18. März 2012: 4. Fastensonntag

Zu den liturgischen  Texten: 

„Wer an Jesus glaubt, wird nicht gerichtet!“
Das bekennen die Christen in den Gemeinden, zu denen das Johannes­evangelium gehört. – Gibt es dann überhaupt noch ein Gericht? Von wem und wofür sollte der Mensch gerichtet werden?

Wenn jemand, dann kann Gott den Menschen richten, beurteilen, über ihn zu Gericht sitzen.
Wofür?? Für seine Taten! Die Gut oder Böse sind!

Wer an Jesus glaubt, wird nicht gerichtet. – Könnte man das nicht weiter sprechen: Für den, der an Jesus glaubt, gibt es kein Gericht, das er fürchten müsste? Dem kann kein Gericht etwas anhaben?
Jesus ist ein Heilszeichen, das den, der darauf schaut, dem Gericht entzieht.

Die Botschaft Jesu heißt also: Gott ist kein Richter, Gott will nicht über euch zu Gericht sitzen, sondern Gott gibt euch das Leben und zwar das ewige Leben!

Wir wissen, dass das Leben in dieser Welt einmal zu Ende geht – für jeden. Nichts auf der Welt ist ewig.
Es ist deshalb eine große Herausforderung, dass wir an das ewige Leben glauben können, das jedem von uns geschenkt ist – nicht nur der Welt als ganzer.

Es geht nicht darum, ob und wann unsere Sonne aufhört zu strahlen, es geht nicht darum, ob unsere Erde erkaltet und zu einem Eisball wird;
es geht nicht darum, ob irgendwann ein Meteorit die Erde zum Bersten bringt – oder ob sie in alle Ewigkeit sich um die Sonne dreht.

Das ewige Leben ist eine völlig andere Dimension. Nicht die Verlängerung des „Jetzt“ ins Unendliche, sondern eine neue Qualität: das Leben in Vollendung: das Leben schlechthin, vollkommen, himmlisch, göttlich.

Die große Herausforderung für uns besteht darin, dass wir daran glauben, dass uns diese Ewigkeit, diese Göttlichkeit geschenkt ist, obwohl wir jetzt unseren Mangel an Kraft, an Liebe, an Mut und Glauben bei uns selbst und anderen überdeutlich spüren.

Die Gemeinde des Johannes jedenfalls glaubte, dass Jesus dafür gelebt hat, dass wir das ewige Leben haben, dass er dafür sogar gestorben ist und noch mehr, dass er dafür geboren ist.

Wenn jeder, der an Jesus glaubt, von ihm das ewige Leben empfängt und nicht von Gott für seine Taten gerichtet wird, gibt es dann kein Gut und Böse mehr?

Die Christen in der Gemeinde des Johannes stellen sich diese Frage nicht: Denn der Zusammenhang ist für sie ganz einfach:
Die Menschen, die das Gute tun, machen in ihrem Handeln deutlich, dass sie an das ewige Leben glauben: Sie glauben an das Licht, in das alle berufen sind;
Sie erwarten die Fülle für alle; die Gerechtigkeit, den Frieden.
Und deshalb teilen sie, deshalb üben sie Gerechtigkeit und deshalb suchen sie den Frieden.

Das Böse ist für den, der an das ewige Leben glaubt, keine Option mehr.