Hier geht es zu den liturgischen Texten: 
Ein ungerechter Richter, der weder Gott fürchtet, noch auf Menschen Rücksicht nimmt, wird Gott gegenübergestellt.
Der ungerechte Richter verhilft der Witwe um ihrer Hartnäckigkeit willen zu ihrem Recht.
Wenn wir Christen aufhören würden, zu Gott zu beten, ihm unsere Not und unsere Klage entgegenzuschreien – das wäre ein fürchterliches Zeichen.
Dann würden wir weniger Hoffnung auf Gott setzen, als die Witwe auf den stadtbekannten ungerechten Richter.
Wir würden Gott überhaupt nichts mehr zutrauen – keine Art von Barmherzigkeit oder wenigstens Gerechtigkeit!
Jesus aber hat genau das vorgelebt. Er macht uns Mut, unserem Vater im Himmel zu vertrauen: Wer bittet, der empfängt; wer sucht der findet, wer anklopft, dem wird aufgetan.
Wenn wir Tag und Nacht zu Gott beten, dann wird er seinem Volk Recht verschaffen.
Alles dürfen wir Gott entgegenschreien:
die Bitte um Gesundheit und um Befreiung aus der Not,
die Bitte um alles Gute, das wir für uns selbst oder für einen anderen erhoffen;
Die Bitte für den Frieden zwischen den Völkern und unter den Menschen eines Landes; die Bitte für ein Ende des Hungers in der Welt;
Die Bitte für die Kirche, die doch von Gott dazu bestimmt ist, den Menschen Heil und Segen zu bringen und zu verkünden.
In all unseren Bitten und Schreien (!) drücken wir aus, dass wir Gott vertrauen, dass er uns Recht verschafft.
Schwestern und Brüder,
auch Jesus selbst hat seine Not seinem Vater entgegengeschrien: am Kreuz, den Tod erwartend und ersehnend schrie er jenes enttäuschte „Mein Gott, warum hast Du mich verlassen!“
Jeder, der vergeblich auf Rettung, Heilung hoffte, kann mit Jesus schreien: „Mein Gott, warum hast Du mich verlassen!“
Jesu letztes Wort aber war: „Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist!“
Hören wir nicht auf, Gott zuzutrauen, dass er uns hilft, was immer auch unsere Not ist. Bitten wir ihn um alles und mit aller Beharrlichkeit.
Schreien wir zu ihm in jeder Not.
Wir wissen ja nicht, wie er den Strom des Lebens in die Zukunft leitet.
Vertrauen wir ihm, dass er es gut machen wird und dass es für jeden gut werden wird.
Zugleich aber, möchte ich uns noch eines zu bedenken geben:
Auch ich möchte dazu einen Vergleich aus unserer Erfahrungswelt nutzen:
Der neue Trainer des FC Bayern, Pep Guardiola, sagte: ich bin ein Freund meiner Spieler, wenn sie meine Worte beachten. Dann werde ich sie so führen, dass wir alle zusammen Erfolg haben werden.
Wenn schon ein Fußballtrainer von seiner Mannschaft verlangen kann, dass sie auf ihn hört, damit es gut wird!
Dann sollten wir doch, wenn wir zu Gott schreien, nicht vergessen auch auf ihn und seine Worte zu hören, damit er uns führt, damit wir den Weg finden, damit wir ihn finden, der uns Anteil geben wird an seiner himmlischen Herrlichkeit.
Das denke ich, passt gut zum Kirchweihfest: denn wir versammeln uns hier in der Kirche, um Gottes Wort zu hören, um unsere Erlösung und Befreiung, unsere Rettung und unseren Sieg zu feiern, und auch um miteinander in unserer Not Gott zu bitten.
So sind wir Kirche: betende Gemeinschaft voll Dankbarkeit und Vertrauen gegenüber unserem Gott. Er wird nicht zögern, uns Recht zu verschaffen und uns zu sich zu holen.