6. November: 32. Sonntag im Jahreskreis

Ist Ihnen der Widerspruch aufgefallen? Am Ende gibt Jesus den Jüngern als Quintessenz dieser Geschichte mit auf den Weg: „Seid wachsam! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde!“
Doch der Unterschied zwischen den klugen und den törichten Jungfrauen ist gerade nicht das Schlafen, sondern das Öl, das sie in die Reserve dabei hatten.
Müsste es am Ende nicht heißen: „Achtet darauf, dass ihr immer etwas in Reserve dabei habt?“

Klug sin die Jungfrauen wegen dem Öl in Kanistern und somit gelten sie im Gleichnis als „wachsam!“
Bedrohlich ist, was mit den anderen geschieht: Sie bleiben draußen vor der Tür.

Leistungsbezogen, wie wir nun mal sind, könnten wir denken: Jesus droht allen, die nicht klug und wachsam sind an, dass ihnen das Himmelreich verschlossen bleibt!
Ist das wirklich die Botschaft?  Die Botschaft ist: Seid klug! Seid wachsam!
Denn der Bräutigam wird kommen, und euch mit zur Hochzeitsfeier nehmen.

Das Adventlied – wir werden es in wenigen Wochen wieder singen – betont diesen Aspekt des Gleichnisses:

1. Wachet auf, ruft uns die Stimme der Wächter sehr hoch auf der Zinne,  wach auf, du Stadt Jerusalem.
Mitternacht heißt diese Stunde;  sie rufen uns mit hellem Munde: Wo seid ihr klugen Jungfrauen?
Wohl auf, der Bräutgam kommt;  steht auf, die Lampen nehmt. Halleluja.
Macht euch bereit zu der Hochzeit, ihr müsset ihm entgegengehn.

2. Zion hört die Wächter singen; das Herz tut ihr vor Freude springen, sie wachet und steht eilend auf.
ihr Freund kommt vom Himmel prächtig, von Gnaden stark, von Wahrheit mächtig; ihr Licht wird hell, ihr Stern geht auf.
Nun komm, du werte Kron,  Herr Jesu, Gottes Sohn. Hosianna.
Wir folgen all zum Freudensaal und halten mit das Abendmahl.

Da ist von der Freude die Rede, und von der Stärke und Macht des Freundes, der kommt. Als er kommt, beginnen die zu strahlen,
die ihn erwartet und ersehnt haben.
Die zweite Strophe identifiziert den Hochzeitssaal mit dem Abendmahl, das wir Christen feiern. Die Ankunft des Bräutigams ereignet sich also nicht nur zu einem fernen unbestimmten Zeitpunkt – dann, wenn die Erde vollendet wird.

Die Ankunft des Bräutigams – uns sie hat immer endgültigen Charakter – kann mitten in unserem Leben geschehen.
Die Freude, mit Christus, dem endzeitlichen Bräutigam im Hochzeitssaal zu sitzen, kann jeden Augenblick wirklich werden – das können wir erleben, wenn wir klug und wach sind ‑

wenn wir also Öl in Krügen dabei haben;
wenn wir darauf hoffen und warten, dass Christus kommt – und mit ihm die Freude der Erlösung und der Friede.

Was es für jeden einzelnen bedeuten kann, Öl in Krügen mitzunehmen,  – da möchte ich keinem vorgreifen: jeder kennt sich selbst am besten.

Doch mit einem Gedanken möchte ich schließen: Offenbar kommt es in dem Gleichnis auf die eigene Klugheit an: werde teilen ist möglich und auch nicht die Lösung zu sagen: Wir stellen uns neben euch, wir gehören alle zusammen.
Klug und wachsam muss ich schon selber sein und warten und hoffen, dass ER kommt und wir die Hochzeitsfreude empfangen.