Hier gibt es die liturgischen Texte
Heute ist das Hirtenwort des Bischofs zu verlesen.
Es findet sich auf der Homepage des Bistums
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Bedenke Mensch, du bist Staub und zum Staub kehrst Du zurück!
Das hört sich nicht gerade schmeichelhaft an! Ich möchte gerne Ansehen genießen, ich möchte Anerkennung erfahren für meine Bemühungen, ichmöchte wenigstens ein bisschen Bedeutung haben und etwas leisten: Und dann: Du bist Staub! Zum Staub kehrst Du zurück!
Ohne Zweifel: Ich ernähre mich von der Frucht der Erde! Auf eine höchst verwunderliche und erstaunliche Weise sind die Pflanzen dazu in der Lage durch komplizierte Prozesse die Erde in wertvolle Nährstoffe umzuwandeln. Nährstoffe, die von unserem Organismus wiederum verwertet werden, so dass wir wachsen und leben.
Ohne Zweifel: Wenn unser Organismus aufhört lebendig zu sein, dann werden wir zurückverwandelt zu dem Staub der Erde, sowie das unser Organismus mit all den Nährstoffen tut, solange wir leben.
Ohne Zweifel: Ich bin Staub und zum Staub kehre ich zurück.
Aber freundlich ist der Satz nicht. Was gibt es da zu bedenken? Wozu soll ich darüber nachdenken?
Diese einfache und so wenig schmeichelhafte Einsicht holt mich vom Sockel herunter. Vom Sockel meiner Einbildungen, ich wäre etwas besonders oder gar etwas Besseres.
Nein: Ich bin zusammengesetzt aus Erdenstaub und ganz und gar abhängig, von Nahrung, Licht, Wärme und Wasser. Ohne all das, was die Erde und andere Menschen mir geben, könnte ich nicht leben.
Ich bin ein Teil dieser Erde! Und deshalb möchte ich dem Grundsatz folgen: „Einer schätze den anderen höher ein als sich selbst.“ Diese Erde, die Atmosphäre, das Wasser, die Lebewesen, die mit mir auf der Erde leben und die Mitmenschen verdienen meine Achtung, meinen Respekt und meine Ehrfurcht.
Das ist ja alles wahr, bin ich versucht zu denken, aber, dennoch: was ich daraus mache, aus all dem, was die Erde und die Menschen mir geben, dass kann sich doch sehen lassen. Nur wenige leisten so viel wie ich. Nur wenige wissen so viel wie ich. Nur wenige haben so viel wie ich.
Dem steht der Satz entgegen: Zum Staub kehrst du zurück. Am Ende werde ich wieder zum Teil dieser Erde. Wie schnell verblasst die Erinnerung? Das Leben geht weiter – zum Glück. Es wird Menschen geben, die auf dem weiterbauen, was ich versucht habe. Man wird vieles auf die Seite schieben und anders und besser machen und können. Mein Organismus zerfällt zu Staub.
Ich werde mir bewusst: Was immer ich auch leiste und schaffe und mir erwerbe: Ansehen, Verdienste, Leistung und Vermögen: Am Ende wird es nicht mir, sondern anderen gehören. Anderen, die so wie ich zu Staub zerfallen werden.
Das alles sind, wären sehr betrübliche und überflüssige Gedanken Doch aus der Asche wird ein Kreuz gezeichnet. Die Hinfälligkeit, die Schmerzen, die Enttäuschungen, die Vergänglichkeit. Die Beschränktheit meiner Möglichkeiten schmerzen mich –sie sind mein Kreuz.
Durch das Kreuz Christi aber kommt Hoffnung in mein erlebtes Kreuz und Leiden. Die Botschaft Jesu für uns ist: „Jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade! Lasst euch mit Gott versöhnen!“
Jesus, auf den ich mich verlasse, hebt meinen Blick empor: von der Erde, von der Asche zum Himmel. Nicht das, was ich hier habe und besitze, ist das Ziel! Dies alles vergeht. Das Ziel ist der Himmel, also das Leben in Gott.
Was du auch tust – tu es nicht, damit du dir auf der Erde Ruhm und Besitz erwirbst, denn wenn zum Staub zurückgekehrt sein wirst, wird es dir nichts helfen. Denke bei allem was du tust daran, dass du dem Leben dienst.
All das, was du aus Achtung und Liebe für andere getan hast, all das sieht Gott und all das wird mit dir in Gott lebendig und kostbar sein.
Kein Wort, das tröstet und ermuntert, keine Tat, die hilft und heilt, ist vor Gott vergeblich, sondern in ihm hat dies alles Bestand, weil all das dem Leben dient, das von Gott kommt und das Gott ist.
Versuchen Sie einen Moment in die Rolle des Gelähmten und seiner vier Freunde zu schlüpfen. Mit großem Aufwand und das Aufsehen aller erregend kommen sie zu Jesus. Die ganze Hoffnung ist: Wird Jesus mich heilen? Und dann: „Deine Sünden sind dir vergeben!“
Sind meine Sünden wirklich das wichtigste Problem für Jesus? Sieht er nicht, dass mich die Krankheit viel mehr niederstreckt?
Was habe ich schon für Sünden? Was habe ich für Sünden?
Eine gute Frage. Habe ich überhaupt Sünden? Gibt es überhaupt Sünden?
Stellen wir einmal eine andere Frage: Habe ich manchmal ein schlechtes Gewissen? Und wofür? Da fällt mir eher etwas ein.
Haben diese Dinge, wegen denen ich ein schlechtes Gewissen habe, nichts mit Gott zu tun? Habe ich nur einem Menschen gegenüber ein schlechtes Gewissen? Oder auch Gott gegenüber?
Gott gegenüber brauche ich doch kein schlechtes Gewissen haben, denken manche, weil Gott ja bekanntlich alles verzeiht.
Prompt sind wir wieder am Anfang: insgesamt bin ich doch ein guter Mensch – vor Gott jedenfalls.
Wenn ich so denke, würde ich an der Stelle des Gelähmten sagen: „Ich brauche keine Sündenvergebung, ich brauche Heilung!“
Es geht hier um etwas ganz zentrales, um elementares, existenzielles in unserem Glauben: Wie definiere ich meine Beziehung zu Gott?
Ist er nur meine universale Versicherung, der sich verpflichtet hat, mir nach dem Tod ewiges Leben zu schenken?
Oder ist dieser Gott auch ein Du in diesem Leben, ein Du, gegenüber dem ich für mein Leben verantwortlich bin – sowie ich gegenüber anderen Menschen Verantwortung trage für mein Tun und Lassen.
Gott hat uns ins Leben gestellt. Sein Auftrag ist, dass wir dieses Leben annehmen und dem Leben dienen – so dienen wir auch Gott.
Wenn wir uns dem Leben verweigern, wenn wir uns selbst oder anderen Schaden zufügen, dann verstoßen wir gegen den Auftrag Gottes an uns: dem Leben, also ihm zu dienen.
Wenn wir sagen, dass wir keine Sünden haben, dass wir uns vor Gott nichts vorwerfen müssen, leugnen wir zugleich, dass Gott einen Anspruch an uns hat.
Wenn wir ein schlechtes Gewissen haben – wofür auch immer – dann für ein Unterlassen oder Tun, durch das wir dem Leben geschadet haben, einem anderen oder uns selbst.
Wenn wir ein schlechtes Gewissen haben, werden wir uns über uns selbst bewusst: ich bin zu wenig einfühlsam gewesen, ich bin zu grob gewesen, ich habe mich der Verantwortung entzogen, …
Dieses Defizit an Menschlichkeit in uns, diese Verweigerung gegenüber dem Leben, diese Sünde heilt Gott, so dass wir uns wieder aufrichten können und im Strom des Lebens bleiben können.
Markus sagt: Jesus, der Menschensohn hat die Vollmacht, auf Erden Sünden zu vergeben. Wir dürfen ihn uns zum Vorbild nehmen:
Wenn wir einander vergeben, entsteht neue Beweglichkeit, neues Miteinander, Frieden und Leben.
Hier geht es zu den Tageslesungen:
Was soll ich als Leser des Mk.Ev. mit dieser und all den anderen Wundergeschichten anfangen? Können sie mir etwas sagen und bedeuten? Kann ich sie einfach übergehen und auf sich beruhen lassen?
Aber immerhin ist das Evangelium Gottes Wort – wir verehren es fast so ehrfürchtig wie die eucharistischen Gaben, in denen Jesus sakramental gegenwärtig ist. Das Evangelium ist unsere maßgebende Quelle für den Glauben an Jesus, den Sohn Gottes, der uns befreit und erlöst hat. Also versuche ich mich langsam der Geschichte zu nähern.
Zunächst möchte ich einfach den Text richtig verstehen:
Es geht um einen Menschen mit Aussatz. Aussatz ist nicht nur die Lepra Erkrankung. Vielerlei Hautveränderungen wurden als Aussatz deklariert. Ein „Aussätziger“ war ausgeschlossen vom Tempel – von Gott. Er war wie tot. Hat Jesus den Aussätzigen geheilt? Wovon genau? Wie?
Auf der naturwissenschaftlichen Ebene finde ich keine Antwort darauf.
Doch der Evangelist gibt einen Hinweis: „Werde gereinigt!“ Diese Passiv Form deutet darauf hin, dass für Markus die Reinigung des Mannes Gottes Werk ist – durch Jesus vollbracht.
Ich möchte gerne noch weiter in die Geschichte hinein gehen. Und ich möchte sie ebenfalls dazu einladen. Wir können die Position des distanzierten Betrachters verlassen und uns mit einer der Personen identifizieren.
Zieht es sie zu den Jüngern Jesu, die dabei standen? Wenn sie Andreas wären – was würden sie denken?
Sind sie verwundert, dass Jesus sich über das Gesetz hinweg setzt und einen Unreinen berührt. Staunen sie über die Reinigung des Mannes?
Sind sie seltsam davon berührt, dass Jesus den Mann so harsch anredet, dass er niemand erzählen soll, durch wen er rein wurde?
Oder sie gehen an die Stelle der Priester am Tempel in Jerusalem, die die Reinigung feststellen und hören, wie es geschehen ist.
Fragen stehen im Raum: Wer ist dieser Jesus? Wieso hat er den Mann berührt? Was traut er sich? Warum hält er sich nicht an das Gesetz? Warum konnte er den Mann vom Aussatz befreien? Und warum hat er ihn doch zu uns geschickt, damit er das Dankopfer darbringe?
Sie können auch die Stelle der Verwandten und Angehörigen und der Nachbarn des Mannes einnehmen: Wie nehmen sie die Nachricht von der Heilung auf? Skeptisch abwartend, ob es wirklich von Dauer ist? Froh und dankbar, dass der Mann wieder gesund ist und wieder am Leben teilnehmen kann? Sind sie neugierig auf den Mann, der ihn rein machte? Oder ärgert sie die Unruhe, die durch das wunderbare Ereignis entsteht?
Sie könnten auch die Stelle des Mannes einnehmen: Sie könnten dieses Vertrauen teilen: wenn du willst, kannst du machen, dass ich rein werde. Wovon möchte ich gereinigt, befreit werden, damit ich das Leben in mir spüre? Von meiner Traurigkeit? Von meinem Jähzorn? Von meiner Resignation? Unter welchen körperlichen oder seelischen Beschwerden leide ich? Kann ich diese meine kleine oder große Not Gott anvertrauen? Traue ich ihm zu, dass er mir helfen kann?
Und schließlich – vielleicht erscheint es ihnen zu gewagt: Sie könnten auch die Stelle von Jesus einnehmen. Ein Mensch kommt. Er ist in Not. Halte dich fern von ihm – sagt die gesellschaftliche Regel. Habe ich Mitleid mit den Menschen und dem, was ihr Leben einschränkt und schwer macht? Traue ich mich, den Menschen nahe zu kommen? Sie zu berühren? Traue ich mich, mich anders zu verhalten als die anderen?
Traue ich mir zu, einem Menschen zu helfen, der in seiner Not vor mir steht?
Welches ist ihre Rolle in der Geschichte? Jede hat ihren Reiz. Jede hat ihre besondere Bedeutung. Entscheidend ist aber, dass wir es mit Jesus zu tun bekommen, dass wir ihm begegnen und uns von ihm herausfordern lassen – zum Glauben an Gottes Nähe und Kraft.
Hier geht es zu den Lesungen:
Welcher Vorwurf ist der Schlimmste, den man Christen machen kann?
Der schlimmste Vorwurf ist der, der die Überzeugungskraft des Glaubens im Kern erschüttert. Ihr tut selber nicht das, was ihr predigt.
Ihr redet vom Heil, aber ihr schafft Unheil.
Bei Jesus stimmt beides zusammen: Er verkündet: „Nahe gekommen ist das Reich Gottes“ und durch sein Handeln macht er es für jeden sichtbar:
Er heilt die Menschen und befreit sie von den bösen Geistern, die den Menschen unfrei machen.
Seine Lehre fasziniert die Menschen. Und ihre Gültigkeit wird in den Heilungen sichtbar!
Als Jesus mit dem Tod rang – festgenagelt an das Kreuz – witzelten seine Feinde: Wenn er wirklich Gottes Sohn ist, dann soll er doch vom Kreuz heruntersteigen.
Sie verspotteten ihn, weil sie glaubten zu beweisen, dass Jesus eben keine göttliche Macht hat. Heute begegnet Jesus Christus immer wieder der gleiche Vorwurf: „Wenn er wirklich Gottes Sohn wäre, wenn das Reich Gottes wirklich bei uns wäre, dann dürfte es 2000 Jahre nach Jesus all das schrecklich Unheil nicht mehr geben: weder die Verirrungen und Boshaftigkeiten und Verirrungen der Menschen – noch die anderen schrecklichen Dinge, die so viel Unheil anrichten wie Epidemien, Erdbeben und Stürme.“
Wenn er wirklich das Reich Gottes gebracht hätte – dann wäre er nicht am Kreuz gestorben, dann wäre die Erde von allem Unheil befreit.
Wenn jemand es so sehen möchte, wenn jemand vom Unheil in der Welt so gebannt ist, dass er nichts anderes sehen kann, dann wird man ihn nicht zum Glauben bewegen können.
Ich persönlich habe Achtung vor der Sehnsucht nach einer heilen Welt?
Man kann über all dem Unglück wirklich traurig werden. Man kann sogar den Glauben an Gottes Macht verlieren.
Ijob sagt: „Nie mehr schauen meine Augen das Glück!“ Nie mehr: weder hier noch dort.
In dieser Welt ist das Reich Gottes ist nicht verwirklicht, es ist nicht Gegenwart. So schaut es aus.
Wie kann ich trotzdem glauben, dass es mitten unter uns ist? Dass es nahe ist und Gegenwart?
Wie kann ich glauben, was Anselm Grün glaubt, dass Gottes Kraft den Menschen heilt? Dass Jesu Weg wahr ist.
Wie kann ich an das Heil glauben, das Gott schenkt – dem anderen und mir? Gibt es Argumente für das Reich Gottes – mitten in dieser Welt?
Ich möchte in zwei Schritten antworten:
Zuerst schaue ich nicht nur auf das Unheil, sondern ich schaue ebenso auf das Heil in dieser Welt: Menschen erleben Glück, sie erfahren Liebe und lieben, Unheil wird überwunden. Diese Welt ist eine Welt voller Leben, voller Hoffnung und voller Freude. Die Spuren von Gottes Macht sind überall zu finden.
Man mag mir nun entgegenhalten: Das ändert aber nichts an Unglück, das Menschen erleiden.
Dieser Einwand bringt mich zum zweiten Schritt: Ja, es ist meine Sache, ob ich eher dem Leben traue und seiner Macht oder meine, der Tod habe das letzte Wort.
Solange aber ein Mensch mit einem anderen teilt.
Solange ein Mensch einen anderen aufrichtet.
Solange ein Mensch die Kraft sich zu ändern und gut zu sein.
Solange ein Menschenkind das Lächeln seiner Mutter erwidert.
Solange glaube ich, dass Gottes Macht in dieser Welt stärker ist.
Wie kann ich an das Heil glauben? Habe ich gefragt. Wie geht das? In dem ich an meinem Platz anfange, zu heilen, zu stärken, zu trösten, und einem Menschen gut zu tun.
Eines der neueren Glaubenslieder drückt genau aus, was ich meine:
Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer
ein Stein, daraus wird noch kein Haus
die Knospen sind noch nicht die Blüten
ein Wort, was richtet das schon aus?
Doch kommt der Sommer mit den Schwalben
aus den Steinen wächst so manches Haus.
Es blüh’n bald überall die Bäume,
Ein Wort, das richtet Frieden aus.
Ein Kömchen füllt noch keine Kammer,
ein Tropfen fällt auf heißen Stein.
Was kann den einer schon erreichen?
Die Hand rührt sie sich nicht allein?
Und dennoch ist etwas geschehen,
denn steter Tropfen höhlt den Stein.
Die eine Hand greift in die and’re.
Im Körnchen kann die Wahrheit sein.
In unsrer Mitte sieht man Zeichen,
dass Gottes Herrschaft bricht herein.
Er will durch uns die Welt erneuern
und allen Menschen Zukunft sein.