5. Februar 2012: 5. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den Lesungen:

Welcher Vorwurf ist der Schlimmste, den man Christen machen kann?
Der schlimmste Vorwurf ist der, der die Überzeugungskraft des Glaubens im Kern erschüttert. Ihr tut selber nicht das, was ihr predigt.
Ihr redet vom Heil, aber ihr schafft Unheil.

Bei Jesus stimmt beides zusammen: Er verkündet: „Nahe gekommen ist das Reich Gottes“ und durch sein Handeln macht er es für jeden sichtbar:
Er heilt die Menschen und befreit sie von den bösen Geistern, die den Menschen unfrei machen.

Seine Lehre fasziniert die Menschen. Und ihre Gültigkeit wird in den Heilungen sichtbar!

Als Jesus mit dem Tod rang – festgenagelt an das Kreuz – witzelten seine Feinde: Wenn er wirklich Gottes Sohn ist, dann soll er doch vom Kreuz heruntersteigen.
Sie verspotteten ihn, weil sie glaubten zu beweisen, dass Jesus eben keine göttliche Macht hat. Heute begegnet Jesus Christus immer wieder der gleiche Vorwurf: „Wenn er wirklich Gottes Sohn wäre, wenn das Reich Gottes wirklich bei uns wäre, dann dürfte es 2000 Jahre nach Jesus all das schrecklich Unheil nicht mehr geben: weder die Verirrungen und Boshaftigkeiten und Verirrungen der Menschen – noch die anderen schrecklichen Dinge, die so viel Unheil anrichten wie Epidemien, Erdbeben und Stürme.“
Wenn er wirklich das Reich Gottes gebracht hätte – dann wäre er nicht am Kreuz gestorben, dann wäre die Erde von allem Unheil befreit.

Wenn jemand es so sehen möchte, wenn jemand vom Unheil in der Welt so gebannt ist, dass er nichts anderes sehen kann, dann wird man ihn nicht zum Glauben bewegen können.

Ich persönlich habe Achtung vor der Sehnsucht nach einer heilen Welt?
Man kann über all dem Unglück wirklich traurig werden. Man kann sogar den Glauben an Gottes Macht verlieren.
Ijob sagt: „Nie mehr schauen meine Augen das Glück!“ Nie mehr: weder hier noch dort.
In dieser Welt ist das Reich Gottes ist nicht verwirklicht, es ist nicht Gegenwart. So schaut es aus.

Wie kann ich trotzdem glauben, dass es mitten unter uns ist? Dass es nahe ist und Gegenwart?
Wie kann ich glauben, was Anselm Grün glaubt, dass Gottes Kraft den Menschen heilt? Dass Jesu Weg wahr ist.
Wie kann ich an das Heil glauben, das Gott schenkt – dem anderen und mir? Gibt es Argumente für das Reich Gottes – mitten in dieser Welt?

Ich möchte in zwei Schritten antworten:

Zuerst schaue ich nicht nur auf das Unheil, sondern ich schaue ebenso auf das Heil in dieser Welt: Menschen erleben Glück, sie erfahren Liebe und lieben, Unheil wird überwunden. Diese Welt ist eine Welt voller Leben, voller Hoffnung und voller Freude. Die Spuren von Gottes Macht sind überall zu finden.

Man mag mir nun entgegenhalten:  Das ändert aber nichts an Unglück, das Menschen erleiden.

Dieser Einwand bringt mich zum zweiten Schritt: Ja, es ist meine Sache, ob ich eher dem Leben traue und seiner Macht  oder meine, der Tod habe das letzte Wort.

Solange aber ein Mensch mit einem anderen teilt.
Solange ein Mensch einen anderen aufrichtet.
Solange ein Mensch die Kraft sich zu ändern und gut zu sein.
Solange ein Menschenkind das Lächeln seiner Mutter erwidert.
Solange glaube ich, dass Gottes Macht in dieser Welt stärker ist.

Wie kann ich an das Heil glauben? Habe ich gefragt. Wie geht das?  In dem ich an meinem Platz anfange, zu heilen, zu stärken, zu trösten,  und einem Menschen gut zu tun.

Eines der neueren Glaubenslieder drückt genau aus, was ich meine:

Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer
ein Stein, daraus wird noch kein Haus
die Knospen sind noch nicht die Blüten
ein Wort, was richtet das schon aus?

Doch kommt der Sommer mit den Schwalben
aus den Steinen wächst so manches Haus.
Es blüh’n bald überall die Bäume,
Ein Wort, das richtet Frieden aus.

Ein Kömchen füllt noch keine Kammer,
ein Tropfen fällt auf heißen Stein.
Was kann den einer schon erreichen?
Die Hand rührt sie sich nicht allein?

Und dennoch ist etwas geschehen,
denn steter Tropfen höhlt den Stein.
Die eine Hand greift in die and’re.
Im Körnchen kann die Wahrheit sein.

In unsrer Mitte sieht man Zeichen,
dass Gottes Herrschaft bricht herein.
Er will durch uns die Welt erneuern
und allen Menschen Zukunft sein.

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