Bußgottesdienst Advent 2012: „Wachet auf“, ruft uns die Stimme …

Die Vorlage zum Bußgottesdienst stammt vom Deutschen Liturgischen Institut.

kluge-Jungfrauen-2 Berner Münster

 

 

Wachet auf ruft uns die Stimme

Bußgottesdienst im Advent 2012

 

 

 

 

 

 

ERÖFFNUNG

Gesang zur Eröffnung GL 110/1

Einführung:  Schwestern und Brüder!
Es ist ein frohes Lied, dessen erste Strophe wir eben gesungen haben. Nicht nur weil der Text von einer Hochzeit handelt – vor allem die Melodie weckt eine frohe, festliche Stimmung. Erstaunlich ist, in welcher Situation dieses Lied entstanden ist:

Die Pest wütete in Unna, der Stadt, in der Philipp Nicolai, der Autor und Komponist dieses Liedes, lebte. Innerhalb eines Jahres hatte sie 1400 Menschen dahingerafft.
Nicolai singt mit seinem Lied gegen dieses Elend und gegen die allgegenwärtige Klage an. Im Bild von der Hochzeit singt er vom Schönsten, vom größten Glück: von der Liebe, von der Hochzeit, vom Fest.

Die Pest ist eine furchtbare Wirklichkeit. Aber es gibt noch eine andere Wirklichkeit, von der die Heilige Schrift, die Geschichte des Volkes Israel, reiches Zeugnis gibt.

GEBET
Hilf uns, Gott, dass wir in diesen Tagen
die Ankunft deines Sohnes voll Freude erwarten.
Nimm alle Trägheit von uns
und mache uns bereit, zu wachen und zu beten,
damit uns Christus nicht schlafend findet,
wenn er kommt und anklopft.
Er, der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.

Verkündigung und Gewissenserforschung

Nehmen Sie bitte das Bild zur Hand.

Evangelium von den klugen und törichten Jungfrauen? Mt 25,1-13

Das Bild zeigt Frauen mit brennenden Öllampen in den Händen. Das Gleichnis von den klugen und den törichten Jungfrauen wurde häufig an Portalen von Kirchen und Kathedralen dargestellt. Diese drei gehören zur Darstellung der Jungfrauen am Hauptportal des Berner Münsters.

Sie bilden ein Spalier. Wenn man durch das Portal eintritt, erinnern sie daran, dass es töricht ist, unvorbereitet auf den Bräutigam, auf Christus, zu warten. Klug sind die, die vorgesorgt und ihre Lampen aufgefüllt haben. In diesem Gottesdienst haben wir – um im Bild zu bleiben – Gelegenheit, unsere Lampen in Ordnung zu bringen. Nehmen wir uns jetzt Zeit.

Inhaltlich führt uns das Lied: Wachet auf, runftuns die Stimme durch diesen Gottesdienst. Impulse und Fragen können uns helfen, auf unser Leben zu schauen. Entsprechend den drei Liedstrophen sind die Denkanstöße in Abschnitte aufgeteilt.

Nach jeder Strophe hören wir zunächst jeweils eine kurze Lesung und einige Gedanken dazu. Dann regen uns die Fragen an, unser Leben in den Blick zu nehmen.

Lesung aus dem Buch des Propheten Jesaja. (Jes 52,8-9)

Horch, deine Wächter erheben die Stimme, sie beginnen alle zu jubeln. Denn sie sehen mit eigenen Augen, wie der Herr nach Zion zurückkehrt. Brecht in Jubel aus, jauchzt alle zusammen, ihr Trümmer Jerusalems! Denn der Herr tröstet sein Volk, er erlöst Jerusalem.

„Mitternacht heißt diese Stunde; sie rufen uns mit hellem Munde: ,Wo seid ihr klugen Jungrauen?‘ Wohlauf, der Bräutgam kommt; steht auf, die Lampen nehmt. Halleluja. Macht euch bereit zu der Hochzeit. Ihr müsset ihm entgegengehn.'“

So haben wir eingangs gesungen. Das Lied verbindet zwei Bibelstücke miteinander:
das Gleichnis Jesu von den klugen und den törichten Jungfrauen und den Ruf des Propheten Jesaja, der dem Volk Israel in der babylonischen Gefangenschaft einen Erlöser ankündigt, und dass es in die Heimat Jerusalem zurückkehren wird.

„Wacht auf“ ruft uns die Stimme. Gott kommt uns entgegen, er geht auf uns zu. Doch auch wir dürfen nicht untätig sein: „Wir müssen ihm entgegengehn. – Steht auf, die Lampen nehmt.“

Impulse zum Nachdenken

Was ist der Schlaf, aus welchem ich aufwachen muss? Wozu muss ich aufstehen?

Zwischen den folgenden Impulsen ist immer eine Pause zu machen, die es den Mitfeiernden erlaubt, die Frage innerlich zu beantworten.

  • Sind mir die Mitmenschen gleichgültig geworden?
    Wie es ihnen geht? Was sie brauchen?
  • Habe ich resigniert? Oder habe ich Ideale?
  • Welche Werte sind mir wichtig?

Was sind meine Lampen, mit denen ich dem Herrn entgegen gehe?

  • Kann ich Vertrauen schenken? Kann ich anderen Wohlwollen und Sympathie zeigen?
  • Was sind meine Fähigkeiten und Begabungen, die ich einsetzen und einbringen kann?

2 Minuten meditatives Orgelspiel

Lied: GL 110/1. Strophe – Zwischenspiel – GL 110/2

Lesung aus dem Buch des Propheten Jesaja. (Jes 60,1-2)

Mach dich auf, Zion, werde licht; denn dein Licht kommt, die Herrlichkeit des Herrn geht über dir auf. Denn siehe, Finsternis bedeckt die Erde und Dunkel die Völker, doch über dir geht leuchtend der Herr auf, seine Herrlichkeit erscheint über dir.

„Ihr Freund kommt“, „prächtig“, „von Gnaden stark, von Wahrheit mächtig“, „du werte Kron“, „Gottes Sohn“, „Hosianna“, „Freudensaal“, „Abendmahl“ – Aus dem Aufeinander-zu-Gehen, von dem die erste Strophe gesungen hat, wird in der zweiten die persönliche Begegnung:

Aus der Stadt Jerusalem ist die Braut geworden, die ihren Bräutigam bewundert und anbetet.

Die Worte „Freudensaal“ und „Abendmahl“ stellen eine neue Verbindung her: Der Bräutigam ist Jesus Christus und die Braut, das sind die Jünger Jesu, die mit ihm im Abendmahlssaal sitzen; die Kirche als Gemeinschaft der Christen ist die Braut Christi.

Gott kommt mir entgegen und bietet mir seine Freundschaft an.

Impulse zum Nachdenken

Christus kommt auch mir in meinem Leben entgegen.
Wie gebe ich ihm Gelegenheit, mir zu begegnen?
Wie gehe ich ihm entgegen?

  • Bete ich persönlich privat?
    Wie gestalte ich mein privates Gebet?
  • Was prägt mein Gebet zu sehr oder zu wenig: Staunen über Gottes Wirken, Freude, Dank, Lob, Klage, Bitte?
  • Wie feiere ich den Gottesdienst mit?
    Singe und bete ich mit? Öffne ich mich für Gottes Wort und das Geheimnis des Glaubens?
  • Wie versuche ich, meine Gottesbeziehung zu vertiefen?

2 Minuten meditatives Orgelspiel

Lied: GL 110/2. Strophe – Zwischenspiel – GL 110/3

Lesung aus dem Buch der Psalmen (Ps 150)

Halleluja! Lobt Gott in seinem Heiligtum,
lobt ihn in seiner mächtigen Feste!
Lobt ihn für seine großen Taten,
lobt ihn in seiner gewaltigen Größe!

Lobt ihn mit dem Schall der Hörner,
lobt ihn mit Harfe und Zither!
Lobt ihn mit Pauken und Tanz,
lobt ihn mit Flöten und Saitenspiel!

Lobt ihn mit hellen Zimbeln,
lobt ihn mit klingenden Zimbeln!
Alles, was atmet, lobe den Herrn! Halleluja!

In der dritten Strophe kommt die Bewegung der ersten beiden Strophen an ihr Ziel. Es ist mehr als ein Hochzeitssaal:
Besungen wird der himmlische Freudensaal. Hier herrscht nur noch Jubel.

Menschen und Engel bilden einen einzigen großen Chor, der jubelnd singend Gottes Thron umgibt?

Impulse zum Nachdenken

Was bewirkt dieses Bild in mir:

  • Möchte ich einstimmen in den Jubelchor? Möchte ich dazu gehören?
  • Sehne ich mich danach, so jubeln zu können?

Wirkt sich der Glaube an die Auferstehung in meinem Leben aus?

  • In Freude und Leid?
  • Im Umgang mit Menschen?
  • In der Suche und im Bemühen um ein erfülltes Leben?

2 Minuten meditatives Orgelspiel

Lied: GL 110/1. Strophe – Zwischenspiel – GL 110/2

BUSSE UND VERSÖHNUNG

Schuldbekenntnis – Vergebungsbitte

„Wachet auf“, ruft uns die Stimme … – das vertraute Lied hat uns vor Fragen gestellt: Welche Rolle spielt der Glaube ganz persönlich bei mir? Vor allem: Ist das, was ich mit dem Wort „Himmel“ verbinde, für mich eine Realität? Eine Realität, die etwas bewirkt: im Alltag, im Umgang mit meinen Mitmenschen, in dem, was mich zutiefst bewegt?

Jede und jeder hat seine eigene Geschichte mit Gott, seine besondere Beziehung zu ihm. Wir alle aber bleiben hinter dem zurück, was wir aus Gottes Gaben machen könnten.

Die Hoffnung und Freude des Glaubens könnten unser Leben noch stärker prägen.
Unser Verhalten gegenüber uns selbst und den Mitmenschen und gegenüber Gott widerspricht oft dem, was wir glauben und nbekennen und was Gottes Willen entsprechen würde.

Deshalb wollen wir jetzt mit den Worten des Allgemeinen Schuldbekenntnisses miteinander und füreinander Gott um Verzeihung bitten:

Ich bekenne Gott, dem Allmächtigen, …

Gott hat Jesus in die Welt gesandt, um uns mit sich zu versöhnen.
Er hat uns den Heiligen Geist gesandt, den Geist des Friedens und der Versöhnung. Er verzeihe uns unsere Sünden.
Er führe und leite uns in der Nachfolge Jesu, damit wir einst teilhaben an der himmlischen Freude. Amen.

Friedensgruß

Im Advent betrachten wir, dass Gott uns entgegenkommt, um uns Frieden und Versöhnung zu schenken durch Jesus Christus:
Sein Friede sei allezeit mit euch.

Gebt einander ein Zeichen des Friedens und der Versöhnung.

Vater Unser

L: Als versöhnte Kinder des einen himmlischen Vaters dürfen wir beten, wie uns unser Bruder Jesus Christus selbst gelehrt hat:

A: Vater unser … Denn dein ist das Reich …

Zeichen der Umkehr

„Wo seid ihr klugen Jungfrauen?“ – Vielleicht ist es Ihnen beim Gesang der ersten Strophe unseres Liedes aufgefallen: Es ist nur von den klugen Jungfrauen die Rede. Die törichten werden gar nicht erwähnt.
Das ist so, weil das Lied mitten im Elend Hoffnung wecken will.
Das ist Advent. Wir wollen klug sein.
Wir dürfen und wollen dem Herrn mit brennenden Lichtern entgegen gehen.

Überlegen wir, welches Zeichen wir in unserem Leben setzen.
Wie machen wir deutlich, dass wir an Jesus Christus glauben,
dass wir für ihn brennen, dass er es ist, dessen Ankunft wir erwarten und ersehnen.

Orgelmeditation zu „Wachet auf‘ —

ABSCHLUSS

Dankgesang

Am Ende dieses Gottesdienstes fassen wir, was uns jetzt bewegt hat, noch einmal zusammen, indem wir das Lied, das uns jetzt begleitet hat, noch einmal mit allen seinen Strophen singen.

GL 110,1-3       „Wachet auf`, ruft uns die Stimme

Segen

Der barmherzige Gott hat uns den Glauben an das Kommen seines Sohnes geschenkt; er segne und heilige euch (uns) durch das Licht seiner Gnade. – A: Amen.

Er mache euch standhaft im Glauben, froh in der Hoffnung und eifrig in den Werken der Liebe. – A: Amen.

Die erste Ankunft des Erlösers sei euch ein Unterpfand der ewigen Herrlichkeit, die er uns schenken wird, wenn er wiederkommt auf den Wolken des Himmels. – A: Amen.

Das gewähre euch der dreieinige Gott, der Vater und der Sohn + und der Heilige Geist.

A: Amen.

POSTLUDIUM Improvisation über „Wachet auf, ruft uns die Stimme“

„Wachet auf`, ruft uns die Stimme
der Wächter sehr hoch auf der Zinne,
„wach auf, du Stadt Jerusalem!“ ‑
Mitternacht heißt diese Stunde;
sie rufen uns mit hellem Munde: ‑
„Wo seid ihr klugen Jungfrauen?
Wohlauf, der Bräutgam kommt;
steht auf, die Lampen nehmt. Halleluja.
Macht euch bereit zu der Hochzeit,
ihr müsset ihm entgegengehn.“

Zion hört die Wächter singen;
das Herz tut ihr vor Freude springen,
sie wachet und steht eilend auf.
Ihr Freund kommt vom Himmel prächtig,
von Gnaden stark, von Wahrheit mächtig;
ihr Licht wird hell, ihr Stern geht auf.
Nun komm, du werte Kron,
Herr Jesu, Gottes Sohn. Hosianna.
Wir folgen all zum Freudensaal und halten mit das Abendmahl.“

Gloria sei dir gesungen
mit Menschen- und mit Engelzungen,
mit Harfen und mit Zimbeln schön.
Von zwölf Perlen sind die Tore
‚an deiner Stadt; wir stehn im Chore
der Engel hoch um deinen Thron.
Kein Aug hat je gespürt,
kein Ohr hat mehr gehört solche Freude.
Des jauchzen wir und singen dir
das Halleluja für und für.

Bußgottesdienst im Advent „Wachet auf,
Herausgeber: Deutsches Liturgisches Institut, 54216 Trier.
Foto: S. Angerhausen: Die klugen Jungfrauen, Hauptportal des Berner Münsters 1460/80.

 

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