Sonntag 25. März 2012: Bußgottesdienst in der Fastenzeit 2012

Die 10 Gebote

Einführung:
Bußgottesdienst: ist der Buße gewidmet. Niemand erlegt uns eine Strafe auf – sondern wir denken darüber nach, ob wir in unserem Leben vom Weg des Christ – Seins abgewichen sind.

Das Gewissen zeigt uns, was moralisch richtig ist oder es meldet sich, wenn wir etwas getan haben, das dem Gewissen widerspricht.
Was ist aber der Maßstab, dem wir dem Gewissen geben können?
Der Maßstab ist nicht unser Wohlbefinden. Der Maßstab ist uns gegeben und er gilt nicht nur für mich als einzelne Person – er gilt für alle, die sich zum Gott und Vater Jesu Christi bekennen.
Ich möchte heute die 10 Gebote als Maßstab verwenden.

Rufen wir jetzt zu Jesus Christus. In ihm hat Gott uns die Vergebung unserer Sünden geschenkt. Er sende uns seinen Geist, damit wir uns selbst erkennen und unsere Stellung vor Gott.

Gebet
Unser Vater im Himmel, durch deine Gnade dürfen wir leben.
Du hast uns in der Taufe als Deine Kinder angenommen.
Doch unser Vertrauen ist gering und unsere Liebe oft schwach. Unser Gewissen klagt uns an.
Rede uns nun zu Herzen, Tröste, ermahne und ermutige uns.
Darum bitten wir durch Jesus Christus unseren Herrn.

Evangelium: Joh 15,9-11
9
Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt.Bleibt in meiner Liebe!
10
Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe.
11
Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird.
12
Das ist mein Gebot:Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe.

Ansprache:
Buße tun“ – das klingt seltsam: Es erinnert mich an Kindheitstage: wenn ich etwas angestellt hatte, versuchte ich danach besonders brav zu sein. Ich wollte den Eltern zeigen, dass es mir leid tut, und dass ich es künftig besser machen will.
„Buße tun“ in einem Bußgottesdienst: das klingt nach Unterwürfigkeit, nach Abhängigkeit, nach Fremdbestimmung – aber nicht nach Freiheit.
Es klingt, als ob wir wieder auf Kurs gebracht werden sollen und für unser Ungenügen eine entsprechende Sonderleistung erbringen, damit wir wieder akzeptiert werden.
Vielleicht sollten wir das Wort Buße durch ein Wort ersetzen, das uns weniger in die Irre führt, denn Worum geht es?

Es geht zwar durchaus darum, dass wir selbstkritisch über unser Leben reflektieren.
Es geht darum, dass wir wahrnehmen, was uns trennt, absondert von Gott, unserem Vater.
Es geht darum, dass wir uns neu auf ihn ausrichten, weil er der Ursprung und das Ziel unseres Lebens ist.

Wir tun das jedoch nicht, weil Gott unsere Demut und Einsicht sehen will,  weil er es fordert, um uns gnädiglich zu vergeben.
Vielmehr tun wir das, weil wir auf ihn hören wollen, weil wir ihn suchen, ‑ weil wir ihn lieben. Wir tun es als freie Menschen. Und wir setzen unsere Freiheit so ein, dass wir immer mehr zu dem werden, was wir im Wesen sind: Gottes Abbild und ihm ähnlich.

Aber: Er gibt uns doch die Gebote – er steht also doch über uns und wir müssen seine Gebote, Befehle befolgen – könnte man einwenden.

Eines stimmt: Er ist Gott und wir sind seine Geschöpfe. Doch es ist so: Seine Gebote bewahren unsere Freiheit. Sie machen uns zu freien Personen, die ihr Miteinander in Frieden und Gerechtigkeit und Freiheit gestalten können. Wenn wir also nun unser Leben selbstkritisch reflektieren, dann als freie Menschen, im Vertrauen darauf, dass unser Gott uns annimmt und er nie aufhören wird, sein Leben mit uns zu teilen.

Gewissenserforschung

Die 10 Gebote sind nun das Raster, um unser Leben, unser Handeln zu prüfen, ob wir und wie wir in unserem Handeln den Weg in der Nachfolge Jesu verlassen haben und verlassen. Nach dem das 6. Und das 9. Gebot und das 7. Und 10. Gebot fassen wir jeweils zusammen. Nach dem 3., nach dem 5. Und nach dem 8. Gebot ist jeweils eine längere Zeit zur eigenen Besinnung. Nach jedem Gebot singen wir Kyrie eleison:

1. Gebot: Ich habe dich in die Freiheit geführt habe. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.
Der Mittelpunkt deines Lebens, das was dir am wichtigsten ist,  das ist eigentlich dein Gott. – sagte Martin Luther.

  • Was in meinem Leben ist mir wirklich wichtig?
  • Ordne ich alles in meinem Leben auf Gott hin,  so dass es von ihm her Wert bekommt?
  • Bete ich persönlich zu Gott? Danke ich ihm? Klage ich?  Bitte ich ihn? Höre ich auf ihn?

Kyrie

2. Gebot: Du sollst den Namen Gottes nicht missbrauchen
So sehr Gott in allen Dingen ist, so sehr ist er doch der ganz andere.  Ich kann ihn mir nicht verfügbar machen

  •  Setze ich meine eigenen Wünsche an das Leben absolut? und erwarte von Gott, dass er sie erfüllen muss?
  • Versuche ich mit Gott zu „handeln“. Denke ich, wenn ich spende oder bete oder wallfahre, muss er meine Wünsche erfüllen?
  • Pflege ich eine Vorstellung von Gott, die mir Angst macht? Mache ich anderen Angst vor Gott, vor seiner Strafe?

Kyrie

3. Gebot: Gedenke des Sabbats! Halte ihn heilig!
Wir Christen feiern den Sonntag als den Tag des Herrn.  Es ist der Tag an dem Christus von den Toten auferstanden ist.

  • Wie gestalte ich den Sonntag als besonderen Tag?
  • Haben Gebet und Gottesdienst am Sonntag ihren Platz?
  • Schaffe ich es, den Sonntag für Ruhe, Erholung und Gemeinschaft frei zu halten?

 Kyrie – 3 Minuten Orgelspiel zur Besinnung

 4. Gebot: Ehre deinen Vater und Deine Mutter
Mutter und Vater verdanken wir unser Leben und noch viel mehr.  Wenn ich meine Eltern und Vorfahren ablehne, schneide ich mich von meinen Wurzeln ab.
Manchmal haben Menschen aber auch unter ihren Eltern auch zu leiden.

  • Wie gehe ich mit meinen Eltern um? Achtungsvoll und respektvoll?
  • Kann ich ihnen dankbar sein?
  • Bin ich für sie da, wenn sie mich brauchen?

Kyrie

5. Gebot: Du sollt nicht morden
Das Leben ist Gottes Gabe. Es ist das kostbarste, was wir haben.  Niemand also hat das Recht, einen anderen zu verletzen  oder sein Leben zu bedrohen.

  • Habe ich Achtung vor allem Lebendigen? Vor Pflanzen, Tieren und Menschen? Wie zeige ich diese Achtung in meinem Verhalten?
  • Habe ich anderen Schaden zugefügt? Durch boshafte und gemeine Worte? Durch körperliche Gewalt?
  • Erkenne ich meine Mitverantwortung, die Erde als Lebensraum für die künftigen Generationen zu erhalten? Wie komme ich dieser Verantwortung nach?
  • Wie denke ich über den Schutz des Lebens am Beginn und am Ende des menschlichen Lebens? Achte ich auch das Leben von kranken, von behinderten, von alten Menschen?

 Kyrie – 3 Minuten Orgelspiel zur Besinnung

6. und 9. Gebot: Gebot: Du sollst nicht die Ehe brechen und Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau oder Mann
Treue und Vertrauen zwischen Partnern und Freunden schaffen Geborgenheit. Die Liebe zwischen zwei Menschen ist besonders wertvoll und kostbar.

  • Interessiere ich mich für meine Partnerin, für meinen Partner? Für seine Freuden, seine Sorgen? Seine Schmerzen und seine Hoffnungen?
  • Wie zeige ich meine Freundschaft und Liebe durch kleine Aufmerksamkeiten, durch Zärtlichkeit?
  • Habe ich den Mut, auch schwierige Themen anzusprechen?

Kyrie

7. Gebot und 10. Gebot: Du sollst nicht stehlen und Du sollst nicht begehren deines Nächsten Hab und Gut
Jeder Mensch soll über das verfügen können, was zu einem menschenwürdigen Leben nötig ist. Jeder Mensch soll seine Kräfte einsetzen, um sich dieses Eigentum zu erarbeiten. Jeder Mensch soll die Möglichkeit haben, durch seine Arbeit Eigentum zu erwerben.
Wenn die Menschen vergleichen, wer mehr und besseres sein Eigen nennt, entsteht leicht der Neid, der dem anderen nichts gönnt.

  • Setze ich mich mit den gesellschaftlichen Zusammenhängen auseinander, die dazu führen, dass viele an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden und praktisch mittellos werden?
  • Schaue ich auf die Menschen herab, die weniger haben und leisten? Neide ich es denen, die mehr haben als ich?
  • Wie groß ist der Anteil meines Einkommens, den ich für Menschen spende, die materielle Hilfe brauchen?
  • Wem bin ich neidisch? Wofür?

8. Gebot: Du sollst nicht falsch aussagen gegen deinen Nächsten!
Lügen zerstören das Vertrauen zwischen den Menschen. Es gibt viele Beweggründe zu lügen: die Hoffnung einen Vorteil zu erringen, die Leugnung der eigenen Verantwortung, die Absicht jemand anderen zu schaden.

  • Bleibe ich bei der Wahrheit – auch in schwierigen Situationen?
  • Aus welchen Gründen meine ich, doch eine Unwahrheit sagen zu dürfen?
  • Habe ich um eines materiellen oder finanziellen Vorteils willen gelogen?
  • Habe ich mich durch eine Unwahrheit der Verantwortung entzogen?

Kyrie – 3 Minuten Orgelspiel zur Besinnung

Bitte um Vergebung
Wir haben über uns und unser Leben nachgedacht.
Manches, was wir getan oder nicht getan haben, bedauern wir oder bereuen wir sogar.
Manches wollen wir besser machen,  in Ordnung bringen.
Manches können wir nicht anders machen, obwohl es nicht gut ist:
vielleicht haben wir nicht genügend Mut oder Kraft  oder es gibt zu große Hindernisse.

So beten wir: Herr, wir bekennen vor dir unsere Schuld:
Wir haben manchmal so gelebt,  als ob wir dich nicht lieben würden.
Wir haben den Mitmenschen, unseren Nächsten, nicht geliebt,
sondern waren ihm gegenüber hart, unaufmerksam, unbarmherzig,
verschlossen und gleichgültig, deshalb sprechen wir:

Schuldbekenntnis:

Gott, unser Vater, sei uns gnädig.
Er verzeihe uns unsere Sünden.
Er stärke uns im Guten.
Er mehre unser Vertrauen.
Er erwecke in uns immer wieder die Liebe zueinander
und zu ihm, unserem Schöpfer und Retter. Amen

Lied:                     Singet Lob, unserm Gott                                   GL 260/1-5

 

Abschluss
Wir haben Gott um Vergebung gebeten, und von ihm Frieden empfangen. Untereinander sind wir verbunden als Kinder Gottes, sein Friede ist in jedem von uns seine Liebe gilt jedem von uns, sie verbindet uns. Deshalb wollen wir einander den Frieden und die Gemeinschaft bekunden:

Der Friede des Herrn, sei allezeit mit euch!

Vater unser

Segensgebet

Der HERR,  erfülle euch mit seiner Kraft,
auf dass Ihr in Gelassenheit ertragt,
was er euch zumutet und auferlegt;

ER erfülle euch mit seiner Liebe,
auf dass ihr sie an die weitergebt,
die sich danach sehnen;

ER erfülle euch mit seiner Güte,
auf dass ihr denen Hilfe bringt, die Not leiden;

ER erfülle euch mit seiner Barmherzigkeit,
auf dass ihr sie an denen übt,
die verfolgt und rechtlos sind;

ER erfülle euch mit seinem Segen,
auf dass ihr selbst zum Segen werdet.

ER schenke euch seine Gnade,
auf dass ihr mit seiner Hilfe
ihm und den Menschen dient
und den Weg zu ihm findet.

Mit seinem Segen begleite euch
Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

(nach Heinz Pangels)

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