Hier geht es zu den liturgischen Texten: 
Jesus Christus ist aufgefahren in den Himmel und sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters – von dort wird er kommen, zu richten die lebenden und die Toten.
Er wird richten! Sprechen wir da – wie es der Text vorgibt – -aber: was denken wir dabei? Was glauben wir da eigentlich?
Dass Jesus im Himmel ist – bei Gott, dem Vater, dass er wie Gott ist und selbst Gott ist, dass er Anteil hat an Macht und Herrlichkeit Gottes.
Das kann ich leicht glauben und denken: Wenn ich auf Jesus schaue und wie er gelebt hat, dass er viel Gutes getan hat und Freiheit und Versöhnung gebracht hat. Ja, er hat Gottes Willen getan und verkündet und deshalb gehört er für immer zu Gott und neben Gott.
Aber: fast möchte ich sagen: den Satz vom Gericht hätte sich der Evangelist und das Glaubensbekenntnis lieber gespart:
In meinem Ohr klingen ganz andere Sätze: Ich bin nicht gekommen, um zu richten, sondern um zu retten. Ich verurteile dich nicht! Deine Sünden sind dir vergeben! Heute ist dem Zachäus das Heil geschenkt worden. Das sind ebenfalls Sätze des Evangeliums – Sätze der christlichen Botschaft – Das Evangelium, das wir verkünden dürfen – im Auftrag Jesu.
Diese Versöhnungsbotschaft Jesu muss ich im Ohr haben, damit der Satz vom verurteilt werden den richtigen Ton erhält.
An Jesus glauben heißt: Glauben, dass Gott mich nicht verurteilt, sondern dass Gott mir Leben schenkt. Glauben, dass das Leben von Gott kommt und zu Gott hinführt – so wie das Leben Jesu auch.
Nicht an Jesus glauben, heißt weiterhin glauben, dass Gott uns nach unseren Sünden beurteilt und verurteilt. Wer nicht an Jesus glaubt, glaubt, dass Gott ihn wegen seiner Sünden verurteilen wird.
Glaube ich an die Vergebung der Sünden oder an ihre Bestrafung!
Vor diese Entscheidung stellt die Verkündigung der frohen Botschaft jeden, der sie hört: Wer glaubt, wird gerettet, der ist schon gerettet!
Wer nicht glaubt, geht – jedenfalls in seinem eigenen Glauben – dem Gericht entgegen und der Verurteilung für seine Sünden.
Wer glaubt wird gerettet, wer nicht glaubt, wird verurteilt werden – Das ist also vor allem eine Einladung zum Glauben an die Versöhnung und an die Erlösung und an die Barmherzigkeit Gottes.
Wenn nun aber jemand tatsächlich nicht an die Vergebung der Sünden glauben kann oder will? Ist ihm damit das Urteil gesprochen?
Schwestern und Brüder, ich persönlich glaube für mich: Wenn Gott einen Menschen nicht wegen seiner Bosheit richtet, sondern ihm seine Sünden und seinen Mangel an Liebe vergibt,
dann wird Gott auch nicht einem Menschen sagen: Nun, du wolltest nicht an meine Barmherzigkeit glauben – also wirst du meine Strenge erleben.
Ich glaube, dass Gott barmherzig ist – dass es sein Wesen ist, barmherzig zu sein – gegenüber wem auch immer.
Ich glaube aber auch, dass die Menschen, die auf der Erde gebeugt wurden, aufgerichtet werden und dass die, die andere niederdrückten ihre Macht über andere verlieren werden.