“

Gott ist also eine Herzensangelegenheit. Es geht um Gefühle: um Bewunderung, um Hingezogen sein, um Sehnsucht, um Willen.

Wenn wir mit ganzer Seele lieben, dann ist unsere ganze Existenz davon betroffen. Es ist sozusagen eine Frage der Menschlichkeit, dass wir Gott lieben. Die Liebe zu Gott und das Handeln aus Liebe zu Gott ist der Sinn unseres Daseins, der Selbstvollzug echter Menschlichkeit, weil wir darin anerkennen, dass wir unser Leben empfangen und dass Gott es bewahrt.

Mit allen Gedanken lieben wir Gott: das heißt, dass wir diese ganze Welt in der wir leben auf Gott hin und von Gott her deuten und verstehen:
Es ist Gottes Universum und wir dürfen immer mehr verstehen, wie Gottes Geist in diesem Universum waltet, wie er sich ausdrückt in der Ordnung dieses Alls und seiner Gesetzmäßigkeit.

Mit allen Gedanken lieben wir Gott, …
das lenkt unseren Blick auf das zweite Gebot, dass Jesus so eng mit dem ersten verbindet.

Unsere Gedanken sind darauf ausgerichtet, dass wir unserem Nächsten als Gottes geliebtem Kind begegnen. Wann immer wir mit einem anderen Menschen zu tun haben: Er ist Gottes geliebtes Kind – wie könnten wir da respektlos oder unbarmherzig zu ihm sein.

Dass wir Gott lieben –wir selbst und andere werden und dürfen es merken.

Der Pfarrgemeinderat Herz Jesu erarbeitet Leitbild

Was hat die Neugestaltung der Unterkirche mit dem Pfarrfest zu tun?
Wo ist der Zusammenhang zwischen einem Ausflug der Jugendlichen
und adventlichen Gesprächen über Licht?

Der PGR hat in den vergangenen Monaten intensiv über seine Aufgaben und Ziele, Vorstellungen und Absichten, Grundlagen und Visionen diskutiert.

Als sichtbares Ergebnis dieser Überlegungen ist das folgende Leitbild entstanden. Das Leitbild drückt in wenigen Sätzen das Selbstverständnis des PGR aus, formuliert seine Ideale und fasst seine Aufgaben zusammen.

  • Der PGR fördert die positive Entwicklung der Pfarrei, indem er das Engagement der Pfarreimitglieder unterstützt und anerkennt.
  • Er öffnet Freiräume für neue Ideen,  übernimmt Verantwortung und gestaltet das Gemeindeleben aktiv mit.
  • Es ist dem PGR ein Anliegen, die Menschen für ein Miteinander in der ganzen Pfarrgemeinde zu begeistern.
  • Der PGR will Kirche trotz allen Diskussionsbedarfs als positiven Lebensraum erlebbar machen.
  • Innerhalb des PGR gehen wir wertschätzend miteinander um und arbeiten konstruktiv zusammen.
  • Gelebter Glaube verwirklicht sich in einer lebendigen Gemeinschaft; als solche versteht sich der PGR und möchte Gottes Liebe sichtbar werden lassen.

16. Oktober 2011: Kirchweihfest

Sicher ist die Kirche als Gemeinschaft des Glaubens wichtiger als die Kirche aus Stein. Wichtiger ist, wie Kirche lebt, als wie ihre Gebäude gestaltet sind. Also möchte ich heute an Kirchweih über uns predigen. Über unser Leben in einer Gesellschaft, in der die Kirche nicht mehr alleine das Sagen hat.

Benedikt XVI prangert den Relativismus in der Gesellschaft und warnt die Kirche davor. In Stil und Argumenten betont er die bleibenden Wahrheit.
Zu gleicher Zeit fordern viele, die Kirche solle mehr mit der Zeit gehen: sie soll sich mehr auf die moderne Gesellschaft einlassen; sie soll alte – veraltete – Regeln und Überzeugungen ändern.

Im Evangelium geht es heute auch um die Frage, wie sich Religion und Gesellschaft und Staat zueinander verhalten. Die kaiserliche Steuer war ein Reizthema: Würde Jesus wie die Aufständischen den römischen Besatzern die Steuer verweigern? Oder würde er opportunistisch antworten – als Kol­la­borateur der Römer?  – „Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört!“

In Deutschland, in Bayern sind bei weitem nicht mehr alle Bürger Christen und der christlichen Ethik verpflichtet. Damit entsteht die Frage, wie wir als Christen, als Kirche uns in diesem Staat einbringen, wie wir unsere Beziehungen zu diesem Staat regeln. Und wir müssen diese Frage stellen und bedenken.
Es gibt die großen politischen Fragen, die neuerdings durch eine Bemerkung Benedikts XVI. wieder neu besprochen werden: Kirchensteuer, Religionsunterricht an staatl. Schulen, staatliche Gelder für die kirchlichen Aktivitäten im Sozialsystem …

Dass die Wertvorstellungen der kath. Kirche heute nicht mehr­heitsfähig sind, wird immer wieder deutlich: Und dass die Mehrheit der Menschen andere Werte hat, oder auch weniger, ist offensichtlich:
Eingetragene Lebenspartnerschaft für Homosexuelle, Straffreie Abtreibung, Vorrang der Arbeit und des Menschen vor dem Kapital; extrakorporale Befruchtung, Präimplantationsdiagnostik …

Nun ist zum Beispiel die Präimplantationsdiagnostik vom Bundes­tag in engen Grenzen freigegeben worden – nach langen und sehr ernsthaften Debatten.

Als Christ denke ich aber selbst darüber nach: und möglicherweise fällt meine Entscheidung vom Glauben her anders aus.
Ich erwarte nicht, dass der Staat in ethischen und moralischen Fragen die Empfehlungen der Kirche übernimmt. Wir sind ja nur eine Gruppe unter anderen.
Umso mehr stehe ich vor der Herausforderung, mir ein eigenes vom christlichen Glauben geprägtes Urteil zu bilden.

Wir Katholiken haben gelernt, dass die Kirche der Pluralen Gesellschaft ihre Vorstellungen nicht aufzwingen kann – ja seit Jahrzehnten wird dies abgelehnt – und jeder Versuch als Anmaßung des katholischen Dogmatismus zurückgewiesen.
Nun dürfen wir wieder etwas lernen: Wir Christen haben andere Werte und andere Werturteile als andere. „Abtreibung kann für uns keine verantwort­liche Lösung sein bei einer unerwünschten Schwangerschaft.“ Deshalb bin ich allen dankbar, die als katho­lische Christen in der Beratungsarbeit versuchen, die werdenden Mütter und Väter zu einem „Ja“ für das Kind zu ermutigen.

Wir leben in einer Gesell­schaft, in der es noch viele Spuren einer Vergangenheit gibt, in der man die Werte selbstverständlich von der Kirche bezog. Auch heute gewährt und die Gesellschaft, der Staat enorme Rechte und Vergünstigungen. Umso mehr sind wir gefordert, uns in und für diesen Staat zu engagieren. Zugleich dürfen wir als Minderheit in dieser Gesellschaft unseren eigenen Weg suchen in den vielen ethischen Herausforderungen, die das Leben stellt.

Orientierung gibt uns vor allem und zuerst die Heilige Schrift. Unsere Vernunft versucht Antworten zu finden, die mit unserem christlichen Glauben im Einklang stehen, damit wir Gott geben, was Gott gehört – damit die Liebe zum anderen der Maßstab für all unser Handeln sei.

9. Oktober 2011: 28. Sonntag im Jahreskreis

„Mit welchem Recht tust du das?“ So hatten die Schriftgelehrten und die Hohenpriester Jesus zur Rede gestellt, nach seinem triumphalen Einzug in Jerusalem und der Reinigung des Tempels.

Ihr hättet merken müssen, dass Johannes im Auftrag Gottes gekommen ist – so wie es die Zöllner und Huren gemerkt haben und ihr Leben änderten
Gott hat euch als sein Volk auserwählt. Aber euer Glaube ist fruchtlos. Statt um Gerechtigkeit und Barmherzigkeit sorgt ihr euch um euch selbst.

Das war die Botschaft der ersten beiden Gleichnisse, die dann erzählt werden.

Das Matthäusevangelium überliefert diese dritte Geschichte, in der den Hohenpriestern nochmals der Spiegel vorgehalten wird:

Ihr seid Menschen, die sich zwar wie Fromme geben – aber nur zum Schein steht ihr für Gottes Sache!

Das stellen die ursprünglich eingeladenen Gäste in dieser Geschichte dar:  Sie lehnen die Einladung ab. Sie haben kein Interesse. Einige gehen sogar mit Gewalt gegen die Boten der Einladung vor.

Der König lässt die Stadt der Mörder in Schutt und Asche legen. Das Matthäusevangelium spielt damit auf die Zerstörung des Tempels in Jerusalem an: Das hört sich brutal an.

Ich folge nicht der Interpretation des Matthäus, der die Zerstörung Jerusalems als Strafe Gottes interpretiert: Doch: was bleibt, wenn von dieser Welt nichts bleibt? Was bleibt von uns, wenn es keinen Gott gibt, der uns das Leben schenkt?
Es gibt keine Hoffnung. Die außer Handeln und Arbeit, außer Selbstbe­stimmung und Lustgewinn keinen Lebensinhalt haben, haben auch keine Hoffnung darüber hinaus. In ihren Augen ist es mit dem Tod schlussendlich aus.
Der Zahn der Zeit wird alles in Schutt und Asche verwandeln.
Schon an dieser Stelle muss ich mich als Hörer und Leser fragen: Wie steht es mit mir? Trifft mich diese Kritik Jesu an den Hohenpriestern?
Lebe ich so, als ob ich Gott nicht bräuchte? Oder sehe ich mein Leben als Geschenk Gottes an?
Lebe ich in der Gegenwart Gottes – oder wende ich ihm den Rücken zu?

Schwestern und Brüder! Matthäus hat als er diese Gleichnisgeschichte in sein Evangelium aufnahm auch an die christlichen Leser und Hörer gedacht.
Und damit sie sich auch angesprochen fühlten, kam es noch zu der Szene mit dem, der kein hochzeitliches Gewand an hat:
Es geht nicht um Textilien. Es geht darum, was das Taufkleid ausdrückt. Ihr habt Christus als Gewand angelegt.

Wer der Einladung Gottes folgt, wer zum himmlischen Festmahl geht, der muss das Festkleid tragen: Das Kleid der Barmherzigkeit, der Freude, der Hoffnung, der Sorge für den anderen – mit dem Kleid der Selbstsucht und Selbstbezogenheit kann er nicht in Gottes Gegenwart sein.

Heulen und Zähneknirschen – das kann uns bevorstehen, wenn wir – trotz christlichen Glaubens, trotz aller Gebete und Lieder nicht leben, wie es Christus entspricht.

02. Oktober 2011: 27. Sonntag im Jahreskreis (Erntedank)

Sind wir dankbar, wenn wir in diesen Tagen von der sehr guten Kartoffelernte hören, wenn wir Gemüse und Früchte hier so schön aufgebaut sehen, wenn wir jeden Tag frische und gute Nahrungsmittel auf dem Tisch haben?
Sind wir den Produzenten dankbar – oder braucht es das nicht, weil wir ja ihre Produkte mit Geld bezahlen?

Sind wir dankbar, dass die Früchte gedeihen konnten! Danken wir bei der täglichen Mahlzeit dem Schöpfer aller Dinge?
Und wie zeigen wir ihm gegenüber unsere Dankbarkeit?

Sowohl der Abschnitt aus dem Buch Jesaja wie auch aus dem Philipperbrief geben uns klare Hinweise, welche Art von Dankbarkeit wir Gott zeigen können:

Jesaja spricht vom Recht und von der Gerechtigkeit – die jedem gibt, was Recht ist;
Paulus wirbt dafür: seid darauf aus, was wahr und edel, gut und rein, schön und liebenswert ist – übt das in eurem eigenen Verhalten.

Das Gleichnis von den Weinbergsbesitzern und den bösen Winzern ist zwar nicht ureigentlich eine Dankbarkeitsgeschichte – aber es hat auch damit zu tun:

Ich erinnere daran: die Hohenpriester hatten Jesus gefragt: Mit welchem Recht vertreibst du die Händler mit ihren Opfertieren aus dem Tempel?

Jesus antwortete darauf mit dieser Geschichte:
Jesus kommt – so interpretiere ich das Mt.Ev. – und erinnert alle, die ihn hören, daran, was es heißt, auf Gott zu hören und ihm Dankbarkeit zu zeigen – ihm seinen Anteil an den Früchten zu geben:

Jesus kommt im Auftrag dessen, dem der Tempel geweiht ist, der sein Volk aus Ägypten geführt hat, der ihm Gebote gegeben hat, damit Frieden und Gerechtigkeit die Leute erfreuen.

Die nicht auf Jesus hören, erweisen sich nicht als dankbar dafür,
dass Gott sich ihnen offenbart hat,
dass er sie in das Land geführt hat,
dass er ihnen den Weg zum Leben weist.

Sie handeln undankbar, indem sie sich ihm verweigern,
weil sie mehr ihren Vorteil im Sinn haben und ihre Vorrangstellung
– als das Heil der Menschen.

Der Sinn der Geschichte und ihrer Deutung durch Jesus besteht nicht darin, die Juden,  die Hohenpriester als solche zu maßregeln, weil sie Juden sind.
„Böse Winzer“ gibt es in jedem Volk und in jeder Religion – auch unter uns Christen.

Der Sinn dieser Worte ist: Alle, die sie hören, sollen ermahnt werden, Gott gegenüber die Dankbarkeit zu zeigen, indem sie das tun, was Gott entspricht:
Gerechtigkeit üben, Verzeihung gewähren, mit den Armen teilen, Kranke heilen und pflegen.