Hier geht es zu den liturgischen Texten
„Ich bin der gute Hirt“ sagt Jesus – obwohl er nie Schafe gehütet hat. Jesus vergleicht sich mit einem guten Hirten.
„Wie ein guter Hirt zu den Schafen ist, so bin ich zu euch!“ – so könnte man seinen Satz interpretieren.
Was macht einen guten Hirten aus?
Er kennt seine Schafe! Er sorgt für seine Schafe! Er setzt sein Leben für seine Schafe ein!
Den guten Hirten zeichnet aus, dass er seine Schafe wirklich kennt und dass er sie voneinander unterscheiden kann. Er gibt ihnen Namen und kann sie beim Namen rufen. Die Schafe wiederum kennen seine Stimme und seine Gestalt und folgen ihm. Können wir diese Vorstellung auf Jesus übertragen?
Jesus kennt unser Leben genau. Er kennt es noch besser als ein Hirt das Leben der Schafe kennt: der Hirt lebt zwar mit den Schafen – ab er sieht die Welt mit den Augen des Hirten.
Jesus hat nicht einfach als Gott mit uns gelebt, sondern er hat unser Leben mit uns geteilt. Er kennt Schmerzen, er weiß was Hunger ist, Enttäuschung und Jubel und alles andere, was zum Menschen gehört, hat er selbst er‑lebt.
Gott kennt jeden einzelnen von uns ‑ genauer als wir selbst uns kennen, weil er in uns lebt. Er ist das Leben in uns. Sagen wir ruhig, dass Gott in unserer Seele lebt und dass er unsere Gedanken von innen kennt – sogar die Gedanken und Wünsche kennt, die uns nicht einmal bewusst werden.
Wir wiederum kennen Jesus und unseren himmlischen Vater. Wir kennen es genau, wenn er in unserer Seele zu uns spricht – in unserem Gewissen. Und wir spüren genau, dass er uns das sagt, was gut ist und zum Leben führt. Wir bleiben auf dem Weg des Lebens, wenn wir auf Gottes Stimme hören.
Der gute Hirt sorgt für seine Schafe: er führt sie an gute Weideplätze, zum frischen Wasser und zu sicheren Ruheplätzen.
Was sind die guten Weideplätze, zu denen Jesus uns führt? Die frischen Quellen und die sicheren Ruheplätze?
Nahrung für unser Leben schenkt uns Jesus durch seine frohe Botschaft: er weist uns den Weg. Er gibt uns Mut und Hoffnung.
Doch das stärkste Lebensmittel, das Jesus uns gibt ist die Liebe seines himmlischen Vaters, der er selbst unerschütterlich vertraut. So macht er uns fähig, genau der Liebe Gottes zu vertrauen. Wir dürfen wissen: ich bin von Gott geliebt – das ist Jesu Lebenselexier für uns. Besonders in der Messfeier empfangen wir es immer neu. Davon können wir leben. In diese Liebe können wir uns fallen lassen und finden in ihr Frieden und Ruhe.
Das dritte Merkmal des guten Hirten ist, dass er sein Leben für die Schafe hingibt.
In der Zeit Jesu waren wilde Tiere für Schafe eine echte und reelle Bedrohung. Und dem Hirten blieb nicht viel anderes übrig, als unmittelbar gegen diese wilden Tiere zu kämpfen und so die Schafe vor ihnen zu schützen. In diesem Kampf musste der Hirt sein eigenes Leben einsetzen.
Ebenso mutig hat Jesus sein Leben für uns eingesetzt und hat uns vor unserem größten Feind verteidigt: Unser größter Feind ist das Misstrauen. Dass wir Gott nicht mehr vertrauen, weil uns etwas schlimmes zustößt oder weil uns jemand etwas böses antut oder weil wir meinen, es würde uns besser gehen, wenn wir die Liebe zu uns selbst über die Liebe zum Mitmenschen stellen.
Jesus hat das Misstrauen überwunden: weder Feindschaft, noch Schmerzen noch die Versuchung der Macht haben ihn von seinem weg abgebracht. Unerschütterlich hat er der Liebe seines Vaters vertraut – bis zur Hingabe seines Lebens am Kreuz.
So ist er unser Erlöser und Heiland geworden. Unser Retter und Befreier. Er ist wahrhaftig unser guter Hirt. Auf seine Stimme wollen wir hören. Sein Vertrauen, sein Friede ist in uns lebendig und strahlt aus in die Welt.



