26. Oktober 2011: Ansprache beim Requiem für Christian Braun in Herz Jesu

Folge mir nach! Christian Braun hat diesen Ruf Jesu auf sich bezogen – er wollte Jesus nachfolgen. Dafür gibt es verschiedene Möglich­keiten. Auf welchem Weg sollte Christian Braun dem Ruf Jesu folgen? Immer deutlicher merkte er: Jesus möchte, dass ich wie die Apostel in seinem Auftrag die frohe Botschaft verkünde, dass die Menschen Gottes geliebte Kinder sind und dass Gott sie nie im Stich lässt.

Das ist schnell gesagt – aber Christian Braun musste auch einige Hürden überwinden, um diesen Weg gehen zu können:

Seine Eltern wollten das nicht gleich. Er sollte ja wie sein Vater Holzhauer werden und eine Familie gründen. Aber der Weg von Christian war anders. Er wollte seine Begeisterung für Jesus mit den Menschen teilen.

Es gab noch ein Problem: Er wurde nach der Schulzeit zum Kriegsdienst verpflichtet – auch das hat er hinter sich gebracht. Er ist wieder gut nach Hause gekommen.

Jetzt konnte er endlich Theologie studieren.
Am 29. Juni 1954 war es soweit. Er wurde zum Priester geweiht: Dabei legte ihm der Bischof die Hände auf und dann salbte er seine Hände mit Chrisam – damit es segnende Hände sind, Hände, durch die in den Sakramenten Gottes Liebe sichtbar und spürbar wird.

Für seinen Dienst als Priester Jesu Christi hat sich Christian Braun einen Wahlspruch genommen: den Wahlspruch des heiligen Johannes Bosco:
Fröhlich sein, Gutes Tun und die Spatzen pfeifen lassen.

Und wieder: das ist leicht und schnell gesagt.

Aber Christian Braun, hat es nicht nur gesagt – er hat es getan: er hat nicht nur von Gottes Liebe geredet: er hat viel Liebe geschenkt: als Kaplan war er Präses der Kolpingsfamilie und hat die Männer begeistert – weil er offen war für sie und weil er ihr Leben verstand. Dadurch gab er ihnen Kraft und Mut.

Und er war fröhlich mit ihnen, er hat sie zum Lachen gebracht und mit manchem Vortrag und Gespräch zum Nachdenken – beides ist wichtig.

Gutes Tun – das war ihm selbstverständlich: Er hat viel für die Mission gespendet. Pater Thamm hat mir aus Simbabwe nochmal geschrieben, wie sehr Christian Braun ihn und seine Arbeit unterstützt hat. Es gäbe noch viele Beispiele und Namen von Menschen, denen Christian Braun geholfen und Gutes getan hat (St. Leonhard – Kirche)

Da muss ich nochmal von den Händen reden, die der Bischof gesalbt hat, damit es segnende Hände sind: Der Christian Braun hat so gerne die Kinder und die alten Menschen gestreichelt – die eben, die dankbar sind für eine kleine liebevolle und achtsame Geste.

Er war einfach glücklich, wenn er gut sein konnte. Der dankbare Blick eines alten Menschen machte ihn genauso froh wie die strahlenden Augen eines Kindes, weil er‑ der Herr Direktor – es gesehen und angesprochen und sogar gestreichelt hat.

Weil Christian Braun die Menschen gemocht hat, mochten sie ihn auch. Das war seine Freude.

Unglücklich machte ihn das Gefühl, man bräuchte ihn nicht. Dann dachte er, dass es an ihm liegt, dass er etwas falsch gemacht hat. Das machte ihn traurig –aber nur, wenn er alleine war. Dann ging er wieder auf die Menschen zu und erzählte eine lustige Geschichte und lachte mit den Leuten.

Ich möchte noch auf den dritten Teil seines Wahlspruchs zu sprechen kommen: „Und die Spatzen pfeifen lassen“ – Das kann man ganz verschieden auslegen: Spatzen pfeifen ja ganz lustig vor sich hin – da soll man sie nicht stören. „Die Spatzen pfeifen lassen“ das heißt aber auch: nicht alles was gesagt wird, ist gleich wichtig. Der Christian Braun hat sein ganzes Leben für die Kirche gelebt – aber er hat auch gewusst: Manches wird verlangt und angeordnet, was nicht hilfreich ist – und deshalb auch nicht wichtig – er ließ die Spatzen pfeifen, er ließ sich davon nicht beirren.

Für ihn war wichtig, dass es den Menschen gut geht, gerade den Jugendlichen und den Kindern in St. Leonhard.

Dafür hat er sich eingesetzt – praktisch jeden Tag.

Jesus Christus hat Christian Braun gerufen: „Folge mir nach!“ Christian Braun folgte diesem Ruf: Er verkündete geschickt und gekonnt wie wenig andere die frohe Botschaft: Gott liebt euch – als seine Kinder!

Jetzt, da er verstorben ist, stelle ich mir vor, dass der liebe Gott ihn nun über den Backen streichelt, ihn auf den Arm nimmt und zu ihm sagt: Schön dass du da bist, Christian.

27. Oktober 2011: Requiem für Christian Braun in Eslarn

So viele sind heute von nah und fern zusammen gekommen – wegen dem Christian Braun. Es kann nicht anders sein, denn der Christian Braun reiste ja durch das Land und sprach mit den Menschen und zu den Menschen.

Er wurde einfach nicht müde – so ähnlich wie es Paulus von sich sagte:
Bereits stark geschwächt vom Krebs feierte er noch vor 2 Wochen am
9. Oktober mit den Senioren im Altenheim die hl. Messe.
Er wurde noch in der Buchhandlung gesehen – vielleicht suchte er Anregungen für die Besinnungstage, die er am 16. November im Exerzitienhaus Johannistal mitgestalten wollte.
Sein Thema: „Der Mensch ist des Menschen beste Medizin!“

Es war ihm eine Freude und zugleich eine Aufgabe den Glauben, die frohe Botschaft zu verkünden, dass Gott da ist und dass er die Welt zusammenhält. Und wie der hl. Paulus tat er alles um der Menschen willen. Wenn er die Menschen zum Lachen brachte, dann, weil er wusste: Lachen ist eine Medizin.
Wenn er ihnen aufmunternde Worte sagte, nachdenkliche Worte und schöne Sätze weitergab – dann, damit die Menschen neue Kraft schöpften – eine andere Kraft, als die Medizin geben kann. Eine Kraft, die auch den Schmerzen und der Traurigkeit standhalten kann.

Christian Braun wusste, dass die Menschen Kraft brauchen – eine innere Kraft – um ihr Leben zu meistern. Manchmal zeigte er auf ein Kind und erzählte mir leise in kurzen Worten seine dramatische, nicht selten auch tragische Lebensgeschichte. Es berührte ihn tief im Herzen, wenn er erfuhr, welch schweres Schicksal ein Kind, eine Frau, ein Mann meistern muss.

Wie kann geholfen werden? Was können und müssen wir tun?
Diese Frage trieb ihn an. Und so bewahrheitete sich durch ihn –
„Der Mensch ist des Menschen beste Medizin.“

In den letzten Jahren erlebte er es in seiner Familie und am eigenen Leib: Jahrelang war sein Bruder krank – und immer wieder erzählte er, wie seine Schwägerin alle Kräfte zusammennahm, um ihn zu  pflegen, obwohl sie doch selber gesundheitlich schwer angeschlagen war.

Beide verstarben inzwischen – es fiel ihm nicht leicht, das zu ver­kraf­ten. Sie haben ihm viel bedeutet.

Gerade da bestätigte sich, wie wichtig es ist, dass wir uns gegenseitig unterstützen –so erlebte er es und dafür wollte er werben: „Der Mensch ist des Menschen beste Medizin.

In den letzten Jahren hatte er selbst seelisch und gesundheitlich zu kämpfen: Operationen – Chemotherapie und Bestrahlungen machte er mit – die Mallersdorfer Schwestern, mit denen er solange verbunden war, wurden abgezogen – aber er durfte auch erleben, wofür er warb:
Denn alte und neue Freunde schauten auf ihn und ließen ihn nicht allein. Sie unterstützen ihn wo es nötig war und flochten ein Netz, in dem er geborgen war und sich immer noch bewegen konnte Er erfuhr: Der Mensch ist des Menschen beste Medizin!

An Jesus Christus glauben hieß für ihn also zuerst einmal glauben, dass der Mensch für den anderen da sein soll.
Christian Braun setzte sich deshalb für die Menschen ein – für die Kinder, die von den Eltern nicht genügend unterstützt werden, für die alten Leute, die nicht mehr zuhause leben können, für die Menschen in den armen Ländern,

Woher nahm er die Kraft dafür?

An Jesus Christus glauben hieß für ihn, an den gütigen Gott glauben:
Er schenkt das Leben, er bewahrt das Leben, er gibt die Kraft zum Leben und wenn es zu Ende geht, dann empfängt er uns und nimmt uns auf, so dass wir bei ihm ein neues Leben haben.

So wie Paulus es sagte: Wenn unser irdischer Leib zerfällt, dann gibt Gott uns eine neue Wohnung und wir dürfen ihn schauen, wie er ist.

Christian Braun hat sein Leben so verstanden: er ging ganz und gar in seiner Berufung auf; alle Kraft bot er für die Menschen auf und wurde – das darf man sagen – wie ein Weizenkorn, das im Boden alles einsetzt und verbraucht – so dass es Frucht bringt.
Er hing wohl am Leben: aber nicht, weil er es genießen und Schätze sammeln wollte, sondern weil er für andere da sein wollte.
Er konnte sich kaum vorstellen, dass ihm dazu einmal die Kraft fehlen könnte, dass dies zu Ende geht.

Schwestern und Brüder! In zwei Wochen wollte Christian Braun darüber sprechen: Der Mensch ist des Menschen beste Medizin!
Diesen Vortrag müssen wir nicht hören – er hat es uns vorgelebt. Nehmen wir es mit und versuchen wir es: Geben wir anderen Kraft und Mut, schenken wir ihnen ein Lachen oder einen freundlichen Blick.

Und versuchen wir den Unfrieden immer wieder zu überwinden, den Stolz, den Ärger, den Neid, damit wir erleben können:

Der Mensch ist des Menschen beste Medizin.