24. November 2013: Christkönigssonntag

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Kreuz Worms 2Jesus war mit seinen Jüngern in Jerusalem eingezogen. Das Volk hatte ihn begrüßt mit den Freudenrufen: „Hosanna dem Sohne Davids. Hochgelobt, der da kommt im Namen des Herrn!“

In den Tagen danach stritten die Jüngern, wer von ihnen der Größte sei. Jesus wies sie zurecht und sagte: (Lk 22)

25 Die Könige herrschen über ihre Völker und die Mächtigen lassen sich Wohltäter nennen. 26 Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern der Größte unter euch soll werden wie der Kleinste und der Führende soll werden wie der Dienende. 27 Ich bin unter euch wie der, der bedient.

Jesus ist der Retter und Erlöser der Armen und Kleinen!
Die Reichen und Mächtigen mit ihrer Selbstherrlichkeit sieht Jesus als diejenigen, die die Armen und Kleinen unterdrücken und ausnützen.
Dagegen protestiert Jesus energisch.
Unter seinen Jüngern jedenfalls soll ein anderer Geist herrschen:  sie sollen füreinander da sein, sie sollen keine Vorrechte beanspruchen; sie sollen sich nicht bedienen lassen, sondern sollen anderen dienen.

Jeder kennt solche selbsternannten Könige: sie versuchen, ihren Willen durchzusetzen und über andere zu bestimmen – nach ihren eigenen Interessen. Jeder hat damit Erfahrungen …
Manchmal verhalten wir selbst uns als kleine selbst ernannte Könige.

Schon am Tag darauf steht Jesus vor Pilatus und antwortet auf die Frage: Bist du der König der Juden schlicht und klar: „Du sagst es!“

Was ist königlich an Jesus Christus?
Er handelt königlich, weil er sich treu bleibt: trotz Erniedrigung und Verrat und obwohl ihn seine Freunde und Schüler im Stich lassen.
Er reagiert nicht mit Aggression, er wird nicht hysterisch.
Er steht fest in seinem Vertrauen und in seiner Hoffnung und verkündet dadurch und deshalb auch in dieser prekären Lage noch seine Botschaft, dass Gottes Reich allen Menschen offen steht und dass niemand das Recht hat, andere aus der Gemeinschaft mit Gott auszuschließen:

Nach der Antwort an Pilatus hören wir Jesus erst wieder sprechen, als er schon am Kreuz hängt. Da sagt er zu dem, der mit ihm gekreuzigt wurde:
„Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein!“

Der hatte ihn nämlich gebeten: „Jesus denk an mich, wenn du in deiner Macht als König kommst.“
Er schaute auf Jesus, der wie ein König aufrecht und seiner selbst gewiss, seinen Weg ging. Da bekam er die Kraft, zu seinem Leben zu stehen und entdeckte, dass er wie Jesus neben ihm eine Würde besitzt, die ihm kein Mensch nehmen kann.

Dann sagt Jesus seinen letzten Satz: Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.

Während die mächtigen alles Mögliche unternehmen, während all der Hektik und Aufgeregtheit in ihrem Prozess behält Jesus die Ruhe: sein Weg musste ihn in Konflikt bringen – und jetzt war es soweit. Doch sah er vor sich das Leben – nicht den Tod.

Das ist ein Impuls für uns: Wenn ich meinen Weg gehe – und wenn ich mit mir und Gott im Reinen bin – dann kann ich wie Jesus königlich – also selbst bestimmt und gelassen – meinen Weg gehen – was auch kommen mag, ich brauche mich nicht zu ängstigen.

Gerne möchte ich mich in dem Verbrecher neben Jesus wiedererkennen:
Jesus macht ihm Hoffnung: Er wird Anteil haben an diesem Königtum Jesu und mit ihm im Paradies sein!

Genauso möchte Ich meine Hoffnung auf Jesus setzen.
Er gibt mir Anteil an seiner Kraft und seiner Hoffnung und an seinem königlichen Leben.

10. November: 32. Sonntag im Jahreskreis

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Das Evangelium heute führt uns mitten in die Frauenwelt des Orients:
Da spielte es scheinbar keine Rolle, ob eine Frau nach dem Tod ihres Mannes heiraten wollte – sie musste heiraten, wenn es möglich war:

1. Damit ihr Mann doch noch Kinder bekam und
2. Damit sie nicht der Armut und dem Elend preisgegeben war.

Witwe zu sein bedeutete in der Regel arm zu sein. Heute ist für die Frauen tatsächlich vieles besser geworden!

Liebe Schwestern und Brüder, es geht in diesem Streitgespräch allerdings nicht um die Situation der Frauen – es geht um eine religiöse Grundfrage:
Gibt es die Auferstehung der Toten und das ewige Leben – so wie Jesus es verkündet hat?

Wenn sie mit ihren Freundinnen und Nachbarn darüber sprechen, kann es ihnen wie Jesus ergehen: Die Sadduzäer wollten ihn und seine Botschaft der Auferstehung und des ewigen Lebens lächerlich machen.
Heute wird behauptet, der christliche Glaube an Gott, an die Auferstehung widerspräche der Vernunft und der Wissenschaft, sei unlogisch. Dieser Glaube behindere den Menschen mehr, sein Leben gut zu gestalten, als dass er ihm dabei hilft.

Liebe Schwestern und Brüder, wie Jesus sollten wir dann ebenfalls eine Antwort wissen:

Widersprechen sich die Leugner des Auferstehungsglauben nicht selbst,
wenn sie den Menschen und alle Lebewesen zu einer biochemischen Maschine degradieren, mit der nach dem Tod des Körpers alles aus ist?

Warum können Menschen „ich“ und „Du“ sagen?
Warum können sogar Tiere sich freuen?
Wie kann es sein, dass wir Menschen „nachdenken“ über das Leben und immer besser verstehen lernen, wie die Mechanismen des Lebens sind?

Wer leugnet, dass der Mensch Gottes Geschöpf ist und mit Geist und Seele begabt, widerspricht sich eigentlich selbst.
Gerade er setzt doch seine Fähigkeit des freien Denkens ein, um zu behaupten, dass alles nur biologischen Gesetzen gehorche.

Der Mensch ist mehr als Biologie:
Der Mensch hat eine Seele, er hat einen Willen und er hat Vernunft.

Deshalb fragt der Mensch auch nach seinem Ursprung, nach dem Ursprung der Erde und des Universums.

Dieser Ursprung kann nicht geringer sein als der Mensch, der nach seinem Ursprung fragt. Vielmehr ist die Welt durch seine Weisheit und Macht geworden.
Wie von selbst liegt der Gedanke nahe, dass er auch die Zukunft ist, dass er nicht nur am Anfang steht, sondern auch das Ziel ist:

Wir erwarten nicht den Tod, den Untergang des Seins,
sondern wir leben hin auf ein Ziel: dass wir bei ihm sein dürfen, von dem wir das Leben empfangen haben und der uns das Leben gibt.

Wir leben hin auf die Freude, auf das Licht, auf die Vereinigung mit Gott, den Jesus seinen himmlischen Vater nennt.
Von dieser frohen Erwartung ist unser Leben durchdrungen:
Diese Erwartung gibt uns Kraft, als Gottes Ebenbild, als Gottes Kind die Welt zu gestalten, so dass sie Gottes Willen entspricht:

Wir wissen, dass es wichtiger ist, gut und barmherzig zu handeln,
als möglichst viel für sich selbst aus dem Leben herauszuholen.

Diese Erwartung hilft uns in schweren Zeiten, dass wir nicht verzweifeln, sondern uns in Gottes Hand legen, der alles gut machen kann.

Diese Erwartung bewahrt uns davor, wie Räuber zu leben, denen es darum geht, möglichst große Beute zu machen. Die Fülle des Lebens müssen wir nicht mit allen Mitteln in dieser Welt erkämpfen, sondern Gott hält die Fülle des Lebens für uns bereit.

Das gibt uns die Kraft, jetzt für andere einzutreten und etwas zu tun, damit das Leben menschlicher wird und damit unsere Hoffnung sichtbar wird in dem Guten, das wir einander und anderen tun.

02. November 2013: Allerseelen

Bayern 5 – der Nachrichtensender – brachte gestern mehrfach eine Kurzreportage über Allerheiligen und die katholischen Bräuche an diesen Tagen. Die Journalistin sagte: „Wer in diesen Tagen Friedhöfe besucht, erlebt ein zu Herzen gehendes Spektakel: viele hundert Kerzen, die Grablichter, flackern an den Gräbern.“
Es war ein sehr positiver Bericht – nur das Wort Spektakel passt nicht zu den Kerzen an den Gräbern. Wir führen kein Spektakel auf, wenn wir Kerzen an den Gräbern entzünden!

An den Gräbern beten wir: „Unseren Verstorbenen leuchte das ewige Licht!“ – Wo Licht ist, kann Leben entstehen – wo es dunkel ist, da ist kein Leben, da ist nur Tod!
Wenn wir beten: „Unseren Verstorbenen leuchte das ewige Licht!“ dann beten wir darum, dass sie in diesem ewigen Licht leben dürfen!

Wir zünden an den Gräbern Lichter an, weil wir den Verstorbenen ein Licht bringen wollen und auch, damit in unserer Trauer ein Hoffnungslicht leuchtet.

Schwestern und Brüder, so gerne möchten wir glauben, dass unsere Verstorbenen leben, dass sie im Himmel sind – doch das stärkste Argument dagegen ist, dass wir uns dieses ewige Leben im ewigen Licht Gottes nicht vorstellen können. Alle Bilder, alle Wörter entstammen der menschlichen, der irdischen Phantasie und sind – nur Spekulation.

Und doch beten wir: „Das ewige Licht leuchte ihnen, oh Herr!“

Das ewige Licht ist das Licht Gottes, das Licht in dem Gott ist und das von Gott ausgeht. Jesus spricht davon, wenn er sagt: „Ich bin das Licht des Lebens!“
Das Bild vom ewigen Licht geht also auf Jesus und seine Verkündigung zurück. Deshalb ist es für mich ein Bild, das wirklich etwas sagt, über das, was uns nach dem Tod erwartet: Nicht Dunkelheit, sondern Licht.

Wer Licht sehen kann, der lebt im Licht Gottes – der steht nicht auf der Schattenseite des Lebens sondern auf der Sonnenseite.
Das ist mir wichtig, wenn ich daran denke, welche Dunkelheiten zu unserem Leben gehören: Schmerzen, Ängste, Misserfolge, Versagen, Schuld, Mangel – Dem das ewige Licht leuchtet, für den gibt es keinen Mangel mehr, keine Dunkelheit, keinen Schatten.

Das ewige Licht durchdringt uns durch und durch und alles in uns wird zu Licht, ja wir werden selber Licht, werden mit dem Licht Gottes, dem ewigen Licht vereint.

Schwestern und Brüder, der Glaube an Gott, der das Licht erschaffen hat und der selber Licht ist, und der Glaube an das Ewige Leben im Licht Gottes gehören untrennbar zusammen.

Durch unseren Glauben an Gott, leben wir jetzt schon in dem Licht und haben Anteil am Licht Gottes, so wie Jesus sagte: Ich bin das Licht der Welt.
Jesus ging noch weiter und sagte: 
„Ihr seid das Licht der Welt!“

Das Licht Gottes strahlt schon in unser Leben mit seinen Dunkelheiten hinein. Wenn wir Hoffnung fassen, wenn wir Gemeinschaft erfahren, Zuneigung und echte Menschlichkeit, spüren wir das ewige Licht schon jetzt in diesem Leben – jenes Licht, das uns einmal durchdringen wird, wenn uns einmal das ewige Licht leuchtet.

27. Oktober 2013: 30 Sonntag im Jahreskreis

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Wir sind überzeugt vom Grundsatz der Toleranz: „Jeder möge nach seiner Facon selig werden!“ sagte Friedrich II. von Preußen – und so denken wir heute.
Es ist geradezu ein Tabu, anderen seine eigene Meinung aufdrängen zu wollen.

Das Mt.Evangelium aber schließt mit den Worten: „Geht zu allen Völkern. Macht sie zu meinen Jüngern und lehrt sie alles zu befolgen, was ich euch geboten habe und tauft sie …“

Dürfen wir diesen Missionsauftrag ernst nehmen, oder müssen wir uns ihm verweigern?

Was bedeutet Mission? Wie können wir in unserer Zeit, in der Toleranz und Freiheit so große Werte sind, Mission verstehen und leben?

Zunächst haben wir Christen durchaus das Recht und die Pflicht vor unserem Gewissen, unseren Glauben an Christus zu bekennen und zu bezeugen. Auch das Christentum ist eine religiöse Überzeugung.
Und wie jede Religion und Überzeugung haben wir den inneren Drang, die Hoffnung, die Freude, die Wahrheit mit anderen zu teilen!

Der Glaube an Gott wirkt stark in das Leben des Glaubenden und in das Leben der Gesellschaft hinein:

Der Glaube an Gott, den Ursprung und die Quelle des Lebens, bringt unmittelbar die Einsicht, dass es Werte und Gebote gibt, die für jeden Menschen gelten – über die sich kein Mensch stellen darf.Der Glauben an Gott gibt dem Leben eine Perspektive, dass nicht das Materielle entscheidend ist und zählt, sondern dass Mitmenschlichkeit das wichtigste ist.

Der Glaube an Jesus Christus befreit den Gottesglauben von der Gefahr in als Werkzeug der eigenen Macht zu missbrauchen:
Gott sagt Ja zum Menschen – auch wenn er ein Sünder ist!
Und jeder Mensch kann sich – in der Nachfolge Jesu – als Kind Gottes erfahren und hat Zugang zum himmlischen Vater.

Wenn wir Christen Menschen begegnen, dann sind wir überzeugt, dass Gott bei ihnen ist und dass Gott ihnen nahe ist.
Wir dürfen Gott sozusagen entdecken – gerade auch bei den Menschen, die einer anderen Religion angehören oder die gar nicht an Gott glauben.
Für uns Christen gibt es keine „gott-losen“ Menschen.

Genau das aber ist es, was wir in der Nachfolge Jesu zu verkünden haben: dass Gott der himmlische Vater aller Menschen ist und dass sein Reich allen Menschen offen steht, dass jeder Mensch Gottes Kind ist!
Dass Gott dem Menschen treu ist und ihm Anteil gibt an seiner Ewigkeit.
Dass Gott Gerechtigkeit will und Frieden und Freiheit für alle,
Dass Hunger und Armut Übel sind, die bekämpft werden müssen,
ebenso wie Verachtung und Feindschaft zwischen den Menschen.

Wer dies glaubt und lernt Gott zu vertrauen als seinem himmlischen Vater, der ist ein Jünger Jesu geworden und kann beginnen, seine Gebote zu befolgen: Liebe Gott und den Nächsten!

Von Anfang an machten die Christen die Erfahrung, dass ihre Mitmen­schen diesen Glauben nicht annehmen und nicht tolerieren konnten.
Es ist dann nicht nur unmöglich, andere zu Jüngern Jesu zu machen – sondern der Glaube an Jesus wird zur Gefahr für das eigene Leben:
Christen wurden verfolgt und werden verfolgt – bis auf den heutigen Tag.
Und leider sind auch Christen der Versuchung erlegen, andere wegen ihres anderen oder falschen Glaubens zu verfolgen.
In solchen Zeiten geben Christen Zeugnis durch die Unbeirrbarkeit ihres Glaubens: Der Blick auf die Kreuzigung und Auferstehung Jesu gab und gibt ihnen dazu Kraft und Mut.

Auch wir leben heute in einer schwierigen Situation:
Viele Menschen leben ohne Gott und Kirche – und sie leben nicht schlechter als wir. Manchmal werden wir lächerlich gemacht, manchmal machen wir als Kirche uns selbst lächerlich.

Umso mehr sollten wir uns bemühen, dass wir leben was wir glauben:
Dass jeder Mensch von Gott geliebt ist, dass Gott Gerechtigkeit will und Barmherzigkeit.