31. Dezemeber 2011: Jahresschlussfeier

Das Jahr wechselt – für mich verbindet sich damit eine gewisse feierliche Stimmung: Es ist etwas besonderes, dass ein neues Jahr beginnt.
Mir scheint, es geht nicht nur mir so: das zeigen die verschiedenen Silvesterbräuche, die Neujahrsansprachen Ansprachen der Politiker, und die vielen Rückblicke auf das vergangene Jahr.
Kann mit der neuen Jahreszahl eine neue Zeit beginnen – eine Zeit in der sich etwas ändert – in der ich etwas anders mache als bisher?

Tatsächlich: Wenn wir innehalten und zurückschauen; wenn wir unsere Ideale, die jeder hat, mit dem vergleichen, was gewesen ist; dann ergibt sich beim Blick nach vorne auf die Zeit, die vor uns liegt, so mancher Gedanke: ich will mich bemühen, dass ich dies erreiche, dass ich mich in diesem Punkte ändere, dass ich diesen Missstand abschaffe, dass ich dies und jenes einführe und neu beginne, dass ich öfter, …

Die Lesungen in dieser Messfeier geben mir für Rückschau und neue Ausrichtung manchen Hinweis:

1. Lesung: Num 6,22-27
22 Der Herr sprach zu Mose: 23 Sag zu Aaron und seinen Söhnen: So sollt ihr die Israeliten segnen; sprecht zu ihnen: 24 Der Herr segne dich und behüte dich. 25 Der Herr lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig. 26 Der Herr wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Heil. 27 So sollen sie meinen Namen auf die Israeliten legen und ich werde sie segnen.

Kurze Betrachtung
Mit den Worten des Aaron – Segens vertrauen wir uns bis auf den heutigen Tag dem Segen Gottes an.
Wie können sie Gottes Segen in ihrem Leben erkennen und wahrnehmen?

Gottes Segen erfahren wir in jedem Gut, das wir haben. Das Leben, die Gemeinschaft, der Besitz, das Leistungsvermögen, die Unterstützung und Zuwendung von Menschen – sind erfahrbare Zeichen dafür, dass Gott uns segnet und uns sein Heil schenkt – jene Ganz – Heit, die ihm selbst zu eigen ist.
Wir sind von Gott gesegnet –

Antwortpsalm Ps 90 (GL 736)

1. Herr, du warst unsre Zuflucht * von Geschlecht zu Geschlecht.

2. Ehe die Berge geboren wurden, die Erde entstand und das Weltall, * bist du, o Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit.

3. Du lässt die Menschen zurückkehren zum Staub * und sprichst: „Kommt wieder, ihr Menschen!“

4. Denn tausend Jahre sind für dich wie der Tag,  der gestern vergangen ist, *  wie eine Wache in der Nacht.

5. Von Jahr zu Jahr säst du die Menschen aus; *  sie gleichen dem sprossenden Gras.

6. Am Morgen grünt es und blüht, * am Abend wird es geschnitten und welkt.

13. Unsere Tage zu zählen, lehre uns! * Dann gewinnen wir ein weises Herz.

14. Herr, wende dich uns doch endlich zu! * Hab Mitleid mit deinen Knechten!

15. Sättige uns am Morgen mit deiner Huld! * Dann wollen wir jubeln und uns freuen all unsre Tage.

18. Es komme über uns die Güte des Herrn, unsres Gottes!  Laß das Werk unsrer Hände gedeihen, * ja, laß gedeihen das Werk unsrer Hände!

 2. Lesung: Jak 4,13-15
13 Ihr aber, die ihr sagt: Heute oder morgen werden wir in diese oder jene Stadt reisen, dort werden wir ein Jahr bleiben, Handel treiben und Gewinne machen -, 14 ihr wisst doch nicht, was morgen mit eurem Leben sein wird. Rauch seid ihr, den man eine Weile sieht; dann verschwindet er. 15 Ihr solltet lieber sagen: Wenn der Herr will, werden wir noch leben und dies oder jenes tun.

 kurze Betrachtung
Auch der kurze Abschnitt aus dem Jakobusbrief gibt mir einen wichtigen Hinweis für die Besinnung und Ausrichtung meines Tuns:
Es ist ein mahnendes Wort: dass wir über all unseren Vorhaben und Plänen, über Beruf und Arbeit und täglicher Mühe nicht der Illusion verfallen, wir hätten das Leben im Griff.
Das Leben ist Gottes Gabe – er gibt uns die Zeit auf der Erde, damit durch uns seine Liebe sichtbar wird. Wir leben, weil er es will – in seiner gütigen liebenden Vorsehung entscheidet er, wann er uns aus dieser Erdenzeit zu sich in seine Ewigkeit holt.

Schließlich stellt Jesus uns in den Seligpreisungen seine Ideale, seine Werte vor Augen: es sind die Ideale und Werte des Himmelreichs, von dem Jesu immerzu gesprochen hat und das er uns geöffnet hat:

Evangelium Mt 5,3-12
3
  Jesus begann zu reden und lehrte seine Jünger und das Volk, das zu ihm kam. Er sagte:
     Selig, die arm sind vor Gott; / denn ihnen gehört das Himmelreich.
4   Selig die Trauernden; / denn sie werden getröstet werden.
5   Selig, die keine Gewalt anwenden; / denn sie werden das Land erben.
6   Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; / denn sie werden satt werden.
7   Selig die Barmherzigen; / denn sie werden Erbarmen finden.
8   Selig, die ein reines Herz haben; / denn sie werden Gott schauen.
9   Selig, die Frieden stiften; / denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.
10 Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; / denn ihnen gehört das Himmelreich.

das sind die 8 Ideale, nach denen Jesus gelebt hat und die er allen, die ihm folgen empfiehlt. Er sagt: die danach handeln sind selig.
Das heißt: sie haben Anteil an Gottes Fülle und vollkommener Schönheit.

Die Einfachheit, die versucht, im Einklang mit der Schöpfung und Gottes Willen als Kind Gottes zu leben;

Die Sehnsucht nach dem Leben, nach dem Wahren und Guten und Schönen, das wir in dieser Welt nur wie durch einen Schleier sehen können. Wie schmerzlich vermissen wir oft Wahrheit, Güte und Schönheit.

Die Achtsamkeit gegenüber dem Anderen: die Achtung seiner Wünsche, Empfindungen und seines Willens – die Achtsamkeit vermeidet alles, was den anderen Schmerzen zufügt und ihn zu etwas zwingt.

Die Gerechtigkeit, die jedem gibt, was ihm entspricht, die keine Unterschiede macht, die niemanden links liegen lässt.;

Die Großzügigkeit im Teilen mit den Menschen, die in Not sind, weil sie Schuld auf sich geladen haben, die in Armut geraten sind oder krank geworden sind;

Wie wohltuend sind Menschen, denen man anmerkt, dass sie das meinen, was sie sagen und die versuchen, danach zu handeln: Menschen, die das Gegenteil sind von scheinheilig – heute sagt man authentich- früher sagte man glaubwürdig oder echt.

Der Frieden ist unschätzbares Gut – und wie großartig ist es, wenn man wenigstens ab und zu etwas zum Frieden beitragen kann.

Kostbar ist es, wenn Menschen auch dann sich und ihren Idealen treu bleiben, wenn es schwierig wird: Fast immer erfordern diese Ideale, diese Werte des Himmelreiches Bereitschaft zum Teilen von Zeit und Besitz, Verzicht auf eigene Interessen – manchmal aber ist es noch schwieriger – wenn man nicht verstanden wird, wenn man in Widerspruch zur herrschenden Meinung gerät.

Wer nicht regelmäßig seinen Lenkeinschlag korrigiert, landet ganz gewiss im Straßengraben – hoffentlich nicht gerade in einem Abgrund.
Deshalb ist es eine gute Übung – nicht nur zum Jahreswechsel – inne zu halten und den Kurs zu bestimmen.
Wohin richte ich mein Leben aus? Welche Werte bestimmen mein Leben?

Die Werte des Himmelreiches – sie führen zu Frieden und Gerechtigkeit, zu Wahrheit und Freiheit und sind getragen von der Liebe, die alles zusammenhält.
Beginnen wir gestärkt mit diesen Idealen in dieser Nacht das neue Jahr.

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