Bußgottesdienst im Advent 2011

Zu Hause sein – bei sich selbst und mit anderen

Einleitung
Karl Valentin prägte den Spruch:
Heute Nachmittag besuche ich mich. Ich bin gespannt, ob ich daheim bin. Zu Hause sein – bei sich selbst und mit anderen.
Darüber können wir in unserem Bußgottesdienst nachdenken.

Gebet
Herr, unser Gott, in deinem Haus sind wir als deine Gemeinde.
Du schaust auf uns. Du siehst unser Versagen und unser Bemühen.
Wir bitten dich um den Heiligen Geist:
Er gebe uns Kraft zur Umkehr und gieße uns neues Leben ein. Amen.

Ansprache: Liebe Schwestern und Brüder
„Die Stadt Regensburg ist nicht mehr das, was sie früher war.“ Jemand aus der Nachbarschaft sagte das vor einiger Zeit zu mir.
Leicht verbittert war der Ton – denn der Mann ist in Regensburg aufgewachsen, aber er fühlt sich nicht mehr zuhause – es ist nicht mehr seine Stadt, es ist nicht mehr sein zuhause.

Diese Erfahrungen kennen wir alle. In immer kürzeren Abständen verändern sich die Dinge.

Man muss den Arbeitsplatz wechseln. Oder sogar den Arbeitgeber.
Man zieht an einen neuen Ort und weiß, dass man auch da nicht sehr lange bleiben wird.

Die Frage: Wo sind sie zuhause“ lässt sich kaum noch beantworten.
Da wo ich jetzt wohne, wo ich aufgewachsen bin oder noch da, wo ich zuletzt wohnte?

„Mobilität macht auch vor der Religion und der Liebe nicht Halt.

Manche finden nie sop richtig ihre geistige Heimat in einer Religion – suchen immer noch etwas anderes …
Man sucht seinen Weg, immer weiter, hat der Weg noch ein Ziel – so wie es Abraham gegeben war, der zwar seine Heimat verließ – aber dem ein neues Land verheißen war.

Ähnlich ist es in der Liebe. Immer mehr Frauen und Männer verlassen ein Beziehungshaus und ziehen um in eine neue Beziehung“ (Paul M. Zulehner), weil sie sich in der alten nicht mehr wohl fühlten, weil es zuviel Streit gab, weil man sich zu sehr aneinander gewohnt hatte und sozusagen das Besondere fehlte, das, warum ein junger Mensch Vater und Mutter verlässt und sich an einen anderen bindet.

Alte Menschen denken mit Schrecken an die Möglichkeit, dass sie vielleicht nicht in ihrer Wohnung bleiben können und in ein Heim ziehen müssen, das eben nicht ihr Heim ist und es niemals werden wird – vielmehr ein Ort der Fremde – so etwas wie ein Dauerkrankenhaus, das trotz aller Bemühungen immer fremd und verunsichernd bleibt.

Menschen, die auf Dauer nirgendwo zu Hause sind, können „seelisch obdachlos“ werden, weil sie zwar eine Wohnung haben und vielleicht auch eine Liebe. – aber sie haben kein wirkliches zuhause. Sie gehören nirgendwo wirklich dazu. Gerade in einer Zeit mit so vielen Veränderungen ist es wichtig, in sich zu ruhen. Es ist wichtig, einen geistigen uns spirituellen Anker zu haben.
damit man nicht nur von den Wellen und Winden umhergetrieben wird ohne Richtung und Ziel in sein Leben zu bringen.

Schriftwort (Joh 14, 1-6)

Im Johannesevangelium lesen wir:

Jesus sagte: Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich. Im Hause meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten?
Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin. Und wohin ich gehe – den Weg dorthin kennt ihr.

Thomas sagte zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie sollen wir dann den Weg kennen?

Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater, außer durch mich.

Ansprache 2. Teil
„Das Haus des Vaters“ hat viele Wohnungen.  Wer will, findet beim himmlischen Vater sein Zuhause.

Nicht erst dann, wenn wir einmal gestorben sein werden –  jetzt schon können wir beim Vater und mit dem Vater leben.
Jeder wird vom Vater angenommen.  Jeder kann und darf auf die Stimme Jesu hören und sich ihm zugehörig fühlen – ihm und damit dem Vater im Himmel.
Wer ihn als Vater annimmt und zu ihm kommt,  hat eine geistige Mitte, eine spirituelle, geistliche Heimat.

Die aber, die zum Vater kommen, haben die Möglichkeit, sich gegenseitig zu stärken, als eine wirkliche Gemeinschaft.

Gemeinde Jesu sein heißt: aneinander Anteil nehmen, einander Sympathie schenken und Vertrauen können.
Gemeinde Jesu sein heißt: Einer meint es dem anderen gut. Keiner ist fremd, Jeder ist willkommen.

Gerade wir, die so viele Veränderungen bewältigen und bewältigen müssen, haben die Möglichkeit so Heimat zu erleben.
Wir gehören dazu: zu Jesus Christus und seiner Gemeinde, zum Volk Gottes, zum himmlischen Vater – in seinem Haus dürfen wir wohnen.

Gebet
Gott, Vater des Erbarmens, komm uns entgegen, und hilf uns, dass wir uns so sehen, wie wir sind.
Bewahre uns vor Mutlosigkeit und Selbstgefälligkeit.
Gib uns Kraft und Mut, in unserem Leben das zu ändern, was geändert werden muss und was wir ändern können.
Schenke uns ein neues Herz und einen neuen Geist durch Christus, unseren Herrn. Amen.

 Gewissenserforschung

1. Bei sich selbst zu Hause sein

„Wenn du in dir selber nicht zu Hause bist, bist du nirgendwo zu Haus“, singt Peter Horton. Darum geht es, einen Selbststand, eine eigene Identität zu haben, zu wissen, wohin ich gehöre, wo ich daheim und geborgen bin.

Denke ich manchmal darüber nach, was meine Wurzeln sind? Was meine Ideale sind? Was mich zufrieden macht?

Glaube und Gottvertrauen gehören zu unseren Wurzeln. Pflege ich diese Wurzeln? Und wie?
Was könnte ich mehr tun, um diese Wurzeln zu stärken und aus ihnen zu leben?

Nehme ich mir Zeit für mich selbst? Zeit zum Gebet? Zum Gottesdienst?

Nehme ich meine persönlichen Wünsche und Bedürfnisse wahr und ernst? Was sind sie? Ordne ich diese? Nicht alles, was ich wünsche, ist wichtig; manches vielleicht sogar schädlich!

Was bedrückt und belastet mich? – Zum Beispiel schuldhaftes Verhalten in meiner Vergangenheit.
Wie kann ich das überwinden, so dass es meine Lebensenergie nicht blockiert?

Renne ich vor meinen Problemen davon oder sogar vor mir selbst? Fernsehen, Internet, Veranstaltungen zuhause bieten dazu viele Möglichkeiten.

Pflege ich meine Talente, meine kleinen und großen Fähigkeiten? Sehe ich, was ich kann oder schaue ich nur auf das, was ich nicht oder nicht mehr kann?

Kapsele ich mich von meiner Umwelt ab, genüge ich mir selbst, so dass ich einsam werde?

Benütze ich Alkohol und anderes, um Ruhe zu suchen und Gelassenheit?

Orgelspiel etwa drei Minuten

2. Mit anderen zu Hause sein

Ein Zuhause ist nicht nur ein Dach über dem Kopf, nicht nur eine Wohnung. Menschen, die mich lieben und schätzen, mit denen ich glauben und beten, leben und arbeiten kann, las­sen uns zu Hause sein.

Suche ich Gemeinschaft der Christen?  Trage ich etwas zum Gemeindeleben bei? Durch meine Teilnahme an den Veranstaltungen

Bejahe ich den christlichen Glauben?

Feiere ich die Feste des Glaubens mit?

Prägt der Glaube mein Leben zuhause?

Erfahre ich Geborgenheit, in meiner Familie? Bin ich dankbar dafür

Bin ich, sind wir gastfreundlich?

Habe ich eine offene Tür für Nachbarn,  die meine Hilfe brau­chen?

Pflege ich Freundschaften? Bin ich für meine Freunde da? Bin ich vertrauenswürdig?

Äußere ich offen meine Wünsche und Bedürfnisse?
Ziehe ich mich zurück, wenn nicht alles nach meinem Ge­schmack läuft?

Übernehme ich Verantwortung für das Gemeinwohl?
in der Hausgemein­schaft, im Wohnbezirk? in Gruppen, Verbänden, Parteien?

Traue ich mich etwas zu sagen, wenn ein klares Wort angebracht ist?

3. Menschen ohne ein Zuhause

Zu keiner Zeit gab es so viele heimatlose Menschen wie in unserem Jahrhundert: Flüchtlinge, Asylsuchende, Obdachlose … Nicht alle Probleme lassen sich leicht lösen, vor allem nicht von Ein­zelnen.

Was empfinde ich bei dem Wort „Asylbewerber“?  Ärger, Angst, Mitleid …?

Hege ich Vorurteile?  Oder helfe ich, Vorurteile abzubauen?

Zeige ich Verständnis für Menschen, die sich in großer Not befin­den? Lege ich ein gutes Wort für sie ein?

Glaube ich, dass alle Menschen Kinder Gottes sind, also zur Fa­milie Gottes gehören?

Gehe ich auf Neuankommende zu? Zeige ich Ihnen, dass sie willkommen sind? In der Nachbarschaft? In der Pfarrgemeinde?

Schuldbekenntnis

Vor dem allmächtigen Gott bekennen wir unsere Schuld, und voreinander gestehen wir ein, dass wir gefehlt haben: Ich bekenne …

Vergebungsbitte
Wir bitten dich, allmächtiger Gott, sei uns gnädig und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Amen.

Friedensgruß

Danklied Kündet allen in der Not (GL 106, Advent)

Vater unser

Segen

Leicht veränderte Vorlage
aus dem Buch „15 Bußgottesdienste“ von Horst Krahl

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