Schlendern sie auch gerne durch einen Markt? Im Urlaub bestaune ich gerne Gemüse, Käsesorten, Fisch und Fleisch und die Köstlichkeiten, die daraus zubereitet wurden. Es ist eine Pracht ‑ so wie der Erntealtar.
Warum legen wir Früchte und Gemüse vor den Altar? Weil es eine besonders schöne Dekoration ist? Oder geht es um mehr?
Herkömmlich spricht man von „Erntegaben“ – doch für wen sind die Gaben? Für Gott? Gott braucht sie nicht! Jedenfalls nicht für sich!
Was wir tun, ist eine Geste an den unsichtbaren Gott, dessen Gegenwart der Altar darstellt. Wir wollen die gute Ernte Gott zeigen.
– Auch wenn er dieser Information nicht bedarf –für uns ist diese Geste wichtig. Wir freuen uns über die Ernte und die gut geratenen Früchte der Erde und wollen sie dem Schöpfer zeigen.
Wem aber danken wir für die Ernte?
Wem danken der Patient und der Arzt für die Heilung?
Wem dankt der Lehrer, dass seine Bemühungen nicht vergeblich sind?
Wem dankt ein Jugendlicher für den Erfolg in der Schule?
Viele Menschen sind an der Ernte beteiligt: sie haben Saatgut gezüchtet, die Felder bestellt und die Ernte eingebracht – bis hin zu denen, die die Erntemaschinen erfinden und bauen.
Es ist würdig und recht, diesen allen zu danken für ihre Arbeit und Mühe, für ihr Können und ihre Sorgfalt.
Gerade die Landwirte wissen am besten, wie viele Stunden sie auf dem Traktor saßen, wie viel Dünger ausgestreut wurde und wie das Unkraut und Schädlinge zu bekämpfen waren.
Doch gerade sie feiern (wenn sie glaubend sind) oft mit großer Freunde Erntedank. Sie sind dankbar, weil sie wissen: trotz aller Mühe ist es nicht nur mein Werk!
Die Erde bringt die Frucht hervor!
Sie danken dem Schöpfer aller Dinge, dass ihrer Arbeit Frucht gebracht hat und nicht vergebens war. Dadurch wird ihr Tun und Können in keiner Weise geschmälert.
Vielmehr nehmen sie in ihrem Tun das Leben an und den Auftrag, für das Leben zu sorgen.
Wir danken Gott zu Recht für den Ertrag unserer Arbeit, für all das, was uns in Beruf und Familie und sonst irgendwo gut gelingt.
Denn was immer wir auch forschen, entwickeln und tun – wir nutzen die Kräfte, den Reichtum, die Vielfalt die Gott in unsere Erde gelegt hat.
Die Erde, all ihre Kräfte und Schätze sind uns von Gott anvertraut. Wir erkennen den Auftrag, sie zu erforschen und zu nutzen –
je mehr wir aber unsere Möglichkeiten erweitern, desto mehr muss uns bewusst werden:
Das Leben und die Erde sind uns geschenkt. Uns ist die Sorge für das Leben anvertraut – aber nicht nur für unser eigenes Leben.
Wir werden uns immer mehr bewusst, dass wir den Auftrag haben, unser Wissen und Können für andere zu nutzen und auf das Wohl aller Lebewesen zu achten.
Denn diese Erde und das Leben hat Gott nicht nur uns geschenkt, sondern allen Menschen dieser Erde – im Norden und Süden, im Osten und Westen. Es ist die eine Erde für alle Menschen – heute und morgen.
Unser Dank für den Ertrag unserer Arbeit in Familie und Beruf, in Fabriken, Gärten, Äckern und Wald, kann nur ehrlich sein, wenn wir all das nicht nur für uns behalten, sondern wenn es allen zu Gute kommt. So wie Gott jedem Menschen Leben und Würde gibt.