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Die Gleichnisgeschichte vom barmherzigen Samariter überliefert nur das Lukasevangelium!
Eigentlich ist das verwunderlich – denn diese Geschichte ist doch so anschaulich, dass man sie sich immer merken wird, wenn man sie einmal gehört hat.
Zugleich aber: wir wissen ja, dass Lukas es versteht einzigartig anschaulich Geschichten zu erzählen, die sich jedem einprägen, der sie hört.
Ich muss sie aber heute ein wenig enttäuschen:
Dieses Gleichnis vom barmherzigen Samariter ist nur ein Beispiel und es geht weniger darum, die jüdischen Tempelpriester und ihre Helfer, die Leviten in einem schlechten Licht darzustellen.
Etwas anderes möchte ich betonen:
Ist ihnen aufgefallen, dass sowohl das Gebot der Liebe zu Gott als auch das Gebot der Liebe zum Nächsten der Thora entnommen sind,
also der Heiligen Schrift der Juden?
Das Gebot der Gottesliebe findet sich im Buch Deuteronomium und das Gebot der Nächstenliebe im Buch Leviticus!
Das Doppelgebot der Liebe sehen wir für uns Christen als besonders und ursprünglich und wesentlich an – und doch stammen diese beiden aus dem Schatz unserer älteren Schwestern und Brüder, aus dem Schatz des Volkes Israel und der Juden, wie wir sie heute nennen.
Wir sollten also große Hochachtung haben vor den Juden – denn ihnen verdanken wir die Offenbarung Gottes in Jesus Christus: und Jesus Christus schöpfte ganz und gar aus dem Schatz der Offenbarung Gottes in seinem Volk Israel.
Wenn aber sogar das Liebesgebot der jüdischen Überlieferung entstammt? Was unterscheidet uns eigentlich voneinander?
Was ist das besondere, einzige an unserem christlichen Glauben im Vergleich zur jüdischen Religion?
Dieses Bild, ist zugegeben eine sehr schlichte Darstellung der Samaritergeschichte.
Die Räuber, der Priester und der Levit, der überfallene auf dem Reittier, die Herberge – alles ist leicht erkennbar und sehr einfach für Kinder gezeichnet.
Entscheidend ist die Gestalt in der Mitte, der barmherzige Samariter:
Er ist doppelt so groß dargestellt wie alle anderen Personen. Er blickt gleichzeitig auf uns und auf den überfallenen Mann!
Überaus auffallen ist das weiße Tuch, das nach Beduinen Art seinen Kopf schützt und lange auf den Rückenherunterfällt.
Dieses weiße Tuch erinnert an das Leinentuch, mit dem Jesus am Kreuz noch bedeckt bleibt. Es erinnert an das Untergewand Jesu, um das die Soldaten würfeln, weil sie es nicht zerstückeln wollen.
Das Bild identifiziert den barmherzigen Samariter in der Geschichte mit Jesus selbst, der in einer Tat völlig selbstloser Liebe und Hingabe sein Leben gab, um so Gottes Liebe sichtbar zu machen.
Der also, der sein Leben aus Liebe hingibt,
der ist es, der die Geschichte vom barmherzigen Samariter erzählt,
und es ist seine eigene Geschichte,
und er ist es, der seine Schüler ermuntert:
Geh und handle genauso!