28. Oktober 2012: 30. Sonntag im Jahreskreis – Weltmissionssonntag

Hier geht es zu den liturgischen Texten:

„Im gleichen Augenblick konnte Bartimäus konnte wieder sehen!“

Auf dem Hintergrund dieser Geschichte könnte man formulieren: Kirche ist die Gemeinschaft von Menschen, denen Jesus die Augen geöffnet hat – die Augen des Herzens.

Durch Jesus sehe ich die Welt in einem hellen Licht:

  • Es ist die Welt Gottes! Es ist die Welt, die in Gott ihren Ursprung hat und die in Gott ihr Ziel hat.
  • Trotz Unwahrheit und Neid und Gewalt, Trotz Krankheit und Tod erkenne ich Gottes Spuren in dieser Welt.
  • Ich sehe die Sonne, durch deren Wärme das Leben möglich ist und erkenne in ihr ein Abbild von Gottes schöpferischer Liebe.
  • Ich kann das Leben annehmen und mich darüber freuen – weil ich mich von Gott angenommen weiß.
  • Durch Jesus Christus erkenne ich: das Ziel des Daseins ist nicht der Untergang ist, sondern die Heimkehr in die Herrlichkeit und Ewigkeit des Vaters.
  • Am Ende siegt nicht der Stärkere,  am Ende werden die Menschen und die Geschöpfe vereint sein:
    Der Neid wird die Menschen nicht mehr trennen,  sondern die Liebe wird die Menschen verbinden.
  • Was Menschen versuchen und unternehmen und schaffen, damit sie anderen Geborgenheit schenken, Krankheiten überwinden und um Frieden herzustellen – all das wird nicht umsonst gewesen sein. Durch Christus kann ich glauben, dass all das nicht umsonst gewesen sein wird, weil das alles in der Ewigkeit Gottes aufgehoben ist.

Kirche: das ist die Gemeinschaft der Menschen, denen Jesus die Augen geöffnet hat. Durch Jesus lernen wir:
wichtiger ist das was wir verschenken, als das, was wir besitzen.
wichtiger ist das, was wir für andere tun, als uns durchzusetzen.

Die Kirche versucht, als Gemeinschaft des Glaubens, diese Sicht des Lebens und der Welt vorzuleben.

Immer war ein Markenzeichen der Kirche, dass die Christen den Witwen und Waisen halfen, dass die Kranken gepflegt und geheilt wurden,
dass die Gemeinden sich gegenseitig stützten.

Bis heute ist das so geblieben.

Dadurch ist und wird die Kirche ein leuchtendes Zeichen für die gesamte Menschheit. Ein Zeichen für den Glauben an die Liebe zu der der Mensch von Gott gerufen ist.

In vielen Gegenden der Erde ist es bis heute so, dass nur die Kirche Schulen für die Kinderbaut;
oft ist es einzig und allein die Kirche, die Krankenstationen errichtet und unterhält;
oft und oft steht einzig die Kirche auf der Seite der Armen und sucht mit ihnen gemeinsam nach einem Weg, um die Lebenssituation zu verbessern und der Ungerechtigkeit zu entkommen.

Heute dürfen wir durch unsere Spende für die Weltmission einen Beitrag leisten. Was wir heute Spenden, wird irgendwo in dieser Welt ein wenig Licht bringen, wird die Hoffnung der Menschen stärken und ihnen Kraft geben, für ein besseres Leben zu arbeiten.

21. Oktober 2012: Kirchweihfest

Die Geschichte vom Zachäus ist einfach schön: ich finde sie anrührend.
Der reiche Mann, der so klein ist, den keiner leiden kann, weil er ein Zöllner ist. Ein Kollaborateur, ein Verräter, der mit der römischen Besatzungsmacht gemeinsam Sache macht und seine Stellung ausnützt, um sich zu bereichern.
Er klettert auf einen Baum – auf die Gefahr hin, sich lächerlich zu machen, wenn er entdeckt würde.
Jesus sieht ihn! Jesus sieht ihn an – statt ihn höflich zu übersehen.
Er spricht ihn an und gibt ihm seine Würde, indem er sich bei ihm einlädt. So jedenfalls hat niemand Gelegenheit, über Zachäus auf dem Baum zu spotten.

Zachäus nahm Jesus freudig bei sich auf!

Das macht Kirche aus: Kirche, das sind die Menschen, die Jesus freudig bei sich aufnehmen.

Mich beschäftigt, warum es mit der Kirche bei uns so steht, wie es steht: so dass man von der Kirchenkrise spricht.
Ist ein Grund dafür vielleicht, dass Jesus nur noch eine untergeordnete Rolle spielt, wenn die Menschen an Kirche denken und in der Kirche sind?
Jesus, den die Kirche, den die Christenheit verkündet, wird abgelehnt und zurückgewiesen:

Man zweifelt an dem, was die Evangelien überliefern:

  • War das wirklich so? Die Wunder sind doch unglaublich. Wurde das alles nicht viel später aufgeschrieben?
    Dabei kann jeder heute wissen, dass es den Evangelien oft nicht darum ging, Vorgänge zu beschreiben, sondern den Glauben an Jesus zu verkünden. Die Geburtsgeschichte des Lukasevangeliums will eben nicht erklären, was bei der Zeugung Jesu geschah und wie Maria das Kind empfangen hat. Gerade die Christenheit – aller Konfessionen hat sich darum verdient gemacht zu verstehen, wie diese Texte richtig zu verstehen und auszulegen sind.
  • Viele glauben nicht an die Auferstehung Jesu. Es wird spekuliert und phantasiert, ob er tatsächlich ehelos lebte oder verheiratet war.  Das klingt so einleuchtend, dass viele es für bare Münze nehmen – selbst wenn diese Spekulationen in einem Roman geboren werden, der phantasiert, wie es vielleicht auch hätte sein können. Die Aussagen der Evangelien, die 1950 Jahre alt sind, werden dafür einfach als unglaubwürdig abgetan.
  • Ganz unmöglich scheint für viele zu sein, Jesus als Sohn Gottes zu bekennen und zu glauben – das klingt ja so ähnlich wie die Göttersagen des griechischen Olymps.

Ohne den Glauben an Jesus Christus hat die Kirche der Welt und uns nichts zu sagen und verliert ihre Daseinsberechtigung. Ohne Christus brauchen wir keine Kirche.

Unsere Herz Jesu Kirche stellt das als Bauwerk dar: Ohne den Altar, ohne die Zuspitzung auf den Gekreuzigten an der Ostwand der Apsis hätte dieses Bauwerk keinen Sinn mehr.
Man bräuchte sich nicht mehr darin zu versammeln.

Der Glaube an Jesus Christus, der verkündete, dass Gott und Mensch sich ganz nahe stehen, dass der Mensch Gott unendlich wertvoll und kostbar ist, der dafür sein Leben gab – dieser Glaube lässt uns Kirche sein und Kirche werden.

Wir, die wir in die Kirche gehen, dürfen es nicht versäumen, Jesus Christus in die Mitte zu stellen.

  • Was ist mir wichtig an ihm?
  • Kann ich erzählen, wer er war, was ihm wichtig war, was er getan hat, für wen er da war, was er verkündete?
  • Weiß ich mehr von ihm als seine Geburt und seinen Tod?
  • Was heißt für mich, Christus nachzufolgen und sein Jünger zu sein?

Zachäus nahm Jesus freudig bei sich auf und hat verstanden, was es bedeutet, Jesus bei sich zu haben: Er teilte sein Vermögen, er hat Unrecht wieder gut gemacht.
Unsere Kirchenfenster mit den Werken der Barmherzigkeit zeigen es, was es bedeutet, Christus zu beherbergen und sein Jünger zu sein.
Es bedeutet gut zu sein und Gutes zu tun.

Nehmen wir uns Zachäus zum Vorbild, von dem Jesus sagte: Heute ist ihm das Heil geschenkt worden. Das dürfen wir auch auf uns beziehen. Amen.

14. Oktober 2012: 28. Sonntag im Jahreskreis

Hier geht es zu den liturgischen Texten:

Ein Kamel hat nichts mit einem Nadelöhr zu tun. Deshalb wechseln manche das Wort Kamel durch das Wort Schiffstau oder dickes Tau aus. Griechisch heißt das Kamel nämlich kamelos und das Schiffstau kamilos.
Aber ändert das wirklich etwas an der Gegenüberstellung: Dick und groß gegen schmal und klein? Und wird die Unmöglichkeit nicht viel drastischer ausgedrückt durch das Kamel, das niemals durch ein Nadelöhr passen wird und das niemand versuchen wird durch ein solches zu fädeln. Das ist eine geradezu surrealistische Vorstellung.

So verstörend wie die Zusammenstellung Kamel und Nadelöhr ist auch dieser ganze Abschnitt des Mk-Ev’s.
Was widerfährt diesem Mann, der den Weg ins Himmelreich sucht!
Jesus führt ihn erbarmungslos an seine Grenzen. Der Evangelist fügt noch hinzu: „weil er ihn liebte“.

„Gib alles, was du hast den Armen, dann hast du einen bleibenden Schatz im Himmel. Dann komm und folge mir nach“

Das ist also der Weg ins Himmelreich! Diese Episode und dieses Jesuswort überliefern übrigens auch das Lk. und das Mt. Ev.

Wenn ich dieser Mann wäre – was würde ich tun? Jeder sollte sich diese Frage stellen.

  • Würde ich aufbrausen und Jesus für diese Unverschämtheit beschimpfen?
  • Würde ich versuchen, darüber zu diskutieren und einen Mittelweg zu finden: Eine Selbstverpflichtung zum Spenden. Besser ein regelmäßiger Spender als noch ein Armer, der mittellos herumwandert.
  • Würde ich über diese Verrücktheit lachen und mich abwenden von einem solchen Spinner?

Was würde ich tun?

Tatsächlich aber ist das nicht die einzige Stelle in den Evangelien, die deutlich macht, dass Reichtum und Christ sein nicht zusammen passen. Ich kann nicht beiden dienen: Gott und dem Mammon! (Mt. Bergpredigt)

Wer in dieser Welt reich sein will, muss über die Not der Armen hinwegsehen.
Wer in dieser Welt reich sein will, muss die AUgen davor verschließen, dass sein Reichtum etwas zu tun hat mit der Armut der Armen.
Wer in dieser Welt reich sein will, muss ausblenden, dass dieser Reichtum in Gottes Ewigkeit nichts zählt, sondern ihn eher von Gott trennt, der alles mit uns teilt.

Schwestern und Brüder, wir können es drehen und wenden, wie wir wollen:
weder ein Kamel noch ein Schiffstau passen durch ein Nadelöhr.

So unmöglich kommt ein Reicher in das Himmelreich. –  Jedenfalls nicht aus eigener Kraft.

Für Gott aber ist alles möglich!

Sein Erbarmen mit uns,  seine Bereitschaft mit uns zu teilen, sollte unser Herz bewegen,
damit unsere Hände sich öffnen,
damit sie nicht ängstlich festhalten, was in dieser Welt als Besitz kostbar ist,  sondern mit denen teilen,
die nicht vor Gott sondern in dieser Welt als Arme gelten.

Wer reich sein will vor Gott, braucht in dieser Welt Hände, die nicht festhalten, sondern die teilen und verschenken.

07. Oktober 2012: Erntedank

Schlendern sie auch gerne durch einen Markt? Im Urlaub bestaune ich gerne Gemüse, Käsesorten, Fisch und Fleisch und die Köstlichkeiten, die daraus zubereitet wurden. Es ist eine Pracht ‑ so wie der Erntealtar.

Warum legen wir Früchte und Gemüse vor den Altar? Weil es eine besonders schöne Dekoration ist? Oder geht es um mehr?

Herkömmlich spricht man von „Erntegaben“ – doch für wen sind die Gaben? Für Gott? Gott braucht sie nicht! Jedenfalls nicht für sich!
Was wir tun, ist eine Geste an den unsichtbaren Gott, dessen Gegenwart der Altar darstellt. Wir wollen die gute Ernte Gott zeigen.
– Auch wenn er dieser Information nicht bedarf –für  uns ist diese Geste wichtig. Wir freuen uns über die Ernte und die gut geratenen Früchte der Erde und wollen sie dem Schöpfer zeigen.

Wem aber danken wir für die Ernte?
Wem danken der Patient und der Arzt für die Heilung?
Wem dankt der Lehrer, dass seine Bemühungen nicht vergeblich sind?
Wem dankt ein Jugendlicher für den Erfolg in der Schule?

Viele Menschen sind an der Ernte beteiligt: sie haben Saatgut gezüchtet, die Felder bestellt und die Ernte eingebracht – bis hin zu denen, die die Erntemaschinen erfinden und bauen.
Es ist würdig und recht, diesen allen zu danken für ihre Arbeit und Mühe, für ihr Können und ihre Sorgfalt.

Gerade die Landwirte wissen am besten, wie viele Stunden sie auf dem Traktor saßen, wie viel Dünger ausgestreut wurde und wie das Unkraut und Schädlinge zu bekämpfen waren.
Doch gerade sie feiern (wenn sie glaubend sind) oft mit großer Freunde Erntedank. Sie sind dankbar, weil sie wissen: trotz aller Mühe ist es nicht nur mein Werk!
Die Erde bringt die Frucht hervor!

Sie danken dem Schöpfer aller Dinge, dass ihrer Arbeit Frucht gebracht hat und nicht vergebens war. Dadurch wird ihr Tun und Können in keiner Weise geschmälert.
Vielmehr nehmen sie in ihrem Tun das Leben an und den Auftrag, für das Leben zu sorgen.

Wir danken Gott zu Recht für den Ertrag unserer Arbeit, für all das, was uns in Beruf und Familie und sonst irgendwo gut gelingt.
Denn was immer wir auch forschen, entwickeln und tun –  wir nutzen die Kräfte, den Reichtum, die Vielfalt die Gott in unsere Erde gelegt hat.

Die Erde, all ihre Kräfte und Schätze sind uns von Gott anvertraut. Wir erkennen den Auftrag, sie zu erforschen und zu nutzen –
je mehr wir aber unsere Möglichkeiten erweitern, desto mehr muss uns bewusst werden:
Das Leben und die Erde sind uns geschenkt. Uns ist die Sorge für das Leben anvertraut – aber nicht nur für unser eigenes Leben.

Wir werden uns immer mehr bewusst, dass wir den Auftrag haben, unser Wissen und Können für andere zu nutzen und auf das Wohl aller Lebewesen zu achten.
Denn diese Erde und das Leben hat Gott nicht nur uns geschenkt, sondern allen Menschen dieser Erde – im Norden und Süden, im Osten und Westen. Es ist die eine Erde für alle Menschen – heute und morgen.

Unser Dank für den Ertrag unserer Arbeit in Familie und Beruf, in Fabriken, Gärten, Äckern und Wald, kann nur ehrlich sein, wenn wir all das nicht nur für uns behalten, sondern wenn es allen zu Gute kommt. So wie Gott jedem Menschen Leben und Würde gibt.