1. November 2011: Allerheiligen

Sicher haben sie schon ein barockes Deckengemälde besichtigt, das die Heiligste Dreifaltigkeit dar stellt, die umgeben ist von den Heerscharen des Himmels. Päpste sind dargestellt und Ordensgründer, Mütter und Väter, Kaiser und Könige. Alle sind gekleidet, wie sie in ihrem Leben gekleidet waren.

Allerheiligen ist das Fest des Triumphes. Gerade heute ist das Lied angebracht: Ein Haus voll Glorie schauet. Die Kirche stellt uns heute die glorreiche Zukunft der Menschen vor Augen, die in ihrem Leben auf Gott hören und anderen Gutes tun.

Die Trauernden sind selig zu preisen sind und die Friedensstifter – nicht die Gewalttätigen und Kriegstreiber.
Selig sind die Barmherzigen und nicht die, die über Leichen gehen.

Den Armen, die ausgenützt werden und sich nicht wehren können, widerfährt endlich Gerechtigkeit. Deshalb sind sie selig zu preisen und nicht die Ausbeuter, die vom Thron gestoßen werden und letztlich leer ausgehen.

Das Fest Allerheiligen lenkt unseren Blick auf die himmlische Zukunft, in der die groß sind, die dem Leben der anderen dienten.

Dass endlich einmal die Gerechtigkeit zum Zuge kommt – das ist ein tröstlicher Gedanke für alle, denen Unrecht getan wird.
Es ist ein mahnender Gedanke für jeden Lebenden, der an das denkt, was kommt.

Doch: glauben wir an diese Zukunft im Himmel? Glaube ich an das Leben in der zukünftigen Welt?
Oder ist es zu wenig vorstellbar? Zu unwirklich? Zu unsicher? Um wirklich darauf zu setzen?

Ich gebe zu, letztlich ist es nicht beweisbar. Es bleibt eine Sache des Glaubens – ebenso wie der Glaube an Gott selbst.

Doch der Glaube an Gott ist fast unlösbar mit dem Glauben an das ewige Leben verbunden.

Denn Gott, der einzige und ewige, der unser Herz kennt, unsere Freude und Trauer, unsere Angst und unsere Hoffnung, ‑
er vergisst niemanden. Wenn Gott an mich denkt, bedeutet das Leben! Ich lebe in den Gedanken Gottes, der mich erschaffen hat, der mir das Leben geschenkt hat, der für mich und zu meinem Heil Jesus Christus in diese Welt gesandt hat.

Wie dieses Leben sein wird, kann ich mir nicht vorstellen. Ich weiß nicht, wie Gott ist – er ist Geist, sagt Joh.
Ich weiß deshalb auch nicht, wie es sein wird, Gott ähnlich zu sein.

Doch dies gilt für mich: Jeder der dies erhofft, wird versuchen, schon auf der Erde Gott ähnlich zu werden – wie immer der eigene Lebensweg auch verläuft.
An Gott, die Quelle des Lebens glauben,
Ein Herz haben für die Armen,
Gerechtigkeit üben,
den anderen und sein Leben achten,
Versöhnung und Frieden suchen,
voll Sehnsucht sein nach dem Leben.

Das alles gehört zusammen.
Der erste Johannesbrief beschreibt es so: Wer das ewige Leben von Gott erhofft, wird sich heiligen, weil auch Gott heilig ist.

Der Glaube an Gott und das ewige Leben sollte die Kraft haben,
dass wir lernen, wirklich mit ‑ menschlich zu handeln.