3. Februar 2013: 4. Sonntag im Jahreskreis

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Das Lukasevangelium schildert hier ein Musterbeispiel dafür, wie Menschen aneinander geraten können, ohne dass es unbedingt nötig wäre und ohne, dass es jemand gewollt hätte.

Es hatte gut begonnen. Das hörten wir am vergangenen Sonntag: Jesus liest Jesaja: Ich bin gekommen, um ein Gnadenjahr des Herrn auszurufen. Er sagt: Heute hat sich das Schriftwort erfüllt. Alle staunten über ihn!

Allzu verständlich ist der Satz: Ist das nicht der Sohn Josefs?
Wer hätte dem solche Worte zugetraut?

Dann aber ergreift Jesus das Wort und bringt die Situation zum Kippen!
Er provoziert seine Landsleute bis aufs Äußerste, mit diesen Beispielen von den Propheten Elija und Elischa!

„Ihr glaubt mir so wenig, wie die Israeliten damals den Propheten glaubten!“ Und unversehens stellt er sich damit ausdrücklich neben diese beiden größten Propheten des Volkes!

Ich habe Lukas gefragt:
Lieber Evangelist Lukas warum steht diese Szene in deinem Evangelium! Du willst doch die Leser für den Glauben an Jesus gewinnen – hier aber legt er es geradezu drauf an, die Leute gegen sich aufzubringen! Warum und wozu hast Du das geschrieben?

Der Evangelist Lukas antwortete mir in einem Brief:

Lieber Martin,
danke, dass Du mein Evangelium so sorgfältig liest.
Ich gratuliere Dir, dass Du bemerkst, wie schwierig diese Szene ist. ‑
Obwohl Du von Kindheit an gewohnt bist zu denken, dass Jesus nichts falsch machen kann.

Ja, ich habe diese Szene mit Absicht so geschildert und verfasst.
Ich versuche Dir zu erklären, warum:

Du weißt: In Nazareth ist der erste öffentliche Auftritt Jesu. Wer mein Evangelium liest, soll von Anfang an merken, wie das alles enden wird.
Ich will Jesus von Anfang an vorstellen als den, der „gekommen ist, zu suchen und zu retten, die verloren sind!“;

als Propheten den Leuten den Spiegel vorhält und der von den Führenden verurteilt wird und auch als den, der hindurch geht.

Das alles deute ich schon in dieser Nazareth Szene an. Deshalb geht die Begegnung Jesu mit seinen Landsleuten in Nazareth genauso schief, wie die Begegnung mit den Führenden in seinem Volk.

Den Leuten fiel es damals sehr schwer zu glauben, dass der Retter, den Gott sendet, als Mensch unter Menschen lebt; dass er als ganz normales Kind aufgewachsen ist; dass er ganz normale Eltern hatte.
Man hat sich vorgestellt, dass der Messias Gottes mit Macht und Herrlichkeit kommt – und nicht als Sohn eines Zimmermanns.

Fällt es den Menschen in Deiner Zeit leichter an Jesus von Nazareth zu glauben? Glauben sie heute leichter, dass Gott ihn als Retter gesandt hat?
Obwohl er einfach Mensch war?

Ich will, dass die Leser meines Evangeliums sich keine Illusionen machen: Der Weg Jesu, sein Leben, seine Botschaft – es ist schon eine riesige Herausforderung darin das Wirken Gottes zu erkennen.

Aber das ist eben die Botschaft Jesu:
Erwartet das Reich Gottes nicht nur für eine ferne Zukunft.
Es ist mitten unter euch und es liegt an euch, dass es sichtbar wird.

Diese Welt ist Gottes Welt und er wirkt das Heil durch euch Menschen!

Vergebt – dann vergibt auch Gott!
Heilt – Gott gibt euch die Kraft!
Befreit – Gott hat euch den Geist der Freiheit geschenkt.

Heute gilt es, Gottes Willen zu tun – so wie es Jesus tat!
Gott rettet – das ist sein Name und sein Programm!

Und weil Gott niemanden im Stich lässt und vergisst,
weil Gottes Kraft im Menschen ist,
deshalb geht Jesus durch alle Anfeindungen hindurch und lässt sich nicht beirren. Herzliche Grüße. Dein Lukas.

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