Was sind Sonntagsreden?
Hehre Ideale beschworen und begründet, die im Alltag nicht gehalten werden. Diese Sonntagsreden kennen wir und fürchten wir.
Nicht die Worte sind entscheidend, sondern das Tun.
Dies gilt genauso für uns Christen. Jesus hat uns das Gebot der Gottes- und der Nächstenliebe gegeben und eifrig bringen wir diese Gebote in Erinnerung.
Und nicht nur das: anspruchsvolle Gebote gibt es in der Kirche für die Sexualität des Menschen, für die Treue in der Ehe,
Fastengebote, und vieles mehr.
Hohe und höchste moralische Ansprüche werden in der Kirche an die Menschen gestellt – umso schlimmer, wenn offenbar wird, dass offizielle Vertreter der Kirche – Priester, Ordensleute – in gröbster Weise gegen diese Ansprüche und Gebote verstoßen haben.
Die Glaubwürdigkeit ist schnell verloren.
Für uns Christen – und zwar für alle – geht es darum, dass wir tatsächlich leben, wie es dem Glauben an Jesus entspricht und dass wir keine größeren Ansprüche stellen, als wir selbst halten können.
Die Sonntagsreden werden meistens von Menschen gehalten, die im Licht der Öffentlichkeit stehen – Prominente, Honoratioren – nennen wir sie.
Wie sehr können sie die Menschen in den Bann ziehen und zu ungewöhnlichem Engagement motivieren, wenn sie eine natürliche Autorität haben. Diese Autorität entsteht nicht nur einen Titel oder ein Amt – sondern wenn Leben und Reden im Einklang stehen.
Wenn sie nicht sagen, was man von ihnen erwartet oder was ihnen angemessen erscheint, sondern das, was sie wirklich denken und mit ihrem Leben ausfüllen.
Diese Menschen haben es nicht nötig, dass sie besonderen Respekt erwarten. Sie beanspruchen keine roten Teppiche – weil es ihnen nicht darum geht, im Mittelpunkt zu stehen.
Den Anschein waren, strenge Verhaltensregeln und Personenkult wie bei Stars und Machthabern – das passt nicht zum Lebensstil Jesu.
Christen sind – das ist die Vorstellung des Matthäusevangeliums – eine Gemeinschaft von Schwestern und Brüder!
Es widerspricht geradezu dem Kern des christlichen Glaubens, wenn Christen danach streben, von anderen als Lehrer, als Vater, als Großer bezeichnet und geachtet zu werden.
Christen sind nicht Menschen, die Gehorsam einfordern, sondern Menschen, die alles für andere tun.
Christen sind nicht Menschen, die bedient werden wollen, sondern Menschen, die anderen gerne einen Dienst erweisen.
Liebe Schwestern und Brüder,
diese Anrede soll mehr als eine Floskel sein – egal wer sie in den Mund nimmt. Sie drückt aus, dass der Redner seine Zuhörer als Schwestern und Brüder betrachtet – und weiß, dass viele darunter sind, die mehr zu sagen haben und hätten als er selbst.
Gerne würde ich auch Ihnen zuhören und ihren Gedanken und mich davon ermuntern lassen.
Zutiefst bin ich davon überzeugt: Keiner steht Gott näher, weil er einen bestimmten Dienst ausübt, keiner ist mehr wert und würdiger als ein anderer – sondern wir alle sind Schwestern und Brüder im Glauben an den himmlischen Vater, der durch Christus unseren Bruder zu uns gesprochen hat.