Hier geht es zu den liturgischen Texten: 
Eine sehr eindrückliche Geschichte:
Soll ich mich mit Lazarus freuen?
Oder mit dem Reichen doch Mitleid haben – sein Geschick scheint endgültig zu sein?
Oder mich über Abraham (Gott) wundern, der so unbarmherzig ist?
Oder schadenfroh sein, weil es dem Reichen recht geschieht?
Oder um seine Brüder zittern, dass sie doch auf die Gebote hören?
Leider muss ich zugeben, dass diese Beispielgeschichte durchaus eine Wirklichkeit beschreibt, die wir tagtäglich beobachten müssen:
Reiche sind blind und gleichgültig gegenüber der Not der Armen.
Reiche sind blind und gleichgültig gegenüber dem Zusammenhang zwischen ihrem Reichtum und der Armut der Armen.
(Kleidungs- und Lebensmittelherstellung, Rohstoffausbeutung, Landgrapping, Prekäre Arbeitsverhältnisse, schamloses Ausnützen von Gesetzen, um Lohnkosten zu sparen, Steuern vermeiden)
Reiche erklären Reichtum durch Klugheit und Fleiß – Armut durch Faulheit und Dummheit.
(Jeder ist seines Glückes Schmid)
Armut ist leise:
Man geht nicht oft aus dem Haus.
Man beteiligt sich nicht an Diskussionen.
Man versteckt die Armut, so gut man kann.
Man ist Bittsteller und abhängig von der Gunst anderer
und muss sich so manchen rüden Ton gefallen lassen.
Diese Beispielgeschichte gilt nicht den Armen: Sonst wäre sie leicht falsch zu deuten:
Halte deine Armut aus – im Himmel wird es dir gut gehen.
Diese Geschichte gilt denen, die in Gefahr sind, blind zu werden für die Armen, die in Gefahr sind, gleichgültig zu werden gegenüber den Armen.
Macht es nicht wie der Reiche, der Gottes Gebot überhört und missachtet:
Es ist eine Qual zu entdecken, dass man versäumt hat, die Not der Anderen zu lindern.
Und das, was man versäumt hat, so lange man Zeit gehabt hat, lässt sich nicht mehr nachholen. Die Einsicht in das Versäumte, mag brennen wie Feuer im eigenen Gewissen. Der innere Frieden, der dadurch entsteht, dass man gerecht und solidarisch handelt und Menschen aus der Not hilft, ist nicht im Nachhinein zugewinnen.
Macht es anders: Seid nicht blind für die Not der Armen, sondern tut fas Eure, um Sie zu lindern!