Sonntag 25. März 2012: Bußgottesdienst in der Fastenzeit 2012

Die 10 Gebote

Einführung:
Bußgottesdienst: ist der Buße gewidmet. Niemand erlegt uns eine Strafe auf – sondern wir denken darüber nach, ob wir in unserem Leben vom Weg des Christ – Seins abgewichen sind.

Das Gewissen zeigt uns, was moralisch richtig ist oder es meldet sich, wenn wir etwas getan haben, das dem Gewissen widerspricht.
Was ist aber der Maßstab, dem wir dem Gewissen geben können?
Der Maßstab ist nicht unser Wohlbefinden. Der Maßstab ist uns gegeben und er gilt nicht nur für mich als einzelne Person – er gilt für alle, die sich zum Gott und Vater Jesu Christi bekennen.
Ich möchte heute die 10 Gebote als Maßstab verwenden.

Rufen wir jetzt zu Jesus Christus. In ihm hat Gott uns die Vergebung unserer Sünden geschenkt. Er sende uns seinen Geist, damit wir uns selbst erkennen und unsere Stellung vor Gott.

Gebet
Unser Vater im Himmel, durch deine Gnade dürfen wir leben.
Du hast uns in der Taufe als Deine Kinder angenommen.
Doch unser Vertrauen ist gering und unsere Liebe oft schwach. Unser Gewissen klagt uns an.
Rede uns nun zu Herzen, Tröste, ermahne und ermutige uns.
Darum bitten wir durch Jesus Christus unseren Herrn.

Evangelium: Joh 15,9-11
9
Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt.Bleibt in meiner Liebe!
10
Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe.
11
Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird.
12
Das ist mein Gebot:Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe.

Ansprache:
Buße tun“ – das klingt seltsam: Es erinnert mich an Kindheitstage: wenn ich etwas angestellt hatte, versuchte ich danach besonders brav zu sein. Ich wollte den Eltern zeigen, dass es mir leid tut, und dass ich es künftig besser machen will.
„Buße tun“ in einem Bußgottesdienst: das klingt nach Unterwürfigkeit, nach Abhängigkeit, nach Fremdbestimmung – aber nicht nach Freiheit.
Es klingt, als ob wir wieder auf Kurs gebracht werden sollen und für unser Ungenügen eine entsprechende Sonderleistung erbringen, damit wir wieder akzeptiert werden.
Vielleicht sollten wir das Wort Buße durch ein Wort ersetzen, das uns weniger in die Irre führt, denn Worum geht es?

Es geht zwar durchaus darum, dass wir selbstkritisch über unser Leben reflektieren.
Es geht darum, dass wir wahrnehmen, was uns trennt, absondert von Gott, unserem Vater.
Es geht darum, dass wir uns neu auf ihn ausrichten, weil er der Ursprung und das Ziel unseres Lebens ist.

Wir tun das jedoch nicht, weil Gott unsere Demut und Einsicht sehen will,  weil er es fordert, um uns gnädiglich zu vergeben.
Vielmehr tun wir das, weil wir auf ihn hören wollen, weil wir ihn suchen, ‑ weil wir ihn lieben. Wir tun es als freie Menschen. Und wir setzen unsere Freiheit so ein, dass wir immer mehr zu dem werden, was wir im Wesen sind: Gottes Abbild und ihm ähnlich.

Aber: Er gibt uns doch die Gebote – er steht also doch über uns und wir müssen seine Gebote, Befehle befolgen – könnte man einwenden.

Eines stimmt: Er ist Gott und wir sind seine Geschöpfe. Doch es ist so: Seine Gebote bewahren unsere Freiheit. Sie machen uns zu freien Personen, die ihr Miteinander in Frieden und Gerechtigkeit und Freiheit gestalten können. Wenn wir also nun unser Leben selbstkritisch reflektieren, dann als freie Menschen, im Vertrauen darauf, dass unser Gott uns annimmt und er nie aufhören wird, sein Leben mit uns zu teilen.

Gewissenserforschung

Die 10 Gebote sind nun das Raster, um unser Leben, unser Handeln zu prüfen, ob wir und wie wir in unserem Handeln den Weg in der Nachfolge Jesu verlassen haben und verlassen. Nach dem das 6. Und das 9. Gebot und das 7. Und 10. Gebot fassen wir jeweils zusammen. Nach dem 3., nach dem 5. Und nach dem 8. Gebot ist jeweils eine längere Zeit zur eigenen Besinnung. Nach jedem Gebot singen wir Kyrie eleison:

1. Gebot: Ich habe dich in die Freiheit geführt habe. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.
Der Mittelpunkt deines Lebens, das was dir am wichtigsten ist,  das ist eigentlich dein Gott. – sagte Martin Luther.

  • Was in meinem Leben ist mir wirklich wichtig?
  • Ordne ich alles in meinem Leben auf Gott hin,  so dass es von ihm her Wert bekommt?
  • Bete ich persönlich zu Gott? Danke ich ihm? Klage ich?  Bitte ich ihn? Höre ich auf ihn?

Kyrie

2. Gebot: Du sollst den Namen Gottes nicht missbrauchen
So sehr Gott in allen Dingen ist, so sehr ist er doch der ganz andere.  Ich kann ihn mir nicht verfügbar machen

  •  Setze ich meine eigenen Wünsche an das Leben absolut? und erwarte von Gott, dass er sie erfüllen muss?
  • Versuche ich mit Gott zu „handeln“. Denke ich, wenn ich spende oder bete oder wallfahre, muss er meine Wünsche erfüllen?
  • Pflege ich eine Vorstellung von Gott, die mir Angst macht? Mache ich anderen Angst vor Gott, vor seiner Strafe?

Kyrie

3. Gebot: Gedenke des Sabbats! Halte ihn heilig!
Wir Christen feiern den Sonntag als den Tag des Herrn.  Es ist der Tag an dem Christus von den Toten auferstanden ist.

  • Wie gestalte ich den Sonntag als besonderen Tag?
  • Haben Gebet und Gottesdienst am Sonntag ihren Platz?
  • Schaffe ich es, den Sonntag für Ruhe, Erholung und Gemeinschaft frei zu halten?

 Kyrie – 3 Minuten Orgelspiel zur Besinnung

 4. Gebot: Ehre deinen Vater und Deine Mutter
Mutter und Vater verdanken wir unser Leben und noch viel mehr.  Wenn ich meine Eltern und Vorfahren ablehne, schneide ich mich von meinen Wurzeln ab.
Manchmal haben Menschen aber auch unter ihren Eltern auch zu leiden.

  • Wie gehe ich mit meinen Eltern um? Achtungsvoll und respektvoll?
  • Kann ich ihnen dankbar sein?
  • Bin ich für sie da, wenn sie mich brauchen?

Kyrie

5. Gebot: Du sollt nicht morden
Das Leben ist Gottes Gabe. Es ist das kostbarste, was wir haben.  Niemand also hat das Recht, einen anderen zu verletzen  oder sein Leben zu bedrohen.

  • Habe ich Achtung vor allem Lebendigen? Vor Pflanzen, Tieren und Menschen? Wie zeige ich diese Achtung in meinem Verhalten?
  • Habe ich anderen Schaden zugefügt? Durch boshafte und gemeine Worte? Durch körperliche Gewalt?
  • Erkenne ich meine Mitverantwortung, die Erde als Lebensraum für die künftigen Generationen zu erhalten? Wie komme ich dieser Verantwortung nach?
  • Wie denke ich über den Schutz des Lebens am Beginn und am Ende des menschlichen Lebens? Achte ich auch das Leben von kranken, von behinderten, von alten Menschen?

 Kyrie – 3 Minuten Orgelspiel zur Besinnung

6. und 9. Gebot: Gebot: Du sollst nicht die Ehe brechen und Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau oder Mann
Treue und Vertrauen zwischen Partnern und Freunden schaffen Geborgenheit. Die Liebe zwischen zwei Menschen ist besonders wertvoll und kostbar.

  • Interessiere ich mich für meine Partnerin, für meinen Partner? Für seine Freuden, seine Sorgen? Seine Schmerzen und seine Hoffnungen?
  • Wie zeige ich meine Freundschaft und Liebe durch kleine Aufmerksamkeiten, durch Zärtlichkeit?
  • Habe ich den Mut, auch schwierige Themen anzusprechen?

Kyrie

7. Gebot und 10. Gebot: Du sollst nicht stehlen und Du sollst nicht begehren deines Nächsten Hab und Gut
Jeder Mensch soll über das verfügen können, was zu einem menschenwürdigen Leben nötig ist. Jeder Mensch soll seine Kräfte einsetzen, um sich dieses Eigentum zu erarbeiten. Jeder Mensch soll die Möglichkeit haben, durch seine Arbeit Eigentum zu erwerben.
Wenn die Menschen vergleichen, wer mehr und besseres sein Eigen nennt, entsteht leicht der Neid, der dem anderen nichts gönnt.

  • Setze ich mich mit den gesellschaftlichen Zusammenhängen auseinander, die dazu führen, dass viele an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden und praktisch mittellos werden?
  • Schaue ich auf die Menschen herab, die weniger haben und leisten? Neide ich es denen, die mehr haben als ich?
  • Wie groß ist der Anteil meines Einkommens, den ich für Menschen spende, die materielle Hilfe brauchen?
  • Wem bin ich neidisch? Wofür?

8. Gebot: Du sollst nicht falsch aussagen gegen deinen Nächsten!
Lügen zerstören das Vertrauen zwischen den Menschen. Es gibt viele Beweggründe zu lügen: die Hoffnung einen Vorteil zu erringen, die Leugnung der eigenen Verantwortung, die Absicht jemand anderen zu schaden.

  • Bleibe ich bei der Wahrheit – auch in schwierigen Situationen?
  • Aus welchen Gründen meine ich, doch eine Unwahrheit sagen zu dürfen?
  • Habe ich um eines materiellen oder finanziellen Vorteils willen gelogen?
  • Habe ich mich durch eine Unwahrheit der Verantwortung entzogen?

Kyrie – 3 Minuten Orgelspiel zur Besinnung

Bitte um Vergebung
Wir haben über uns und unser Leben nachgedacht.
Manches, was wir getan oder nicht getan haben, bedauern wir oder bereuen wir sogar.
Manches wollen wir besser machen,  in Ordnung bringen.
Manches können wir nicht anders machen, obwohl es nicht gut ist:
vielleicht haben wir nicht genügend Mut oder Kraft  oder es gibt zu große Hindernisse.

So beten wir: Herr, wir bekennen vor dir unsere Schuld:
Wir haben manchmal so gelebt,  als ob wir dich nicht lieben würden.
Wir haben den Mitmenschen, unseren Nächsten, nicht geliebt,
sondern waren ihm gegenüber hart, unaufmerksam, unbarmherzig,
verschlossen und gleichgültig, deshalb sprechen wir:

Schuldbekenntnis:

Gott, unser Vater, sei uns gnädig.
Er verzeihe uns unsere Sünden.
Er stärke uns im Guten.
Er mehre unser Vertrauen.
Er erwecke in uns immer wieder die Liebe zueinander
und zu ihm, unserem Schöpfer und Retter. Amen

Lied:                     Singet Lob, unserm Gott                                   GL 260/1-5

 

Abschluss
Wir haben Gott um Vergebung gebeten, und von ihm Frieden empfangen. Untereinander sind wir verbunden als Kinder Gottes, sein Friede ist in jedem von uns seine Liebe gilt jedem von uns, sie verbindet uns. Deshalb wollen wir einander den Frieden und die Gemeinschaft bekunden:

Der Friede des Herrn, sei allezeit mit euch!

Vater unser

Segensgebet

Der HERR,  erfülle euch mit seiner Kraft,
auf dass Ihr in Gelassenheit ertragt,
was er euch zumutet und auferlegt;

ER erfülle euch mit seiner Liebe,
auf dass ihr sie an die weitergebt,
die sich danach sehnen;

ER erfülle euch mit seiner Güte,
auf dass ihr denen Hilfe bringt, die Not leiden;

ER erfülle euch mit seiner Barmherzigkeit,
auf dass ihr sie an denen übt,
die verfolgt und rechtlos sind;

ER erfülle euch mit seinem Segen,
auf dass ihr selbst zum Segen werdet.

ER schenke euch seine Gnade,
auf dass ihr mit seiner Hilfe
ihm und den Menschen dient
und den Weg zu ihm findet.

Mit seinem Segen begleite euch
Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

(nach Heinz Pangels)

25. März 2012: 5. Fastensonntag

Zu den liturgischen Texten: 

In der Ansprache nehme ich Bezug zum Hungertuch von MISEREOR

„Geld regiert die Welt!“ – sagt das Sprichwort. Es gibt viele Gelegenheiten, bei denen wir es zitieren. Es sind Situationen, in denen Menschen das Geld und das Vermehren des Geldes wichtiger ist als Gerechtigkeit, als der Friede, als die Barmherzigkeit. Letztlich geht es der oder dem ums Geld – mehr als um den Menschen!

Das „Geld“ aber ist kein Subjekt, es hat nicht die Macht, zu regieren. Eigentlich müsste es heißen: Menschen, die das Geld über alles stellen, regieren die Welt! – Oder auch: X oder Y ist es wichtiger mehr Geld zu haben, als gerecht zu sein! Weil das aber viel zu kompliziert ist, bleiben wir bei dem Sprichwort! „Geld regiert die Welt!“

Das Fastentuch der Aktion MISEREOR stellt diese Regentschaft beispielhaft dar:
Bulldozer rollen an, um die Hütten der Armen wegzuräumen. Sie schaffen Platz für die Hochhäuser, die den Investoren hohe Renditen versprechen oder wenigstens deren Macht und Reichtum demonstrieren.
Der Horizont wird dominiert von solchen Hochhäusern und von Öltanks und Industrieanlagen. Da wird Geld gemacht und verdient.
Die Menschen in den Wellblechhütten, haben keine Macht. Sie werden regiert, beherrscht, ausgenützt und notfalls eingesperrt.

Den krassen Gegensatz dazu behauptet das Johannesevangelium. Jesus sagt: „Jetzt wird der Herrscher dieser Welt hinausgeworfen!“
Das Geld regiert nicht mehr die Welt. Sondern er, der sich mit dem Weizenkorn vergleicht, er verherrlicht den wahren Herrscher der Welt, den einzigen, ihn, der das Gesetz des Weizenkorns der Natur eingeschrieben hat.

Auch dies beschreibt das Fastentuch: Menschen tun die sogenannten Werke der Barmherzigkeit –besser: die Werk der Solidarität und der Mit Menschlichkeit:
Kranke werden gepflegt,
Erwachsene und Kinder lernen Lesen, Schreiben und Rechnen.
Gefangenen werden im Gefängnis besucht.
Die Hungrigen und Durstigen werden aus ihrer Not befreit,
die Fremden, die kein Dach über dem Kopf haben, werden aufgenommen,

In einem großen Dreieck aus Licht erscheinen diese Werke des Menschen.
Das Licht geht aus von dem Altar oder Thron über dem eine Taube schwebt: das Symbol des Geistes Gottes.

In diesem Lichtdreieck sehen wir auch Menschen, die das Kreuz Christi tragen. Sie glauben an Jesus. Sie glauben an ihn: dass er, der aus Liebe in den Tod ging, den Herrscher dieser Welt besiegt hat.
Er hat das Gesetz des Weizenkorns selbst vorgelebt. Und die Frucht seines Todes ist die Befreiung des Menschen vom Herrscher dieser Welt.

Wer an Jesus glaubt, ist befreit von der Diktatur der Gier, die vor Unrecht nicht zurück scheut.
Wer an Jesus glaubt ist befreit zu einem neuen Handeln,  zum Handeln in Gottes Geist.

Zeigen wir uns heute wieder als Menschen, die in Gottes Geist handeln: Teilen wir unseren Reichtum mit den Menschen, die zu wenig haben.
Tragen wir etwas dazu bei, dass ihr Einsatz für das Leben, dass ihre Sehnsucht nach Leben in Erfüllung geht.

Vor allem aber:  Begrenzen wir das nicht nur auf die heutige Spende,  sondern Handeln wir selbst im Geist Gottes – jeden Tag aufs neue.

18. März 2012: 4. Fastensonntag

Zu den liturgischen  Texten: 

„Wer an Jesus glaubt, wird nicht gerichtet!“
Das bekennen die Christen in den Gemeinden, zu denen das Johannes­evangelium gehört. – Gibt es dann überhaupt noch ein Gericht? Von wem und wofür sollte der Mensch gerichtet werden?

Wenn jemand, dann kann Gott den Menschen richten, beurteilen, über ihn zu Gericht sitzen.
Wofür?? Für seine Taten! Die Gut oder Böse sind!

Wer an Jesus glaubt, wird nicht gerichtet. – Könnte man das nicht weiter sprechen: Für den, der an Jesus glaubt, gibt es kein Gericht, das er fürchten müsste? Dem kann kein Gericht etwas anhaben?
Jesus ist ein Heilszeichen, das den, der darauf schaut, dem Gericht entzieht.

Die Botschaft Jesu heißt also: Gott ist kein Richter, Gott will nicht über euch zu Gericht sitzen, sondern Gott gibt euch das Leben und zwar das ewige Leben!

Wir wissen, dass das Leben in dieser Welt einmal zu Ende geht – für jeden. Nichts auf der Welt ist ewig.
Es ist deshalb eine große Herausforderung, dass wir an das ewige Leben glauben können, das jedem von uns geschenkt ist – nicht nur der Welt als ganzer.

Es geht nicht darum, ob und wann unsere Sonne aufhört zu strahlen, es geht nicht darum, ob unsere Erde erkaltet und zu einem Eisball wird;
es geht nicht darum, ob irgendwann ein Meteorit die Erde zum Bersten bringt – oder ob sie in alle Ewigkeit sich um die Sonne dreht.

Das ewige Leben ist eine völlig andere Dimension. Nicht die Verlängerung des „Jetzt“ ins Unendliche, sondern eine neue Qualität: das Leben in Vollendung: das Leben schlechthin, vollkommen, himmlisch, göttlich.

Die große Herausforderung für uns besteht darin, dass wir daran glauben, dass uns diese Ewigkeit, diese Göttlichkeit geschenkt ist, obwohl wir jetzt unseren Mangel an Kraft, an Liebe, an Mut und Glauben bei uns selbst und anderen überdeutlich spüren.

Die Gemeinde des Johannes jedenfalls glaubte, dass Jesus dafür gelebt hat, dass wir das ewige Leben haben, dass er dafür sogar gestorben ist und noch mehr, dass er dafür geboren ist.

Wenn jeder, der an Jesus glaubt, von ihm das ewige Leben empfängt und nicht von Gott für seine Taten gerichtet wird, gibt es dann kein Gut und Böse mehr?

Die Christen in der Gemeinde des Johannes stellen sich diese Frage nicht: Denn der Zusammenhang ist für sie ganz einfach:
Die Menschen, die das Gute tun, machen in ihrem Handeln deutlich, dass sie an das ewige Leben glauben: Sie glauben an das Licht, in das alle berufen sind;
Sie erwarten die Fülle für alle; die Gerechtigkeit, den Frieden.
Und deshalb teilen sie, deshalb üben sie Gerechtigkeit und deshalb suchen sie den Frieden.

Das Böse ist für den, der an das ewige Leben glaubt, keine Option mehr.

11. März 2012: 3. Fastensonntag

Hier geht es zu den liturgischen Texten:

Die 10 Gebote – sind so etwas wie das Urgestein der Lebensregeln, die ein Christ – ob evangelisch oder orthodox oder evangelisch – kennen und einhalten sollte. Tatsächlich ist es der Mühe wert, sie auswendig zu können.

Die 10 Gebote – werden als Grundlage des Zusammenlebens angesehen – auch von Menschen, die Gottesdiensten meistens fern bleiben.

Die Achtung vor dem Leben des anderen und seinem Besitz,
die Treue in der jetzigen Partnerschaft,
der familiäre Zusammenhalt, die Ehrlichkeit
gelten auch heute als Pfeiler im Zusammenleben der Menschen.

Zu den 10 Geboten gehört aber auch:

Du sollst keine anderen Götter neben mir haben!
Du sollst den Namen Gottes nicht missbrauchen.
Gedenke des Sabbats – halte ihn heilig.

Es hat einen tiefen Sinn, dass zuerst geregelt wird, wie sich der Mensch zu Gott verhalten soll. Noch bevor es um das Verhalten der Menschen zueinander geht, wird das Verhalten des Menschen zu Gott geregelt.

Martin Luther sagte: „Das was Dir am wichtigsten ist, der Mittelpunkt deines Lebens – das ist eigentlich dein Gott!“

Tomas Morus sagte: „Herr lass nicht zu, dass ich mir allzu viele Sorgen mache um dieses sich breit machende etwas, das sich ich nennt!“

Im Vater Unser beten wir zuerst: „Vater, geheiligt werde dein Name, dein Wille geschehe!“

Das wichtigste Gebot spricht zuerst von der Liebe zu Gott und dann von der Liebe zum Mitmenschen.

Das Alte und das Neue Testament und die christliche Tradition setzen das Verhalten zu Gott und das Verhalten der Menschen zueinander in eine ganz enge Beziehung –
Es gehört zusammen wie innen und außen, wie vorne und hinten, wie Anfang und Ende.

Der Mensch wird dadurch keineswegs sich selbst entfremdet.
Er wird nicht klein gemacht oder für unbedeutend erklärt.

Gott, so sagen wir, ist vollkommen eins mit sich. Er ist die Fülle und das Leben selbst.  Er hat es nicht nötig, von uns geehrt zu werden, damit es ihm „gut“ geht.

Mein Glaube sagt mir:
Wenn ich Gott ehre, dann werde ich nicht mich selbst über andere stellen.
Wenn ich Gott ehre, dann werde ich niemandem einen Schaden zufügen.
Wenn ich Gott ehre, dann werde ich das Wohl des anderen erstreben – genauso sehr, wie mein eigenes.
Wenn ich Gott ehre – mache ich auch den Menschen groß, weil er Gottes Geschöpf ist – und nicht ein unbedeutendes Staubkorn im Universum.

Allen aber, die es sich zur Aufgabe gemacht haben,  andere Menschen zur Verehrung Gottes anzuhalten.
Den Menschen, die anderen Gottes Wort und Gebote verkünden und auslegen sollen und wollen,
Den Menschen, die stellvertretend für Gott die Stimme erheben,

Diesen Menschen ist die Geschichte der Tempelreinigung eine Mahnung:
Wir sind immer in Gefahr, statt Gottes Willen und Ehre unsere eigenen Vorstellungen und Bedürfnisse zu vertreten.
Wir sind gefährdet, statt Gottes Sache und Gerechtigkeit unsere eigenen Interessen zu vertreten.

Jesus Christus hat für sich selbst reinen Tisch gemacht: er sagte: reißt diesen Tempel nieder – damit meinte er seinen Körper, seinen Leib.
Er sorgte sich nicht um sich selbst. Er sorgte sich allein darum, dass sein himmlischer Vater in dieser Welt wieder zu ehren kommt – als der, der niemals aufgehört hat, mit seiner schöpferischen Liebe die Erde und den Menschen und jedes Leben ins Sein zu rufen.

Er verdient Vertrauen und Gehör – wenn wir ihn ehren, machen wir auch den Menschen groß.

04. März 2012: 2. Fastensonntag

Hier geht es zu den liturgischen Texten

Manchmal stellen Jugendliche einander vor sogenannte Mutproben – hin und wieder mit entüwrdigenden Forderungen. Sie sind die Bedingung dafür, dass jemand dazu gehören darf.

Nicht Abrahams Mut wird auf die Probe gestellt, sondern sein Glaube – so sagt es jedenfalls das Buch Genesis, das von Abraham, dem Stammvater des Glaubens erzählt. – Es ist mühsam aufzuhellen und zu erklären, wie diese dunkle Geschichte in die Bibel kam: Wann ist sie entstanden? Wozu wurde sie erzählt? Welche Botschaft hörten die Israeliten heraus?

Mir jedenfalls erscheint es absonderlich, dass Gott – wenn auch nur zum Schein – von Abraham seinem treuen Knecht verlangt, er solle seinen Sohn opfern.  Auch wenn diese Geschichte kein historisches Erlebnis Abrahams und Issaks ist – wie kommt man auf eine solche Idee?

Allenfalls tröstet einem, dass Abraham letztendlich aufgehalten wird. Auf dem Berg hört Abraham Gottes Stimme: Tu deinem Sohn nichts zuleide!“ Gott will nicht, dass ein Vater seinem Kind etwas zu Leide tut. Gott will nicht, dass ein Mensch gegen einen anderen die Hand ausstreckt.

Gott will das Leben des Menschen – nicht seinen Tod!
Das ist auch das Versprechen an Abraham: Menschen, die alles von Gott als Geschenke annehmen, die ihm nichts vorenthalten, die auf Gott hören und in allem seinen Willen tun – Menschen wie Abraham werden zahlreich sein wie die Sterne am Himmel.

Abraham Sohn Isaak wurde nicht geopfert!
Paulus hingegen prägt den Satz: „Gott hat seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben.
Der Mensch soll Gott vertrauen wie Abraham, dass Gott das Leben will.

Gott will nicht, dass ihm ein Mensch geopfert würde! Doch Gott selbst handelt anders: Er sendet seinen Sohn zu den Menschen damit er ihnen Versöhnung verkündet. Er heilt die Kranken, vergibt den Sündern  und befreit die Menschen von den sie quälenden Geistern. –  Gott schenkt dem Menschen sein Heil, sein Leben, seine Herrlichkeit – das ist seine Botschaft.

Gott lässt zu, dass die Menschen seinen Sohn wegen dieser Botschaft verfolgen, gefangen nehmen, ihn foltern und töten.
‑ Würde er es verhindern, würde er sein unbedingtes Ja zum Menschen zurücknehmen.
Paulus meditiert: Mit seinem Sohn gibt Gott uns alles – Alles, das heißt das Größte, was ein Mensch erhalten kann: das ewige Leben in Gottes Herr­lichkeit. Der Mensch hat Anteil an Gottes Ewigkeit. Er ist ein Teil von ihr.

Diese biblischen Texte sind dem Leben weniger fern, als wir denken:

Wir denken immer noch, Gott verlange uns Opfer ab – auch wenn wir uns dagegen verweigern.
Wir denken immer noch, Gott verlange etwas von uns, damit er unseren Glauben sieht – auch wenn wir das dennoch nicht tun.
Wir denken immer noch, wir müssten mit Gott handeln.

Es ist ganz anders:
Gott gibt uns alles. Er gibt uns das Leben und die Erde auf der wir leben.

Wenn wir erkennen, dass Jesus Gottes Angebot an uns ist, wenn wir Jesus glauben, dass Gott uns sein Leben schenkt, wenn wir auf ihn hören, in dem der Himmel zu uns gekommen ist,
– dann ändern wir unseren Blick.

Wir fragen nicht mehr: Wie viel muss ich geben?
Worauf muss ich verzichten?
Was muss ich tun, um Gott zu gefallen?

Wir werden Jesus ähnlich und fragen:
Wie kann ich deine Not lindern?
Wie kann ich dir nahe sein? Wie kann ich dich trösten?
Denn du bist Gottes Kind.