2. November 2012: Allerseelen

Lesungen: Jes 25,6a.7-9  Mt 7,11-17

Was verändert sich, wenn ein lieber Menschgestorben ist?
Unmittelbar nach dem Tod ist es anders als Wochen und Monate danach.

Manchmal ist es ein Schock, dass jemand gestorben ist,
manchmal ist der Tod erwartet oder fast schon herbeigesehnt als Befreiung von Krankheit und Schmerz.

Manchmal ist der Verlust für die Zurückbleibenden kaum zu ertragen.
Manchmal ändert sich gar nicht viel.

Das Lukasevangelium erzählt die Geschichte einer Witwe, die ihren Sohn betrauert. Für Mütter und Väter ist es besonders schwer, wenn sie eines ihrer Kinder betrauern müssen.

Zu Lebzeiten Jesu erwartete die Frau in dieser Geschichte eine traurige Zukunft: Nach ihrem Mann hat sie auch den einzigen Sohn als Ernährer und Beschützer verloren. Sie war nun wirtschaftlich, sozial und rechtlich schutzlos und in ihrer Existenz gefährdet.

Jesus hatte Mitleid mit Ihr, erzählt Lukas. Und nachdem der Tote ins Leben zurückgeholt ist, heißt es: Jesus gab ihn seiner Mutter zurück.
Das Augenmerk liegt in der Geschichte darauf, dass Jesus die Not der Witwe abgewendet hat.

Manchmal befinden sich Trauernde in einer Situation wie diese Witwe:
Sie klagen über das Unglück, das ihnen widerfahren ist.
Sie klagen Gott an, der ihnen das nicht ersparte.

Dem gegenüber steht das Wort am Ende dieser Geschichte: „Gott hat sich seines Volkes angenommen!“

In zweifacher Weise beantwortet Gott in Christus die Trauerklage des Menschen:

Jesus wendet sich den Not – Leidenden zu:
Es wird deshalb immer Auftrag der Jünger Jesu sein, Menschen in Not zur Seite zu stehen, sich ihrer anzunehmen und ihre Not zu wenden.
Auch der Tod eines Verwandten soll niemand in Armut und Elend stürzen.

Zum anderen aber teilt Jesus das Todesschicksal mit uns und überwindet es, weil er in seinem Tod eine Zukunft hat und sieht.
Er glaubt und verkündet die Auferstehung der Toten.
Er stirbt ganz bewusst hinein in das Leben, das er erwartet.
Es ist das Leben in Gott und mit Gott – Wir nennen es meist den Himmel.

Es werden immer Fragen bleiben, denn Gott und das, was nach dem Tod kommt, ist und bleibt unseren Sinnen entzogen. Es ist und bleibt eine Sache des Vertrauens in das Leben und seinen Ursprung, den wir Gott nennen. Ein Gedicht von Lothar Zenetti verdichtet das Fragen  und Hoffen.

Lied am Grabe

Niemand weiß, wie lange werden wir noch sein,
morgen oder heute holt der Tod uns ein.

Keiner kann uns helfen, jeder stirbt allein,
und es bleibt am Ende nur ein Grab, ein Stein.

Alle unsre Namen wird der Wind verwehn,
oder ruft uns einer, dass wir fortbestehn?

Kann es sein, dass Gott uns einst vom Tod befreit
und in Freude wandelt alles Menschenleid?

Ob wir dann wie Kinder vor dem Vater stehn
und mit neuen Augen seine Wunder sehn?

Werden wir dann hören, wie die Schöpfung singt,
wie das Lied der Sterne und der Blumen klingt?

Eine neue Erde, wie soll das geschehn,
dass wir unsre Lieben einmal wiedersehn?

Oder sind das Träume, die wir uns erdacht?
Wer von uns ist jemals aus dem Tod erwacht?

Wer wälzt von dem Grabe uns den schweren Stein?
Wer kann, wenn wir tot sind, uns vom Tod befrein?

Einen sah ich sterbend in das Leben gehn,
und ihm will ich glauben, dass wir auferstehn.