17. Juni 2012: Herz Jesu Fest

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In barocken Kirchen aus dem 18. Jahrhundert werden häufig die Skelette von Heiligen in Glasschreinen gezeigt – kostbar eingefasst mit Blumen und Ornamenten aus Golddraht und mit Edelsteinen.
Die Wittelsbacher ließen ihr Herz in Altötting bestatten;
Am 8. Januar lassen sich Gläubige mit der Kopfreliquie des hl. Erhard segnen.

Unsere Kirche trägt den Namen „Herz Jesu“. Nicht „Guter Hirt“ oder Christkönigskirche, also keinen Namen, der auf Jesus als Person bezogen wäre, sondern „Herz Jesu“ Kirche.

Der Name unserer Kirche führt uns also in das Innerste Jesu hinein – in sein Herz:
was hat ihn bewegt? Was hat ihn gefreut und geärgert? Was war sein Ziel? Wofür hat er gelebt? Was war er für ein Mensch?
Wir alle können diese Fragen – jeweils auf unsere eigene Weise – beantworten:

Das Johannesevangelium überliefert, dass der römische Soldat mit einer Lanze das Herz Jesu durchbohrt hat. Das Innerste Jesu ist durchbohrt. Zunächst denke ich: das ist der sichere Tod!
Dem Evangelium geht es darum, darzustellen, dass Jesus wirklich tot war. Kein Mensch kann leben, wenn sein Herz durchbohrt ist. Der Mensch Jesu war tot.

Doch: Ich lade Sie ein, mit mir auf einer symbolhaften Ebene weiter zu denken: Das mit der Lanze geöffnete Herz Jesu macht sichtbar, was das Lebensgeheimnis Jesu ist: Sein Herz war geöffnet:
Für die Menschen, die sich nach Heil sehnen; die sich danach sehnen, dass da ein Gott ist, der sie annimmt und dem sie sich anvertrauen können.
Für Gott, den er als seinen himmlischen Vater erkannte und dessen unendliche Liebe und Barmherzigkeit er durch sein ganzes Leben Fleisch werden ließ.

Jesus hat uns vorgelebt, dass das Herz des himmlischen Vaters uns offen steht, dass Gott – menschlich gesprochen – ein Herz für uns hat.

Ich bin froh, dass Jesus gerade deshalb ein Mensch voller Gefühle war. Er wurde zornig, er konnte schimpfen – die Vertreibung der Händler aus dem Tempel macht es deutlich. Jesus trauerte und weinte, er hatte Angst und kannte Verzweiflung!
Wer sich vorstellt, dass Jesus immer mild lächelte und mit sanfter Stimme sprach – der sollte die Evangelien einmal genauer lesen.

An Jesus schieden sich die Geister:
Er fand einige Freunde, viele liefen zu ihm – neugierig oder bewundernd –
doch er weckte auch Feindschaft und Feindseligkeit in den Menschen – die ihn verurteilten und hinrichteten.

Wir bekennen: Ich glaube an Jesus Christus! Ich glaube, dass er uns für Gott geöffnet hat, für Gottes grenzenlose Liebe und Barmherzigkeit, die jeden Augenblick das Leben schafft.

Schwestern und Brüder, sie alle haben ihr Herz für ihn geöffnet – indem sie an ihn glauben.
Die Türen des Herzens bleiben immer beweglich: sie können sich schließen und sie können sich öffnen.
Geöffnete Herzen sind leichter zu verletzen, sie nehmen mehr Anteil am Wohl und Wehe der Menschen.
Es ist ein dauerndes Wagnis und ein dauerndes Zurückschrecken in der Sorge, sich zu verlieren.

Doch wer sein Herz öffnet, öffnet sich der unendlichen und unerschöpflichen Liebe des himmlischen Vaters.