22. April 2012: 3. Sonntag der Osterzeit LJ B

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Ich versuche mich zu erinnern, wann ich gesagt habe: „Das gibt’s doch nicht!“ – ich glaube, es war, weil mir jemand etwas völlig unglaubliches erzählte. – Obwohl ich keinen Grund zum Misstrauen hatte, konnte ich nicht ohne weiteres nicken und die Nachricht zur Kenntnis nehmen: „Das gibt es doch nicht!“

Das ein Toter aufersteht und Menschen erscheint – nicht im Traum, nicht in einer Vision, nicht als un-toter Geist, sondern real und wirklich und lebendig – das gibt es doch nicht! So etwas hat man ja noch nie gehört!

Das Lukasevangelium will den Leser und Hörer der Auferstehungs-botschaft keineswegs in die Irre zu führen, indem es übertrieben drastisch die Körperlichkeit Jesu darstellt – so als ob Jesus in unser irdisches Leben zurückgekehrt sei – mit all seinen Bedingtheiten und seiner Erlösungsbedürftigkeit.
Das merke ich daran, dass auch in dieser Ostergeschichte Jesus plötzlich da ist – keiner weiß woher. Danach übrigens führt er seine Jünger nach Bethanien und wird wie Lukas sagt „vor ihren Augen zum Himmel erhoben!“

Lukas beschreibt keine historischen Ereignisse, die man fotografisch dokumentieren könnte. Lukas verkündet den Auferstehungsglauben der Christen – und der ist jedenfalls ganz anders als sonst in der Antike:
Wer von Gott auferweckt wird wie Jesus,  ist keineswegs der Geist eines Toten, der Menschen erschreckt;
er ist auch nicht eingesperrt in ein Totenreich, in dem eben alles tot ist und aus dem es kein Entrinnen gibt;
er ist aber auch nicht mehr irdisch – sondern gehört der göttlichen Welt an!
Das Leben in der göttlichen Welt aber ist die Zukunft des ganzen Menschen – nicht nur einer leiblosen Seele: der ganze Mensch mit seiner ganzen Geschichte, mit all seinen Erfahrungen wird zum Himmel erhoben – der Mensch, der sich von Fleisch und Brot ernährte!

Auf Anhieb mag dieser Glaube erschreckend sein, dass wir – so gut und böse, so wirkmächtig und bedürftig wir nun mal sind ‑ Eingang finden ins göttliche Leben!
Doch immer deutlicher zeigt sich auch, wie froh dieser Glaube macht.

Die Apostel konnten es vor lauter Freude nicht glauben, dass Jesus auferstanden ist – der Jesus, der gelitten hat und der mit ihnen gegessen hat. Der Auferstandene ist der Gekreuzigte und der Gekreuzigte ist der Auferstandene. Wir sind wirklich ganz und gar aufgehoben von Gott. Er ist unsere Zukunft – und alles, was uns zu unverwechselbaren und eindeutigen Menschen macht – das alles nimmt Gott in sich auf. Er ist uns nah und er hat Platz für uns – nicht im räumlichen Sinn, sondern im existentiellen Sinn: er bejaht uns und unser Leben! – ohne etwas weg zu lassen!