04. März 2012: 2. Fastensonntag

Hier geht es zu den liturgischen Texten

Manchmal stellen Jugendliche einander vor sogenannte Mutproben – hin und wieder mit entüwrdigenden Forderungen. Sie sind die Bedingung dafür, dass jemand dazu gehören darf.

Nicht Abrahams Mut wird auf die Probe gestellt, sondern sein Glaube – so sagt es jedenfalls das Buch Genesis, das von Abraham, dem Stammvater des Glaubens erzählt. – Es ist mühsam aufzuhellen und zu erklären, wie diese dunkle Geschichte in die Bibel kam: Wann ist sie entstanden? Wozu wurde sie erzählt? Welche Botschaft hörten die Israeliten heraus?

Mir jedenfalls erscheint es absonderlich, dass Gott – wenn auch nur zum Schein – von Abraham seinem treuen Knecht verlangt, er solle seinen Sohn opfern.  Auch wenn diese Geschichte kein historisches Erlebnis Abrahams und Issaks ist – wie kommt man auf eine solche Idee?

Allenfalls tröstet einem, dass Abraham letztendlich aufgehalten wird. Auf dem Berg hört Abraham Gottes Stimme: Tu deinem Sohn nichts zuleide!“ Gott will nicht, dass ein Vater seinem Kind etwas zu Leide tut. Gott will nicht, dass ein Mensch gegen einen anderen die Hand ausstreckt.

Gott will das Leben des Menschen – nicht seinen Tod!
Das ist auch das Versprechen an Abraham: Menschen, die alles von Gott als Geschenke annehmen, die ihm nichts vorenthalten, die auf Gott hören und in allem seinen Willen tun – Menschen wie Abraham werden zahlreich sein wie die Sterne am Himmel.

Abraham Sohn Isaak wurde nicht geopfert!
Paulus hingegen prägt den Satz: „Gott hat seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben.
Der Mensch soll Gott vertrauen wie Abraham, dass Gott das Leben will.

Gott will nicht, dass ihm ein Mensch geopfert würde! Doch Gott selbst handelt anders: Er sendet seinen Sohn zu den Menschen damit er ihnen Versöhnung verkündet. Er heilt die Kranken, vergibt den Sündern  und befreit die Menschen von den sie quälenden Geistern. –  Gott schenkt dem Menschen sein Heil, sein Leben, seine Herrlichkeit – das ist seine Botschaft.

Gott lässt zu, dass die Menschen seinen Sohn wegen dieser Botschaft verfolgen, gefangen nehmen, ihn foltern und töten.
‑ Würde er es verhindern, würde er sein unbedingtes Ja zum Menschen zurücknehmen.
Paulus meditiert: Mit seinem Sohn gibt Gott uns alles – Alles, das heißt das Größte, was ein Mensch erhalten kann: das ewige Leben in Gottes Herr­lichkeit. Der Mensch hat Anteil an Gottes Ewigkeit. Er ist ein Teil von ihr.

Diese biblischen Texte sind dem Leben weniger fern, als wir denken:

Wir denken immer noch, Gott verlange uns Opfer ab – auch wenn wir uns dagegen verweigern.
Wir denken immer noch, Gott verlange etwas von uns, damit er unseren Glauben sieht – auch wenn wir das dennoch nicht tun.
Wir denken immer noch, wir müssten mit Gott handeln.

Es ist ganz anders:
Gott gibt uns alles. Er gibt uns das Leben und die Erde auf der wir leben.

Wenn wir erkennen, dass Jesus Gottes Angebot an uns ist, wenn wir Jesus glauben, dass Gott uns sein Leben schenkt, wenn wir auf ihn hören, in dem der Himmel zu uns gekommen ist,
– dann ändern wir unseren Blick.

Wir fragen nicht mehr: Wie viel muss ich geben?
Worauf muss ich verzichten?
Was muss ich tun, um Gott zu gefallen?

Wir werden Jesus ähnlich und fragen:
Wie kann ich deine Not lindern?
Wie kann ich dir nahe sein? Wie kann ich dich trösten?
Denn du bist Gottes Kind.