24. Dezember 2011: Predigt in der Christmette

Verherrlicht ist Gott in der Höhe! Denn er wendet sich den Menschen in Liebe zu  und bringt der Welt den Frieden.“

Ich wundere mich immer wieder, dass unsere Bischöfe in den Nachrichten vor allem zitiert werden, weil sie die Politiker und Regierungen zum Frieden aufrufen –
Weihnachten gilt als Fest des Friedens! – Ist es das? Nur weil die Engel verkünden: Friede auf Erden!

Warum eigentlich war es ein ungeschriebenes Gesetz, das in früheren Zeiten auf den Schlachtfeldern an Weihnachten nicht geschossen wurde – auch wenn man sich am Tag danach wieder mit aller Härte und Grausamkeit bekämpfte.

Warum soll am Weihnachtstag Frieden sein ? –  Warum nicht auch danach? Ändert Weihnachten etwas? Ist Weihnachten nachhaltig?

Als Jesus damals geboren wurde, nahm die Welt keine Notiz davon. Buchstäblich keine! – Die Frauen wurden vergewaltigt, die Sklaven gekauft und verkauft, die Schlachtfelder mit Blut getränkt – es war kein Unterschied.

Ändert sich etwas durch Jesu Geburt? Ist Weihnachten nachhaltig? Wenn sich etwas geändert hat – was könnte das sein?

Es ist nicht mehr und nicht weniger zu beobachten als bei jeder Geburt: eine Frau bringt unter Schmerzen ein Kind zur Welt, ist erschöpft und es ist ein Mensch mehr auf dieser Welt, der geliebt wird und lieben lernt.

Was könnte sich bei der Geburt Jesu geändert haben?

Es muss etwas ganz und gar verborgenes sein – Vielleicht so verborgen, wie wenn man auf eine wunde Stelle eine Salbe streicht und einen Verband macht. Außerdem passiert nicht viel. Und doch hilft die Salbe dem Körper, dass die Wunde heilt.

Mit der Geburt Jesu hat für uns Christen etwas begonnen, klein und unscheinbar, unbemerkt – aber es ist der Anfang einer neuen Zeit – so sehr, dass wir die Zeit danach ordnen: Vor und nach der Geburt des Herrn.

Worin besteht diese neue Zeit?

Es ist die Zeit in der sich Gott und Menschen versöhnten durch Jesus Christus. Denken wir darüber nach, worin diese Versöhnung besteht: Jesus vertritt dabei sozusagen die Seite Gottes: Und was tut er:  Er vergibt die Sünden! Er ruft in seine Nähe. Er heilt. Er liebt. Und er redet ins Gewissen – vor allem denen, die andere zu Sündern und zu Feinden Gottes erklären. Und er steht zu seinen Worten und Taten – ohne Rücksicht auf sich selbst.
So geht Jesus auf die Menschen zu, damit Versöhnung geschehen kann.

Und die Menschen: Die an Jesus glaubten, folgten ihn und nahmen seine Worte für bare Münze – mit enormen Folgen für ihr Leben.
Denn von dem Tag an, da sie Jesus glaubten, dass Gott frei spricht, statt zu verurteilen – von dem Tag an waren sie neue Menschen; befreit dazu, sich selbst und ihr Leben anzunehmen, weil Gott sie annimmt und angenommen hat. Befreit, die Mitmenschen anzunehmen, weil Gott sie ebenso annimmt wie sie selbst.

Was hat sich an Weihnachten geändert – durch Jesu Geburt?

Das liegt an uns: ob wir die Freudenbotschaft glauben,  dass Gott uns annimmt. Wenn wir an Jesus glauben, dann feiern wir an Weihnachten nicht nur Jesu Geburt, sondern unsere neue Geburt – unsere Versöhnung mit Gott und werden dauerhaft und nachhaltig zu weihnachtlichen Menschen, die Frieden in sich haben und zu Katalysatoren des Friedens werden können und so Gott verherrlichen.