Hier geht es zu den liturgischen Texten: 
„Niemals wird so gelogen, wie bei einer Beerdigung oder einem Jubiläum“, sagt man.
Bei diesen Gelegenheiten wird gelobt und gepriesen: es wird so getan, als ob es keine Schwäche, keine Fehlleistung, keinen Misserfolg gegeben hätte.
Aufsehen erregte es, als der Orden Mutter Teresas an ihrem 10 Todestag erlaubte, dass ihre Aufzeichnungen veröffentlicht werden, in denen sie selbst von ihren quälenden Glaubenszweifeln sprach.
Es war deshalb so schlimm, weil man in ihr die personifizierte Menschenliebe Gottes zu erkennen glaubte.
Das Markusevangelium – wie auch die anderen Evangelien – sind geschrieben worden, um Jesus als Sohn Gottes zu verkünden.
Das tun sie auch – mehr oder weniger kunstvoll verarbeiten sie dafür die mündlichen und schriftlichen Überlieferungen in den christlichen Gemeinden.
Um Jesus als Sohn Gottes zu verkünden überlieferte man die Geschichten, wie er in göttlicher Kraft lehrte und Menschen heilte und die befreite, die nicht mehr Herr über sich selbst waren.
Unmittelbar im Anschluss an solche Geschichten erzählt das Markusevangelium von einem katastrophalen Misserfolg Jesu in seiner Heimatstadt Nazareth.
Warum? Wozu? Was beabsichtigt das Evangelium mit dieser Geschichte?
Schauen wir genau hin:
Jesus lehrte in der Synagoge. Zunächst reagieren die Leute in seiner Heimat ähnlich wie die Leute in Kafarnaum und anderswo: sie staunen über seine Lehre. Dann aber halten sie ihm vor:
Du sagst, dass du von Gott gesandt und berufen bist. Du meinst Gott würde durch dich sprechen?
Das traust du dich, obwohl du nicht mehr bist als ein Bauarbeiter, der dorthin gehen muss, wo er Geld verdienen kann.
Das traust du dich, obwohl deine Mutter und deine Brüder unter uns leben. Sie selbst sagen ja, „ dass du von Sinnen bist!“
Die Menschen in Nazareth konnten Jesus nicht als Boten Gottes annehmen: sie konnten nicht glauben, dass Gott sich in einem ganz normalen Menschen anderen Menschen offenbart.
So staunenswert seine Worte auch waren, auch wenn sie Weisheit enthielten und auch wenn er Machttaten vollbrachte. – Das ist nicht möglich, dass Gott durch einen so ganz normalen Menschen spricht, an dessen Kindergeschrei sich alle noch erinnern können.
Kann Gott sich durch und in einem Menschen offenbaren?
Kann ein Mensch so Gottes Willen tun und so mit Gott verbunden sein, dass wir in ihm Gott am Werk sehen?
Etwas einfacher gesagt: Gibt es so etwas wie Berufung?
Mutter Teresa war davon überzeugt, während einer Zugfahrt von Kalkutta nach Darjeeling am 10. September 1946 die Stimme Jesu gehört zu haben. „Meine Kleine, bring die Seelen der armen kleinen Straßenkinder zu mir“,
Franziskus hörte vom Kreuz herab die Stimme Jesu: „Baue meine Kirche wieder auf!“
Priester glauben sich von Gott berufen, ebenso wie Ordensleute!
Auch Eheleute erkennen in ihrer partnerschaftlichen Liebe ein Geschenk und einen Auftrag Gottes.
Das ist die Botschaft Jesu: Gott offenbart sich in den Menschen, die auf ihn hören, die seinen Willen tun. Sie verkörpern seine Liebe zum Leben.
Wir dürfen glauben, dass Gott auch heute noch Menschen anregt und ihnen die Kraft gibt zu jedem guten Werk.
Wir dürfen glauben, dass in der Liebe eines Menschen Gottes Liebe sich zeigt.
Das nimmt dem Menschen nichts weg: denn er stimmt Gottes Willen und Berufung zu und entscheidet sich und setzt seine Kräfte für Gottes Reich ein – statt sich ihm in den Weg zu stellen.
Wir selbst können Gott sichtbar machen in dieser Welt und Gottes Mitarbeiter sein. Dazu sind wir berufen.